Let’s try and see…/Tugerageze na tuzareba…

7 06 2010

Das Zwischenseminar rückt näher,  bzw. ich rücke ihm näher. Übermorgen geht es nach Nairobi und bevor ich ins wilde Kenya verschwinde und meinen wertvollen Internetstick hier zurücklasse, wollte ich noch ein paar Dinge los werden…nichts Welt bewegendes, nur ein paar zeitschluckende Selbstreflexionen, sehr theoretisch und unkonkret (Studium, ich vermisse dich!) Ich habe mich dabei am „Interkulturellen Fähigkeiten-Katalog“ (was für ein Titel!) von Margret Steixner abgearbeitet (Steixner (2007):  Lernraum Interkultur. Von interkultureller Erfahrung und interkultureller Kompetenz. Wien). Viel Spaß, Nachfragen jederzeit erwünscht!

1. Sektor: Selbstmanagment:

Selbstbewusstheit: Im Dachgeschoss. Nie habe ich soviel über mein Selbst nachgedacht wie hier, beweist auch dieser Artikel

Selbstvertrauen: Im Keller (hat nix zu sagen, ist mein Charakter)

Persönliche Reife: Steigend, hoffe ich zumindest. Sehr oft möchte ich hier aber einfach wieder „Kind“ sein..

Stabilität: IN – IN…

Kontaktfreudigkeit: Ja (mit Ausnahmen: ich finde das laute „Muzungu“-Gebell  auf den Straßen immer noch nicht einladend)  ist auch schwer, wenn die Menschen immer das Gleiche fragen: Kannst du mir ein Auto aus Deutschland besorgen? Kannst du mir ein Studien-Stipendium aus Deutschland besorgen? Bist du verheiratet?

Vertrauensfähigkeit: Schwankt um den Mittelwert: Keine Raubüberfälle bisher. Dafür viele offensichtliche (aber meist nicht bös‘ gemeinte) „Unwahrheiten“…

WEITERlesen..

Stressresistenz: Auf dem absteigenden Ast. Ich dachte, das wird von Monat zu Monat besser, ich kenne mein Viertel, die Händler, die Buslinien. Doch umso tiefer ich in die Kultur „eindringe“, umso genauer ich hinschaue, umso anstrengender wird’s…

2. Sektor Differenzmanagement: (geiles Wort)

Offenheit: = Kontaktfreudigkeit, oder? (Für die Natur hier bin ich auch sehr sehr offen.)

Interesse: JA, JA und nochmals JA.

Durchhaltevermögen: Ein Glück, sind ja nur noch 2 Monate und davon 1 Monat Urlaub bzw.  Zwischenseminar: Juchuuuu  (bitte nicht glauben, dass ich das ernst meine)

Hand in Hand...

Veränderungsbereitschaft: die ist 1A Spitzenklasse,  siehe Blog Artikel: „Es fehlt nur noch der Pass..“

Gegenseitigkeit: Ja, wenn mir jemand „MUZUNGU!!!“ und „GIVE ME MONEY“ ins Gesicht schreit, schreie ich zurück… Wenn ein Kind meine Hand greift, greife ich zurück…

Vorurteilsfreiheit: Hmm, die erreicht man doch nie, auch nicht (oder soll ich sagen: schon gar nicht) im „Homeland“. Aber ich gebe mir alle Mühe, WIRKLICH!!!

Toleranz: Ja und Nein, nie und niemals nie gegenüber Intoleranz!!

Empathie: große … für die „einfachen“ Menschen, ob hier oder dort

Respekt: Iteka, immer.

Zurückhaltung: Sehr. Zu sehr manchmal. Nein. Siehe Gegenseitigkeit.

3. Sektor: Integrationsmanagement: (doofes Wort)

Flexibiliät = Veränderungsbereitschaft, oder?

Komplexitätsreduktion: War noch nie meine Stärke (denn = Realitätsverlust und wer hat den schon gerne?)

Ambiguitätstoleranz: … was ist das denn??? Simbizi

Frustrationstoleranz: Nein, ich hasse es, wenn nicht alles so läuft, wie ICH WILL .

„Let’s try and see“ …oder „Let them try and see“ sind die am häufigsten verwendeten Sätze meiner geschätzten Kollegen und Freunde… Vielleicht ist es auch das Credo eines ganzen Kontinents:

TRY and FAIL! TRY and FAIL! TRY and FAIL a thousand times. TRY and WIN


Actions

Informationen

4 Antworten

9 09 2010
Margret Steixner

Hallo, ja, das bin ich Margret, die diesen trockenen theoretischen Text und den Fähigkeitenkatalog verfasst hat- entschuldigt- das war halt eben eine Diss. Ich finde es wunderbar erfrischend und schön zu lesen, dass ich euch damit zu denken über euch selbst und andere gebracht habe. das ist genau was ich erreichen wollte:) i feel inspired. für mich ist nämlich interkulturelle kompetenz vor allem eine reise zu sich selbst. alles liebe und schönes weiterreisen. margret

19 06 2010
Henubis

Hallo…
ich lese diesen Blog seit kurzem, weil ich selber ab August ein Jahr in Kigali, Ruanda verbringen werde. Erfrischende Texte 🙂
Ambiguitätstoleranz hatten wir mal im Unterricht… sie beschreibt die Fähigkeit, wie man mit widersprüchlichen geselllschaftlichen Werten und Erwartungen zurechtkommt.
Beispiele dafür?
Vielleicht Personen, die aus einem Umfeld kommen, in dem Männer und Frauen keine gleichberechtigte Rolle haben und dann in einem relativ gleichberechtigten Deutschland leben.
Oder ein Muslim, der als Strandkellner leicht bekleideten Damen den Drink serviert.
Oder Jugendliche, die als Kinder erfahren haben, dass „kein Sex vor der Ehe“ erstrebenswert ist und es dann doch davor machen.
Usw…
Zu Ruanda fallen dir sicher noch mehr Beispiele ein.
Grüße

19 06 2010
ariane

Hey,
herzlichen Glueckwunsch!! Kimisagara und das „Maison des Jeunes“ sind geil… Ich fliege Mitte August zurueck.
Du wirst SPASS haben und bitte blogge ordentlich, dann kriege ich in Deutschland bestimmt „Heimweh“ 🙂

8 06 2010
unmittelbarst

Oh, dieser Artikel – so schön ich ihn finde – frustriert mich ein wenig. Bei ganz vielen Punkten muss ich mir nämlich in meiner eigenen Selbstreflektion eingestehen, dass ich nicht so ganz an meine selbstgesetzten Maßstäbe herankomme. Es ist so einfach, sich hier in seine bequeme Expat-Blase zurückzuziehen, dass meine anfängliche Neugierde unterwegs irgendwie ein wenig verloren gegangen ist. Und meine Sprachkenntnisse werden eigentlich von Tag zu Tag schlechter, oder vielleicht wird mir auch nur von Tag zu Tag bewusster, wie kompliziert Chinesisch eigentlich ist und wie ewig es noch dauern wird, bis ich es irgendwann einmal wirklich beherrsche (nein, ganz ehrlich: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemals der Fall sein wird).
Ansonsten: Deinen kompletten ersten Sektor könnte ich kopieren und auf meinen Blog stellen – es geht mir da exakt genauso 🙂




Zur Werkzeugleiste springen