Wieder ohne Worte. So wie Texte die Dinge sichtbar und fassbar machen, so zerstören sie auch. Sie zerlegen das Ganze, das Wahre, eine Nacht und ein halbes Leben in Sätze, Punkte, Kommas und Fragezeichen. Sie zerlegen selbst das Schweigen, selbst das Nichts. Ich verstehe nicht, wie Schriftsteller und Reporter je Anfänge für ihre Geschichte finden. Wo doch alles, selbst die Vorgeschichte, eine Vorgeschichte hat (ob man sie kennt oder nicht). P.s Vorgeschichte ist das, was ich vorgestern Nacht erfahren habe. Ich revidiere: Ein kleinen Teil davon, Bruchstücke, Erinnerungsfetzen, im wahrsten Sinne dieser Wörter. Er blendete sie aus, er hat geschwiegen. Immer. Bisher. Aus Schutz vor sich selbst und aus Schutz vor anderen. Und was er erzählt hat, war längst nicht „nur eine dieser Geschichten über Ruandas genozidäre Vergangenheit“, es war weit mehr. Es war eine Geschichte über die Gegenwart und die Zukunft dieser zerklüfteten Gesellschaft, über Intrigen und falsche Freundschaften, erschreckende Wahrsagungen und gescheiterte Versuche. Eine Geschichte über einen jungen Mann, der die Vergangenheit ruhen lasst und nicht sicher ist, was kommt, der alle Möglichkeiten ausschöpft und seine Grenzen zu gut kennt. Und wäre ich eine gute Journalistin, würde ich sie aufschreiben.
Nehmen, was war. Nehmen, was kommt.
6 07 2010Kommentare : 2 Kommentare »
Tags: Genozid, Hoffnung, Leben
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Zitat der Woche
6 07 2010„Wir brauchen keine Straßennamen hier in Kigali.“ „Warum?“„ Nur 7 % von uns wohnen in Straßen.“
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Der letzte Akt – Swirl my life
6 07 2010
Es ist verrückt. Ich bin gerade erst vom Zwischenseminar aus Nairobi zurück, heil und glücklich in der „Heimat“ angekommen und gedanklich schon wieder auf dem Sprung. Fünf Wochen, davon zwei Wochen Urlaub und drei Wochen Arbeitszeit bleiben mir noch, es werden gefühlte 5 Tage sein. Keine Lust auf Abschied….
Ich male mir den ersten Tag aus, wenn ich dann in die westliche Gesellschaft zurück gepurzelt komme und nicht ohne Weiteres aufhören will, Ruanderin zu sein. Vielleicht werde ich in Berlin in afrikanischen Kleidern Bus fahren und dann mit der Faust drei mal kräftig ans Innengehäuse knocken, als Zeichen, dass ich bitte an der nächsten Station aussteigen möchte. Ich werde wahrscheinlich „kzzzzzz kzzzzzzzzzzzzz“ machen, wenn ich den Kellner im Restaurant oder jemand anderes auf mich aufmerksam machen will. Wenn einer niest, werde ich „Urakire“ anstatt „Gesundheit“ wünschen und ganz enttäuscht sein, dass er oder sie nicht „Twese“ antwortet, („Uns beiden“). Ich werde Feilschen, wo es nur geht (also überall), auch in Reisebüros, Möbelhäusern und Schuhläden.
Und das ist noch nicht alles. Vielleicht werde ich meine neuen Bekanntschaften (nach Namen und dem Befinden) als erstes fragen, auf welchem Hügel sie wohnen, ob sie verheiratet sind, (bei Bejahung) wie viele Kinder sie haben und wie viele Kühe. Ich werde fremde Menschen auf der Strasse anlächeln und dann hoffentlich zwei Stunden mit ihnen Tee trinken und small-talken…Ich werde meine Einkäufe auf dem Kopf nach Hause tragen. Und falls ich nicht sogar dank einer dieser Aktionen bei der Polizei oder in der Psychiatrie lande, so wird mir bestimmt ganz schwindelig bei den Reakionen meiner Mitmenschen…mein Leben steht dann wieder Kopf. Ich werde mich fragen, wo ich denn nun schon wieder gelandet bin, warum alles so rennen und rumstressen und griessgrämig schauen. Der Rückkehrer-Schock!!! Aber als Afrikanerin bleibe ich optimistisch.. und treffe mit der Zeit bestimmt den ein oder anderen, der meine Eigenarten lustig findet und mich (trotz seines Unverständnisses) akzeptiert und mag…
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Tags: Alltag, Kulturschock, Rückkehr
Kategorien : Allgemein, Zuhause
Ohne Kommentar
25 06 2010Ich lag gestern am fruehen 24.06.2010 gegen 1.00 Uhr nachts in meinem Bett und habe einen Schuss gehoert… ich habe kurz ueberlegt, wer, was, wo, wieso…und war mir ziemlich sicher, dass man nicht auf Tiere geschossen hat… dann hat mich der Schlaf uebermannt
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Let’s try and see…/Tugerageze na tuzareba…
7 06 2010Das Zwischenseminar rückt näher, bzw. ich rücke ihm näher. Übermorgen geht es nach Nairobi und bevor ich ins wilde Kenya verschwinde und meinen wertvollen Internetstick hier zurücklasse, wollte ich noch ein paar Dinge los werden…nichts Welt bewegendes, nur ein paar zeitschluckende Selbstreflexionen, sehr theoretisch und unkonkret (Studium, ich vermisse dich!) Ich habe mich dabei am „Interkulturellen Fähigkeiten-Katalog“ (was für ein Titel!) von Margret Steixner abgearbeitet (Steixner (2007): Lernraum Interkultur. Von interkultureller Erfahrung und interkultureller Kompetenz. Wien). Viel Spaß, Nachfragen jederzeit erwünscht!
