Veröffentlichungen

Time goes by..

Stunden, Tage, Wochen, Monate. Die Zeit vergeht wie im Flug.
Der versprochen Blogeintrag lässt lang auf sich warten.
Viel ist passiert. Viel hab ich bisher erlebt. Viel hat sich verändert.
Einen Moment der Ruhe und Zeit- Zeit endlich wieder einen Eintrag zu verfassen.

I. Ramadan: Einmalige Einblicke, gutes Essen, ein Crash und die Gretchen Frage

Nachdem ich die Grippe überstanden hatte, wartete schon das erste kulturelelle Ereignis auf mich. Da ich gegen Ende des Ramdans angekommen bin, stand das sogenannte عيد الفطر‎ („Eid al fitr – „Fest des Fastenbrechens“) vor der Tür. Einigen mag es vielleicht unter dem Namen Zuckerfest bekannt sein. Ein Arbeitskollege hatte mich zu dem Fest zu sich nach Hause eingeladen. Dort angekommen sitzt die ganze Family (ungefähr 20 Leute) und ich zusammen. Wir unterhalten uns über das Leben bis schließlich der Sonnenuntergang die Erlaubnis zum Essen einläutet. Ich saß zusammen mit den Frauen getrennt von den Männern. Ich bin wirklich froh, dass ich an diesem Tag noch nichts gegessen habe, denn die Tafel bricht fast zusammen unter den Speisen die aufgetragen worden sind. Suppe, Lamm, Salat, Humus, Fladenbrot, Fool, Hähnchen, Reis,….dazu eine Art Cola mit Erbeergeschmack. Man schaufelt mir den Teller voll und ich frage mich wie ich das je alles essen soll. Sie grinsen mich nett an und sagen „eat eat“. Alles schmeckt wirklich köstlich und nach mindestens 10 Mal „alhamdulillah“, wird mein Teller nicht mehr von allen Seiten aufgefüllt.

Nach dem Essen gibt es wunderbaren Arabischen Kaffee. Ich als bekanntlicher Kaffeefan, habe diesen Kaffe natürlich sofort zu schätzen gewusst und ordentlich davon getrunken x). Dazu gibt es jene unendlich leckeren, vor Zucker und Öl triefenden Arabsichen Süßigkeiten. Wer diese noch nicht probiert hat, sollte dies definitiv tun. Auch wenn sie an und für sich pure Sünde sind und wahrscheinlich den Kalorienbedarf für eine Woche decken – sie sind es wert. Danach gibt es Obst – Guaven, Granatäpfel, Trauben, Äpfel und zu meiner Freude wieder Kaffee x).
Alle waren sehr freundlich zu mir. Und ich habe mich den ganzen Abend gut unterhalten. Aber natürlich war mir klar, dass ich mich irgendwann auch der einen Frage stellen muss. Der Gretchenfrage.

„Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“

Ich wollte natürlich nicht in ein Fettnäpfchen treten und unsensibel sein. Gleichzeitig bin ich aber der Auffassung, dass man ehrlich sein sollte. Also ehrlich zu sich selbst und zu seinem Gegenüber. Schlussendlich, das man sich nicht zu verkaufen braucht um zu gefallen. Ich bin weder Christ, Muslim, oder anderes. Ich bin nicht getauft. Ich bin aber auch kein Atheist. Ich respektiere die Religionen. Ich bin auf dem Weg das zu finden woran ich glaube, ob das dann irgendwann einmal das Christentum, der Islam oder der Buddhismus ist dabei nicht entscheidend.
Nachdem ich versucht habe meine Einstellung zu erklären, habe ich von der anderen Seite aus absoluten Respekt erfahren. Es war interessant-wir haben über den Islam geredet und ich habe mich dabei wohl gefühlt.
Am Ende des Abends hatte ich eine Einladung in das Haus des Bruders meines Arbeitskollegen.

Der Sohn des Arbeitskollegen hat mich dann am nächsten Abend abgeholt. Leider endete die Fahrt relativ abprubt. Sie endete auf einem Verkehrspfeiler mit einem Crash. Ich saß hinten in der Mitte und war gottseidank angeschnallt! Ich möchte mir nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn nicht nicht. Der Moment des Aufpralls war sehr intensiv. Wenn auch kurz, so läuft doch das Leben vor dem geistigen Auge einmal ab. Wir sind ins Krankenhaus gefahren und wurden alle druchgechecked. Ich bin mit einem „Blauen Auge“ davon gekommen“ – ein paar Schrammen, eine leichte Gehirnerschütterung. Trotzdem – ein solches Erlebnis schärft den Blick für das Wesentliche. Obwohl ich es nicht zugeben will hat mich das doch mitgenommen. Ein Telfongespräch mit jemandem der mir sehr nahe steht in der Nacht hat mich dann wieder aufgebaut und gut getan.

