Erste Eindrücke

Samstag, 25. Februar

Aufstehen, Tasche packen, frühstücken, sich auf den Weg machen. So beginnt der Tag beinahe überall auf der Welt. Und auch bei mir an meinem ersten vollständigen Tag in St. Petersburg, meinem ersten Arbeitstag.

An der Schule № 506 findet auch am Samstag Unterricht statt und so konnte ich heute gleich meine Mentorin persönlich kennenlernen, die meisten Deutschlehrerinnen treffen und die Schule erkunden.

Die Schule ist von außen meiner OS sehr ähnlich und wurde in einem Projekt bemalt, damit der Schulhof – jetzt von Schneehügeln bedeckt – mehr Farbe hat. Auch im Innenraum dürfen die SchülerInnen jetzt die Wände bemalen, da in absehbarer Zeit eine Renovierung ansteht. Wie in allen russischen Schulen gibt es hier das Kabinettsystem, jede Lehrkraft hat also ihren/seinen Raum, in den die SchülerInnen kommen. Dementsprechend persönlich sind die Räume gestaltet. In allen Räumen gibt es Computer auf dem Lehrertisch. Zum einen führen die LehrerInnen darin ein elektronisches Klassenbuch mit Leistungsübersicht, die auch den Eltern zugänglich ist (parallel müssen die LehrerInnen aber auch ein „normales“ Klassenbuch führen) und zum  anderen hat der Siegeszug der Mediennutzung in der Schule begonnen. So wurde an mich der besondere Wunsch herangetragen, viel mit Präsentationen zu arbeiten.

Um nicht den wetterbedingten Schmutz in die Schule zu tragen, ziehen SchülerInnen und LehrerInnen in der Schule andere Schuhe an – die LehrerInnen haben dafür einen abgetrennten, abschließbaren Bereich der Gesamtgarderobe, die sogar von einer Ordnerin betreut wird.

Hier ist es nicht unüblich, lange vor Unterrichtsbeginn in der Schule zu sein, denn hier sind die FreundInnen und außerdem lassen sich viele Kinder von ihren Eltern auf dem Weg zu Arbeit vorbeibringen. So war schon reger Betrieb, als wir um 8:35 in der Schule ankamen.

Der Wächter am Eingang stellte gleich fest, dass ich nicht zur Schule gehörte und durch die Erklärungen meiner Gastgeberin Natascha wurden die ankommenden Deutschlehrerinnen auf mich aufmerksam. So wurden mir binnen weniger Minuten diverse Namen genannt und diverse Räume gezeigt. Dann traf ich die Lehrerin Tatjana, mit der ich bereits Kontakt hatte und schon saß ich im Deutschunterricht der 10. Klasse bei meiner Mentorin Oxana. Das Thema „Naturkatastrophen“ wurde von einem recht anspruchsvollen Video, in dem die meisten Menschen leider Österreichisch sprachen, illustriert. Der gesamte Raum ist ebenfalls mit vielen Bildern des deutschen Kulturraums geschmückt – hauptsächlich mit Ansichten von Graz und Hamburg, den beiden Partnerstädten der Schule – aber tatsächlich entdeckte ich auch eine Ansicht des Hannoverschen Rathauses!

Die nächsten Stunden waren geprägt von Schokolade, Tee, Mandarinen und dem Unterricht in einer 8. und einer 5. Klasse. Dann war der Unterrichtstag vorbei und gemeinsam mit Natascha und ihrer Freundin Natascha fuhren wir in die Stadt.

St. Petersburg im Schnelldurchgang: Isaakskathedrale – eine kurze Fahrt entlang der Newa mit Blick auf die Peter-und-Pauls-Festung – der Winterpalast von hinten und die Alexandersäule – die Fontanka entlang… Und zwischendurch ein Imbiss im Кофе хаус (kofe chaus). Gegen 17 Uhr waren wir wieder da und ich lernte Nataschas Mutter kennen, die sehr gut Englisch spricht und gerade aus Wien von einer Konferenz zurückgekehrt war. Interessanterweise hatte sie dort gedacht, dass Wien und St. Petersburg architektonisch viel gemeinsam hätten – das gleiche war mir im Laufe des Tages auch aufgefallen. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend in der sehr warmen Küche mit Tee, Wörterbuch und viel Spaß.

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