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Ein ganz normaler Arbeitstag…

Hallo Leute,

heute will ich euch mal an einem ganz normalen Tag im Leben der Mara Kolumna teilhaben lassen. Ich versuche mittlerweile „früh“ aufzustehen, das heißt um 9Uhr oder sogar um 8.30Uhr. 😛 Da es in meinem Zimmer immernoch kalt ist, bleibe ich gerne noch 20 Minuten liegen bis der elektrische Heizkörper neben meinem Bett warm wird (ich hoffe jetzt, dass ich nicht von meinen öko-Freunden mit Hasstiraden überschüttet werde… ja ich hoffe auch, dass es bald wärmer wird und ich stecke auch alle elektrischen Geräte wieder aus, sobald ich das Haus verlasse. Ich verspreche es!)  und mir wenigstens eine Vorstellung von einem warmen Zimmer vorspielt. Dann habe ich heute mal wieder Sport mit Cindy gemacht, Menschen die mich gut kennen wissen Bescheid, der Rest kann sich seinen Teil denken. 🙂

Jetzt folgt das Abenteuer „Duschen“! Da es in meinem Bad auch keine Heizung gibt, gilt es durch frühzeitiges aufdrehen des Wasserhahns wenigstens warmes Wasser zu bekommen, bis ich meinen Astralkörper in die Badewanne schwinge. Akkordduschen ist mein neustes Lieblingshobby und Leute, die schon mal mit mir zusammen wohnen durften, wissen, dass ich generell nicht lange im Bad brauche. Aber diesen alltäglichen Rekord habe ich hier schon um einige Minuten verbessert.

Danach gibt es, vor allem heute am Tag der gesunden Ernährung, deutsches Früchtemüsli mit frischem Obst und lecker Tee. Ich muss mich unbedingt gesünder ernähren und mehr Sport machen, da ich hier sehr schnell dem fettigen und käselastigen Essen verfalle 🙂 Yammi!  und mich auch eher wenig auf der Arbeit bewege, außer von meinem Schreibtisch in Richtung Küche, wo ich entweder Nachschub an Kaffee oder aber immernoch Lebkuchen hole. Anschließend packe ich mein Arbeitstäschchen in das heute auch noch meine Georgisch-Unterrichtsmaterialen eingepackt werden mussten und dann… auf auf zur Metro. Die erste Hürde finde ich direkt vor meiner Haustür, naja oder außerhalb meines Wohnblocks… Straßenhunde. Ich denke mir aber immer… „tu ich dir nix, tust du mir nix“ und laufe schnellen Schrittes weiter.  Zur nächsten alltäglichen Überlebensprobe… der Straßenkreuzung. Ich dachte der Verkehr in Rumänien wäre verrückt, aber ich hatte nie so viel Angst um mein Leben wie hier an der Kreuzung in Sabortalo. Hier gilt mein bisheriger Vorsatz von „Wer dir einmal in die Augen schaut, wird dich nicht überfahren“ NICHT! Hier gilt nur das Gesetz des Schnelleren und Stärkeren. Und das bin ich in beiden Fällen nicht. Also stehe ich oft verloren in der Mitte der Straße, obwohl ich ein grünes Signal bei der Fußgängerampel sehe und lasse Autos vor und hinter mir vorbeifahren. Aber die Taktik, die ich mir bisher abgeschaut habe ist… bei den letzten 4  Sekunden der roten Ampel schon loslaufen und damit einen kleinen Zeitvorsprung rausholen… es klappt… manchmal! Schon an meinem ersten Tag habe ich von Soso, dem Fahrer, gelernt… grün ist niemal grün! rot ist niemals rot! Und ein Zebrastreifen ist lediglich Dekoration auf dem Boden!!! Alles klar, hab ich mir gemerkt.

