Nach den Tagen am Strand ging es für uns dann über die nächste Grenze (Ausreisestempel Chile, Einreisestempel Bolivien, Zoll? „Nee, man schmuggelt nur aus Bolivien, aber doch nicht rein!“) nach Bolivien. Von 0m auf ca. 4000m Höhe, vom Meer auf die Hochebene, von 25 °C zu 10°C. Die Landschaft veränderte sich schon während der Fahrt von Arica nach La Paz. Auf einmal sahen wir Lamas, Lamas und Lamas auf der Hochebene anstatt Wüste bis wir schließlich ins Tal nach La Paz kamen.
Ich hatte zum Glück nur wenig Probleme mit der Höhe und konnte gleich damit beginnen, die bolivianische Hauptstadt zu erkunden. Eine andere Freiwillige hat die Höhenkrankheit leider ziemlich erwischt und sie musste sich erstmal erholen und viel Koka-Tee trinken. Kokablätterkauen ist dort normal, da es angeblich satt und munter macht. Es hat aber noch nichts mit der Droge Kokain zu tun. La Paz fand ich eine total beeindruckende Stadt. Die Häuser sind alle eng aneinander gebaut und bedecken jeden einzelnen Hügel, die Stadt zieht sich das Tal hinauf bis auf die Hochebene, wo die ärmeren Viertel liegen. Man sieht viel mehr indigene Bevölkerung als in Argentinien und Chile. Überall laufen die typisch gekleideten „Cholitas“ mit ihren Röcken, Hüten und bunten Tüchern rum. Auf dem Markt verkaufen sie dir Obst und Gemüse zu Preisen, die für uns wirklich bezahlbar waren nach dem teuren Chile. Insgesamt ist Bolivien das billigste Land, in dem ich je war. Eine Hostelübernachtung kostet ca. 2,50€, auf der Straße kauft man Essen für ca. 30ct – 70ct. Die Gelegenheit musste natürlich genutzt werden und somit verbrachten wir auch einige Zeit auf dem typischen Souvenirmarkt, wo ich unter anderem Alpakapullis für je 8€ ergattern konnte, um die geringe Temperatur auszuhalten. Geschätzter Preis in Deutschland: über 100€
Unsere nächste Station war der Titicacasee. Von La Paz aus ging es gequetscht in einem Minibus nach Copacabana, die Ausgangsstation für Ausflüge zur Isla del Sol oder Isla de la Luna. Deshalb wimmelte es auch nur so von Touristen, die sich auf die Boote drängten. Wir haben uns für die Isla del Sol entschieden, die Größere der beiden Inseln. Die Überfahrt dauert ca. 2 Stunden. Wir sind zum Nordende gefahren, um dann zum Südende zu laufen. Während dieser kleinen Wanderung über die Insel bekamen wir komischerweise nur wenige Touristen zu Gesicht, obwohl davor noch mehre Boote voller Touris abgeladen wurden. Ca. 3 Stunden dauerte unsere „caminata“, war aber nicht ganz ohne, weil „drei Stunden auf 4000m über dem Meeresspiegel wandern“ was anderes ist als „drei Stunden auf 400m über dem Meeresspiegel wandern“. Wenn man auf dem Weg Lamas fotografieren will, kommen auf einmal Kinder aus den Büschen gesprungen und verlangen einen Boliviano (10ct). In der Dämmerung kamen wir im Dorf am Südende an und bekamen auch noch ein schöne Dreierzimmer. Am nächsten Morgen liefen wir noch ein bisschen weiter südlich, bis wir zu einem kleinen Haus kamen, dass schon die Inka gebaut hatten. Dann mussten wir auch schon wieder zurück an den Hafen, wo wir auch wieder auf die Touristenmassen trafen. Es ging zurück nach Copacabana, wo ich mich von den anderen verabschiedete. Sie wollten weiter nach Peru, für mich ging es zurück nach La Paz. Dort schnappte ich mir den nächsten Bus nach Cochabamba. Am frühen Morgen kam ich in Cochabamba an, und traf dort in einem Hostel auf wieder eine andere Freiwillige. Da ihr Zimmer allerdings in der angeblich gefährlichen, gefährlichen, gefährlichen Gegend rund ums Terminal lag, sind wir erst noch ins Zentrum umgezogen.
Nachdem wir ein paar Tage Cochabamba angeschaut haben, einschließlich seiner typischen Märkte voller Obst, Taschentücher, Kleidung, CDs und DVDs zu Spottpreisen, haben wir uns eines Abends auf den Weg ins Dorf Toro-Toro gemacht. Einen Platz im Bus haben wir nicht mehr gekommen, also mussten wir 4€ anstatt 2€ zahlen und sind im Auto mitgefahren. Die Fahrt dauerte so sechs Stunden, allerdings mit ein paar unfreiwilligen Stops. Es regnete wie in Strömen, so dass einmal das Auto stehen blieb, angeblich weil der Motor nass geworden war… Keiner unternahm irgendwas, nach einer halben Stunde gings dann irgendwie einfach weiter. Einmal war die Straße voller Steine und überschwemmt, so dass alle aussteigen mussten und danach wieder einsteigen. Um Mitternacht kamen wir an.
