Die 5. Woche – Frühjahresferien

Spät schlafen gehen, ausschlafen, einen Tag lang nichts machen: Ferien. Vor allem das nächtliche Wachen brachte Unterhaltungen mit den lieben Mitfreiwilligen in Südamerika und „Reisen in die Zukunft“ mit sich (Durch den Zeitunterschied waren wir in Russland den anderen manchmal schon einen Tag voraus…).

Am Montag gab es wiedereinmal Sushi – allerdings nach Hause bestellt – zur feierlichen Eröffnung der Ferien. Nun kann ich auch Sushi-Qualitäten unterscheiden: Locker gerollt, so dass es zerfällt, wenn die ungeschickte Anfängerin im Stäbchenessen sich bemüht oder fest und so kompakt, dass man nach einem Happen schon gesättigt ist. Was ich nämlich immer noch nicht so recht akzeptieren mag, ist, dass man einen „Happen“ (oder gibt es dafür einen Fachausdruck?!) auf einmal verschlingen muss – abbeißen oder gar durchschneiden ist nicht möglich (wie auch mit Stäbchen?). Den Rest des Tages konnte ich zur Erholung von diesem anstrengenden Ereignis nutzen 😉

Am Mittwoch war nachmittags plötzlich die Küche voller 17-Jähriger, nachdem Stasija spontan fünf Freunde eingeladen hatte. Zu siebt Tee zu trinken, war schon eine Herausforderung in der Küche, die noch gesteigert wurde, als plötzlich der Rest der Familie nach Hause zurückkehrte: 11 Leute, die irgendwie alle gleichzeitig in der Küche sein wollen. Um die Situation zu entspannen, sind wir spazieren gegangen. Den staubigen, windigen, aber sonnigen Veteranov-Prospekt hinauf, ohne Ziel durch die Kälte. Wie schön, wenn man mit der Monatskarte die sechs Stationen wieder zurückfahren kann.

Am Freitag hieß es dann: Endlich Eremitage! Da dieses Museum alle Vorstellungen sprengt, widme ich ihm einen eigenen Artikel, der so schnell wie möglich folgt. Nur soviel hier: Ganz legal bin ich wohl nicht ins Museum gekommen, auch wenn ich das nicht in Erfahrung bringen konnte. An der Kasse haben meine beiden Begleiter mit ihrem Schülerausweis freien Eintritt erhalten, dann haben wir unsere Jacken abgegeben und gewartet, bis Kiril (ein Klassenkamerad meiner Gastgeberin) wiederkam. Da hatte er noch einen Eintrittskarte… Mit meiner vierstündigen Wanderung durch die Epochen der Kunstgeschichte haben ich meine Begleiter sicher gequält, aber schließlich kenne ich diesen wunderbaren Ort nicht seit frühester Jugend.

Die lange Besichtigung hat unseren Nerven dann doch geschadet. Erst standen wir eine ganze Weile unentschlossen auf dem windigen Paradeplatz vor der Eremitage, um zu ergründen ob und was wir essen wollen. Dann tranken wie ein bisschen Saft aus Trinkpäckchen, um die Entscheidung wo wir essen wollen herbeizuführen. In der Metro fuhren wir erst stadteinwärts und dann, ohne die Stadtion zu verlassen, mit der selben Linie wieder zurück. Irgendwann kamen wir beim Veteranov-Prospekt an und fanden auch – nach einem Zwischenstopp im Kinorestaurant zum Pommesessen – wieder nach Hause zurück. Für den Rest des Tages waren wir allerdings erschlagen.

Der Sonntag führte uns wieder zwecks Kinderbegleitung ins Russische Museum, wo ich die Volkskunstabteilung entdecke. Wenn in diesem Museum bei den klassizistischen Gemälden die Monumentalwerke auffallen, sind es hier die filigranen Schnitzereien in Holz und Elfenbein oder anderem Horn. Netterweise darf man fast alles auch (ohne Blitz) fotografieren. Anschließend bummelten wir noch über den sonnigen, belebten Nevski-Prospekt und dann waren die Ferien eigentlich schon um (außer für die faule Freiwillige…)

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