Liebe LeserInnen,

ich habe jetzt meine Blog „renoviert“ und aus den verfassten Seiten Artikel gemacht. So ist das Entstehen und Wachsen des Blogs eigentlich auch gedacht – dahinter war ich nur noch nicht gekommen… So sind leider aber fast alle Kommentare verloren gegangen – das hatte ich nicht bedacht. Ich habe also nichts gelöscht davon, vielmehr bedauere ich das sehr…

Dennoch an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die meine „Produkte“ kommentierten, so weiß ich wenigstens, dass ich nicht nur für mich schreibe. (Das ist aber mehr als ein Nebeneffenkt!)

Bis zum nächsten Kommentar! Hanna

Publiziert am von Hanna Viehöfer-Jürgens | 2 Kommentare

Die 3. Woche

Die Philharmonie, klein und bescheiden in der Häuserreihe

Mittwoch: 30 рублей (rubljei=mehr als ein Rubel) für die маршрутка (marschrutka=kleiner Bus), 25 рублей für die Метро (metro=U-Bahn) und dann bin ich am Nevski-Prospekt. In der hereinbrechenden Dämmerung laufe ich telefonierend durch die Straßen – hätte ich mir den Weg doch nur genau gemerkt… Aber nach einem großen Umweg, überflüssigem Gefrage (ich hätte einfach 10 Meter weiter laufen oder auch nur gucken brauchen…) und kurzem Gesuche erlebe ich ein wunderbares Konzert in der филармония (filarmonija=Philharmonie). Ein estnischer Kammerchor singt Stücke von Arvo Pärt… Was kann es Besseres geben? Und danach ist es dunkel in St. Petersburg und die Stadt zeigt sich festlich beleuchtet!

Puschkin und das Russische Museum im Dunklen

 

 

 

 

 

 

 

Donnerstag: Die Lehrer der 10. Klasse gehen lieber mit fünf SchülerInnen ins Theater, als zu unterrichten (kleine Übertreibung), also darf ich zum ersten Mal alleine vor einer Klasse stehen. Eigentlich soll eine bereits gegebene Aufgabe bearbeitet werden, aber ohne Lehrer… Dass die SchülerInnen ihre IPads, Touchhandys und andere elektronische Geräte benutzen, telefonierend rausgehen oder mitten in der Stunde in die Cafeteria gehen müssen, kommt nicht nur bei mir vor (ist sogar Standard in den oberen Klassen)… Russische Disziplin?!

Freitag: Wieder in die Innenstadt. Regionales Schultheatertreffen in deutscher Sprache vom Goethe-Institut. Im Anitschkov-Palast. Auch hier wäre ein genauer Plan von Nutzen gewesen… Nachdem ich Geschichten über konkurrierende Hühner, über einsame Gespenster und russische Pinocchios mehr gesehen als gehört habe, sitzen Jan-Philipp, der mit den lautstarken Hühnchen aus Veliky Novgorod angereist war, und ich im zugigen Flur und reden über all das, worüber sich kulturweit-Freiwillige so nach drei Wochen austauschen können… Essen, LehrerInnen, Wohnung…

Das Treppenhaus des Anitschkovpalastes

Samstag: Nach zwei Stunden in der 5. Klasse, teilweise sogar alleine, und zwei Stunden Warten sagt mir die Schülerin, dass sich nicht mit mir arbeiten kann, weil sie nichts vorbereitet hat… Nach dem Essen dann der Umzug: Weit, weit weg von der Schule oder der Stadt, neben einer Militärschule, da wohne ich jetzt. Bei Stasija, ihren Eltern und dem kleinen Wasja, der nicht versteht, warum das große Mädchen da kein Russisch spricht (Diese Aussage habe ich allerdings verstanden).

Sonntag: Zu dritt begleiten wir Wasja zu seinem Kinder-Museumskurs und kommen so umsonst ins Russische Museum. Eine knappe Stunde Kunst russischer Meister ist schön und völlig unanstrengend. Dann „bummeln“ wir eine Stunde durch das sonnige, aber windige St. Petersburg. Und dann ruft die Arbeit…

P.s.: Ich bin stolze Besitzerin einer Monatskarte für ca. 40€!

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Drei-plus-drei-Gespräche

Keine neue politische Raffinesse, auch keine wirtschaftliche Lobbyarbeit.

