Wie schreibt man über 9 Stunden in einer Stadt, die rund 1000 Jahr alt ist? Die über 1000 Quadratkilometer groß ist, die das Zuhause von mehr als 11 Millionen Menschen ist? Wie und vor allem was schreibt man also über 9 Stunden in Moskau?
Ein Versuch: Die Fahrt mit dem Zug war unaufregend, aber interessant. Zwar standen wir über Nacht längere Zeit in einem Bahnhof, dessen Neonlicht bei jedem Aufwachen irritierte, zwar hatten wir das Fenster nicht ganz geschlossen und froren unter den Laken, zwar war ab kurz vor 7 Uhr nicht mehr an schlafen zu denken und das Frühstück für den hohlen Zahn – aber über allem schwebte die Freude über den Moment, die Situation, den nächsten Tag. Und wann fährt man denn schon mal in einem russischen Schlafwagen?! Ich würde es sofort wieder machen, auch für länger.
Erste Erkenntnis in Moskau: Daunenjackenträger haben Pech, denn hier herrscht Sommer. Am Ende des Tages hatten wir alle leicht gerötete Gesichter von der ungewohnten Menge an Sonne. Zweite Erkenntnis: So Groß! Wenn man aus dem Bahnhof tritt – man steht in einer Großstadt (Moskau ist jetzt wohl die größte Stadt, die ich in meinem Leben gesehen habe).
Zum Glück hatten wir für den ersten Teil des Tages, für die Stadtführung, einen Bus gemietet, in dem wir durch die Stadt gefahren wurden. Unsere Fremdenführerin war leider etwas unwillig, wenn wir mehr Zeit als vorgesehen zum Fotographieren brauchten oder nach dem Einsteigen die Lehrerinnen noch fehlten, da die Zigaretten nicht aufgeraucht waren. Trotzdem war es sehr informativ und dank des Busses sind wir auch herumgekommen. Das Highlight war sicher der Ausblick von der Terasse gegenüber des Uni-Hauptgebäudes (eine kleine Stadt für sich) über die Stadt.
Nachdem wir wieder im innersten Kern Moskaus angekommen waren, rannten wir eben mal schnell durch den Kreml. So schlimm war es dann doch nicht, allerdings hatten wir, nachdem jeder seine Tasche abgegeben hatte und diese gewogen worden war (Ja, Gebühr musste nach Gewicht bezahlt werden!) nur noch knapp eine Stunde Zeit, bevor sich die Türen zum politischen Allerheiligen Russlands schlossen.
Die Zeit bis zur Abfahrt konnten wir dann so nutzen, wie es uns gefiel – ich schaute kurz beim Bolschoi-Theater vorbei, leider nur von außen und aus der Ferne… Als dann alle wieder versammelt waren, ging es nach einer kurzen Fahrt mit der Moskauer Metro mit dem Sabsan-Zug in vier Stunden zurück nach St. Petersburg. Hier hatte es sich mittlerweile wieder abgekühlt, sodass die Daunenjacke dann noch noch für die letzten Meter nach Hause angenehm war.
Liebe Hanna, danke für Deine so anschaulichen Berichte aus St.Petersburg und Moskau,die ich mit Freude lese. In Petersburg war ich zuerst 1991 mit einem schwedischen Schiff. Es war damals schon eindrucksvoll und Highlights wie die Eremitage überwältigend, aber Straßen,Menschen, Plätze und die wenigen Autos eher grau-schwarz. Das hatte sich bei meinem zweiten Besuch dort zehn Jahre später völlig verändert. Prächtige Boulevards, schicke Garderoben, buntes Leben, viele Autos etc.
Ich wohnte eine Woche in einem Hotel ca. gegenüber der „Aurora“ um die Zeit der „Weißen Nächte“. Um die Zeit war es auch noch ziemlich kühl. Und am Ladogasee wurde es noch kühler. Auch in den Klöstern fror ich noch.
Moskau mit seinen 10 Millionen Einwohnern ist sicher eine Welt für sich, nicht nur historisch. Ich würde es gern sehen. Natürlich hätte ich den Entschluss früher fassen sollen, weil ich da besser laufen konnte, und Deinem Bericht entnahm ich, daß man tüchtig laufen muß. Wunderbar, wenn auch sicher oft anstrengend, daß Du den Alltag in diesem Land aus nächster Nähe keennenlernst. Ich freue mich auf Deine Kommentare. Danke – Deine Christa
Vielen Dank für die so liebe, informative und ausführliche Rückmeldung. Mittlerweile fällt mir der Alltag viel mehr auf als die Sehenswürdigkeiten. Und dann fallen auch schnell wieder Unregelmäßigkeiten auf oder Dinge, die man so in Deutschland nicht sehen würde. Auch heute noch hat St. Petersburg seine grau-schwarzen Ecken – aber natürlich auch einen Glanz, der mit dieser Selbstverständlichkeit in Deutschland wohl nicht gezeigt werden würde.
Das Wetter in St. Petersburg ist ein eigenes Kapitel – heute schön und morgen Regen. Die Petersburger selber sagen, sie hätten immer schlechtes Wetter. Dabei beklagen sie sich ab 20 Grad über die Hitze…
So sind sie, die Menschen. Überall auf der Welt, denke ich.
Viele Grüße aus St. Petersburg!