Werte Leser,
nach einem Jahr ist mein Freiwilligendienst nun zu Ende. Als ich am ersten September wieder am Werbellinnsee eintraf, war die Stimmung selbstredend gänzlich anders als noch vor einem Jahr. Statt Vorfreude, gespannter Erwartung und ein bisschen Angst empfanden wir nun Wehmut, dass unsere Zeit schon vorbei war. Statt lauter gegenseitig unbekannter Menschen warteten nun Freunde und alte Bekannte aufeinander. Im Bus hatten wir uns reichlich zu erzählen, waren wir doch angefüllt mit Eindrücken und Erfahrungen.
Am Werbellinsee hatte ich ein wenig das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen, obwohl ich dort erst einmal zuvor gewesen war. Nach einiger Zeit ging mir auf, dass der Werbellinsee als Ausgangspunkt meines Auslandsjahres so etwas wie das Startfeld in einem Brettspiel gewesen war, auf den das Spiel wieder zulief. In der ersten Seminarstunde wurden wir zunächst nach unseren Wünschen für das Seminar gefragt und waren uns einig, dass wir bitte keine Energizer und Bewegungspiele machen wollten. Dies wurde auch berücksichtigt, und so sprachen wir darüber, was unser Dienst bewirkt habe. Wichtiger als die Frage, was er für uns bewirkt habe, finde ich, ob sie für unsere Gastgeber ein Gewinn war. Ich hoffe, dass es so war, jedenfalls habe ich mir alle Mühe gegeben und mich engagiert, so gut ich konnte. Ich jedenfalls bin sehr dankbar, dass ich diese Möglichkeit hatte. Mir hat meine Arbeit gefallen, ich habe viel gesehen, Freunde gefunden, und vieles gelernt. Darum danke ich denen, die das Programm ins Leben gerufen haben, die es betreiben und vor allem denen, die es bezahlen. Außerdem danke ich all jenen, die mich so freundlich aufgenommen haben, Schülern, Kollegen und Freunden, vor allem meinem Mentor, der mir geholfen hat, wann immer ich Hilfe brauchte, und mit dem ich sehr gut befreundet bin. Ich danke auch für die Anerkennung, die ich für meine Arbeit erhalten habe.
Jetzt, fast einen Monat nach Ende meines Freiwilligendienstes, habe ich Heimweh. Heimweh nach Polen, nach Thorn, meinen Freunden dort. Es wird bestimmt nicht mein letztes Mal in Polen gewesen sein, und ich hoffe, dieser Blog hat dazu beigetragen, dass auch manch anderer sich, so wie ich, auf die Reise macht, um unsere Nachbarn kennen zu lernen. Völkerfreundschaft ist ein großes Wort, Wirklichkeit wird sie erst, wenn die einzelnen Angehörigen der Völker Freundschaft schließen. Kein origineller Satz, stimmt aber.
In diesem Sinne,
Ludger Wortmann