Ein Wochenende im Nirgendwo

4 11 2011

Hola,

stellt euch vor: Ich habe jetzt dann auch meinen Stundenplan bekommen 😉 Ich war jetzt dann auch schon das erste mal in der zweiten Schule, an der ich helfe. Das ist die EPET N° 1, die größte Schule in Posadas. Dort kann man deutsch als Fremdsprache wählen, aber es ist nicht so wie im Gutenberg, dass die Kinder von Anfang an Deutsch lernen und es deutsche Feste gibt etc… Ich habe jetzt dann meine eigenen Nachhilfe- bzw. Prüfungsvorbereitungsschüler und mache jede Woche einmal die Kindergartenstunde, in denen ich „Bruder Jakob“ und „Alle meine Entchen“ singe.

Am Wochenende hat mich mein Papa besucht, weil er in Kolumbien unterwegs war und das zumindest schonmal etwas näher bei mir ist.Am Freitag sind wir in die Esteros del Iberá gefahren. Das ist ein Sumpfgebiet drei Stunden von Posadas. Da ging es durch ein Gebiet, in dem eindeutig mehr Kühe als Menschen leben. Es ist flach (kein einziger Hügel weit und breit), grasig und wenn es regnet sumpfig. Als wir ankamen, haben wir auch gleich den ersten Bootsausflug über die Lagune gemacht. Wir kamen mit der Hoffnung, vielleicht einen Kaiman zu sehen oder wenn wir Glück haben ein Riesenwassermeerschwein. Fragt mich nicht wie die wirklich auf deutsch heißen, der Einfachheit halber nenne ich sie jetzt Carpinchos. Doch schon nach wenigen Minuten auf dem Wasser sahen wir die ersten Kaimane (auch Babykaimane.. das nächste Haustier vielleicht?), Carpinchos, Adler, Sumpfhirsche und viele Vögel. Da dieses Gebiet ein Naturschutzgebiet ist, werden die Tiere nicht gejagt. Außerdem sind sie an die Boote gewohnt. Somit kann man auf wenige Meter an die Tiere fahren, die das Ganze gelassen beobachten. Kommt man ihnen dann doch mal zu nah, tauchen sie einfach ab.Am Samstag war ein Gaucho-Tag geplant. Doch es hatte die ganze Nacht geregnet und am Morgen gings weiter. Nun sah alles auch viel sumpfiger aus 😉 Zum Glück hat der Regen dann mittags doch noch aufgehört, so dass wir losziehen konnten. Es ging also ca. 45 Minuten mit dem Auto durch das flache Grasland. Dann kamen wir an einem Hof an, auf dem eine Familie lebt. Ich habe noch nie einen soo abgelegen Wohnort gesehen. Drum herum ist einfach nichts außer Gras, ein paar Bäume, Kühe und Pferde… Das nächste Haus ist 30-40 Minuten mit dem Pferd entfernt, wenn ich das richtig verstanden habe. Die Kinder fahren mit dem Rad in die 5km entfernte Schule oder reiten.Die Pferde waren schon gesattelt, also gings gleich los. In der Hälfte des mehrstündigen Ausrittes sind wir an ein Haus gekommen (wow!) und haben dort eine Mate-Pause eingelegt. Das ganze Land, über das wir geritten sind, gehört irgendwie Verwandten und ist nur alle paar Kilometer durch Zäune abgetrennt. Um 19 Uhr waren wir wieder am Ausgangsort. Unterwegs gab es eine beeindruckende Landschaft, Kühe (was sonst?), kleine Strauße, Eulen und andere Vögel zu sehen. Und man fühlt sich schon ein bisschen wie ein Gaucho, wenn man mit seinem Pferd so über die Steppe galoppiert. Der Heimweg hat etwas länger gedauert, weil auf der Straße total viele Carpinchos lagen.Und die sind die Gelassenheit in „Person“. Liegen da auf der Straße, manchmal mit Babys und gehen erst weg, wenn man bis auf einen halben Meter an sie herangefahren ist und mehrmals gehupt hat. Und die Prozedur eben mehrmals.. Und ich dachte, dass wir eventuell vielleicht wenn wir Glück haben mal ein Carpincho sehen.. 😀 Ein Autofahrer war nicht ganz so rücksichtsvoll wie wir und so sahen wir auch ein totes Carpincho am Straßenrand.Am Sonntag ging es dann nochmal mit dem Boot raus zu einem angelegten Weg durch den Wald. Dort wurden Affen wieder ausgewildert. Und auch die lassen sich von den Menschen nicht stören und tollen durch das Geäst über den Köpfen. Nachdem wir dann mit dem Boot noch einmal Kaimane, Carpinchos & Co. Bestaunt haben, gings wieder zurück. Und am Nachmittag haben wir uns nochmal aufs Pferd gesetzt. Schließlich hat man ja nicht jeden Tag dazu Gelegenheit. Diesmal sind wir direkt vom Dorf aus losgeritten und die Landschaft war anders. Mehr Palmen und mehr Wasser.

Und am Montag früh sind wir wieder nach Posadas gefahren. Zum Glück war die Straße schon wieder einigermaßen trocken. Am Sonntag hat man für die Strecke wegen des Regens noch 6 Stunden gebraucht, denn die Erdstraßen verwandeln sich ganz schnell in eine Matschbahn. Wir zum Glück nur vier. Nach einer kurzen Pause habe ich meinem Papa noch Posadas gezeigt, bevor es für ihn am Abend schon wieder nach Buenos Aires zurückging. Insgesamt aber ein tolles Wochenende!

An alle Freiwilligen in der Region: ich kann euch die Esteros nur empfehlen, wenn ihr mal Gauchos in Aktion sehen wollt, selbst wie einer übers Grasland reiten wollt oder Kaimane, Strauße und Carpinchos aus nächster Nähe sehen wollt.. 🙂

Ich habe an diesem Wochenende so viele Fotos gemacht. Als ich nämlich in der Ferne den ersten Kaiman gesehen habe, habe ich gleich viele Fotos gemacht. Wer weiß, ob ich nochmal einen sehe, dachte ich mir. Aber jedes Mal war der Kaiman näher, also musste ich jedes Mal wieder viele Fotos machen 😀

Eine Auswahl seht ihr hier und mehr gibt’s bald auf www.flickr.com/photos/wunderfuersauge

 

Jetzt heißts wieder arbeiten!

Chao,

Katha

P.S. Wenn ihr auf ein Bild klickt und das wird so ausschnitthaft riesig angezeigt, einfach nochmal klicken und ihr seht es in normaler Größe!


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