701 km, 2 Länder, 23 Mitfahrgelegenheiten
„Das Leben ist ein Buch – und wer nicht reist, liest nur wenig davon!“
Diesen Spruch gab mir mein Onkel Walter (wenn das kein Zufall ist…) mit auf den Weg. Gereist bin ich in den letzten Tagen tatsächlich viel und ich habe beschlossen noch etwas hinzuzufügen: „Wer trampt lernt noch was dabei“. Für mich hat das reisen so eine ganz andere Dimension bekommen. A Tourist kann man sich ein Land durch Sightseeing, Museen, Bücher usw. veranschaulichen, aber ist nicht eigentlich das, was ein Land einzigartig und die Besonderheiten der Kultur auszeichnet die Menschen, die dort Leben? Selbstverständlich gehört die Landschaft, Geschichte, Infrastruktur etc.… auch dazu, für mich jedoch stehen die Menschen im Vordergrund. Deswegen ist das trampen auch so wunderbar, denn neben all den Gefahren die dabei zu befürchten sind, hat man einen unschlagbaren, riesigen Vorteil: Man lernt die Menschen kennen, unterhält sich mit Ihnen, lernt ihre Mentalität kennen. Etwas, was durch kein Buch und auch nicht die beste Stadtführung zu ersetzen ist. 701 km, 2 fremde Länder mit unbekannten Sprachen, 23 Mitfahrgelegenheiten, 99.9% positive Erfahrungen. Wobei das 0,1te Prozent auch keine negative Erfahrung war, sondern lediglich ein Bauchgefühl, dass uns dazu veranlasste uns einen anderen Fahrer, als die 3 in schwarz gekleideten Rumänen, die uns auf irgendeine Weise suspekt vorkamen, zu suchen. Es ist der Wahnsinn was wir für Erfahrungen gemacht haben und vor allem welche unglaubliche Gastfreundschaft uns erwartete. Damit hätten wir nicht gerechnet! Würde jemand von euch 2 Fremden nach 10 Minuten Gespräch euer Wohnzimmer als Schlafstätte anbieten, abends noch 50km in eine andere Stadt fahren, um sie dort den Freunden vorzustellen und „weil man da besser weggehen kann“? Würdet ihr überhaupt Tramper mitnehmen? Und ohne dass Sie es von euch verlangen einen Umweg fahren, um sie an eine günstigere Straße zu bringen? Es gibt so viel zu berichten, jedoch habe ich mich entschieden hier ein kleines kommentiertes Fotoalbum zu erstellen, um euch einen Eindruck von meiner Reise zu geben. Wenn ihr Fragen habt, worüber ich mich freue dann fragt doch in Kommentaren hier, so könnens alle lesen dies Interessiert.
Und los geht’s. Unsere Route. Professionell wie ich bin ganz genau mit Umwegen und den Städten in denen wir übernachtet haben. Wir haben also 5 Tage gebraucht.
Mit Regenwetter fing alles an, trotzdem ließen wir uns nicht unterkriegen denn nicht nur das Wetter passte nicht: durch unsere Unerfahrenheit standen wir an einem sehr ungünstigen Punkt und nahmen nach ca. einer Stunde warten einen Autobus, der möglichst weit aus Sofia hinaus fuhr.
Uns begegneten viele Dinge, die für uns irgendwie Besonders waren, wobei sie für die Einheimischen wahrscheinlich so normal sind wie Klopapier ohne Abroll-Loch. Zum Beispiel wie hier, man sieht nicht etwa illegale Pferderennen, sondern landwirtschaftliche Aktivitäten. Außerdem beachte man die Straße, eine Landstraße, wobei sie sich von einer Bundesstraße meist nur durch die Breite unterscheidet. Bei uns sind sie im Normalfall mit Markierungen und Randpfosten versehen. Aber wer brauch das schon, geht auch ohne. In meiner Umgebung sehen so die besseren Feldwege aus….
Mir kam es teilweise vor als würden die Uhren in der bulgarischen Provinz langsamer ticken, so idyllisch wars.