Es sind unsere täglichen Gespräche am Esstisch, die diesen Titel verdienen. Drei Menschen mit drei Wörterbüchern. Und nachdem wir uns über Themen wie das Wetter oder Essen und Heimat zur Genüge ausgetauscht haben, steigen wir tiefer in die Materie ein. Es hat sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man sich über Besonderheiten der eigenen Sprache austauscht und der Gesprächspartner diese Sprache bestenfalls im Ansatz kennt. Das Wort же (schä) hat keine Bedeutung im Russischen und es wurden zwei Anrufe getätigt, um dem Füllsel auf die Spur zu kommen: Es dient allein der Emotionalisierung eines Satzes. Und dem Gesagten mehr Ausdruck zu verleihen ist der russischen Sprache oft ein Anliegen – jedenfalls habe ich das dem häufig wechselnden Tonfall entnommen.

Auch das Wort что (schto=was) kann man in allen Variationen hören. Ich erkenne es meistens eher am Ausdruck des Sprechers (denn in diese Silbe kann man von Begeisterung über Entsetzen bis hin zur Trauer alles legen) und weiß dann, ob ich mit Да oder Нет antworten sollte…

Mein Wörterbuch hat gutes Manteltaschenformat und ist zu einem ständigen Begleiter geworden. Beim Einkaufen in der Bäckerei haben wir so sämtliche Füllungen der Teigtaschen (süß und herzhaft) durchstudiert und die Theke blockiert. Im Sushilokal habe ich vergeblich nach den Zutaten geforscht und in der Schule halte ich es den SchülerInnen vor die Nase, wenn wir uns gar nicht verstehen. Danke, gelbes Buch!

Man lernt bei der Benutzung der Wörterbuchs auch einiges über die eigene Sprache und kann sich dabei herzlich amüsieren. Reihen wie: gnadenlos, Gold, golden, Goldmedaille, Goldschmied, Golf, gönnen, Gosse, Gotik, Gott, Grab… regen doch zum Fabulieren an, oder?

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Wer hat den gesagt, dass ich im kalten Russland bin?

Schon beim Aufwachen sind es 25 Grad im Schatten. Ohne Probleme gehe ich barfuß in die Dusche, in der schon vor dem Duschen der Spiegel beschlagen ist. Die Handtücher sind über Nacht getrocknet und es fällt schwer, nicht in T-Shirt und kurzer Hose zu frühstücken.

Auf den sandigen Straßen begegne ich Dromedaren, während ich versuche, die herumwirbelnden Partikel in der Luft aus meiner Kapuze zu schütteln. Kurz hinter der Bar „Papa John’s“ beginnt die Ödnis. Es qualmt aus verborgenen Erdspalten und die Zäune der Viehkoppeln verstellen den kürzesten Weg. So komme ich an Hinterlassenschaften der Goldgräber und Resten ehrgeiziger Siedlungsplänen vorbei, bis ich die Tür zur Schule aufstoße.

Hier empfangen mich Palme und Kakteen und wieder trockene Wärme….

Schön ausgedacht?!

oder in Texas?Ja, eine Collage – meine Nachmittagsbeschäftigung. Ist noch ausbaubar… Aber ohne Schere, Zeitungen und Klebstoff muss man neue Wege beschreiten. Den obrigen Text kann man auch so lesen…

Schon beim Aufwachen sind es 25 Grad im Schatten des Schrankes, in dem mein Termometer im Moment steht. Ohne Probleme gehe ich barfuß in die Dusche, in der schon vor dem Duschen der Spiegel beschlagen ist, wenn die Lüftung nicht angeschaltet ist. Die Handtücher sind über Nacht getrocknet und es fällt schwer, nicht in T-Shirt und kurzer Hose zu frühstücken, denn die Heizung ist auf 37 Grad gestellt und glüht.

Auf den streusandigen Straßen begegne ich Dromedaren – leider war es nur eins, während ich versuche, die herumwirbelnden Partikel in der Luft aus meiner Kapuze zu schütteln – man könnte es auch als starken Schneeschauer mit Wind bezeichnen. Kurz hinter der Bar „Papa John’s“, was sowohl in kyrillischen Buchstaben, als auch perfekt mit englischem Apostroph angeschlagen steht, beginnt die Ödnis – grauschwarzer Schnee, zusammengefroren, aufgetaut, zermatscht. Es qualmt aus verborgenen Erdspalten, die sich als Lüftung des Abwassersystems entpuppen und die Zäune der Viehkoppeln – sieht man das Auto als Nachfolger des Pferdes, fällt die Gleichsetzung von Koppel und Parkplatz nicht mehr schwer – verstellen den kürzesten Weg. So komme ich an Hinterlassenschaften der Goldgräber  – defekte Laster, die hier zum Überwintern/Verschrotten stehen – und Resten ehrgeiziger Siedlungsplänen  – vielmehr sind es aktive Baustellen, wo der gefrorenen Erde tägliche neue Kubikmeter Boden entwunden werden – vorbei, bis ich die Tür zur Schule aufstoße.

