III. Touristin – Asiaten und Frühjahrsputz

Man sollte St. Petersburg nicht verlassen, ohne den Zarensommersitz „Petershof“ zu besuchen. Allerdings ist diese Anlage vor allem bekannt für seine unzähligen Springbrunnen und Wasserspiele und wird erst im Mai eröffnet, wenn Wasser ohne Gefahr für Rohre fließen kann und die Tulpen mehr als rötliche Blattspitzen zeigen. So fanden sich an diesem Vormittag nur wenige Menschen hier ein: Asiaten mit Kameras und Österreicher mit Kameras, alle auf ein Paar Sonnenstrahlen hoffend, um die frisch vergoldeten Statuen im rechten Licht zu fotografieren. Sieht man das Palastgebäude, könnte man auch in Versailles oder Wien oder Sanssouci sein. Wenn man allerdings über die Hauptterrasse schaut, sieht man den Finnischen Meerbusen zwischen den Bäumen durchschimmern und weiß, dass hier nur ein russischer Zar gebaut haben kann. Wir platzen also nach einer 30 minütigen Busfahrt, auf der uns eine Lehrerin der Schule über die Parks entlang der Straße aufgeklärt hat (es sind alles ehemalige Palastparks, denn die Paläste des Hochadels säumten die Straße zum Zarenpalast und sind beinahe alle der Belagerung zum Opfer gefallen), mitten in den Frühjahrsputz im Palastpark. Überall wurden Zäune und Bänke neu gestrichen, Rohre freigespühlt, Blätter aufgehakt, Bassins neu gefliest. Nur uns zu Ehren (oder als Test) wurden einige Wasserspiele in Betrieb genommen, sodass wir erahnen konnten, was ab 1. Mai hier zu sehen ist. Und ich kann ja in diesen Genuss kommen! Kaskaden und Fontänen kennt man aus vielen Parks dieser Art. Aber hier gibt es ein Wasserspiel, vor dem ein markierter Bereich mit Steinen gepflastert ist. Tritt man auf manche Steine, speit eine goldene Fratze Wasser auf den Mutigen/Unvorsichtigen. Es gibt auch gelegentlich Düsen rechts und links des Weges, sodass man unvermittelt in einem nassen Tunnel stehen kann. Diese beiden Wasserspiele waren zum Glück noch nicht aktiviert, denn obwohl die Sonne gelegentlich durch ein Wolkenfenster schaute, war es recht frisch. Und der Ufersaum noch mit Eis gerahmt. Da die Österreicher um 15 Uhr in der Schule erwartet wurden, machten wir uns ziemlich schnell wieder auf den Rückweg und ich war auch gegen 17 Uhr mit den ersten Regentropfen im Haus. Und während sich draußen die Sonne mit Hagel und Regen abwechselt, hole ich die vielen Artikel der letzten Tage nach. Und vielleicht probiere ich noch etwas in der Küche…

Im Sinne eines Schlusswortes: In St. Petersburg findet man viele Gegensätze. Wenn ich die Bilder der letzten Tage hier eingebaut habe, kann man es sicher auch aus der Ferne verstehen, aber exemplarisch waren für mich heute die sehr edlen Einfamilienvillen zwischen den kleinen Holzdatschen. Da grenzen die Nutzbeete mit Kohl und Kartoffeln an die ordentlich gestutzten Sportrasenflächen, natürlich getrennt von einem hohen, blickdichten Zaun. St. Petersburg wandelt auch schnell sein Gesicht – säumt doch jetzt die Straße nach Petershof die „Chinesensiedlung“: Seit September 2011 durch den Winter von einem chinesischen Bauunternehmen und chinesischen Arbeitern für die wohlhabenden Russen gebaut und nun bald fertig. Ich bin gespannt, was sich verändert, während ich hier bin und was ich entdecke!

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