Ein bisschen absurd Todesanzeigen auf alte Autos zu kleben? Hier ist halt vieles „Niama problem“
Landschaften beeindrucken mich oft nicht so schnell wie andere, wer schonmal in unserem Wohnzimmer daheim stand weiss warum. Aber das hier war wirklich wahnsinn: Die Landschaft von Belogratschik. Und das Gute war, dass die Touristen erst nachmittags kamen, bis dahin waren wir mit den Einheimischen und der Natur allein.
Dort ist auch eine Festung, an der eine Art Kulisse aufgebaut wird, zumindest gehen wir davon aus, denn Männer trugen Styroporsteine herum und eine Kirche aus Spanplatten hält sich auch nicht so lange….
Wir mussten eigentlich nie lange warten, bis uns Jemand mitnahm. Ansonsten hatten wir in den kleinen Pausen immer eine Beschäftigung…. Fotos machen zum Beispiel 🙂
In manchen Dörfern wurden wir mit sehr großer Armut konfrontiert. Mir ist aber aufgefallen, dass das in Rumänien schlagartig etwas abnahm, hätte ich nicht gedacht. In diesem Dorf hier kamen gleich die Kinder auf uns zu, passiert wohl nicht so oft dass sich hier her Ausländer verirren….
Das war unser erster Eindruck von Craiova, der erst größeren Stadt nach der Grenze in Rumänien. Unser Fahrer (19 war er) lies uns hier raus. Er lud mit seinen Kumpels Schlachtabfälle; Schweineköpfe ab…. 😀 WTF
An diesem Tag in Craiova übernachteten wir in einem Wohnwagen, der uns von einem Geschäftsmann, den wir trafen, angeboten wurde. Am nächsten Tag gings erstmal Frühstücken und Zähneputzen im Mc Donald’s – ich glaube es hat uns auch keiner gesehen…
An diesem Tag kamen wir nur 50km weit, denn dann lernten wir ein super nettes Pärchen kennen, die uns spontan zu sich einluden, uns ihre Stadt; Slatina zeigen….
…und uns außerdem mit Sahnetörtchen im Feld vollstopften. *nom nom nom*
Hier der Nachbarwohnblock von den Beiden. sehr trist und grau dort aber umso bunter und herzlicher die Menschen.
Im krassen Gegensatz dazu kam am nächsten Tag Sibiu oder auch Herrmanstadt in Siebenbürgen. Dort ist alles so sauber, gepflegt und wohlhabend, dass man denken könnte in Deutschland zu sein, vorallem weil auch sehr viele Leute dort noch Deutsch sprechen.
Erholung pur in unserer letzten Nacht in einer Ferienwohnung mit einem Rentnerpärchen. Balkonzimmer mit Blick auf das Gebirge. Nice.
Wie waren wir in der letzten Etappe unserer Reise stolz das geschafft zu haben!
Das Seminar ging sehr schnell vorbei, es wurde viel geredet, wie das halt auf einem Seminar so ist. Im Endeffekt wars cool viele Anekdoten aus den verschiedenen Ländern auszutauschen und Reiseziele auszumachen!
Heim gings mit Pascal und Phillip in der Nacht der Zeitumstellung, das bedeutete, dass uns eine Stunde dazu „geschenkt“ wurde, denn die Stunde der Zeitumstellung blieb der Zug einfach stehen. Eine 11te Stunde in einem Schlafwagen, deutsche Produktion, ein Zug wie er in Lohra vielleicht fuhr, LANGE bevor die Bahngleisen geklaut wurden.
Und jetzt geht erst mal der Alltag in Sofia weiter, der noch nicht alltäglich geworden ist…
Hallo Lenchen,
jetzt weiß ich ja wies geht. Danke für deine Mail und für den interessanten Bericht von Rumänien. Du weißt dass Pfr. Klein aus Herrmannsburg kam? Und deshalb sein hessisch doch ein gewisse Einfärbung hatte!
Pass auf Dich auf – alles Gute und liebe Grüße
Inge