Hier empfangen mich Palme im Wintergarten und Kakteen in der Mediathek und wieder trockene Wärme überall….

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Gesellschaft/Geschichte: Der 8. März

Ja, der ist erst morgen. Aber anlässlich dieses hohen Feiertags herrscht hier in der Schule schon Ausnahmezustand, sodass es sich lohnt, davon zu berichten.

Am 8. März wird seit 86 Jahren der Internationale Frauentag begangen. Durch die Geschichte des letzten Jahrhunderts hat dieser Tag in Russland einen besonderen Stellenwert, denn die Frauen waren als Mütter und Berufstätige ein wichtiger Bestandteil der sowjetischen Gesellschaft. Deshalb ist der morgige Tag auch ein schulfreier, ebenso wie die beiden nächsten…. damit allerdings nicht zu viel Unterricht ausfällt (und schließlich gibt es ja auch männliche Schüler) wird am Sonntag der Unterricht vom Freitag nachgeholt.

Die Lehrerinnen werden am 7. März also besonders geehrt. Sie bekommen Blumen (vor allem Nelken), Pralinen und selbstgemalte Bilder. Vielleicht geht heute die Uhr sogar anders – ich weiß jedenfalls nicht, die wie vielte Stunde im Moment ist. Denn es ist 12:10 Uhr und es hat zu Pause ge“musiziert“. Eigentlich hat aber die 4. Stunde vor 5 Minuten begonnen. Aber es gibt hier die Erfindung der Kurzstunde, vielleicht liegt es daran.

Schon seit Tagen ist die Werbung in allen Medien auf den 8. März eingestellt. Herzige Kinder sagen „Спасибо Мама“ (ßpaßiba mama=Danke Mama), eine internationale Marke, die für Köstlichkeiten ohne Schokolade wirbt, lässt die schönsten Blumen blühen und die Blumengeschäft bieten vor allem Bouquets mit rosafarbenen Blüten an.

Es soll morgen auch eine Art Event stattfinden. Dort werden dann zu Ehren der Frau große chinesische Laternen in den Himmel geschickt – ich bin gespannt.

Nachtrag: Das haben wir dann doch nicht erlebt. Aber unsere private Feier hatten wir trotzdem hiermit…

Blumen, schöne Blumen!

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Hanna geht Einkaufen

… ohne Wörterbuch. Aber es hat funktioniert.

Auch am Mittwoch stehen bei mit 3 Stunden fleißiges Nichtstun auf dem Stundenplan und weil das nicht erquicklich und sogar ermüdend ist, bin ich heute nach einer Stunde „Geschichten aus Hannover“ gestiefelt von dannen gezogen – auch um meinen Orientierungssinn hier in der Gegend zu prüfen. Ohne Probleme habe ich auch das große Lebensmittelgeschäft gefunden, dass ich bereits kenne. Neben notwendigen Produkten wie neuem Shampoo (ich hoffe, dass es auch Shampoo ist, vielleicht ist es auch Spülung…), habe ich ein paar Lebensmittel eingekauft, um am Wochenende zu kochen. Ich hoffe, dass es mir gelingt, das als Geschenk zum 8. März zu verpacken – aber ein Sahneschlecken wird es nicht 😉

Auf dem Weg habe ich mit meiner alten Kamera, die ich jetzt immer dabei habe, rauchende Vulkane und Cowboyschenken fotografiert – dazu ein andermal mehr… Irgendwie war es ja ziemlich kalt, trotz Sonne – und es ist wohl gut, dass ich erst vor drei Minuten gelesen habe, dass es -11 Grad sind. Endlich werden meine Pullover zum Einsatz kommen!

