Nur wenige Tage vor meinem Abflug fand noch ein historisches Ereignis für die Medienlandschaft in Myanmar statt: Am vergangenen Sonntag ist das erste Community-Radio des Landes On-Air gegangen. Natürlich mit viel hochoffiziellen Reden, Händeschütteln, Blitzlichtgewitter und Fotoposen. Alle waren sie da – Informations-Minister (Dr. Pe Myint), Direktor von Myanmar Radio and Television (U Myint Htwe), die deutsche Botschafterin (Dorothee Janetzke-Wenzel), Leiter der Abteilung Asien & Europa der DW Akademie (Michael Karhausen) und natürlich die Bewohner des Townships gratulierten zum gelungenen Start des Pilotprojekts in Myanmar.
Doch viel wichtiger, finde ich, sind die Menschen, die hinter diesem Community-Radio stehen. Die Menschen, die seit zwei Jahren von der DW Akademie zu ReporterInnen, Studio-TechnikerInnen, RedakteurInnen und ModeratorInnen ausgebildet wurden und nun täglich das zweistündige Live-Programm produzieren. Sie sind jung, alt, männlich, weiblich – alle samt brennen sie für die Idee des Community-Radios und nehmen teilweise zwei Stunden Anfahrt zu Fuß, mit dem Motorrad oder Boot in Kauf um für ihr Radio zu arbeiten. In ihren Radiosendungen werden sie die 50 umliegenden Dörfer z.B. mit Informationen über aktuelle Plagen oder Krankheiten versorgen, über Gender-Themen diskutieren und lokale Musiker zu Live-Konzerten ins Studio einladen.
Da es im Vielvölkerstaat Myanmar solche Bürgermedien bisher noch kaum gibt kann „Khayae FM“ der Startpunkt für eine wichtige und bisher einzigartige Entwicklung im Land sein. Zwar hat sich in den Metropolen mittlerweile eine wachsende Medienlandschaft etabliert, auf dem Land aber sind die einzigen Informationsquellen meist nur die staatlichen Sender. Ihr Informationsangebot deckt sich zum großen Teil nicht wirklich mit den Bedürfnissen der ländlichen Bevölkerung oder aber die Sprachbarriere macht es für manche ethnischen Minderheiten unmöglich die Informationen zu verstehen.
In Community-Radios liegt daher ein großes Potential die ländliche Bevölkerung und ethnische Minderheiten mit relevanten Informationen zu versorgen, allen Teilen des Landes ein Sprachrohr zu bieten und damit zur Demokratisierung des Landes beizutragen. Dennoch sind solche Bürgermedien – momentan noch – gesetzlich verboten. „Khayae FM“ basiert lediglich auf einer Sondererlaubnis der Regierung und wird als Pilotprojekt angesehen, dass sich hoffentlich positiv auf die Gesetzgebung auswirkt.
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