Mittwoch: 30 рублей (rubljei=mehr als ein Rubel) für die маршрутка (marschrutka=kleiner Bus), 25 рублей für die Метро (metro=U-Bahn) und dann bin ich am Nevski-Prospekt. In der hereinbrechenden Dämmerung laufe ich telefonierend durch die Straßen – hätte ich mir den Weg doch nur genau gemerkt… Aber nach einem großen Umweg, überflüssigem Gefrage (ich hätte einfach 10 Meter weiter laufen oder auch nur gucken brauchen…) und kurzem Gesuche erlebe ich ein wunderbares Konzert in der филармония (filarmonija=Philharmonie). Ein estnischer Kammerchor singt Stücke von Arvo Pärt… Was kann es Besseres geben? Und danach ist es dunkel in St. Petersburg und die Stadt zeigt sich festlich beleuchtet!
Donnerstag: Die Lehrer der 10. Klasse gehen lieber mit fünf SchülerInnen ins Theater, als zu unterrichten (kleine Übertreibung), also darf ich zum ersten Mal alleine vor einer Klasse stehen. Eigentlich soll eine bereits gegebene Aufgabe bearbeitet werden, aber ohne Lehrer… Dass die SchülerInnen ihre IPads, Touchhandys und andere elektronische Geräte benutzen, telefonierend rausgehen oder mitten in der Stunde in die Cafeteria gehen müssen, kommt nicht nur bei mir vor (ist sogar Standard in den oberen Klassen)… Russische Disziplin?!
Freitag: Wieder in die Innenstadt. Regionales Schultheatertreffen in deutscher Sprache vom Goethe-Institut. Im Anitschkov-Palast. Auch hier wäre ein genauer Plan von Nutzen gewesen… Nachdem ich Geschichten über konkurrierende Hühner, über einsame Gespenster und russische Pinocchios mehr gesehen als gehört habe, sitzen Jan-Philipp, der mit den lautstarken Hühnchen aus Veliky Novgorod angereist war, und ich im zugigen Flur und reden über all das, worüber sich kulturweit-Freiwillige so nach drei Wochen austauschen können… Essen, LehrerInnen, Wohnung…
Samstag: Nach zwei Stunden in der 5. Klasse, teilweise sogar alleine, und zwei Stunden Warten sagt mir die Schülerin, dass sich nicht mit mir arbeiten kann, weil sie nichts vorbereitet hat… Nach dem Essen dann der Umzug: Weit, weit weg von der Schule oder der Stadt, neben einer Militärschule, da wohne ich jetzt. Bei Stasija, ihren Eltern und dem kleinen Wasja, der nicht versteht, warum das große Mädchen da kein Russisch spricht (Diese Aussage habe ich allerdings verstanden).
Sonntag: Zu dritt begleiten wir Wasja zu seinem Kinder-Museumskurs und kommen so umsonst ins Russische Museum. Eine knappe Stunde Kunst russischer Meister ist schön und völlig unanstrengend. Dann „bummeln“ wir eine Stunde durch das sonnige, aber windige St. Petersburg. Und dann ruft die Arbeit…
P.s.: Ich bin stolze Besitzerin einer Monatskarte für ca. 40€!