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Von Abschieden und letzten Malen

Nicht mehr lange, dann ist es soweit! Das größte Abenteuer meines Lebens startet. Zuerst 10 Tage Seminar und dann schließlich, am 13.09., der Flug nach Podgorica, der Hauptstadt Montenegros.

Mein Gemütszustand wechselt stündlich zwischen Vorfreude auf ein neues Land, auf ein selbstständiges Leben, ganz einfach auf ein großes Abenteuer, Angst vor dem Unbekannten und auch Trauer über den Abschied von meiner Heimat, meiner Familie, meinen Freunden.

Nachdem ich die ersten Abschiede schon im März direkt nach dem Abitur hinter mir hatte, folgten vor den Sommerferien mein Orchester und meine BigBand, die in den Ferien nicht proben. Meine Tante machte ihren Abschiedsbesuch und Freunde, die ebenfalls ins Ausland gegangen sind, verschwanden nach und nach.

Jetzt ist es noch genau eine Woche bis zum Seminar und ich tue viele Dinge in dem Bewusstsein, sie für ein Jahr das letzte Mal zu tun. Das letzte Mal meine Großeltern besuchen, das letzte Mal Mädelsabend, das letzte Mal Betze. Das letzte Mal mit meiner Oma zum Chinesen Mittagessen gehen, das letzte Mal endlose Diskussionen über Gott und die Welt mit meinem Bruder führen, das letzte Mal mit meiner Mama Shoppen gehen. Alle diese Sachen werde ich vermissen, aber dank Skype, Facebook und Whatsapp bin ich ja nicht ganz aus der Welt.

Im Moment geht die Motivation, die letzten Vorbereitungen zu treffen, gegen Null, ich rede mir immer ein, dass ja noch ein bisschen Zeit ist, aber die wichtigsten Sachen sind ja bereits erledigt. Mein überdimensionaler Koffer steht seit Wochen in meinem Zimmer, lacht mich an und verheißt große, zukünftige Abenteuer. Die kleine Abschiedsparty mit meinen Freunden ist geplant und die Packliste ist ausgefeilt, erweitert, nach dem Probe-Packen zusammengestrichen und wieder erweitert. Als weibliches Wesen tendiere ich grundsätzlich zu der Feststellung, nichts zum Anziehen zu haben! Diesen Ausspruch musste ich revidieren, nachdem ich verzweifelt versuchte, Hosen, Pullover, T-shirts, Jacken und Schuhe in meinen riesigen, aber leider immer noch viel zu kleinen Militär-Bundeswehr-Rucksack zu quetschen. Ich dachte eigentlich nicht daran, dass das Packen so ein Problem wird, bis mir auffiel, dass Ulcinj zwar am Meer liegt, es dort ja aber vermutlich trotzdem mal Winter wird und ich somit Winterjacke, Mütze, Schal und Handschuhe einpacken sollte. Kann man bei den Temperaturen diesen Sommer ja mal vergessen 😀

Jetzt hoffe ich, dass es möglichst schnell losgeht, damit ich gar nicht so viel Zeit habe, mir Gedanken zu machen, was möglicherweise, eventuell schief gehen könnte.

Der Countdown läuft 🙂

 

Jana, wie heißt das Land nochmal?

Das ist die wohl häufigste Frage, die ich in den letzten Wochen von Freunden, Bekannten und Verwandten gehört habe. Klar, ein Land mit etwa so vielen Einwohnern wie Frankfurt am Main hat man nicht sofort auf dem Schirm. So ging es mir auch: Als die so sehr herbeigesehnte Mail mit dem Platzangebot kam, musste ich auch erstmal ein bisschen recherchieren. Ich wusste, irgendwo auf dem Balkan zwischen Serbien, Bosnien-Herzegowina und Albanien, aber das war es dann auch schon.

Also informierte ich mich über Stadt, Land und Leute und wurde immer begeisterter. Ulcinj, ein kleines, gemütliches Städtchen direkt am Mittelmeer, laut Platzbeschreibung Baden im Meer von Februar bis November, multiethnisch und kulturell offen und vielfältig. Also praktisch alles, was ich mir erträumt habe. Dass ich den Platz annehmen würde, war keine Frage mehr.

Nicht alle in meinem Umfeld waren begeistert von der Idee, ich musste mehrmals meine verängstigte Oma am Telefon beruhigen, dass das dort kein Kriegsgebiet ist und ich nicht einfach irgendwo in der Wildnis ausgesetzt werde. Aber bei den meisten überwog dann doch das Interesse: Wie lange? Wo? Was tust du da? Welche Sprache sprechen die? Und immer wieder „Wie heißt das Land nochmal?“. Ich hörte alles von Monte Carlo über Monaco bis hin zu Mazedonien.

Mittlerweile sind alle bestens mit Informationen versorgt, die Omas und Tanten sind aufgeklärt und umfassend beruhigt, Versicherungen sind abgeschlossen, Konten eingerichtet, der Flug gebucht und der Reisepass liegt druckfrisch bei mir zu Hause. Nach dem ganzen Vorbereitungsstress sehe ich das Jahr momentan hauptsächlich als Belohnung 😀

Natürlich habe ich mir auch ein paar Sorgen gemacht. Kann ich das überhaupt? Wie werde ich mich verständigen? Werde ich Anschluss finden? Ich soll da Kinder unterrichten, das habe ich noch nie gemacht, wie geht das???

Aber dann dachte ich mir, dass das bestimmt allen so geht und jetzt überwiegt die Vorfreude. Ich habe noch einen halben Sommer zu Hause und dann geht es los in ein großes Abenteuer, an das ich mich mein ganzes Leben erinnern werde.

Zum Schluss noch ein paar Eckdaten zu mir:

Ich bin 18 Jahre alt und komme aus der wunderschönen Pfalz. Ich habe im Frühjahr mein Abitur gemacht und gehe für ein Jahr mit PAD/ZfA nach Ulcinj in Montenegro.

Liebe Grüße, wir sehen uns im September!

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