Drei-plus-drei-Gespräche

Keine neue politische Raffinesse, auch keine wirtschaftliche Lobbyarbeit.

Es sind unsere täglichen Gespräche am Esstisch, die diesen Titel verdienen. Drei Menschen mit drei Wörterbüchern. Und nachdem wir uns über Themen wie das Wetter oder Essen und Heimat zur Genüge ausgetauscht haben, steigen wir tiefer in die Materie ein. Es hat sicherlich einen gewissen Unterhaltungswert, wenn man sich über Besonderheiten der eigenen Sprache austauscht und der Gesprächspartner diese Sprache bestenfalls im Ansatz kennt. Das Wort же (schä) hat keine Bedeutung im Russischen und es wurden zwei Anrufe getätigt, um dem Füllsel auf die Spur zu kommen: Es dient allein der Emotionalisierung eines Satzes. Und dem Gesagten mehr Ausdruck zu verleihen ist der russischen Sprache oft ein Anliegen – jedenfalls habe ich das dem häufig wechselnden Tonfall entnommen.

Auch das Wort что (schto=was) kann man in allen Variationen hören. Ich erkenne es meistens eher am Ausdruck des Sprechers (denn in diese Silbe kann man von Begeisterung über Entsetzen bis hin zur Trauer alles legen) und weiß dann, ob ich mit Да oder Нет antworten sollte…

Mein Wörterbuch hat gutes Manteltaschenformat und ist zu einem ständigen Begleiter geworden. Beim Einkaufen in der Bäckerei haben wir so sämtliche Füllungen der Teigtaschen (süß und herzhaft) durchstudiert und die Theke blockiert. Im Sushilokal habe ich vergeblich nach den Zutaten geforscht und in der Schule halte ich es den SchülerInnen vor die Nase, wenn wir uns gar nicht verstehen. Danke, gelbes Buch!

Man lernt bei der Benutzung der Wörterbuchs auch einiges über die eigene Sprache und kann sich dabei herzlich amüsieren. Reihen wie: gnadenlos, Gold, golden, Goldmedaille, Goldschmied, Golf, gönnen, Gosse, Gotik, Gott, Grab… regen doch zum Fabulieren an, oder?

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