Und nun sitzt ich in der Mediathek der Schule, kämpfe mit einer englischen Tastatur, auf der kyrillische Aufkleber sind und die hakt, die fieser Weise das z mit dem y vertauscht und das ß versteckt. Sollten sich also Fehler finden – sie sind den Umständen geschuldet und ich werde sie – gelegentlich – verbessern…

Unmittelbarer Nachtrag: Hier in Russland scheint die Erfindung der Spiralblöcke unbekannt zu sein – oder die der Perforation. Ich wollte jedenfalls ein solches Exemplar käuflich erwerben, musste aber nun mit einem DinA5 Spiralbuch vorlieb nehmen. Ist aber ein praktisches Format. Dafür bin ich jetzt stolze Besitzerin eines lehrerinnenhaften roten Korrekturstiftes 😉 Denn ich habe zwar diverse Buntstifte eingeflogen nebst einer Auswahl an Bleistiften, aber ein Kugelschreiber oä. fehle mir bedauerlicherweise. Dem ist nun Abhilfe geschaffen. Außerdem habe ich noch etwas gekauft, was ich eigentlich gar nicht kaufen wollte… Aber es ist ja nicht für mich 😉 Zusammen mit einem Foto wir es dermaleins eine kurze Notiz dazu geben…

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Augenblicke

1000 neue Dinge – keine Sensationen, keine Katastrophen, aber dennoch viele kleine Kostbarkeiten für die Schatztruhe meiner Reise:

Die Sonne scheint. Der Himmel ist strahlend blau. Die Luft fühlt sich weich und warm an und riecht nach Frühling. Die Vögel veranstalten eine lautes Konzert. Ich gehe zu Fuß über schmelzende Schnee- und Eishügel und summe zufrieden vor mich hin.

 

Zu dritt spazieren wir eine laute Straße entlang in einer trostlosen Gegend, ein bisschen ziellos. Da werden wir von zwei Mädchen, Pony und einem Dromedar überholt.

Eine Lehrerin gibt mir den Schlüssel ihres Klassenraums. „Du weißt ja, wo die Tassen und der Tee sind… Bring‘ mir den Schlüssel einfach am Dienstag mit.“

„Mir ist es sehr angenehm mit du, sich zu umgehen.“

Drei Schritte vom Nevski-Prospekt entfernt: Wir wollten фонари (fanari=Laternen) für die Feierlichkeiten des 8. März kaufen und finden sogar das Schild des gesuchten Ladens. Aber erst müssen wir klingen, dann öffnet sich die Tür, wir gehen durch einen Hinterhof und betreten einen winzigen Spieleladen.

Ich lese bei der Wetteranzeige des Blogs „Leichter Schneefall“, schaue raus und freue mich.

Im магазин (magasin=Geschäft/Supermarkt…) hängen über den Auslagen von eingelegten Tomaten Plakate mit der Aufschrift: „Zitrusfrüchte“ „Kernfrüchte“ „Hülsenfrüchte“. Es gibt beinahe jedes Produkt auch von einer deutschen Firma.

Wir sind in einer riesigen, wunderschönen Buchhandlung am Nevski-Prospekt. Meine Gastgeber kaufen ein Russisch-Deutsches Wörterbuch und eine Kurzgrammatik. Ich sollte wohl beginnen, nicht nur „Да“ und „Нет“ zu sagen…

Es gibt auch deutsche Bücher!

In ebendieser Buchhandlung beginnt Musik zu spielen. Leise, melancholische Musik – Walzertakt. Menschen sammeln sich, drei Künstler auf Stelzen schreiten durch den engen Raum – eine Performance beginnt…http://youtu.be/y9NnGrgIeTU

Entschuldigt die Qualität der Kameraführung, es war sehr spontan und ich bin manchmal zu klein…

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Erste Aufgaben

Montag, 27. Februar und Dienstag, 28. Februar

Es wird sicher nicht so sein, dass ich jeden Tag irgendetwas Weltbewegendes schreibe, oder überhaupt etwas schreibe – aber solange es etwas zu berichten gibt…

