Die 3½ Leben der Hanna V.-J.

Ursprünglich war dieser Titel gedacht für die Zeit des Besuchs meiner Eltern im Mai. Nun will ich ihn nutzen, um meinem Besuch zu danken und allen anderen, die an mich denken und gedacht haben. Denn eigentlich passt der Titel dafür viel besser, auch wenn man die 3 vielleicht durch ein X ersetzten sollte: Denn was den Besuch betrifft, so war ich in der Zeit, da ihr hier wart, gleichzeitig Tochter/Schwester/Enkeltochter und die Person, die ich hier (geworden) bin. Jeder Besuch war etwas Besonderes und immer auch eine Premiere: Zum ersten Mal konnte ich euch empfangen, Gastgeberin sein und ortskundig führen. Und jedes Mal habe ich die Stadt ein bisschen anders und wieder neu kennengelernt.

Im Mai haben wir zusammen das Erwachen der Natur erlebt und St. Petersburg von seiner schönsten Seite gesehen: Im Sonnenschein und belebt, aber nicht überfüllt. Durch und mit euch habe ich die heiße Schokolade und den Tichwiner Friedhof kennengelernt und den ersten Spaziergang auf dem nächtlichen Nevski-Prospekt gemacht. Danke für die schönen Ausflüge und das gemeinsame Kochen, meine Eltern. Ich freue mich auf das nächste Mal, wenn ich euch bei mir begrüßen kann!

Im Juni gab es dann die doppelte Premiere: Zum ersten Mal die Schwester in den eigenen vier Wänden beherbergen und gleichzeitig zusammen alleine Urlaub machen. Denn mit deinem Besuch begannen auch meine Ferien. Zusammen haben wir sowohl obligatorische Orte besucht und ebensolche Fotos gemacht, als auch ein Luxusfrühstück eingenommen und sind nach irgendwo mit der Marschrutka gefahren. Wir hatten einen Tag am Meer und mehrere unterm Regenschirm. Danke für die Zeit, die du mir geschenkt hast! Wo soll es jetzt hin gehen? Das nächste Mal bei dir?!

Jetzt im Juli haben wir einen Faden wieder aufgegriffen: Wer hätte vor 11 Monaten, als wir beim Tag der Offenen Tür im Auswärtigen Amt den Kulturweit-Stand gesehen haben, gedacht, dass wir jetzt gemeinsam in St. Petersburg sind? Ich bin sehr stolz auf euch, meine Großeltern, dass ihr zu dieser Jahreszeit hierher gekommen seid: Denn nun wisst ihr, was man in der Hochsaison hier sehen (oder auch nicht) und erleben kann. Ich habe es sehr genossen, euch die Stadt ein wenig zu zeigen und trotzdem „begroßeltert“ zu werden… Danke auch für die interessanten Begegnungen!

Wie gut haben wir es doch, dass wir in einer Zeit leben, in der man einfach aus dem Norden Deutschlands in den Norden Russlands telefonieren kann, auch wenn wir nach 25 Minuten immer aus der Leitung geworfen werden. Aber so, liebe Oma, wissen wir doch ein wenig Bescheid und vergessen auch unsere Stimmen nicht.

Und welche Möglichkeiten erst das Skypen bietet… Gerade dadurch hatte ich in den vergangenen Monaten nicht das Gefühl emotional weit weg zu sein. Wenn man beinahe am Tisch sitzt, dann muss man schon an sich halten, nicht durch den Bildschirm nach der Teekanne zu greifen… Und auch wenn man einige Tage nichts voneinander gehört hat – man könnte ja…

Wenn man Freunde und Bekannte überall auf der Welt hat, dann hat man (bei Facebook) zu jeder Tages- und Nachtzeit Menschen, mit denen man sich austauschen kann. Über die kleinen und großen Erlebnisse oder nur über die Hirngespinste, die man so hat. Manchmal kommen so „Gespräche“ zustande, die es von Angesicht zu Angesicht vielleicht nicht gegeben hätte. Das Gleiche gilt für Mails: Oft sind sie nur als schnelle Meldung gedacht und werden dann zu kleinen Erzählungen…

Im Voraus hatte ich gedacht, dass ich viel mehr Post schreiben würde. Leider habe ich aber nur einen Schwung auf den Weg gebracht und ich hoffe, dass ich da niemanden vergessen habe.

Und ein bisschen Post ist sogar bei mir angekommen: Persönlich aus Deutschland importiert. Und ob durch ungewöhnliche Naturphänomene (Danke, Nicola!) oder durch die bunten Grüße einer ausgestorbenen Spezies – es ist schön, wenn man weiß, dass an einen gedacht wird.

In diesem Sinne möchte ich allen danken, die das getan haben!

Danke, danke, danke!

Insgesamt 54 Stück - ehrlich!

 

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3 Antworten zu Die 3½ Leben der Hanna V.-J.

  1. RGD sagt:

    Libe Hann!
    Ich bin begeistert von Ihrer Berichterstattung. Es hat mich an meine Chef-Sekretärinnenzeit in einem geologischen Institut erinnert. Damals machte eine Studentin Ihr Praktikum in Sibirien. Dort war auch alles ganz anders.
    Und Sie haben so schön berichtet, als wäre man selbst dabei. Vor allem Ihr Mut und Ihr Durchaltevermögen ist bewundernswert.
    Machen Sie weiter so.

  2. Marcel sagt:

    Hallo Hanna,
    habe mich ein bisschen durch deinen Blog gelesen. Ich fahre Ende August für zweieinhalb Wochen – nicht vergleichbar zu deiner Zeit – nach St. Petersburg, um an einem Freiwilligen-Workcamp teilzunehmen. Da du sicher einige Tipps für die Stadt auf Lager hast, würde ich mich freuen, wenn wir ein paar Sätze schreiben könnten 😉 Meld dich doch mal bei lecramarcel@gmail.com.
    Пока!

  3. Pingback: Zu Besuch – Elternartikel | St. Petersburg

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