Muh! die zweite
Freitag Abend, ich fahre mit einem der Goethelehrer in einen der Randbezirke Dhakas. Es ist schon dunkel, ein Teil der Straße überschwemmt. Wir gehen zu Fuß. In der Fabrik mit angrenzendem Kuhstall, werden wir von Zs Vater herzlich mit Tee und Kuchen begrüßt. „Die Kuh muss noch geschminkt werden“ – wir warten. Eine Stunde später: die Kühe (es sind zwei und eigentlich Ochsen) sind mit bunten Gehängen und Fußglöckchen verziert, angeleint und bereit in die Stadt zu laufen. Ich und Z übernehmen den kleineren Ochsen, er geht mir geradeso bis zur Brust, kommt aus Bhutan und ist ganz nett. Bleibt schön brav stehen wenn man will und läuft auch brav durch die engen Gassen, an denen manchmal nicht zwei Kühe nebeneinander gehen können.
Der andere Ochse kommt aus Australien und das merkt man ihm auch an. Bei seiner Ankunft vor einem Monat hat es Stunden und zwei zerstörte Rikshas gebraucht, bis er endlich im Stall war. Seither hat sich sein Temperament wohl kaum gezügelt, jedenfallls braucht es vier Männer um ihn zu kontrollieren und trotzdem läuft er immer mal wieder einfach los, egal ob vor ihm nun Autos, Rikshas oder Menschen stehen. Ich, Z und der bhutanische Ochse laufen hinterher – mit reichlich Sicherheitsabstand. „GOOORUUUU AYLOOOOOO“ (ungefähr Achtung Kuh kommt!) bzw im Falle von besonders hartnäckigen Passanten „PAGOLA GORUU AYLOOOOOO“ (Achtung, verrückte Kuh kommt!) sorgt aber dafür, dass niemand zu Schaden kommt. Während unserem mehr als einstündigem Fußmarsch, fällt noch eine bengalische Eigenart auf: man muss unbedingt wissen, wieviel die Kuh gekostet hat um vergleichen zu können, ob man selbst ein Schnäppchen gemacht oder einfach mehr Geld ausgegeben hat. Die beiden Ochsen zählen aber nicht als gekauft, weil die eine schon einen und die andere schon fast 12 Monate im Stall von Z gelebt hat. Also: „eta pala goru“ (Das sind Hauskühe!) und manchmal muss Z noch erklären, was eine Hauskuh denn eigentlich sein soll…
Jedenfalls riechen meine Kleider jetzt nach Kuh und ich kann ein paar bengalische Wörter mehr…
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