Olá queridos!
Hallo Ihr lieben!
Heute geht es um meinen zweiten Tag in der Metropole der Superlative São Paulo!
Auf dem Programm steht der Besuch des berühmten Viertels „bairro japonês Liberdade„. Das japanische Freiheitsviertel repräsentiert die Kultur der japanischen Einwanderer, die vor vielen Jahren nach Brasilien kamen und deren Kultur in Brasilien Fuß gefasst hat. In Brasilien, und gerade in São Paulo, lebt die größte Community an Japanern außerhalb Japans. Etwa 1 Millionen Brasilianer sind japanisch-stämmig. Heute leben in São Paulo japanischstämmige Familien in der dritten und vierten Generation. Einige von ihnen sprechen nur Portugiesisch. Von all den Einwanderern, die Brasilien für sich entdeckten, taten sie sich wohl am schwersten mit der Integration in das Land des Sambas, des Karnevals und der Lebensfreude. Japanische Disziplin traf auf Brasilianische Ungezwungenheit.
Wir fahren also mit der Metrô bis Paraíso und von dort weiter nach „Liberdade„. Alleine die Ankunft in diesem magischen Viertel verzaubert mich. Sehr viele Menschen quetschen sich an kleine Marktstände, um Koriander, Obst oder allerlei Haushaltsgegenstände zu erwerben.
In Liberdade hängen auch überall sehr lustige Lampenschirme, die man im Bild oben observieren kann. Sogar die Ampeln dort schmücken statt der uns bekannten Ampelmännchen die asiatischen Lampen.
Völlig ahnungslos laufen wir eine relativ breite Straße entlang und stießen auf einen schnieken Park, den wir sogleich genauer inspizieren:
Neben ein paar bunten Fischen erhaschen wir ein Stück Natur inmitten des Großtstadtsdschungels.
Wie muss in Liberdade gegessen werden? Natürlich Japanisch. Was muss dort gegessen werden? Natürlich Sushi. Auf der Suche nach rohem Fisch schleichen wir durch engste Gässchen und befragen verdutzte Restaurantiers, ob es denn Running Sushi gäbe, also Sushi und weitere delikate Speisen aus Fernost, die auf einem Laufband direkt zu den Tischen der Restaurantgäste transportiert wird. Ein ältere. dürrer Herr mit japanischer Kochmütze auf dem Kopf versteht die Frage gar nicht. O que é isso? Was ist das? Hier merkte ich, wie europäisiert meine Sichtweise auf Sushi war. Ich kenne nunmal klassischerweise das „rennende“ Sushi im Restaurant, dieses ist offenkundig in japanischen Communities nicht bekannt vielleicht ja sogar verpöhnt.
Und „Running Sushi“ heißt auf Portugiesisch übrigens Sushi ao rodizio. Zu rodizio im Allgemeinen kommen wir später.
Da wir noch auf eine Freundin warten, beschließen wir, uns um einen brasilianischen Handyvertrag zu kümmern (mit der insgeheimen Hoffnung, doch im Lande bleiben zu dürfen). Die Verkäuferin bei Claro wirkt überfordert und spricht viel zu schnell – im Handumdrehen sind die R$10 (ca. 2,50 EUR) bezahlt und die Simkarte eingesteckt. Es funktioniert nur leider nicht, da man in Brasilien für ALLES, aber wirklich alles, die Steuernummer, die sog. CPF (Cadastro de Pessoas Físicas) braucht. Über einen Online-Generator lassen wir uns Steuernummern erzeugen, dies hilft aber auch nicht weiter. Auf Nachfrage erfahre ich, dass einige Brasilianer diese Nummer schon auswendig können – statt ihrer Handynummer. Und ja, auch bei meinem Supermarkteinkauf in Belém werde ich danach gefragt werden …
Unsere Mägen brüllen inzwischen lauter als ungefütterte Löwen, deswegen lassen wir in uns einem kleinen, aber feinen Sushi-Laden nieder. Er wirkt internationaler und europäischer als die engen dunklen Restaurants in der gleichen Straße. Jedoch können wir hier für umgerechnet 12 Euro „All you can eat“-Sushi bestellen. Makis, Nigiris und weitere Köstlichkeiten sind im Nu bestellt und werden mit breitem Grinsen genossen.
Nach vorzüglichem Mahl kehren wir auf die breite Avenida da Liberdade zurück und schlendern gedankenverloren durch die Innenstadt. Der Gedanke, ob wir nun in Brasilien bleiben dürften, ist unser stetiger Wegbegleiter.
