Wir setzten uns endlich in den Bus der uns zurück nach Serbien bringen sollte und wer hätte gedacht, dass man genau in diesem Bus Zeuge einer realen „Seifenoper“ wird. Zu Beginn schien alles wie üblich. Alle setzten sich hin, stöpselten sich die Ohren zu oder schliefen ein. Neben mir saß Olivera, hinter mir der liebe Israeli Abraham und links von mir eine ältere Dame mit einem sehr gepflegten und akkuratem Äußeren, die eine Sonnenbrille trug. Bis zur Grenze verlief alles glatt. Passkontrolle, Stempel wieder reinsetzten. Alles super. Unser Busfahrer wollte gerade durch die letzte Schranke fahren, als sich einer der Grenzpolizisten vor den Bus stellte und einstieg. Nach kurzem Gespräch wurde klar, dass er nach der Arbeit nur bis zum nächsten Dorf nach Hause gebracht werden wollte, aber irgendwas erschien mir komisch. Nach einer Stunde machten wir eine kurze Pause.
Hoppla! Wenn ich ehrlich bin dachte ich immer, dass das nur in russischen Seifenopern gezeigt wird… Nach 10 Minuten „Ljubim te“ (Ich liebe dich) packte er eine Champagnerflasche aus und überreichte sie ihr. Sie versuchte ihn mit Samtweicherstimme zu beruhigen und abzulehnen, doch er behaarte. Sie musste dankend annehmen. Er legte ihr immer wieder die Hand aufs Knie oder nahm ihre Hand. Die „Lady“ lächelte immer noch über die vielen Komplimente zurückhaltend, aber irgendwie hatte ich das Gefühl dass sie damit umzugehen wusste. Nach weiteren 20 Minuten Liebesbeweisen, erklärte der Polizist dem Busfahrer dass er jetzt auf eine Landstraße abbiegen sollte. Dieser erschien leicht genervt, aber folgte dem „befehl“. Der Grenzpolizist stand auf und küsste die Wange der Dame, danach etwas länger ihre Hand,
Warum erzähle ich euch das. Nun ja, nicht um die Grenzpolizei oder die Menschen hier schlecht zu reden, keinesfalls. Ich wollte nur Folgendes erwähnen, so absurd, abstrakt und vielleicht taktlos dieses Vorkommnis erscheinen mag, so liebevoll, sensibel und feinfühlig und menschlich erscheint mir Serbien von Tag zu Tag. Ja der Polizist war betrunken, aber er machte der Frau ohne Wenn und Aber Komplimente, sagte ihr in einem etwas zu ehrlichen Zustand alles war er dachte und hetzte sich ihr nicht auf. Sie antwortete ihm nur mit kleinen Gesten und er Verstand trotz allem wo die Grenze war. Eine ähnliche Erfahrung hatte ich auch in serbischen Clubs gemacht. Wenn an dir ein Mann vorbei will, schiebt er dich leicht an der Schulter weg oder tippt dich an. Im bulgarischen oder deutschen dagegen wird man eher angerempelt oder angetatscht. Ich beschönige es nicht, das ist bisher nur meine Erfahrung. Wenn dich jemand sympathisch findet oder umgekehrt, kommst du einfach ins Gespräch und wenn man eine Grenze zieht wird sie akzeptiert und nicht überschritten. Man Versteht ebenfalls woran man ist. Mir erschien das in Deutschland immer viel zu kompliziert. Ein ständiges Versteck Spiel, wer wenn gut findet. Womit ich hier überhaupt nicht gerechnet hatte war das Beziehungen zwischen Mann und Frau ziemlich offen demonstriert werden… Und das Verständnis untereinander erscheint irgendwie viel leichter als es häufig im Balkan vermutet wird…