Eine Rolle rückwärts

30 03 2010

Ich fange den Tag mal von hinten an. Die Schreibblockade ist überwunden. Irgendwie war ich die letzten zwei Wochen so sehr mit Eindrücke sammeln, Leute treffen und Kinyarwanda lernen beschäftigt, dass mir nicht nach Bloggen zumute war.

19:46 Kigali: Ich bin zuhause, endlich.  Eben noch beim Gymtonic-Kurs (Aerobic) im großen Sportstadium gewesen, um wieder fit zu werden. Schließlich will ich die Jungs auf dem Freiplatz weiterhin so gut abzocken können. Einen Basketball habe ich letzte Woche für umgerechnet 5 Euro erstanden, jetzt fehlt nur noch eine Damenmannschaft und the play goes on…!

Es ist seit 2 Stunden dunkel in Ruanda, niemanden stört das. Die letzten paar hundert Schritte nach Hause laufe ich zu Fuß: die rote, pfützengesäumte „Dirty Road“ in Kinamba ist voller Menschen. Kleine Läden und Menschen an Holztischen bieten weiter ihre Waren an, manche grillen Maisspieße am Straßenrand, andere verkaufen Popcorn…

Muzungu, muzungu! JA, ich falle auch im Dunkeln auf (siehe 1. Blog-Eintrag). Ich habe alle Sätze im Kopf, die ich sagen werde, sollten mich auf dem Weg nach Hause Männer anquatschen.. Oya, Sinshaka, Genda, Nyibagirwa (nein, ich will nicht, hau ab, forget about me). Damit kann ich mehr Kinyarwanda, als man mir zu traut. Aber natürlich belästigt mich niemand. Stattdessen kommen mir patrouillierende Soldaten entgegen. Die sind hier jede Nacht, seit es in Kigali vor kurzem  zwei Anschläge mit Handgranaten gab.

19:30 Uhr: Tu gende. Ich steige in Remera (wo ich arbeite und auch das Sportstadium ist) in den Minibus nach Nyabogogo ein. Busfahren ist lustig, nicht so spaßig wie Mototaxi-fahren vielleicht, aber billig. Die Busse sind immer voll, soll heißen 18 oder 19 Menschen (im MINI-BUS) dicht an dicht. Die Busse haben zusammenklappbare Sitze, so dass man Platz zum Ein- und Aussteigen schaffen kann. Wenn man so verschwitzt wie ich in meinen Sportsachen und einigem Gepäck einsteigt, kann das schon etwas unbehaglich für die anderen werden.. was solls… ein Kind steigt ein, lächelt und streichelt meine Hand. Was gibts Schöneres?

17:30-19.30: Ich fühle mich wie neu geboren..SPORT im „Fitnessstudio“, dort gibt zwar nur 10 Muskelmaschinchen, aber immerhin drei funktionierende Laufbänder… und Step-Aerobic habe ich auch schon lange nicht mehr gemacht.

14.00-17:30 Uhr: Clement, mein Kollege von der UNESCO hat mir irgendwie einen Wunsch von den Augen abgelesen. Als ich meinte, ich hätte Hunger, hat er mich zu einem deutschen Supermarkt gefahren…. Als ich dort deutsches Mischbrot, Cappuccino und Knuspermüsli entdeckte, bin ich echt ausgeflippt vor Freude!! Mischbrot!!! Na okay, auch die anderen Dinge habe ich mir gegönnt… echter Luxus. Übrigens habe ich schon seit 5 Tagen Durchfall von zuviel Weißbrot und trotz der 10 Bananen, die ich jeden Tag esse.

Wir besuchten nach dem Mittagessen einen privaten Radiosender, um ein Radio-Schnittprogramm auf den PC zu laden und meine eigene Radioshow vorzubereiten. It will be an interactive emission, called „Voice for children“, broadcast in English and deals with all aspects of Education. Die Sendung wird auf  Isango Star laufen, noch weiß ich nicht genau wie, aber das wird schon…Meanwhile hat mir Clement schon ein paar ruandische Spitznamen vorgeschlagen… nach zwei Wochen!! Wenn man einen ruandischen Namen bekommt, ist man in der Gesellschaft so richtig angekommen und akzeptiert, heißt es…vielleicht ist es bald so weit….Er sagt ständig, ich müsse auch einen ruandischen Passport bekommen, ….kidding man

Der Techniker vom Sender hat mir auch noch gleich einige großartig kitschige ruandische Songs kopiert, eines davon heißt MUBWIRE (Tell her) von dem Sänger Meddy.. zu finden auf Youtube…das läuft hier den ganzen Tag im Radio rauf und runter und jeder Ruander singt mit …(ich auch ).

12.00 Uhr: Lunch. Ich habe diesmal wieder auf „Akabanga“ („the secret“) verzichtet, ein ultra scharfes Zeug, was angeblich gut für S… sein soll, statt dessen habe ich eine Menge „imineke“ (Bananen) gegessen, was auch gut für S.. sein soll.

10.00 Uhr: Gespräch mit dem Chef von ISANGO Star über die Radiosendung.. Okay, 80% der Zeit wurde Kinyarwanda gesprochen und ich habe kein Wort verstanden.

7.00 Uhr. Vom Chauffeur abgeholt und zum UNESCO-Büro gefahren werden. Menschenströme laufen einem am Straßenrand entgegen, sie sind auf dem Weg zur Arbeit, zur Schule, zum Acker. Viele Kinder in Schuluniform, Damen in bunten Kleider, Landarbeiter mit Sparten, Harke oder Machete in der Hand…ohh Ruanda..


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