Das Essen bei der Family wurde nachgeholt und ich hatte einen wunderbaren Abend und interessante Gespräche. Der Abend endete mit „you’re like my daughter, we all love u“.

II. Auf zu neuen Ufern

Ich bin ich. Mich zu verstellen macht keinen Sinn.

Das Zimmer im Barakat Mädchenstudentenwohnheim ist schön,
ist sauber. Es hat eine Klimaanlage und im Haus gibt es einen Aufzug. Nachts kann man mit offenem Fenster schlafen und alle sind nett.
Aber das Regelwerk lässt mich an seine Grenzen stoßen. Als ich Abends Fünf Minuten nach Zehn nach Hause komme, muss ich mir eine Standpauke anhören. Das Mädchen an der Pforte ist stinksauer und macht mir deutlich – das ist ein NoGo. Auch Fünf Minuten sind ein NoGo. Nach diesem Erlebnis ist mir klar geworden, dass trotz der ganzen Annhemlichkeiten sich etwas ändern muss.
Da ich zur Zeit eh zur Schlaflosigkeit neige, habe ich eines Nachts Google zum Thema neue Wohnung befragt. Volltreffer – eine Anzeige die mich sofort magisch anzieht. Eine kleine Wohnung direkt bei der Deutschen Botschaft. In einem der schönsten und teuersten Viertel in Amman. Das auch noch bezahlbar. Wo ist der Haken? Nachdem ich nachts um 3 eine Mail an den Vermieter geschrieben habe klingelt bereits am nächsten Tag mein Handy und ich fahre nach dem Telefonat zur Wohnung. Es war Liebe auf den ersten Blick. Top Lage, einen tollen Ausblick – perfekt. Manchmal ist der Haken vielleicht auch gar nicht vorhanden, auch wenn wir danach suchen. Der Vermieter drückt mir die Schlüssel in die Hand und wünscht mir viel Spaß. Er will keinen Pass von mir sehen, keine Kaution und auch noch keine Miete. So schnell geht’s. Am Wochenende bin ich dann umgezogen. Um zehn abends geh ich raus und mach einen kleinen Spaziergang – nur aus Prinzip x). Seither genieß ich meine eigenen vier Wände in Amman. Der Haken ist immer noch ausgeblieben. Manchmal hat man eben einfach Glück. Man sollte es genießen ;-).

Fortsetzung und Bilder folgen morgen… x) – DIESES MAL VERSPROCHEN! x)

III. Das Leben am 4. Zirkel

IV. Amman, nicht schön, aber interessant

V. Besuch aus Deutschland

Ahlan Wa Sahlan fi Amman – Willkommen in Amman

Endlich schaffe ich es meinen ersten Blogeintrag aus Amman zu schreiben. Bis dato hatte ich leider kein Internet…daher die Verspätung.

Aufbruch

Aufbruch

I. Anreise

Wahrhaft königlich bin ich am 13.09. von Frankfurt aus mit Royal Jordania nach Amman geflogen. Kaum saß ich im Flugzeug kamen bereits die ersten arabischen Klänge aus den Lautsprechern….und ich fing langsam an zu realisieren, dass es jetzt wirklich los geht.

"Königlich" fliegen ;-)

Der Service und Ausstattung waren fantastisch und ich habe mich im Flugzeug gleich mit dem Stuart gut verstanden und mich mit ihm auf Arabisch unterhalten. Die Anreise war folglich ein Genuss 😉

