Es ist April, der Monat der Trauer in Ruanda. Meine Sorgen sind bedeutungslos klein, eine Stimme haben sie trotzdem. Nachdem ich ja bisher nur am Schwä
rmen war, hat sich der HIMMEL gestern dunkel zugezogen.
Es gießt aus Kannen und irgendwie läuft auch ansonsten alles schief. Ich habe ernsthaft und wiederholt versucht, mich an meine kulturweit-Impro-Theater-Workshops zu erinnern, wo mir beigebracht wurde, die Situationen anzunehmen, wie sie sind. Mit mäßigem Erfolg. Wer schon deprimiert ist (oder wer demnächst in dieses wundervolle Land kommt) kann auf diesen Blog-Eintrag getrost verzichten…
Frust 1: Mit meinen Ballerinas in einem fiesen, löchrigen Bordstein hängen geblieben und dabei den Fotoapparat fallen lassen. Deshalb muss dieser Blog-Artikel leider mit zwei hässlichen Handyfotos auskommen.
Lichtblick: Wenn man Dinge fallen lässt, sagen die Ruander, wird man bald heiraten. (Nein, für diesen Glauben gibt es keine Logik!)
Frust 2: Verständnisprobleme mit meinen Mitmenschen: Sprachlich und/oder kulturell, und/oder persönlich.
Lichtblick: Freunde, die einem die Leviten lesen und eine Hausdame, der man das Herz ausschütten kann.
Frust 3: Kein Internet. Mein eigenes Modem, das seit zwei Wochen in Auftrag ist, lässt auf sich warten.
Lichtblick: Ein Freund leiht mir seins, zumindest für die Arbeit. Vor einer Minute kam zudem eine SMS mit dem Versprechen, dass mein Modem Montag da ist. Internetcafes en masse…
Frust 4: Eine Feier, auf der man nur zwei Menschen kennt, alle Kinyarwanda sprechen und man 3 Stunden rum sitzt, bevor die Ansprache beginnt.
Lichtblick: Ein blinder Student, der sich schließlich neben mich gesetzt hat, um zu dolmetschen. Danach noch über Kultur, Angela Merkel und Europa diskutiert.
Frust 5: Nachts nach der Party 30 Minuten durch den schönsten Matsch bis zur nächsten größeren Straße laufen müssen, um ein Moto nach Hause zu finden. Beim Aufsteigen irgendwie nichts gesehen und das nackte Bein am Moto verbrannt.
Lichtblick: Die verbrannte Stelle ist kleiner als zuerst befürchtet. SOS-Email an Ullo wurde sofort beantwortet (das ist wahre Fürsorge!!): „Blase steril aufstechen, mach dünn von der Betaisodona-Salbe drauf, deck alles steril ab. Wechsel den Verband zweimal täglich. Das Nässen müsste mit der Zeit aufhören. Wenn die Wunde anfängt Schorf zu bilden, lass die Salbe weg.“ (Hätte ich auch alleine wissen oder go
ogeln können, jajaja…schon gut).
Frust 6: REGEN, REGEN, REGEN. Verdreckte Schuhe, unpassende Kleidung und kein Durchkommen zur geteerten Straße.
Lichtblick: Cappuccino trinken, Weißbrot mampfen und plaudern mit meiner Hausdame Nadine. Außerdem die vielen mitgebrachten Bücher von zuhause: „Tender Bar“ von J.R. Moehringer zum Beispiel… Kindheitsträume
Ich schließ mich an: Fester, imaginärer Drücker für Dich ! Morgen sieht die Welt vielleicht wieder etwas anders aus…?!
Jupp, und noch ne Umarmung von mir ;D
*drück*
Stimmt, hast dir wirklich einen Kuss verdient.
Kuss!