Am nächsten Morgen machten wir uns erstmal auf die Suche nach einem Frühstück. Wir sahen keinen einzigen Touristen, was uns stutzig machte. Schließlich ist hier ein Nationalpark und es müsste eigentlich viele Touristen geben. Irgendwann fanden wir ein paar Empanadas und Bananen… Wir kamen dann aufgrund der Einsamkeit (und auch kein einziger Hinweis wie man in den Nationalpark kommt?) zu dem Schluss, dass wir wohl gestern was falsch verstanden haben mussten und gar nicht in Toro-Toro gelandet sind. Doch – oh, Wunder! – da entdeckten wir die Plaza, immer Zentrum einer „Stadt“. Und dort gab es sogar ein Touristenbüro. Wir wurden dort auch gleich als solche erkannt (Meisterleistung!) und konnten unseren Ausflug in den Nationalpark planen. Mit zwei Belgiern ging es kurz darauf los. Auf dem Weg gab es außer einer – mal wieder – tollen Landschaft mit riesigem Canyon auch riesige Dinosaurierspuren zu sehen. Die Fußabdrücke in Stein wirkten total unrealistisch. Da wir leider auch nicht soo viele Tage von unserer Urlaubszeit übrig hatten, entschlossen wir uns, am nächsten Tag wieder zurück nach Cochabamba zu fahren, anstatt noch die Höhlen anzuschauen. Wir konnten darauf verzichten, auf dem Bauch durch stockdustere, schlammige Gänge zu kriechen.
Von Cochabamba sind wir über Nacht nach Santa Cruz gefahren. Wir hatten mal wieder keine Ahnung, was man dort eigentlich anschauen sollte und haben erstmal die Tourist Information ausfindig gemacht. Dort wurde uns alles mögliche empfohlen, was entweder zu weit weg oder zu teuer für uns war. Wir entschlossen uns dann für den Regionalpark „Lomas de Arena“, also Sanddünen. Der sollte am Rande der Stadt liegen. Also machten wir uns auf die Suche nach Bus Nummer 39, der uns dorthin bringen sollte. Nachdem ewig keiner kam, fanden wir heraus, dass gar nicht die 39 da hin fährt, sondern die 24. Also zur andern Straßenecke. Der nette Busfahrer der 24 allerdings sagte uns, dass er gar nicht dahin fährt, da fährt nämlich gar kein Bus hin. Neue Frage, neue Chance, neue Antwort. Die Lösung für unser Problem ist Bus 29! Doch auch der ließ sich nicht finden, also ab in einen Laden und fragen. Die Leute dort waren geschockt: „Waaas? Ihr wollt alleine als zwei blonde Ausländerinnen zu den Lomas gehen? Das ist viiiiiiiiiel zu gefährlich!!“ Naja, dann haben wir den Plan verworfen und gemeinsam mit den Verkäuferin überlegt, was wir denn jetzt in Santa Cruz sehen könnten. Irgendwie hatten wir keine Idee und dann spontan den einen Typen überzeugen können, mit uns zu den Dünen zu gehen, weil wir die unbedingt sehen wollte. „Ok, aber um 4 muss ich zurück sein zum Arbeiten, ich bin Anwalt.“ Es war zwei Uhr. Also sind wir nochmal losgegangen, diesmal mit einem Ortskundigen. Letztendlich mussten wir zwei Busse und zwei Taxen nehmen, um anzukommen. Es war drei Uhr. Und loslaufen. Nach zwei Stunden waren wir an den riesigen Dünen, die auf einmal inmitten von der Gras-Wald-Landschaft auftauchten. Leider war der sehnsüchtig erwartete See ausgetrocknet. Tja… nichts mit Erfrischung. Nur ein ca. 10m hoher Teich war übrig. Und dann mussten wir uns auch schon auf den Rückweg machen… Unser Anwalt bekam schon einige Anrufe seiner Arbeit, die abgewimmelt werden mussten. Es war 6 Uhr. In der Dunkelheit kamen wir wieder am Ausgang an und konnten einen Bus zurück ins Zentrum nehmen. Es war halb 9. Unser Anwalt musste noch in die Arbeit.
Am nächsten Tag ging auch schon unser Flug nach Asunción, Paraguay. Dort mussten wir noch ein paar Stunden warten, um dann einen Bus nach Encarnación nehmen zu können. Früh morgens kamen wir dort an und fuhren über die Brücke nach Posadas… Nach über einem Monat war ich wieder „zu Hause“.
Inzwischen bin ich in Eldorado, dazu nächstes Mal.
Katha