Nicht nur um 3 Stunden verschoben sondern auch um einen ganzen Tag – so lebe ich hier, denn meine russische Arbeitswoche geht von Dienstag bis Samstag, darum verbrachte ich den gestrigen Tag „zu Hause“, dies und das machend. Nur abends kam ich aus dem Haus, um Natascha und ihr Mutter abzuholen und konnte so neue Einblicke in die russischen Wohnviertel bekommen. Die Häuser stehen vor allem am Stadtrand (in der Nähe der Metro-Endstationen) fast dorfähnlich gruppiert und inmitten vieler Birken. Allerdings sind die Häuser meist rund 20 Stockwerke hoch, was den Dorfeindruck gewaltig abschwächt. Es gibt aber auch einige kleinere mit sechs Stockwerken, die nur 8 Meter lang/breit sind und auf 64 qm pro Etage ganze Familien beherbergen. Diese „Schuhschachteln“ stehen oft einfach zwischen ihren gigantischen Nachbarn, wie Lückenfüller. Die meisten Häuser sind zu Komplexen zusammengefasst, die von einem Zaun umgeben sind, sodass man schon einen Schlüssel braucht, um zur Haustür zu kommen, allerdings stehen manche Tore bei Frost offen. Wenn ich hier aus dem Küchenfenster schaue, kann ich weit blicken und sehe sechs Stockwerke tiefer eine weiße Fläche, die etwas fehl am Platz wirkt und auf der viel Schlitten oder Ski gefahren wird. Seit ich weiß, dass es ein zugefrorener Fluss ist, steigt meine Vorfreude auf den Frühling hier.

Am Dienstag war ich erst im Unterricht einer 5. Klasse, bei der ich unter anderem die russischen Wörter für Strand (плыш=plysch) und Meer (море=marje) lernte.

Anschließend traf ich Herrn Fennefrohn, den ZfA-Zuständigen für St. Petersburg, der mir meine Aufgaben für die nächste Zeit gab. Mit der 9. Klasse bereite ich nun die DSD1-Prüfung vor, die einen kurzen Vortrag zu einem vorher bearbeiteten Thema hält. Diese Texte werden wir ab morgen in Kleingruppen besprechen, verbessern und einüben. Die 10. Klasse hat im Dezember ihre DSD2-Prüfung, für die sie das Thema „Deutsche in St. Petersburg heute“ gestellt bekam und nun ebenfalls Vorträge erarbeitet. Mit diesen SchülerInnen, die teilweise beeindruckend gut Deutsch sprechen, werde ich demnächst verschiedene Institutionen besuchen und so hoffentlich auch St. Petersburg näher kennenlernen.

Nun warte ich auf die Texte der 9. Klasse, um den Tag morgen vorzubereiten. Aber ich wurde gleich gewarnt: „Wenn du die Texte nicht kriegst, musst du streng sein – unsere Schüler sind faul!“ Ich freue mich auf diese „faulen“ SchülerInnen!

23:13 Uhr: Ich habe die Texte für morgen bekommen und sogar geschafft, sie auszudrucken!

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Erste Eindrücke

Samstag, 25. Februar

Aufstehen, Tasche packen, frühstücken, sich auf den Weg machen. So beginnt der Tag beinahe überall auf der Welt. Und auch bei mir an meinem ersten vollständigen Tag in St. Petersburg, meinem ersten Arbeitstag.

An der Schule № 506 findet auch am Samstag Unterricht statt und so konnte ich heute gleich meine Mentorin persönlich kennenlernen, die meisten Deutschlehrerinnen treffen und die Schule erkunden.

Die Schule ist von außen meiner OS sehr ähnlich und wurde in einem Projekt bemalt, damit der Schulhof – jetzt von Schneehügeln bedeckt – mehr Farbe hat. Auch im Innenraum dürfen die SchülerInnen jetzt die Wände bemalen, da in absehbarer Zeit eine Renovierung ansteht. Wie in allen russischen Schulen gibt es hier das Kabinettsystem, jede Lehrkraft hat also ihren/seinen Raum, in den die SchülerInnen kommen. Dementsprechend persönlich sind die Räume gestaltet. In allen Räumen gibt es Computer auf dem Lehrertisch. Zum einen führen die LehrerInnen darin ein elektronisches Klassenbuch mit Leistungsübersicht, die auch den Eltern zugänglich ist (parallel müssen die LehrerInnen aber auch ein „normales“ Klassenbuch führen) und zum  anderen hat der Siegeszug der Mediennutzung in der Schule begonnen. So wurde an mich der besondere Wunsch herangetragen, viel mit Präsentationen zu arbeiten.

Um nicht den wetterbedingten Schmutz in die Schule zu tragen, ziehen SchülerInnen und LehrerInnen in der Schule andere Schuhe an – die LehrerInnen haben dafür einen abgetrennten, abschließbaren Bereich der Gesamtgarderobe, die sogar von einer Ordnerin betreut wird.

Hier ist es nicht unüblich, lange vor Unterrichtsbeginn in der Schule zu sein, denn hier sind die FreundInnen und außerdem lassen sich viele Kinder von ihren Eltern auf dem Weg zu Arbeit vorbeibringen. So war schon reger Betrieb, als wir um 8:35 in der Schule ankamen.

