Eid Mubarrak!

Dhaka ist still. Kein Hupen, kein Klingeln. Da, eine Ziege. Leise meckert sie mich in den Schlaf.

10 Uhr morgens. Niemand meckert mehr. Stattdessen nun ein monotoner Schallpegel aus dem Gewirr menschlicher Stimmen. Schritt aus der Einfahrt, weißer Panjab, schaue ich mich um. „Eid Mobarak!“ grüßt mich ein fröhlich Blutverschmierter. Ich grüße zurück und begutachte die Straße. Dhaka hat sich über Nacht von einem Bauernhof in einen Schlachthof verwandelt. Zs Fahrer kommt und wir fahren zu seinem Haus. Die Ochsen aus Bhutan und Australien leben noch – sie sind die letzten ihrer Art in dieser Tiefgarage. Nur zwei Ziegen betrachtet noch interessiert das Ausbluten, Zerteilen und Waschen der noch warmen Rinderkörper. Wir gehen nach oben, warten bis das „Schlachtfeld“ geräumt ist. Es gibt Tee und während die Mädels sich mit Henna Arme und Hände bemalen lassen, schaue ich interessiert eine bengalische Werbepause an. Da gibt es Werbung für Tee (Botschaft: macht dich fit) Haarlotion Kokos (dein Haar riecht dadurch gut) Tee, Haarlotion Kokos, Tee, Selbstaufhellungscreme (Hallo? Braungebrannte Frau läuft am Bahnsteig entlang und verpasst den Zug, weil sie niemand hereinziehen will, nach dem sie „Fair and Lovely“ benutzt hat ist sie unglaublich bleich und auf einmal will sie jeder in seinem Abteil haben…) Zahnpasta, Haarlotion Kokos, Tee… Jedenfalls dauert die Werbepause eine gefühlte Stunde und der darauffolgende Film ist auch nicht viel spannender.

Es ist Zeit. Die „pagola“ goru wird gefesselt und auf den Boden gelegt. Letztes Messerschleifen, ein Metzger mit zwei Gehilfen steht bereit. „Allahu akbar“. Z schneidet, Blut spritzt, Messer stumpf, Metzger schneidet, mehr Blut. Ein letztes Muhen. Blut.

Ein paar Minuten und sachgerechte Schnitte später sieht der Ochse schon gar nicht mehr aus wie einer. Füße stapeln sich neben Eingeweiden, die Haut wir auf eine Rikhsha geladen, der Kopf liegt unbeachtet daneben.

Das Schlachten des bhutanischen Ochsen geht um einiges schneller. Draußen vor den Toren drängen sich die Armen. Die Armen aus den Slums, denen nach islamischer Tradition ein Drittel des Fleisches zusteht. Das Fernsehen ist da und filmt, wie großzügige Bengalen rohes Fleisch in der Menge wie Süßigkeiten verteilen. Später werden die Fahrer der reichen Familien noch in die Slums fahren, um dort Fleisch zu verteilen.

Wir gehen nach oben um zu warten, bis die Rinder zerlegt sind. Fröhliches Gedudel aus dem Fernseher. Mittagessen. Anschließend fahren wir mit Z Fleisch zu seinen Verwandten nach purano Dhaka bringen. An den Straßenrändern stapeln sich Kuhhäute, vereinzelt sieht man lebendige Ochsen. In Alt-Dhaka gibt es wieder Essen. Ananasreis, Woodapple-Chutney und Kokosnudeln als Dank für die Rinderkeule.

Auf dem Rückweg laufen wir auf meinen Wunsch hin über den „Kuhhautmarkt“, wo sich das wahre Ausmaß des Schlachtfestes fassen lässt. Meterhoch stapeln sich Felle auf überfüllten Lastwägen und in Lagerhäusern. Das gibt viel Arbeit für die Gerber.

Zum Abendessen gibt es Rindfleisch aus Bhutan.

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