Landeanflug - Blick auf Amman bei Nacht

Landeanflug - Blick auf Amman bei Nacht

Im Landeanflug fliegen wir über Jerusalem und ich bin schon langsam etwas nervös. Gut angekommen verläuft alles problemlos und ich werde sogar von meinem Mentor vor dem offiziellen Empfangsbereich abgeholt und herzlich begrüßt – das ist ein Vorteil wenn man unmittelbar für die Regierung arbeitet 😉
Mittlerweile bin ich seit 6 Uhr morgens auf den Beinen und ziemlich müde, aber um 22 Uhr komme ich in meinem neuen Zuhause an.
Ich wohne in einem arabischen Frauenstudentenwohnheim in der Nähe der Uni. Nachdem ich den Vertrag unterschrieben habe falle ich ins Bett und schlafe sofort ein – zum Glück habe ich am nächsten Tag frei.
Um 4.45 wache ich durch den Ruf des Muezzins auf und weiß wo ich bin 😉

II. Rules, organize your life

Mein Appartment im arabischen Frauenstudentenwohnheim ist wirklich schön. Ich habe eine kleine Küche, ein Bad, ein Bett, mehrere Schränke und Couch sowie einen Fernseher mit 350 Kanälen 😉 Alles ist sehr sauber und modern. Eigentlich perfekt…. ABER…. es gibt hier natürlich Regeln:
1. Männer dürfen das Wohnheim bis auf den Empfangsbereich nicht betreten
2. Während Ramadan schließt es um 23 Uhr. Wenn Ramadan vorüber ist, dann schließt es bereits um 22 Uhr. Man muss pünktlich sein, sonst kommt man nicht mehr rein.
3. Wenn FRAU abends ausgeht oder über Nacht wegbleiben will, muss man eine Art Antrag stellen und die Telefonnummer des jeweiligen Freundes hinterlassen.
4. FRAU darf keinen Alkohol auf dem Zimmer haben
5. FRAU sollte eigentlich IMMER auf seinem Handy erreichbar sein.

Blick in mein Appartment

Blick in mein Appartment

Trotz des strengen Regelwerks muss ich zugeben, gefällt es mir sehr gut hier. Denn es ist sehr herzlich. 3 Mädels sind hier während der Öffnungszeiten abwechselnd immer unten im Auftenthaltsraum wo sich auch die Rezeption befindet und nach einer kleinen Annäherungsphase haben sie mich bereits ins Herz geschlossen und umgarnen mich mit leckerem arabsichen Kaffee, Tee, Süßigkeiten oder Eis 😉 Es geht mir also wirklich gut.
Das einzige wirkliche Manko ist, dass ich bereits in Deutschland ein ordentliche Grippe abbekommen habe und immer noch ziemlich angeschlagen bin. Aber es gibt ja Paracetamol 😉

Gemeinsam mit meinem Mentor bin ich an meinem freien Tag mit dem Taxi einkaufen gefahren und habe meinen Kühlschrank aufgefüllt und mich erstmal mit den Basiscs wie etwa Besteck, Teller etc. ausgestattet, außerdem noch einen Wasserkocher. Und ganz wichtig und nicht verwunderlich für jeden der mich kennt eine KAFFEEMASCHINE 😉

III. The city
Amman hat bereits einen wirklich guten Eindruck bei mir hinterlassen. Im V ergleich zu Kairo gibt es hier zumindest hin und wierder Ampeln und es lassen sich Verkehrsregeln erahnen 😉 Wer schon einmal in Kairo war, wird die Stadt als geradezu ruhig empfinden… Die Leute machen einen offenen Eindruck und die über 19 Hügeln über die sich Amman erstreckt geben der Stadt einen nahezu mediterranen flair. Das Wetter ist zudem wunderbar und abends weht ein angenehmer Wind, sodass man nachts auch ohne Klimaanlage gut schlafen kann. Zudem ist es arid und die Hitze fühlt sich im Gegensatz zu tropischen Verhältnissen angenehm an.