Der Wächter am Eingang stellte gleich fest, dass ich nicht zur Schule gehörte und durch die Erklärungen meiner Gastgeberin Natascha wurden die ankommenden Deutschlehrerinnen auf mich aufmerksam. So wurden mir binnen weniger Minuten diverse Namen genannt und diverse Räume gezeigt. Dann traf ich die Lehrerin Tatjana, mit der ich bereits Kontakt hatte und schon saß ich im Deutschunterricht der 10. Klasse bei meiner Mentorin Oxana. Das Thema „Naturkatastrophen“ wurde von einem recht anspruchsvollen Video, in dem die meisten Menschen leider Österreichisch sprachen, illustriert. Der gesamte Raum ist ebenfalls mit vielen Bildern des deutschen Kulturraums geschmückt – hauptsächlich mit Ansichten von Graz und Hamburg, den beiden Partnerstädten der Schule – aber tatsächlich entdeckte ich auch eine Ansicht des Hannoverschen Rathauses!

Die nächsten Stunden waren geprägt von Schokolade, Tee, Mandarinen und dem Unterricht in einer 8. und einer 5. Klasse. Dann war der Unterrichtstag vorbei und gemeinsam mit Natascha und ihrer Freundin Natascha fuhren wir in die Stadt.

St. Petersburg im Schnelldurchgang: Isaakskathedrale – eine kurze Fahrt entlang der Newa mit Blick auf die Peter-und-Pauls-Festung – der Winterpalast von hinten und die Alexandersäule – die Fontanka entlang… Und zwischendurch ein Imbiss im Кофе хаус (kofe chaus). Gegen 17 Uhr waren wir wieder da und ich lernte Nataschas Mutter kennen, die sehr gut Englisch spricht und gerade aus Wien von einer Konferenz zurückgekehrt war. Interessanterweise hatte sie dort gedacht, dass Wien und St. Petersburg architektonisch viel gemeinsam hätten – das gleiche war mir im Laufe des Tages auch aufgefallen. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend in der sehr warmen Küche mit Tee, Wörterbuch und viel Spaß.

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Zum ersten Mal…

Sonntag, 26. Februar

Ich hatte keine Vorstellungen über meine ersten Tage in St. Petersburg, aber wer hat erwartet, dass ich hier zum ersten Mal ein Ozeaneum besuchen, einen Karnevalsmarkt erleben oder Sushi essen werde?

All das war mein Sonntagsprogramm. Geführt von den beiden Nataschas ging es erst in einem der berühmten kleinen Busse zur Metrostation, dann mit der Metro in die Stadt (und natürlich auf einer sehr langen Rolltreppe wieder hoch ans Tageslicht) und dann zu Fuß ins Ozeaneum. Für uns Menschen sicher spannend und interessant, für die Tiere sicher nur Stress.

Der Karnevalsmarkt, der anlässlich der масленица (masljeniza=Karneval) stattfindet, gleicht deutschen Jahrmärkten, ist aber viel kleiner und einfacher gestaltet und nicht auf Essen und Trinken fixiert. Trotzdem dürfen die Блины (bliny=Pfannekuchen. Dieses deutsche Wort ist sehr bekannt hier!) ebensowenig fehlen wie die große Strohpuppe, die am Ende entzündet wird.

Zu beschreiben, was wir im einzelnen dort gemacht haben, wäre nicht lesenswert, deshalb einige Eindrücke:

zu Liedern, in denen Hasen und Deutsche vorkommen, tanzen hier nicht nur die kleinen Kinder – – – russische Trachten sind oft mit Erdbeerstickereien verziert – – – man kann ein Generalskostüm gut mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfen verbinden   – – – Aus Sonnenschirmen werden schnell Kinderkettenkarusselle – – – die Polizei ist allgegenwärtig.

Madagaskar im SchneeStrohpuppe

Zu Hause gab es noch die Pfannekuchen der Oma, die mithilfe eines Wörterbuchs und dem, was sie aufgeschnappt hatte, Deutsch mit mir zu sprechen versuchte und sich sehr freute, als ich sie auf Russisch verabschiedete, viel Marmelade (Bad Schwartau…) und Schokolade. Und abends in einem Lokal in der Nähe Sushi… dazu als Nachspeise Käsekuchen.

Ist das mein russischer Alltag?

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