Fünf Wochen Afrika
Kaum zu glauben: Meine ersten fünf Wochen in Afrika sind um. Auch wenn Lagos im Großen und Ganzen noch immer eine große Unbekannte für mich ist, pendelt sich so langsam das Alltagsleben ein. Meine Orientierung wird immer besser, ich fahre kleine Strecken mit dem Okada (alte ausrangierte chinesische Mopeds), ich verstehe die Nigerianer immer besser und sie hoffentlich mich, ich lasse mich auf dem Markt nicht mehr so offensichtlich übers Ohr ziehen, spreche sogar einige Wörter Yoruba, erkenne Leute auf der Straße mittlerweile wieder und gehe nach der Arbeit auf kleine Entdeckungstouren. Heute bin ich zum Beispiel auf einen ziemlich abgefahrenen Afro-Shop gestoßen und habe mich mit nigerianischer Musik und Literatur eingedeckt. Ein Album kostet etwa 300 Naira (umgerechnet ca. 1,50€), ein Buch 1000 Naira – paradiesisch! Neben diesen Dingen sind auf den Inseln evtl. noch Obst und Gemüse günstiger als in Deutschland (je nach Verhandlungsgeschick), ansonsten gehen die Preise ins Unermessliche. Einige Beispiele: Cornflakes kosten umgerechnet 7 Euro, Nudeln 5 Euro, Pril 5 Euro, 1L Milch 2 Euro. Aus diesem Grund versuche ich den Supermarkt möglichst zu umgehen und alles auf dem Markt auszuhandeln. Das ist zwar anstrengend, tut dem armen kleinen Studenten-Portemonnaie aber ganz gut.
Hier zwei Bilder vom Lekki Market. Eleonora (meine Mitbewohnerin) und ich haben uns letztes Wochenende sage und schreibe 5 Std. bei 35 Grad durch die Stände gequält. Aber es lohnt sich: Man lernt witzige und ziemlich impulsive Leute kennen und wenn man aufmerksam ist, entdeckt man echte Kostbarkeiten.

Was ist noch passiert? Ich war auf meiner ersten zweitägigen Dienstreise in Ibadan, ca. 4 Autostunden von Lagos entfernt. Dort fand am Donnerstag eine Konferenz für Deutschprofessoren statt. Ich dachte Ibadan sei ein Dorf. Falsch gelegen: 8 Mio. Einwohner zählt die „Kleinstadt“. Auf dem Campus habe ich mal wieder das wahre Nigeria zu spüren bekommen, heißt ohne Strom und fließend Wasser auszukommen. Da an den nigerianischen Universitäten seit ungefähr 4 Monaten gestreikt wird, passiert dort derzeit nicht viel. Aus Langeweile haben die Deutschstudenten in Ibadan eine Theatergruppe ins Leben gerufen, in der sie deutsche Stücke einstudieren und traditionelle Yoruba-Lieder ins Deutsche übersetzen. Die Vorführung in der Mittagspause war herrlich! Die Nonne auf dem Bild hieß übrigens auch Linda und hat mit mir auf die Namensvetterschaft getrunken.


Viele von Euch haben mich gefragt, was ich am GI so treibe. Deshalb zum Schluss noch ein kurzer Abriss meiner Arbeit. Jedes GI besteht aus drei Abteilungen: 1.Sprachabteilung, 2. Information (beinhaltet eine Bibliothek mit deutscher Literatur, deutschen Filmen und deutscher Musik) und 3. Das Kulturprogramm (hier sitze ich!). Wir organisieren Kunst-Ausstellungen, Konzerte, Diskussionsrunden, Filmvorführungen, Theaterseminare, Musik- und Kunstworkshops, Poetry Slams etc.. Dabei sollten alle Events einen mehr oder weniger starken Deutschland-Bezug aufweisen.
Und noch eine letzte Info: Ich wurde häufig nach alltäglichen Bildern vom Markt und von der Stadt gefragt. Da überall die Polizei lauert und das öffentliche Fotografieren in Nigeria nicht ohne weiteres erlaubt ist, hüte ich mich. Hier und da bin ich erfolgreich, das ist aber nicht die Regel. Diese Bilder sind z.B. auf dem Weg zur Arbeit entstanden. Außerdem fotografiere ich ungern Menschen, die ich nicht kenne. Gerade als Weiße möchte ich Niemandem zu nahe treten. Deshalb werdet Ihr vom Alltagleben nicht ganz so viel sehen – dafür aber hören;-)



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Liebe Mary, herzlichen Dank für Deinen Eintrag. Tut mir wirklich leid, dass ich so unregelmäßig schreibe. Leider vergeht die Zeit hier wie im Fluge und ich möchte noch so viel machen. Da komme ich ganz selten zum Schreiben. Nun habe ich abends auch noch Englisch-Unterricht (inkl. Hausaufgaben) und meine Fotokamera is putte, ABER ich bemühe mich, ok? Sende Dir einen lieben Gruss nach Erfurt. Linda
Liebe Linda, bitte schreib wieder etwas mehr, damit wir ein kleines bisschen mitreisen können… Ich wäre so gerne bei Dir und kann hier doch nicht wirklich weg. Alles Liebe, Deine Mary
Hallo Linda,
wenn ich deine Blogeintraege lese, erinnert mich ganz vieles immer an meine eigenen Erlebnisse! Die MTN – Werbung gibts bei uns uebrigens auch 🙂
Ich hoffe dir gehts gut, ich wuensche dir noch ganz viele positive Erfahrungen!
LG aus Kampala,
Ute