Nach dem letzten Bericht kann ich euch sagen: Es geht wieder bergauf! Wenn auch nur mit einer ganz kleinen Steigung, aber immerhin. Sicher auch mit Rückschlägen,
aber tendenziell positiv.
Freitag war ich nochmal beim Arzt in Oppeln (Wie verständigt man sich als Deutsche beim polnischen Doktor? Nicht etwa auf Polnisch, Deutsch oder Englisch – nein, Französisch soll es sein!) und bei dieser Gelegenheit war ich dann auch in der Apotheke, jetzt bin ich bestens gerüstet und hoffe, bald wieder ganz gesund zu sein. Die Frage ist nur, wie einfach sich dieser Vorsatz ohne Heizung umsetzen lässt. Bei meinem Weg durch die Stadt hat sich sogar ab und zu mal die Sonne sehen lassen, was mir auch wirklich gut getan hat. Da sah alles gleich viel besser aus (bezogen sowohl auf meine „Gesamtsituation“, als auch auf die Stadt an sich). Vielleicht kann ich ja doch noch den „goldigen Herbst“ miterleben, auf den hier alle gespannt und sehnsüchtig warten.
Schön wäre es ja!
Ich habe es doch tatsächlich geschafft, mir eine polnische Handynummer zuzulegen. Außerdem bekomme ich am Sonntag Gesellschaft von einer Frau aus Deutschland, die für zwei Wochen in der Schule hospitieren wird. Ich hoffe, dass wir uns gut verstehen, denn sie kommt mit dem AUTO (was glaubt ihr, wie groß meine Freudensprünge waren, als mir diese Nachricht zu Ohren kam). Vielleicht machen wir einen Ausflug nach Krakau/ Auschwitz (Prag hat leider nicht geklappt, ich war ja beim Arzt), ganz sicher aber werden wir den nächsten großen (!) Supermarkt heimsuchen.
Obwohl es eigentlich ein langweiliges Thema ist muss ich doch eine kurze Anekdote von meinem ersten/letzten Besuch in dem Dorfladen loswerden. Erinnert ihr euch noch an mein Gespräch mit den zwei „Uhreinwohnern“ letzten Sonntag? Gut. Einen von den beiden habe ich doch glatt wieder getroffen, als ich mich zwischen den zwei Sorten Nudeln entscheiden musste. Fast hätte ich die Seife daneben auch noch mitgenommen. Erstaunlich, wie klein die Welt – das Dorf- doch ist! Nachdem er der Verkäuferin fröhlich erzählt hatte, dass ich aus Deutschland komme, griff er zielstrebig zu den Bierflaschen und kaufte den halben Vorrat leer (nicht weiter schwierig, weil nicht besonders viel da). Mit den Worten „Alles gut. Ich gehe jetzt nach Hause und trinke“ machte er sich schließlich wieder auf den Heimweg. Mit dem Auto, es ist ja so weit!
An dieser Stelle ein paar Worte zu meinem (perfekten) Polnisch: Obwohl immer noch kein Sprachkurs in Sicht ist (bei einer der Lehrerinnen/Erzieherinnen möchte ich nicht lernen, ich brauche einen Grund, um regelmäßig nach Oppeln zu fahren) mache ich doch beeindruckende Fortschritte. „Guten Tag, Auf Wiedersehen, Entschuldigung, Danke“ und „Eine Fahrkarte nach Oppeln, bitte“
gehen mir mittlerweile so leicht über die Lippen, als hätte ich mein ganzes Leben lang nur Polnisch gesprochen. So kommt es, dass mir „Nie móvie po polsku“ im Anschluss leider nie abgekauft wird.
Erst nachdem sie mir einen ellenlangen Vortrag auf Polnisch gehalten haben merken sie an meinem äußerst verständnislosen Gesichtsausdruck, dass ich offenbar wirklich die Wahrheit gesagt habe.
Mit den Kindern ist im Kindergarten läuft es nicht anders. „Nie rosumiem“ ist tabu!
Während der letzten Tage wurde ich trotz fehlender Sonne immer von einem Schatten verfolgt, dem ich alle zwei Minuten versichern musste, dass seine Mutter ihn bald abholen würde. Sobald ich außer Sichtweite geriet oder mich auch nur zu viel mit anderen Kindern beschäftigte, fing er an zu weinen.
Ich musste die Hand des Kleinen halten, damit er schlafen konnte und ihm persönlich den Tee einschenken, damit er etwas trank. Aber hey, er wird jeden Nachmittag von seiner Mutter abgeholt. Ich sehe meine erst an Weihnachten wieder…
Bis bald, ich werde mir jetzt eine Runde „Funky Chicken (Jumping Goat und Crazy Cow)“ mit eben jenen gönnen. Danke an Julian für den Tipp & viele Grüße nach Bulgarien (und nach Deutschland, Irland, Polen, Rumänien, China.. – überhaupt an alle.
Eure Wiebke
Hallo Wiebke,
könntest du nicht immer Wochenende haben? Ich habe deinen „Bericht“ mit großem Interesse und natürlich auch gerne bis zum Ende gelesen. Klinkt ja zum Teil wirklich recht gespenstisch! ! Alle Achtung, dass du den Keller und den Dachboden inspiziert hast, weiß nicht, ob ich alleine soviel Mut gehabt hätte???? Ohrstöpsel habe ich schon besorgt, welche Sorten von Schokolade bevorzugst du denn?!? Bin schon heute auf deinen nächsten „ausführlichen“ Bericht gespannt und wünsche dir bis dahin eine gute Zeit. Ganz liebe Grüße von Beate