Czesc!

So, heute melde ich mich also das erste Mal aus Raszowa, Polen.

Gestern morgen bin ich nach einer abenteurlichen Fahrt um sechs Uhr früh in Opole/ Oppeln aus dem Bus getaumelt und war heilfroh, von meiner Ansprechpartnerin in Empfang genommen zu werden… Ich habe also tatsächlich den richtigen Halt erwischt!
An die Busfahrt möchte ich mich nicht groß erinnern, ich habe leider nichts verstanden (alle Ansagen nur auf Polnisch) und helfen konnte mir auch keiner. Neben mir saßen auf der einen Seite zwei Studentinnen aus Quebec, die nach Krakau wollten und sich auf Französisch unterhielten, auf der anderen Seite ein älterer Herr aus Polen, der jedoch nur schlief, schnarchte und sich dabei ziemlich breit machte.
Meine Ankunft in Polen war schnell zu spüren – die Straße wurde holperig, bevor mein Handy mir verkündete, wo ich mich nun befand.
Kurz darauf setzte starker Regen ein und so kam es zur determiniert negativen Stimmung meinerseits. Aber nach angsterfüllten sechs Stunden in denen ich mich ständig fragte wo ich gerade war, wurde ich freundlich mit einer Sonnenblume empfangen.

Nachdem ich in der Wohnung angekommen war,

gut versorgt mit Brötchen, Blumensträußen, Bettdecke, gefülltem Kühlschrank, Nudeln, Polnischer Schokolade und einigen Broschüren über Oppeln und die Region, habe ich mich erstmal schlafen gelegt.

Ja, ich bin auf dem Land. So richtig.

Ist das nicht eine nette Aussicht?
Man beachte meine Nachbarin Zora die Ziege, die hier auf mich aufpasst.

Danach ging es mir schon um einiges besser, auch wenn es hier sehr kalt ist. Bis die Heizungen angeschaltet werden wird es wohl noch dauern, man heizt noch mit Kohle. Später am Tag kam dann noch eine Kollegin aus dem Kindergarten vorbei, sie hat mich herumgeführt und mir einiges erklärt, mir Bücher über die Montessori Pädagogik ausgeliehen. Ich bin mal sehr gespannt, wie das in der Praxis aussieht!

Außerdem hat sie mir noch eine große Tüte voll Obst mitgebracht, ich frage mich, wie ich das alles essen soll! Stichwort „Essen“ – Mir war nicht bewusst, was für ein Erlebnis „Nudelnkochen“ sein kann! Dennoch finde ich, dass ich das Ganze mit Bravour gemeistert habe, trotz fehlender Waage/ Messbecher/ Nudelsieb/ Schneebesen ..

Heute am zweiten Tag sieht alles schon besser aus. Obwohl die Wohnung sehr/ zu groß für eine Person (mich!) ist und das Wetter sich nicht von seiner besten Seite zeigt, gewöhne ich mich ganz langsam ein. Die Vorsitzende des Vereins und meine Ansprechpartnerin haben mich zum Erntedankfest im benachbarten Dorf  Miedzianka/ Kupferberg mitgenommen, wo sie für den Verein und die Schule/ den Kindergarten Werbung machen wollten. Alle haben sich sehr viel Mühe gegeben, das Dorf aufwendig zu schmücken und es gab einen kleinen Zug mit Traktoren und Wagen, auf denen Menschen in traditioneller Kleidung saßen und winkten.
Dazu spielte ein Spielmannszug Marschmusik und im Festzelt auf der Wiese wurden Polnische Lieder gesungen. Der Moderator der ganzen Veranstaltung kam anfangs ausgerechnet auf mich zu und hielt mir das Mikro unter die Nase – Ich konnte ihn nur verständnislos ansehen und mit den Schultern zucken. Wie mir später erklärt wurde wollte er wissen, was an unserem Tisch angeboten wurde. Und das war: „Die Gesichter von Kindern bemalen„.

Ja, ich bin müde.

Ein kleines Geschenk von Frau W, als Erinnerung an den heutigen Tag.

Zusammen mit Lehrerinnen aus der Grundschule  durfte ich heute Kinder schminken, was für mich auch eine Premiere war. Nachdem ich unter anderem Hello Kitty und auch Spiderman ganz gut gemeistert habe, habe ich noch ein Stück Streuselkuchen mit Mohn (hier typisch) probiert, bevor wir durch den Regen wieder „nach Hause“ gefahren sind. Auf der Rückfahrt wurde noch einiges besprochen, in den nächsten Wochen kommt wohl noch einiges an Organisation auf uns zu, vielleicht ein Umzug. Aber ich denke, dass sich das alles einrenken wird, wenn ich genug Geduld habe.
Jetzt lerne ich erstmal nach und nach die anderen kennen und bin gespannt auf meinen ersten Arbeitstag im Kindergarten!

PS: Ich denke nicht, dass all meine Einträge dieses Ausmaß annehmen werden.
Ich begründe es mal damit, dass alles noch neu und ziemlich aufregend ist… Erntedank feiert man hier ja auch nur einmal im Jahr 🙂

 

Ein Gedanke zu “Czesc!

  1. Hallo Wiebke,
    das Wetter scheint ja nicht so besonders zu sein, aber Du hast ja schon einiges erlebt.
    Wie klappt es mit der Sprache? Sprichst Du schon perfekt polnisch?
    Viel Spaß
    Thorsten

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