Huiii wie die Zeit vergeht…
in mein zweiter Blogeintrag möchte ich ein wenig über meinen Alltag hier schrieben 🙂
Nun bin ich schon über einen Monat hier und auch, wenn ich vor zwei Wochen gesagt habe, dass ich mich gut eingelebt habe, kann ich jetzt sagen, dass man sich ganz still und heimlich immer noch mehr einlebt und einen Ort zu seinem neuen Zuhause macht.
Oft merkt man es gar nicht, aber Dinge, die vor zwei Wochen noch aufregend und vielleicht etwas spannend waren, sind nun zu meinem Alltag/ zur Routine geworden.
Hier also ein kleiner Einblick in
Dinge, die ich vor zwei Wochen noch anders erlebt habe.
Es ist ein schönes Gefühl, wenn man sich keine Gedanken mehr machen muss, welche Buslinie nochmal wo hin fährt und ich kann die Fahrten durch die Stadt richtig genießen, anstatt auf GoogleMaps zu gucken, wo ich mich gerade befinde, damit ich bloß meine Haltestelle nicht verpasse. Kleine Dinge, wie zum Beispiel, dass ich jetzt eigentlich alle Produkte im Supermarkt oder in meinen Läden des Vertrauens finde, geben mir etwas Ruhe. Das Einkaufserlebnis hat sich von stressig, weil ich Nichts finde, zu entspannt und alltäglich entwickelt. Ich freue mich jedes mal, wenn ich zum Beispiel eine neue Frucht entdecke. Letztens habe ich zum ersten Mal Papaya gegessen. Als nächstes möchte ich Drachenfrüchte probieren.
Nachdem ich die letzten paar Wochen auch immer wieder kleine Spaziergänge in meiner Nachtbarschaft unternommen, und mit meinen Mitmenschen darüber geredet habe, fühle ich mich jetzt auch super sicher nach einem schönen Abend am Strand bei Dunkelheit alleine von der Bushaltestelle nach Hause zu laufen.
Hierbei bin ich wieder so dankbar, dass ich nicht ganz alleine wohne. Ich fühle mich sicherer, wenn ich weiß, dass ein Mensch zuhause wartet, bis ich mit einem „Hola!“ ins Wohnzimmer komme.
Mein Alltag
Wie sieht eigentlich mein Alltag und meine Woche hier aus?
Gibt es viele Unterschiede im Tagesablauf zwischen Argentinien und Deutschland?
Nun also ein kleiner Überblick:
Allgemein kann man sagen, dass der größte Unterschied im Alltag nach dem Mittagessen anfängt.
Wie in vielen Ländern der Welt, gibt es auch in Argentinien die „Siesta“ und ich musste mich erst daran gewöhnen, dass zwischen 13 und 16/17 Uhr eigentlich keine Geschäfte aufhaben. In meinen zwei Mittagspausen, die ich im Zentrum in der Schule verbringe, esse ich meistens etwas von Zuhause, da alle Cafés oder kleine Restaurants Mittagspause machen.
Mittlerweile ist es mittags angenehm warm, da es ja langsam Herbst wird und so die Temperaturen nur noch selten über 30 Grad steigen.
Allerdings kann ich das Bedürfnis nach einer Siesta sehr gut nachvollziehen, noch vor wenigen Wochen war es eigentlich unmöglich Mittags viel zu machen und es ist auch ganz schön nach dem Mittagsessen ein bisschen runter zu fahren und Kraft für den restlichen Tag zu sammeln.
Dieser endet hier nämlich sehr viel später als ich es aus DE gewohnt bin. Nach dem Schulalltag, wenn alle Kinder von der Schule zurück sind gibt es zwischen 17/18Uhr „la merienda„. Wärend in DE um 18 Uhr meist schon zu Abend gegessen wird, gibt es hier einen kleinen Snack.
Das eigentliche Abendessen „la cena“ findet zwischen 21/23 Uhr statt und ist meistens umfangreicher als das Mittagessen und somit die Hauptmahlzeit der Argentinier*innen.
Generell kann ich noch zum Essen oder der Argentinischen Küche sagen, dass sie sich sehr um Fleisch dreht.
Nichts desto trotz finde ich meine Alternativen und man komme sehr gut zurecht, wenn man Milchprodukte isst. Solltes du in Posadas allerdings vegan leben wollen, wird es schon ein bisschen anspruchsvoller. Ersatzprodukte sind selten aber wer gerne Obst und Gemüse isst, findet hier auch alles.
Mich überrascht es immer wieder wie viel Mayo hier gegessen wird und allein schon die Auswahl im Supermarkt ist gigantisch. Außerdem gibt es zig verschiedene Marken von „dulce de leche„. Das ist ein Art Caramel-Creme, der als Brotaufstrich gegessen wird aber auch in allen Gebäcken, Kuchen und Tarts zu finden ist.
So jetzt aber genug über Essen geredet.
Wie sieht mein Schulalltag aus?
Montags und Mittwochs bin ich immer bis um 13 Uhr in der Schule.
An diesen Tagen tanze, singe und übe ich am Vormittag mit dem Kindergarten. Sie lernen Wörter rund um den Körper, das Wetter, die Farben oder die Zahlen.
Mit den Klassen in den unteren Jahrgängen kann man schon ein bisschen mehr Konversationen üben.
