Was wollt ihr von mir wissen?

29 04 2010

Liebe Blog-Leser, liebe Freunde,

meine Gedanken drehen Kreisel, ohne klaren Anfang zwar, dafür bleiben sie auf halber Strecke stecken. Maze ibyumweru bitandatu mu Rwanda. Ich bin schon sechs Wochen hier und alles in meinem Kopf schreit nach: REFLEKTIERE! Zeit für ne Bilanz…

Was hatte ich mir vor dem Abflug vorgenommen? Was ist in Erfüllung gegangen und was in die Hose? Wo stehe bzw. sitze ich jetzt…?  Bevor ich also hier mit meiner supersubjektiven Selbsbetrachungsschwadronage beginne, möchte ich euch um Mithilfe bitten. Normalerweise stelle ich ja immer die Fragen…Diesmal seid IHR es! Und zwar zu dem total konkreten Thema: „Ari schon 6 Wochen in Ruanda“ Was wollt ihr von mir wissen??? Any Schlagwörter oder Kriterien für die Bilanz?





Alles nur Banane

29 04 2010

Wie mein Tag hier in Kigali, so beginnt auch dieser Blog-Eintrag mit Bananen und endet mit Bananen.  Delicious!!! Mein Frühstück, Mittag- und Abendessen…Ich kann nicht davon lassen, obwohl mein Magen wieder rebelliert. Am besten schmecken die kleinen Baby-Bananen, die in Deutschland ungefähr das 5-fache kosten.

Beim Einkauf zeigt sich schnell, wie afrikanisch man schon ist… Das beginnt bei der Auswahl der Einkaufsstätte… Hat man Platzangst oder ist in Eile, will man seine Ruhe haben und feilschfrei einkaufen , kann man in einen der überteuerten Supermärkte der Innenstadt gehen… pro Apfel zahlt man dann schon mal 50 Cent. Der Anblick vieler Weißhäuter dort darf einen bitte nicht stören… Auch nicht das Geläster der Kassierer/innen..oder die westliche Popmusik aus den Lautsprechern.. Auch nicht das eigene schlechte Gewissen..  (wenn man am Ausgang auf unterernährte Kinder trifft…)

Ist man dagegen am kulturellen Austausch und einem großen preiwerten Früchtekorb interessiert (JA JA JA), empfehlen sich die lokalen Großmärkte wie z. B. der in Kiminronko (ganz in der Nähe von meiner Arbeitsstätte).  Wenn man aus Ruanda kommt oder sich hier schon beinahe zuhause fühlt,  steuert man zielgerichtet  – zwischen dutzenden von Ständen –  auf einen der Verkäufer zu (wahrscheinlich ein Freund, ein Bruder oder eine Schwester). Man lässt sich beraten, verzieht die Mundwinkel und tut bedächtig.. bevor man sich zum Kauf entschließt.Falls Muzungu das Obst und Gemüse zunächst etwas verschrumpelt vorkommen mag und er/sie mit dem Kauf hadert, wird spätestens nach dem ersten Probeschmaus klar: NIE MEHR diese schrecklich glänzend polierten Äpfel aus den heimischen Supermärkten…. (genau LINUS, nie mehr Bananen aus Ecuador) und nie mehr für Chemiefraß an der Kasse stehen.

Man feilscht derweil auf Kinyarwanda um den Preis und scheucht Jungs, die einem lautstark ihre Tragedienste aufdrängeln, erbarmungslos davon. Bettelnde Frauen mit zerlumpten Kleidern und Babys auf dem Rücken, machen einen traurig, aber mehr auch nicht.  Fotografieren lässt man besser sein, außer man braucht noch mehr Aufmerksamkeit. Die Bilder beweisen ja, dass ich Aufmerksamkeit, Gedränge und stimmungvolle Feilsching-Atmospähre favorisiere (ich gebe zu, nicht immer…)





Wenn Kamaliza singt…

22 04 2010

Es hat sich rum gesprochen, dass ein Muzungu dein Lied auswendig kann:  Meddy- dieser Eintrag ist für dich!!!

Ich singe dich den ganzen Tag…Vielleicht weil ich stolz bin, dass ich mit dir ein bisschen Kinyarwanda gelernt hab, vielleicht weil deine Musik ohrwurmmäßig einfach ist und jeder deine Lieder liebt.

Gestern zum Beispiel… wollt ich nur mal eben mit Rapha joggen gehen…Wir wurden sogleich von zwei dutzend Grundschulkindern umkreist: Ein aufgescheuchter Bienenschwarm mit Schulranzen und karierten Hemden, der mit jedem Meter größer und größer wurde. Bergauf, bergab, über Pfützen und Steine hüpfend: Komeza, komeza, vuba vuba.  Und während wir bereits leicht keuchten, hatten die Schüler noch Luft zum Lachen und Scherze machen. Abazungu, die von Hügel zu Hügel joggen, sind schon eine Attraktion an sich … Meddy – dann kamst du…

„Nkunda kuririmba“ (Ich singe gerne). Kamaliza singt, Muzungu singt beim Joggen Meddy und alle stimmen ein… Alt & Jung, Groß & Klein, weiß & schwarz:  Kontraste lautstark, Kontraste-Gleichklang: Einen vollen Kilometer.

http://www.youtube.com/watch?v=aVk1i8UWX8g

„Genda umubwire ko nta mwanga na gato,

mubwire ko ibyo yaketse ko atari byo

nange si nge kandi nawe si we

icyo nzicyo ni uko nawe ankunda

sinamwanze ehee yabogojwe nubusa umubwire

ko ntigeze mwanga ahaaa yabogojwe n’ubusa umubwire“ …. usw.

