Die Zeit läuft mir davon…
Nein keine Sorge, an der bengalischen Zeitrechnung ändert sich so schnell nichts mehr, dafür rückt mein Abreisedatum immer näher. Näher und näher. Nicht einmal mehr zwei Wochen dauert es und dann sitze ich schon wieder im Flugzeug.
Ein kurzer Rückblick auf die letzten Wochen: ich war in den Sundarbans! Der größte zusammenhängende Mangrovenwald der Welt bietet nicht nur frische Luft, Stille und wenige Menschen, sondern auch die höchste Tigerdichte der Welt. Zwar haben wir keinen Tiger gesehen, dafür aber an einem Strand gebadet, der voll von Tigerspuren war.
Nach einer unglaublich anstrengenden Nachtfahrt mit einem Green Line „Luxus“bus lag ich erstmal nen ganzen Tag nur auf dem Hinterdeck unseres Bootes und rief nur ab und zu mal Ach und Oh, wenn unser Guide ganz aufgeregt auf Rehe am Flussrand zeigte.
Die nächsten beiden Morgen wurden wir kurz nach Sonnenaufgang auf ein kleines Boot gesteckt und verlassene Seitenarmme hinuntergeschifft. Eigentlich ganz schöne „Silent Boat Trips“ bis auf die Tatsache, dass wir nicht alleine waren und – am ersten Tag – alle fünf Minuten ein Motorboot voller Bengalen an uns heranfuhr, meistens begleitet von lautem Rufen „GOOD MORNING! – HOW ARE YOU? – WHERE FROM?“ und 100 auf uns gerichteten Photoapparaten. Am nächsten Morgen waren wir dann alleine, sodass wir wenigstens ein paar Tiere sehen konnten (Rehe mit Flecken, Wildschweine, Vögel). Interessanter fand ich da eher die Delphine, die vor unserem großen Boot herumsprangen.
Nach drei entspannenden Tagen, waren wir auch schon wieder zurück in Khulna, bekamen nochmal eine extra Gratisübernachtung auf dem Boot und fuhren dann nach Bagherhat, einem kleinen Dorf, das einmal (wie seltsam viele kleine Dörfer) die Hauptstadt Bengalens war bzw. Sitz eines Sufi-Geistlichens. Die ganze Umgebung ist war mal wieder klassisches Indiana Jones Territorium, sodass wir (inkl. 3 Australier und zwei anderer Deutscher – habe ich eigentlich schon erzählt, dass seit Januar ne neue Praktikantin da ist?) innerhalb von 3 Stunden, an die neun Moscheen „gefunden“ haben. Danach hatte der Großteil der Gruppe keine Lust mehr und wollte lieber Shoppen oder Krokodile streicheln (das lag da einfach am Strand und sonnte sich). In mir war aber die Abenteuerlust erwacht, also fuhr ich mit einem CNG und L eine Stunde lang über asphaltierte Straßen, nur teilweise alphartierte Straßen, Gras, ein Cricketfeld, gepflasterte Straßen, festgetrampelter Staub Straßen (von l. n. r. immer schmaler werdend und irgendwann wusste der Fahrer auch den Weg nicht mehr) zu einem 20m hohen Hindutempel in den Urwald. Wahnsinn was hier für Gebäude einfach so im Urwald stehen und niemand scheint sich dafür zu interessieren…
Wir trafen uns mit dem Rest der Gruppe am Abend wieder auf unserem Schiff, der M.V. Aboshar. Während ich versuchte, nicht bei jedem Schlagloch meinen Kopf an einer Metallstange anzustoßen und während ein wütender Mann hinter uns herrante, weil .. warum auch immer?, waren die anderen schon zurückgefahren. Mit dem Bus. Auf dem Dach. Was habe ich da nur verpasst…
Zurück in Dhaka nun teils Routine, teils immer noch spannende Arbeit, wie z.B. unsere zahlreichen Besuche an interessierten Schulen, die wir dann alle davon überzeugen, wie toll es doch ist Deutsch zu können, oder schönen Ausstellungseröffnungen mit viel Essen und unverhofften Blumen (hatte wohl vergessen ausdrücklich zu erwähnen, dass ich mich eigentlich nicht zu den Ehrengästen zählen würde…) =)
So, das wars dann auch schon wieder – nächstes Mal gibts auch wieder was Besonderes 😉
Ach, gestern Abend wurde ein Politiker in Alt-Dhaka erschossen, deswegen wird die nächsten Tage davon abgeraten da hinzufahren (weil Leute dort jetzt Steine werfen, Autos anzünden etc).
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Mehr davon, so spannend und interessant!
Deine Zeit neigt sich dem Ende zu, ich hoffe jedoch, dass du den Blog hier weiterführen wirst, er bereitet mir immer wieder vergnügte Stunden! Und falls dir Deutschland, als Ort der Berichterstattung, im Gegensatz zu Bangladesch zu langweilig und nicht origiginell genug ist, dann kann ich dir anbieten (sozusagen als journalistischer Rettungsversuch für deinen Blog) dir Warschau als nächsten Ort deiner Berichterstattung anzubieten. Ich bleibe dieser Stadt ja noch bis August erhalten… Bis dahin, alles Gute nach Bangladesch und einen angenehmen Rückflug.