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Schneeweiß bedeckst du mich (2 Texte)

Schneeweiss bedeckst du mich.

Damals, als ich deine Hand nahm und wir vor Freude schrien. Ich fürchtete nichts. Dein braunes Haar wehte im Wind. Ich lachte – einerseits, weil ich dich immer noch süß finde, anderseits vor Fassungslosigkeit aufgrund deines Verhaltens mir gegenüber. Ich erinnere mich an die Küsse in den Weiten der Heide, wie wir durch Amsterdams Gassen rannten und uns in Tokios Cafés gegenseitig aufwärmten. Das warst du nicht mehr. Die Person, die mir Komplimente machte, zu mir aufsah und mich mit ihren warmen Augen in Verlegenheit brachte.

Habe ich dich verloren? Jeder war auf deiner Seite. Ich stand alleine da. Und während du dich auskurierst, stapfe ich durch weisse Landschaften und denke an dich. Vor mir liegt viel – hinter mir aber auch. Ob du auch Schnee hast? Wie du wohl Weihnachten verbringst?

Was will ich noch von dir? Ich ziehe an dir, obwohl es gar kein Seil gibt.  Trotzdem gibt es etwas, das uns beide den Kontakt nicht für immer aufgeben lässt. Ein Fünkchen lodert noch vor sich hin. Doch wir beide fragen uns, wo es ist. Hier, in der von Schnee bedeckten Landschaft ist es jedenfalls nicht.


Der Junge lief, als gäbe es kein Morgen mehr.

Er verlief sich – doch fand seine Fussspuren im Schnee. Dich eingepackt in Schal und Mantel stapfte er durch das Weiss und nahm eine tiefe Lunge.

Frühe war er mit seinem Vater hier Schlitten fahren gewesen, genau solche Väter mit Schlitten und Kind im Schlepptau begegneten ihm jetzt auf seinem Weg. Mit der Zeit wurden die Wege entlegener, verlassener, unsichtbarer. Er sah nicht einmal den nächsten Baum. Der Wind peitschte gegen seine Ohren. Das war echte Freiheit. Er war mutterseelenallein. Kein Auto, kein Zivilisationsgeräusch in der Nähe. Er strahlte. Er legte sich mit dem blanken Popo in den Schnee und malte Schneeengel in die weiße Landschaft. Den Geschmack von Schnee kannte er, seitdem er sechs Jahre alt war. Ganz alleine stand er auf dem Feld und konnte keine zwei Meter geradeaus schauen. Hatte Gott zu ihm gesprochen? Fühlte man sich so vor dem Tod? Er bekam Angst. Nichts außer seinem Verstand, ein bisschen Kleidung und der weißen Einsamkeit. Er blieb eine Weile stehen, bis ihm die Kälte in jedes Glied fuhr. Ihm war kalt, also zog er seine Jacke aus.

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