Selbstbewusstheit: Im Dachgeschoss. Nie habe ich soviel über mein Selbst nachgedacht wie hier, beweist auch dieser Artikel
Selbstvertrauen: Im Keller (hat nix zu sagen, ist mein Charakter)
Persönliche Reife: Steigend, hoffe ich zumindest. Sehr oft möchte ich hier aber einfach wieder „Kind“ sein..
Stabilität: IN – IN…
Kontaktfreudigkeit: Ja (mit Ausnahmen: ich finde das laute „Muzungu“-Gebell auf den Straßen immer noch nicht einladend) ist auch schwer, wenn die Menschen immer das Gleiche fragen: Kannst du mir ein Auto aus Deutschland besorgen? Kannst du mir ein Studien-Stipendium aus Deutschland besorgen? Bist du verheiratet?
Vertrauensfähigkeit: Schwankt um den Mittelwert: Keine Raubüberfälle bisher. Dafür viele offensichtliche (aber meist nicht bös‘ gemeinte) „Unwahrheiten“…
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Tags: Interkulturelles Lernen, Kulturschock
Kategorien : Allgemein, Mentalität
Kontraste… Bilder aus dem Land der tausend Hügel
2 06 2010Kommentare : 3 Kommentare »
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Ein Land ohne Gesellschaft? Nachtrag zu: „Journalisten braucht das Land“
30 05 2010Bei meinen doch sehr gründlichen Vorbereitungen zum Journalimus-Workshop in Kanama/Gisenyi habe ich eine (erschreckende) Feststellung gemacht. Ich wollte die Schüler fragen, was ihrer Meinung nach die Rolle der Medien in der Gesellschaft ist. Auf Kinyarwanda findet sich jedoch kein Wort für „Gesellschaft“. Ich habe das dann notgedrungen so übersetzen müssen: Ni akahe kamaro kitangazamakuru mu baturage b‘igihugu? Igigugu ist das Wort für „Land“. Hhmm, irgendwie finde ich das immer noch nicht sehr befriedigend und ich frage mich, was es für ein Land wie Ruanda bedeutet, wenn es keine Gesellschaft gibt.. Oder interpretieren ich da einfach zu viel hinein?
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Tags: Kinyarwanda, Kulturelle Kuriositäten
Kategorien : Allgemein, Gesellschaft
Was wollt ihr von mir wissen?
29 04 2010
Liebe Blog-Leser, liebe Freunde,
meine Gedanken drehen Kreisel, ohne klaren Anfang zwar, dafür bleiben sie auf halber Strecke stecken. Maze ibyumweru bitandatu mu Rwanda. Ich bin schon sechs Wochen hier und alles in meinem Kopf schreit nach: REFLEKTIERE! Zeit für ne Bilanz…
Was hatte ich mir vor dem Abflug vorgenommen? Was ist in Erfüllung gegangen und was in die Hose? Wo stehe bzw. sitze ich jetzt…? Bevor ich also hier mit meiner supersubjektiven Selbsbetrachungsschwadronage beginne, möchte ich euch um Mithilfe bitten. Normalerweise stelle ich ja immer die Fragen…Diesmal seid IHR es! Und zwar zu dem total konkreten Thema: „Ari schon 6 Wochen in Ruanda“ Was wollt ihr von mir wissen??? Any Schlagwörter oder Kriterien für die Bilanz?
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Cola-Manic
31 03 2010Auf den Rat meiner Freundin Ullo habe ich heute literweise Cola in mich hineingeschüttet, mit Erfolg
!!!
„bei Durchfall ist Cola super (der hohe Zuckergehalt tötet die Bakterien ab => deswegen schimmelt Honig auch nie, es sei denn es sind Brötchenkrümel drin)“
Was sonst noch so geschah:
Ich habe meinen neuen Namen bekommen. Noch ist es nicht offiziell, aber das ist mein Blog ja auch nicht, also..
Von jetzt an heiße ich „Kamaliza“.. , wer zuerst von euch die tiefere Bedeutung herausgoogelt, kriegt von mir drei ruandische Primus spendiert (bei persönlicher Abholung mit Unterkunft und spannenden Safaris inklusive)
ISANGO Star agreed for the radio-program, I’m preparing my show, so hopefully we can start the week after next on Tuesday Lese den Rest dieses Eintrags »
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Tags: Kamaliza, Krankheit, Kuriositäten
Kategorien : Allgemein, Mentalität
Hallo Welt!
15 02 2010Howdy beim »kulturweit« Blog!
Das ist dein erster, automatisch erstellter, Artikel. Editiere oder lösche ihn und fange mit dem Bloggen an!
Wie laufen deine Vorbereitungen, bist du fit für deine Zeit im Ausland? Ängste, Vorfreude,… ?!
Viel Spaß! Dein »kulturweit« Blog Team
FIT?? Ja, ich muss nur noch bis Mittwoch meine Wohnung auflösen, zwei Hausarbeiten schreiben, sämtliche Verträge von Fitnessstudio bis Energieversorger kündigen, und dann ab die Post nach Berlin
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