Blick aus meinem Appartment

Blick aus meinem Appartment

IV. Work – „you look arabic“
Mein erster Arbeitstag beginnt bereits mit einer Abenteurreise mit dem Bus. Zum Glück hat mich mein Mentor abgeholt und wir fahren gemeinsam mit einem klapprigen Bus zur Arbeit. Der Bus allein ist wirklich schon sehenswert. Im Bus hängt eine große jordanische Flagge und ein Bild des Königs Abdullah II.
Es gibt keine regelmäßige Zeiten für die Busse und mal zahlt man mehr, mal weniger 😉
Die Nationale UNESCO-Kommission liegt direkt im Regierungsviertel beim Parlament (majlis) beim Ministerium für Bildung.
Die Kommission hat 17 Mitarbeiter.
Ich bekomme sogar einen eigenen Schreibtisch und PC und sitze mit 2 weiteren Mitarbeitern in einem Büro direkt neben der Generalsekretärin. Leider ist sie momentan im Urlaub. Aber ich bin schon sehr gespannt auf sie.
Der erste Tag verläuft entspannt und alle sind wirklich super nett.
Sie finden es auch interessant, dass ich nicht „deutsch“ aussehen, sondern eher dunkler bin und etwas Arabisch spreche 😉
Deswegen sagen mir alle: jamil (schön) – you look arabic 😉
Jeder der Zeit hat setzt sich zu mir und redet mit mir über das Leben und Familie…nach einem Sprachenmix aus Arabenglisch habe ich
bereits für Freitag die erste Einladung von einem Kollegen zum Ramadanessen bei seiner Familie.
Da Ramadan ist sind die Arbeitszeiten etwas anders als sonst und bereits um 14 Uhr verlasse ich die Arbeit.

Am 2. Tag nehme ich das Abenteuer Bus alleine in Angriff und siehe da… es klappt 😉
Heute habe ich die Runde durch alle einzelnen Abteilungen gemacht
und saß bei jedem im Büro und hab mich mit jedem sehr gut unterhalten. Auf meiner Tour durch die Kommission empfängt mich
in jedem Büro das Bildnis des Königs und seines Vaters und sie beide lächeln wohlwohlend auf mich herab.

Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass sich hier jeder Zeit für mich nimmt und sich für mich interessiert. Außerdem habe ich mich bereits in die Projekte eingelesen.

So das war jetzt erstmal ein Menge und ich gönne dem werten Leser eine Pause 😉
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Ila laiqua (bis später)

Zeitraffer

Lisa

Der Abflug rückt näher und doch fühlt es sich wie die Ruhe vor dem Sturm an.
Die letzten 9 Wochen waren unglaublich: zuerst Uniprüfungen, dann kaum zwei Tage vergangen und los ging’s auf große Exkursion nach Norddeutschland. Über Uelzen, Husum, Lüneburg, Schwerin, Berlin…. habe ich in gut zwei Wochen nochmal eine volle Ladung „Deutschland“ mitbekommen. Danach bin ich direkt vom Spreewald nach Bochum gefahren um dort einen Tag später mit einem Arabisch Intensivkurs
zwei Wochen lang durchzustarten. Bochum war wirklich super, da ich mal wieder echt klasse Leute kennengelernt habe 😉 Hm… und zwischen dem Arabischlernen hab ich dort dann noch meinen Geburtstag gefeiert.
@ alle die mit mir gefeiert haben: vielen Dank für den SCHÖNEN Geburstag 😉
So nun war ich also sprachlich zumindest auf Jordanien vorbereitet. Aber da das ja nicht reicht bin ich nach zwei Tagen Schwarzwaldaufenthalt bei meiner Family mit einem kleinen Abstecher in Frankfurt nach Berlin an den schönen Werbellinsee gefahren.
Dort angekommen durfte ich mit knapp 200 anderen Leuten einen 10-täigen Seminarmarathon absolvieren. Konnte ich mir beim Start dieses Marathons noch nicht wirklich vorstellen am Ziel anzukommen… kam es zu einer überraschenden Wendung. Denn ich stellte fest das die anderen Teilnehmer um mich herum super nett sind und wir gemeinsam Seminare & Pädagogikspielchen überstehen können. Alles im allen waren die 10 Tage in der Peripherie Berlins irgendwo in Brandenburg wirklich schön. Zwar habe ich zum Teil unnötige Seminare über mich ergehen lassen, mich unzählige Male über den schlechten Handyempfang aufgeregt…. aber trotzdem fühle ich mich soweit man das überhaupt sagen kann einigermaßen vorbereitet 😉 Außerdem habe ich interessante Leute kennengelernt und Freundschaften geschlossen.

Mittlerweile wieder im Schwarzwald bei meiner Family angekommen
habe ich jede Menge Orgakram erledigt und beschäftige ich mich jetzt mit der Frage wie man für ein halbes Jahr sein Leben in einen Koffer packen kann, der nur 20 Kg wiegen darf!
Und bis auf eine starke Erkältung geht es mir eigentlich gut
auch wenn ich noch überhaupt nicht realisiert habe, dass ich am Sonntagabend bereits in Amman sein werde 😉
Aber ich freu mich 😉

 
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