Meddy, ich warte. Wann joggen wir „Mubwire“ singend durch die Stadt?? Von den schönsten Momenten im Leben gibt es keine Bilder.





Kein Regenbogen in Sicht

14 04 2010

Die wunderschöne ruandische Natur konnte ich vor ein paar Wochen an der Grenze zu Tansania bestaunen.. Doch momentan ist in Kigali kein Regenbogen in Sicht…, dazu siehe:

http://www.newtimes.co.rw/index.php?issue=14230&article=28032
http://rwandinfo.com/eng/rwanda-grenade-attacks-in-two-locations-in-kigali-leaves-one-dead-four-injured/
http://www.belfasttelegraph.co.uk/news/world-news/rwanda-presidential-candidate-arrested-14775894.html?r=RSS




Kopfschütteln und staunende Muzungu-Augen.. über/weil

7 04 2010

  • Frauen und die Standfestigkeit ihrer Köpfe;
  • Männer, die nach dem Essen deftig rülpsen und mit dem Zahnstocher im Mund herumfischen;
  • Kostenfreies Parken, weil da wer wen kennt;
  • Kostenfreies Essen, weil da wer wen kennt;
  • die Tatsache, dass ein R manchmal ein L ist und dann doch eher ein R (oder irgendwas dazwischen): Waramutse, Walamutse, Wadramutse;
  • Frauen, die sich mit geraden Beinen bis zum Boden bücken;
  • Dissertationen ohne Quellennachweise oder Literaturverzeichnis;
  • „Busbegleiter“, die an jeder Station aussteigen, die Straße auf und ab rennen und in alle Himmelsrichtungen nach Gästen AusSCHREI halten;
  • Geld holen ohne sich in der Schlange anzustellen, weil da wer wen kennt;
  • Geld holen ohne sich in der Schlange anzustellen, weil man „Muzungu“ ist;
  • Männer, die als Zeichen ihrer Freundschaft Händchen haltend umher laufen (Frauen natürlich auch);
  • Ruander, die generell wenig und am wenigsten Wasser trinken (dann schon eher Bier, Fanta oder Tee);
  • die Tatsache, dass Plastiktüten im ganzen Land verboten sind, Plastikflaschen aber nicht;
  • Ruander, die einen Job kriegen, weil da wer wen kennt;
  • Ruander, die einen Job verlieren, weil der, den sie kennen, einen anderen besser kennt




Im Galopp: Eine Reit-Anleitung für Mopeds

7 04 2010

Dieser Eintrag passt nicht zum heutigen Tag, siehe http://www.un.org/events/rwanda/ und http://www.un.org/ecosocdev/geninfo/afrec/newrels/rwanda.htm und http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_in_Ruanda

Ich bitte um Vergebung, dass ich der Welt heute von „Belanglosigkeiten“ berichte. Aber für alles andere fehlen mir die Worte…

Vor ein paar Tagen habe ich schon mal über meinen kleinen nächtlichen Brand-Unfall mit einem Moto berichtet. Verständlicherweise hatte ich danach erst mal genug vom „Reiten“.  Die Wunde ist jedoch schnell verheilt und ich erfreue mich wieder  jeder Gelegenheit, bei der ich ein Moped nehmen kann.

An dieser Stelle zitiere ich gerne Andrea Jeska (DIE ZEIT, Nr. 13/2010, S. 67):

„Die schönste Art, Kigali zu sehen, ist auf dem Beifahrersitz eines Mopedtaxis. Tausende, wahrscheinlich Zehntausende düsen durch die Stadt und für ein paar Hundert ruandische Franc, meist nicht mehr als einen Euro, kann man von Hügel zu Hügel fahren […] mit Herzrasen durch den Feierabendverkehr, zwischen Autos und Lastwagen gequetscht, ein Flehen um heiles Ankommen auf den Lippen.“

Um das Moped fahren hier in Ruanda genießen zu können, gilt es  zwei große Hürden überwinden: erstens die Angst und zweitens die Abzocke. Lese den Rest dieses Eintrags »





Alle schlechten Dinge sind Sechs

2 04 2010

Es ist April, der Monat der Trauer in Ruanda. Meine Sorgen sind bedeutungslos klein, eine Stimme haben sie trotzdem. Nachdem ich ja bisher  nur am Schwärmen war, hat sich der HIMMEL gestern dunkel zugezogen.

Es gießt aus Kannen und irgendwie läuft auch ansonsten alles schief. Ich habe ernsthaft und wiederholt versucht, mich an meine kulturweit-Impro-Theater-Workshops zu erinnern, wo mir beigebracht wurde, die Situationen anzunehmen, wie sie sind. Mit mäßigem Erfolg. Wer schon deprimiert ist (oder wer demnächst in dieses wundervolle Land kommt) kann auf diesen Blog-Eintrag getrost verzichten… Lese den Rest dieses Eintrags »








Zur Werkzeugleiste springen