Diesen Donnerstag habe ich ein tolles Jazz-Konzert im Rahmen des 5. Internationalen Jazzfestivals besucht. (www.jazzmongolia.com) Das Konzert war wirklich beeindruckend und mir haben alle Auftritte gut gefallen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich einmal die Homepages der verschiedenen Künstler anzusehen. Aufgetreten sind:
In the Country – norwegisches Trio, Marc Brenken – Jean-Yves Braun – deutsches Quartett, Debra Rasmussen – kanadische Sängerin und Purevsukh – mongolischer Pianist, Bob Bellows – amerikanischer Sänger und Enkchimeg – mongolische Flötenspielerin, Chinbat & Ariunaa – mongolischer Hornspieler/ Pianistin, Kush & Oyuka – mongolischer Sänger/ Pianistin, Arga Bileg – mongolische Ethno Jazz Band.
Obwohl mir alle gut gefallen haben, möchte ich im Weiteren doch nur auf einige mongolische Künstler eingehen, deren Perfomances mich wirklich beeindruckt und berührt haben. Wer denkt denn auch daran, dass Mongolen Jazzmusik machen?!
Kush und Oyuka: Kush singt (englische) Jazzsongs und Oyuka begleitet ihn dabei auf dem Klavier. Kush hat eine unglaubliche Stimme! Die beiden spielen schon seit einigen Jahren zusammen, doch erst seit kurzer Zeit Jazz, so dass es von ihnen noch keine Jazz-CD gibt. Daran arbeiten die beiden aber zur Zeit neben ihrem Masterstudium.
Chinbat: Chinbat spielt das traditionelle mongolische Horn (surnai-ever buree; Rohrblattinstrument, eine Art konisch konstruierte hölzerne Klarinette mit sieben plus einem Grifflöchern, einem aufgesetzten Metalltrichter und Mundstück. In seiner kurzen Form wird das Instrument auch „haidi“, Meeresflöte, genannt.) wie ein Saxophon. Das hat es so noch nie gegeben und sein Auftritt war somit eine doppelte Premiere! Das mongolische Horn wurde bisher eher wie ein Alphorn genutzt und es klingt doch anders als ein Saxophon. Dies hat den Stücken jedoch eine ganz eigene Note gegeben, so dass seine Perfomance ein richtiges Jazzgefühl rübergebracht und gejazzt hat! Da dies leider sein erster Auftritt dieser Art war, gibt es auch noch keine Aufnahmen…
Arga Bileg ethno jazz band : Diese Band spielt traditionelle mongolische Stücke neu arrangiert als Jazzstücke. Die Band bzw. der Pianist Purevsukh haben die Stücke zum Teil so umgeschrieben bzw. selbst komponiert, dass zu den traditionellen Instrumenten Pferdekopfgeige (moorin khuur) und mongolische Zither (yatga) u.a. noch Klavier, Trommel und Rassel dazukommen.
Die Pferdekopfgeige (moorin khuur) ist ein zweisaitiges Streichinstrument, das ähnlich wie ein Cello klingt. Sein Hals ist in Form eines Pferdekopfes geschnitzt, sein Resonanzkörper ist entwerder rechteckig oder trapezförmig und wird beim Spielen zwischen den Knien gehalten. Gespielt wird mit einem Bogen, der wie die Saiten aus Pferdehaaren (vom Schweif) besteht. Zur Pferdekopfgeige gibt es eine schöne Legende: Ein Mann hatte ein Lieblingspferd und mit diesem eine tiefe Bindung. Doch eines Tages starb dieses Pferd. Sehr traurig legte der Mann sich schlafen, doch im Traum erschien ihm sein verstorbenes Pferd und trug ihm auf, aus seinem Überresten ein Instrument zu bauen. So kann das Pferd für immer bei seinem Besitzer bleiben und der Klang der Pferdekopfgeige ihn über seinen Verlust hinweg trösten. Bis heute ist die Pferdekopfgeige ein Nationalsymbol der Mongolen.
Die mongolische Zither (yatga) besteht aus einem schmalen, gewölbten, hohlen Holzkorpus und einem flachen Holzboden. Ihre Stegen sind beweglich. Die Saiten werden gezupft, und ihr Ton ist sehr sanft. Die mongolische Zither galt lange als heilig.
Weitere Infos zu traditioneller Musik (Instrumente und Gesang) und Tanz -> HIER
Abschließend will ich noch darauf hinweisen, dass es neben Volksmusik und Jazz eine sehr vielfältige, lebendige Musikszene gibt. Diese hat sich vor allem nach der Wende entwickelt. Dabei wurde der Westen jedoch nicht einfach kopiert! Nein, die Mongolen haben sich westliche Einflüsse zu eigen gemacht und so ganz eigene Stile entwickelt. So werden z.B. experimentell Pferdekopfgeige und E-Gitarre kombiniert, was unter „folklore-rock“ bekannt geworden ist. Doch dazu ein anderes Mal mehr…
Netter Post, ich komme nun oefter