Gut, Haus hab ich verlassen, Kreuzung hab ich überquert, jetz flotten Fußes zur Metrostation. Dort angekommen mit der Karte durchs Drehkreuz und ab auf die Rolltreppe in die Tiiiiiiiiiiefen des Metroschachtes… ich hab noch nie eine so lange und so steile Rolltreppe gesehen! Ganz unten angekommen empfängt einen ein Flachbildschirm mit wechselnden Blumenmotiven… jeden Tag. Will die Stadt Tbilissi damit einen Beitrag zur Begrünung der Metrostationen erwirken? Keine Ahnung! Schmunzeln lässt es mich trotzdem jeden Tag.

Die Metro fährt alle 5 Minuten, aus diesem Grund wird auch nach jeder Abfahrt wieder auf der Anzeige angefangen von 0 zu zahlen und man kann sich ungefähr darauf einstellen, wann die nächste Bahn kommt. In der Bahn werde ich als „Fremde“ identifiziert, weil ich 1. blond bin, 2. als Frau keine Highheels anhabe und 3. aus diesem Grund auch nicht in aller Schnelle einen Sitzplatz suche, sondern, meist als einziges weibliches Wesen stehen bleibe. Und 4. manchmal auch beschwingt mein Gesäß zur Musik meines MP3 Players (Eurovision, EVS-Songs…) wiege 😀

Nach einmal umsteigen am Hauptbahnhof, der, wie mir Soso sagte, bald 20km außerhalb der Stadt liegen soll (Sinn?), und weiteren 2 Stationen, erreiche ich Rustavi und schwinge mich mit der steilen Rolltreppe zurück an die Oberfläche! Und schon folgt die dritte Hürde… der Aufstieg zum DAAD. Eine kleine kopfsteingepflasterte Straße führt im steilen Anstieg zum DAAD und bringt mich jeden Morgen aufs Neue aus der Puste. In den letzten Tagen musste ich noch zwischen Sandhügeln und lose herumliegenden Steinen herumspringen, weil Bauarbeiter kleine Teilstücke der Straße aufgerissen hatten. „Leider“ stand dieser Gegenstand des unfairen ablichtens heute nicht mehr zur Verfügung! 🙁 Dann erreiche ich „mein“ Büro. Dort sitzen normalerweise an ihren Schreibtischen artig aufgereiht… Nino, Tamuna, Heiner und Lisi… Heute war das anders… Nino war beim Radiosender, Heiner kam später, Tamuna war noch zu Hause… also Mara ohne Schlüssel vor der Tür. Gemeinsam mit Manana, meiner Georgischlehrerin. Wir sind dann ins Goethe-Cafe gegangen und haben den Unterricht dort gemacht. Hui ui ui… Georgisch, diesmal hier ganz alleine und mit viel Reden, außerdem schon Vokabeltest und freie Dialoge… oh Gott, es gibt viiiiiiel zu tun!!!

Bilder und die Beschreibung des restlichen Tages gibts bei meiner morgigen Heimkehr in meine Wohnung, da ich heute nach der Arbeit gleich zu den anderen Kulturweit-Mädels Nora und Lara gehe und wir uns dort schon mal auf den Frauentag morgen vorbereiten. Es ist ein Feiertag in Georgien und sie müssen weder in die Schule noch ich ins Büro! Also her mit den Gurkenmasken und „Schnulzenfilmen“!

Der Spruch des Tages von meiner Kollegin Tamuna: „Ich kann nicht kochen, ich kann nicht bügeln, aber ich kann mit einer Kalaschnikow schießen!“ 😀 Sie ist aber sonst sehr ungefährlich!

Der Tag endete entspannt und mir ausreichend Schokolade und Knabberkrams. Keine Gurkenmaske, kein Schnulzenfilm, stattdessen „Auf der anderen Seite“ von Fatih Akin und danach noch „Hände weg von Mississippi“. Am nächsten Morgen gab es ein wunderbares Frühstück in einem Cafe in der Nähe mit großem Rührei mit Tomaten und Kräutern. Und dann hieß es für mich nach Hause gehen und fleißig am Schreibtisch sitzen… Mehr habe ich an diesem sogenannten „Frauentag“ nicht gemacht. Ich habe keine Blumen bekommen und auch sonst keine Männer verhauen…

 

 

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