Ruhe, frische Luft, atemberaubende Natur. Das ist eigentlich das erste was man zu sehen bekommt, wenn man die Mongolei googlet. Ist ja auch klar, wenn mehr als die hälte der Einwohner noch auf dem Land leben. Am Wochenende durfte endlich auch ich diese Seite des Landes(wenigstens zum Teil) kennen lernen. Samstagmorgen holten mich Anne, Grit, Johanne und Freddi von zu Hause ab. Der rote Jeep war schon vollgepackt. Mein Rucksack und Schlafsack passten grade noch so in den Kofferraum und ich in die Mitte auf die Rückbank. Dann ging es los nordwärts Richtung Darkhan, wo Louisa auf uns wartete. Auf der dreistündigen Fahrt durch die schöne, teils schneebedeckte, abwechslungsreiche Landschaft hielten wir auch kurz nach UB an einem Ovoo(großer Steinhaufen, die man auf Hügeln anfindet – Dankbarkeit für die Geister und Ansässigen der Gegend, es bringt Glück; sowohl aus dem Buddhismus als auch aus dem Schamanismus), um den wir drei Mal im Sonnengang herumgelaufen sind, jedes Mal einen Stein drauf geworfen und uns etwas gewünscht haben. Außerdem haben wir noch einen blauen Khadag angebunden. Es war kalt und der Wind hat geblasen. Dann sind wir wieder in „unseren“ Jeep eingestiegen und weitergefahren.
Ein paar Stunden später hatten wir Louisa in Darkhan abgeholt und sind weiter bis zum Fluss Orkhon gefahren, wo wir zwischen Fluss und einer kleinen Gebetsecke(es war ein kleiner Buddah in den Fels gemeißelt und darüber ein Dächlein wo auch Khadags angebunden waren. Um an dieses Örtchen zu kommen sind wir einfach von der Straße ab und auf einem „Weg“ gefahren. Nachdem wir uns den Magen vollgeschlagen hatten ging es noch ca. 40 km weiter bis wir nun endlich ganz die Straße verließen und auf Erdspuren fuhren. Manchmal gab es nur eine, es wurden aber auch mal bis zu fünf Spuren, wo man sich schon entscheiden musste, wo man jetzt fahren kann. Manchmal ging es schnell, manchmal langsamer. Hoch, runter, rüttel, mal sachter. Der Jeep hielt alles aus. Mal durch den Fluss. Nach ca. 32 km Fahrt erreichten wir das Tal, wo sich das Kloster befand. Wir sahen es in weiter Entfernung. Zuerst machten wir unsere Übernachtung im Great Ger klar. Es gab dort vier Jurten, zwei belagerten wir davon. Die Jurte für eine Nacht kostete 10.000 Tugrik. In einer Jurte befand sich in der Mitte der Ofen, dahinter ein kleiner Tisch und drum herum drei Betten(mit super Federmatratze!). Bevor es dunkel wurde, wollten wir noch zum Kloster, denn wie hätten wir den Weg zurück finden sollen? Leider war das Kloster schon geschlossen, aber oberhalb der Anlage befanden sich eine prachtvolle Stupa und ein Buddah(weiß und Gold), wo Treppen hinauf führten. Als wir wieder unten im kleine „Dörfchen“ waren, dämmerte es schon. Jetzt wurde es Zeit zum Ger Camp zurück zu kommen. Der Gerbesitzer heizte die Jurte im Nu ein und wir begannen zu kochen. Salat und Spagetti mit Tomatensoße sättigten unsere Mägen.
Am nächsten Morgen war der Himmel in einem kräftigen blau gefüllt, ohne eine einzige Wolke, die Sonne schien und wärmte das betaute Gras. Nach einem Frühstück in der Jurte ging es wieder zum Kloster. Es ist eins der drei größten buddistischen Gebäuden der Mongolei. Es wurde zwischen 1727 und 1737 von den Manchu erbaut. Es ist eins der noch zum größten Teil erhaltenen Tempel nach der Zerstörung durch die Kommunisten 1937. Diesmal war es offen und wir konnten hinein. Wir sahen junge Mönche(Lamas) in ihren Gewändern herumlaufen und in modernen Kannen Süütei Tsai(mongolischer Milchtee – gesalzen) tragen. Teils war das Kloster alt, aber das Gold und Tierfiguren auf den Dächern waren neu und glänzten. Westlich des Klosters befinden sich noch mal acht Stupas, zu denen wir auch nochmals gefahren sind. Dies war auch etwas höher gelegen und man hatte eine wundervolle Aussicht über das Tal. Schon bald starteten wir unseren Rückweg. Zuerst haben wir uns verfahren, weil wir uns auf ein anderes Auto verlassen haben, der dann aber auch nicht den Weg wusste und nicht den Fluss überqueren konnte. Na gut, also zurück und dann haben Anne und Grit doch noch die richtige Spur gefunden. Es rüttelte und schüttelte auf dem Weg, und hinter jedem Berg befand sich eine andere Art von Landschaft. Steppe mit Gras, mal ohne Gras… zeitweise fühlten wir uns wie in Afrika. Wo waren die Löwen? In der „afrikanischen Steppe“ machten wir dann Picknick. Bald sahen wir schon wieder ein paar Jurten, die entweder noch ihr Sommerlager hatten, andere aber waren auch schon dabei, ihr Winterlager aufzubauen.
Nach einiger Zeit erreichten wir die Straße, wo es dann in schnellerem Tempo zurück nach Darkhan ging. Plötzlich überholte uns ein Bus. Er überholte in seinem übertriebenen Tempo nicht nur uns, sondern auch die vor uns fahrenden Autos. Plötzlich wurden wir von der Polizei gestoppt und er beschwerte sich, dass wir zu viert auf der Rückbank saßen. Haben wir das verstanden? – Was ist falsch? 80.000 Tugrik? Für was? Zum Schluss konnten wir dann doch einfach so weiterfahren.
In Darkhan angekommen hatten wir drei UBler auch nicht mehr viel Zeit, da wir den sieben Uhr Bus nach UB noch bekommen wollten. Die Tickets brauchten wir auch noch! Der Schalter hatte schon zu, also drängelten wir uns auf die mongolische Art und Weise vor und bekamen sogar noch drei Plätze zusammen. Der Bus war rappelvoll und es wurden im Gang noch Bretter zwischen die Sitze gepackt, damit es mehr Sitzplätze gibt. Dann wurden die Lautsprecher in einer Lautstärke angeschaltet, sodass es auch keiner überhören konnte, was im mongolischen Fernsehen kommt. Nach drei Stunden waren wir dann endlichen in UB, vom Busbahnhof nahm ich zusammen mit Freddi ein Taxi. Dem Taxifahrer musste man mit Händen und Füßen erklären, wo man lang wollte. Zum Glück musste man zu mir nur einmal rechts abbiegen.
Hier ist wieder alles dreckig, laut und staubig! Hoffentlich kommt bald die nächste Tour aufs Land!