Alles bestens!
Schande über mein Haupt! Seit fast 14 Tagen habe ich keinen Artikel geschrieben. Um mich herum ist so viel geschehen, dass ich unmöglich alles in epischer Breite wiedergeben könnte. Deshalb beschränke ich mich auf drei Highlights: 1. Der Segeltörn auf dem Atlantik, 2. Der Empfang in der deutschen Botschaft und die Feierlichkeiten zum „Tag der deutschen Einheit“, 3. Mein Besuch in Oshogbo.
Zunächst noch ein, zwei allgemeine Infos: Ich habe eine neue Bleibe! Eleonora, eine wunderbar gemütliche Österreicherin, die schon seit mehr als drei Jahren in Lagos lebt und arbeitet, gewährt mir seit gestern Abend Asyl. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie glücklich ich bin, endlich was Längerfristiges gefunden zu haben. Endlich Koffer auspacken. Endlich richtig ankommen! Ich habe ein eigenes Zimmer, fließend Wasser und Strom, einen Swimmingpool (ja, einen Swimmingpool!), Internet und einen verhältnismäßig kurzen Weg zur Arbeit (45 min. zu Fuß). Mir ist klar, dass ich mit diesem Standard ein mächtiges Privileg habe. Und häufig überkommt mich in dieser Seifenblase (mit extra viel Schaum) ein verdammt schlechtes Gewissen, aber ich versuche sie so oft wie möglich platzen zu lassen, um viel von Land & Leuten mitzubekommen. Bisher ist mir dieses Vorhaben einigermaßen gut gelungen.
Nun also zu meinen drei Highlights. Ich werde mehr Bilder sprechen lassen als Worte. Deshalb nur ein kleiner schriftlicher Abriss. Letzten Donnerstag wurde die Unabhängigkeit Nigerias gefeiert. Den Tag wollte ich ursprünglich am Strand und auf Kunstmärkten verbringen. Da mein (jetzt Ex!)Mitbewohner André – ein leidenschaftlicher Segler – auf der Suche nach einer Person auf dem Rescue-Boot für die Regatta seines Segel-Clubs war, konnte ich nicht Nein sagen und habe meine Beach- und Market-Pläne aufgeschoben. Was tut man nicht alles als „Freiwillige“! Entsprechend habe ich den ganzen Nachmittag auf dem Boot verbracht und zusammen mit David (s. Foto) Ausschau nach kenternden Segelschiffchen gehalten.

Freitag stand der feierliche Empfang in der deutschen Botschaft anlässlich der 20jährigen Wiedervereinigung auf dem Programm. Eingeladen waren viele Deutsche und Nigerianer, die hier in deutschen Organisationen arbeiten. Erwartet hatte ich einen spießigen Abend mit viel Small Talk und langweiliger Musik. Glücklicherweise lag ich völlig falsch. Die Kulisse war herrlich, es wurde viel getanzt (d.h. die Nigerianer haben viel getanzt), gegessen und natürlich extrem viel Bier getrunken (d.h. die Deutschen haben viel Bier getrunken).

Als ich Freitagnacht mit André nach Haus gefahren bin, hat er mich spontan überredet einige Stunden später (um 5 Uhr) mit nach Oshogbo zu fahren. Die heiligen Höhlen und Wälder von Oshogbo sind von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnet worden. Hinter den Kunstwerken steckt eine österreichische Dame namens Suzanne Wenger, die seit 1960 in Nigeria gelebt und sich von der Spiritualität der Yoruba Religion inspirieren lassen hat. Eigentlich müsste ich viel mehr zu dieser Frau und ihren Werken schreiben, aber ich glaube, meine Bilder sind spannender!




Und dann waren wir noch zu Besuch bei einem Künstler außerhalb von Oshogbo. Seine Bilder haben mich nicht vom Hocker gerissen. Dafür aber die Tanzgruppe des Dorfes, die uns wahnsinnig nett begrüßt hat. Von Tanz über Trommeln, Gesang und Theater war alles dabei.


Mein nächster Eintrag lässt hoffentlich nicht so lang auf sich warten – die Internet-Ausrede zählt ab nun nicht mehr!
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