Mit Tierreferaten über besondere Waldtiere in Deutschland, habe ich meine erste eigenen Stunde gehalten. Es war richtig toll zu sehen, wie es den Kindern Spaß macht, sich in einer Gruppe gemeinsam das Tier zu erarbeiten.
Dienstags und Donnerstag startet mein Tag erst um 12 Uhr. Bis um 18Uhr bin ich bei Kursen von Fortgeschritten bis „gerade die erste Stunde gehabt“ mit dabei.
Außerdem gebe ich Nachmittags Prüfungsvorbereitungs-Kurse für die Deutschprüfungen im Juni.
Meine Highlights bis jetzt waren ein Kochnachmittag, an dem wir Bretzeln gebacken sowie Schwäbischen-Kartoffelsalat gemacht haben und „meine“ Stunde rund um die W-Wörter.
Ich fühle mich wohl hier an der Schule und finde es toll zu sehen, dass die Schüler*innen durch uns Freiwillige vielleicht ein bisschen mehr Lust und Motivation haben. Als Freiwillige habe ich ein anderes Verhältnis zu den Schüler*innen als die Lehrkräfte.
Wir können die Schüler*innen durch unser Alter manchmal besser verstehen und uns in sie hineinversetzen. Vor genau einem Jahr habe ich mein Abitur geschrieben, ich weiß also noch ganz genau, was im Unterricht Spaß macht und auch Fortschritte bringt.
Natürlich gibt es auch Stunden, in denen ich nur bei Gruppenaufgaben oder Einzelarbeit unterstütze und so auch viel Zeit einfach im Klassenzimmer sitze und Fragen von SchülerInnen oder den Lehrkräften beantworte.
Es kann auch manchmal ein bisschen langweilig sein, aber das ist okay. In diesen Stunden fällt mir dann meistens eine Idee für ein neues Projekt oder eine neue Unterrichtseinheit ein.
Was mach ich so in meiner Freizeit ?
Wenn ich Vormittags frei habe, lerne ich meistens Spanisch, mache etwas für die Schule, gehe Einkaufen, kümmere mich um den Haushalt oder bereite etwas für das Abendessen vor.
Am Abend habe ich zwei mal pro Woche von 20-22Uhr Fußball Training beim Verein Mbarete.
Es war am Anfang etwas schwierig einen Verein zu finden, aber über Umwege und drei Handynummern von Facebook bin ich bei einem tollen Team gelandet. Facebook oder Instagram ist hier das beste Mittel um Vereine, Wohnungen oder Veranstaltungen zu finden.
Nach meinem ersten Training hab ich den ganzen Heimweg einfach nur vor mich hin gegrinst. Es ist schön nach einer langen „Fußballpause“ wieder mit meinen Mitspieler*innen über den Platz zu laufen.
Nach dem Training am Freitag essen wir meistens etwas zusammen und trinken „vino con gasiosas“ oder Tereré.
Ich habe in DE auch schon Fußball gespielt, aber hier wird auf das „Vereins-Leben“ und der Zusammenhalt im Team nochmal extra Wert gelegt.
Dienstag und Donnerstag bin ich seit einer Woche nun auch bei meinem Spanisch Sprachkurs. Dieser ist ein Projekt der Uni hier. (Hier ein Tipp für nachfolgende Freiwillige: Proyecto Idiomas UNaM)
Da ich erst einmal im Unterricht war, kann ich noch nicht so viel darüber berichten, vielleicht aber ein anderes mal.
Am Wochenende war ich nun schon öfters in Oberá, bei einer anderen Freiwilligen. Die Stadt ist kleiner als Posadas aber auch sehr schön und wenn man über die ganzen Hügel guckt, sieht der grüne Horizont ein bisschen aus wie daheim.
Hier in Posadas bin ich sonst gerne am Strand, im Botanischen Garten oder in den Cafés im Zentrum und so habe ich schon zwei mega nette Leute kennengelernt. Durch meine Gastschwester kenn ich natürlich schon recht viele Leute hier, aber es ist auch schön seine „eigenen Freund*innen“ zu finden.
Gemeinsam mit meiner Gastschwester, ihren Freund*innen und meinen Mitfreiwilligen war ich nun auch schon Abends aus.
Es ist einfach crazy, dass man hier erst um 1 oder 2 Uhr Nachts zum „boliche“ geht. Da bin ich doch schon wieder müde ://
Wärend man unterwegs ist, ist es okay, aber ich werde mich vermutlich nicht daran gewöhnen, dass es normal ist nach einem Tanzabend erst um 6/7 Uhr morgens wieder nach Hause zu kommen.
Nächstes Wochenende mache ich mit anderen Freiwilligen einen Ausflug nach Iguazú.
Darauf und auf Buenos Aires für das Zwischenseminar freue ich mich schon sehr.
Es ist wirklich toll, wie easy man hier mit den ganzen Busunternehmen durch das Land reisen kann.
Meine Zwischenbilanz bis jetzt ist, dass man sich um manche Dinge zu viele Gedanken und Sorgen macht, aber das ist in Ordnung und völlig normal. Es wäre ja auch komisch ohne ein bisschen Bauchkribbeln ,mehr oder weniger alleine, für 6 Monate in ein neues Land zu ziehen, welches in meinem Fall auf der anderen Seite der Welt liegt.
Mir könnte es gerade nicht besser gehen und wie ich es aus Deutschland nicht anders kenne, ist meine Woche wieder zugeballert mit Dingen die mir Spaß machen.