Noch ein Kuss und dann ist Schluss

Irgendwie hab ich von mir selbst verlangt, einen Abschluss zu bringen. Und hier ist er nun: Ich bin schon seit fast zwei Monaten wieder zu Hause. Und alles ist wie immer. Im Thüringer Wald gibt es mehr Regen und bewölkte Tage als in Budapest. Am meisten vermisse ich aber nicht die Sonne (die kommt hier nun endlich auch mal raus). Ich vermisse es, mit Sophie zusammen zu wohnen, mit Fenja, Paula, Sophie und Jakob Abenteuer zu erleben, in eine der Markthallen zu gehen, oder an die Donau.
Wenn ich jetzt zurück schaue, war es eine großartige Zeit. Ob sich meine Erwartungen erfüllt haben? Nein.
Ich habe erwartet, in eine Kultur einzutauchen, eine Sprache zu lernen, mit ‚Einheimischen‘ befreundet zu sein, Projekte zu gestalten, über die Schule politische Bildungsarbeit leisten zu können. Nichts davon hat so richtig geklappt.
Dafür habe ich eine handvoll großartige Menschen kennengelernt, angefangen meine Vorurteile gegenüber Osteuropa abzubauen, ich bin gereist, habe Budapest und Ungarn kennen und lieben gelernt, meine Komfortzone bereits beim Vorbereitungsseminar verlassen, die Möglichkeit gehabt, mich mit Diskriminierung, Globalisierung, Nachhaltigkeit und Feminismus intensiv auseinanderzusetzen. Ich habe Kontakte geknüpft und Ideen gesammelt, an denen ich jetzt arbeiten kann.
Ich möchte keine der Erfahrungen vermissen, ich habe viel gelernt, bin gewachsen. Ganz anders als gedacht. Ob ich kulturweit weiter empfehlen kann, das weiß ich nicht. Denn kulturweit ist nicht das, was ich mir vorgestellt habe. Ausländische Bildungs- und Kulturpolitik, das was ich davon mitbekommen habe, ist nicht besonders vielfältig, nicht besonders integrativ oder inklusiv, es ist eher ziemlich elitär. Das ganze ist so gesehen ziemlich ironisch, und weit weg von Chancengleichheit.
Ich glaube es ist in Ordnung, kulturweit als Möglichkeit zu sehen, persönlich weiter zu kommen und Erfahrungen zu sammeln und ab und zu eine helfende Hand zu sein. Es ist jedoch auch wichtig, zu sehen, dass so lange Deutschland jedes Jahr mehrere tausend Freiwillige entsendet und nur einen sehr geringe Zahl von Freiwilligen empfängt, wir international (als Freiwillige) nicht auf Augenhöhe agieren können.
Und trotz der negativen Gedanken über Politik, Globalisierung und den Sinn und Unsinn von Freiwilligendiensten, fühlt es sich wie Liebeskummer an, an die Zeit in Budapest zu denken.