Dafür bietet sich uns ein wirklich spektakulärer Blick auf die City und Skyline:
Über Umwege gelangen wir zu einer Bushaltestelle. Ich hatte vorgeschlagen, den berühmten Ibirapuera-Park (Parque do Ibirapuera) zu erkunden. Auf den Bus wartend entdecken wir Obdachlose, die auf einem Baum übernachten, der so groß ist wie ein Einfamilienhaus. Arm und reich können so nah beieinander liegen manchmal.
Busfahren ist in São Paulo eine sehr spannende Sache: Man steigt vorne ein, doch der Busfahrer macht keine Anstalten, einem ein Ticket zu geben wie in Deutschland. Stattdessen sitzt ein paar Meter versetzt ein freundlicher Angestellter auf einem erhöhten Sitz und lässt die Fahrgäste über ein Drehkreuz in den Bus passieren. Der freundliche Herr war auch so hilfsbereit, uns die Stationen anzusagen, da diese komischerweise nicht angezeigt werden. Man steigt also eher nach Gefühl aus.
Angekommen im tropischen Paradies. So etwa fühlte ich mich, als wir den äußeren Rand des Ibirapuera-Parks erreichten. Dieser Park ist kein Entenfütterer-Park wie in meiner Heimatstadt, kein Pärkchen oder Stadtwald, nein, das ist ein MONSTRUM. Nach meiner Einschätzung mit dem Central-Park vergleichbar – nur eben ein bisschen wärmer.
Eindrücke gefällig?
Mitten im Park befinden sich zwei Seen, über den Besucherbrücken führen. In diesem Wasser schwammen die größten Fischkreaturen, die ich in meinem Leben gesehen habe.
Auf einer großzügigen Fläche von 2 Quadratkilometern macht es sich dieser grüne Koloss gemütlich – und ist dabei nur der zweitgrößte Park der Stadt. Er gilt als „kulturelles Zentrum“ der Stadt; im Sommer finden hier oft Freiluftkonzerte statt.
Es ist Samstag, also ist der Ibirapuera sehr gut besucht. Familien, ob jung oder alt, fahren mit Skatern, Fahrrädern, Inlinern oder Rollern durch den Park, spielen Fußball oder joggen lässig durch den Park. Wir legen uns auf eine große Wiese und legen ein kleines Nickerchen unter brasilianischen Palmen ein. Es ist warm, die Sonne kitzelt meine Nasenspitze. Zwischendurch fragt ein Verkäufer, ob wir Erdnüsse oder Schmuck kaufen wollen.
Beim Spaziergang sehen wir kleine Verkaufsstände, die Kokoswasser und weitere Snacks anbieten. Der Park ist einfach riesig und uns ist klar, dass wir ihn nicht an einem einzigen Tag erkunden können.
Wir laufen weiter und gehen zu einem großen Platz, der vor dem Park errichtet wurde: dem Monumento às Bandeiras.
Unser Weg führt uns anschließend zurück durch ein sehr nobles Viertel São Paulo, Jardim Paulista. Mächtige Hochhäuser, allesamt mit Kameras, Wachmann und Sicherheitszaun ausgestattet, begleiten uns auf dem Weg. Die Straßen sind blitzeblank geputzt, ich sehe Menschen aus ihren großen SUV’s fahren, viele Paulistanos joggen in teuren Nike-Outfits über die Straße. Ich sehen keine dunkelhäutige Brasilianer aus den Wohnungen kommen – die einzigen Afrobrasilianer, die ich sehe, sitzen in den Pförtnerhäuschen. Die soziale Spaltung des Landes vollzieht sich entlang der Hautfarbe. Immer noch haben es Afrobrasilianer*Innen schwerer, an den Universitäten des Landes zu studieren. Immer noch haben sie es schwerer, Ärzte, Anwälte oder Architekten zu werden.
Wir passieren einen sehr edlen Supermarkt, indem viele Paulistanos ihren Wocheneinkauf erledigen. Alles wirkt fein sortiert, von guter Qualität und teuer. Ich kaufe nur einen frisch gepressten Saft von der Theke und einer Süßigkeit „Pingüinos„, die ich schon aus Mexiko kenne.
Wir bewegen uns weiter durch den Verkehr São Paulo und schaffen es über Umwege zurück zur Metrô-Station Paraíso. Von dort gelangen wir zurück ins Hotel.
Abends ziehen wir entspannt durch die Avenida Paulista. An einem Punkt der Straße sind allerlei Essenstände aufgebaut, die von Crêpes bis Pizza alles bieten. Sehr zu empfehlen: Picanha-Baguette mit Knoblauch-Soße!
Zur Feier des Tages stoßen wir in der Hotelbar noch mit Caipirinha an:
Das traditionelle Getränk aus Brasiliens wird mit Cachaça, brasilianischem Zuckerrohrschnaps, Limetten, weißem Zucker und Eis zubereitet. Wobei die Betonung auf „weißem“ Zucker liegt 😉