Für mich waren es von Halle bis in die bayrische Hauptstadt ein entspannter dreistündiger Ritt im ICE Sprinter. München diente als Treffpunkt, da wir alle in Deutschland verstreut wohnen und eigentlicher Start der Reise war. Es kamen alle peu á peu an, viele mit genügend Puffer, nur eine traf es besonders hart. Ihr Zug verspätete sich um 2h aufgrund eines Personenunfalls und sollte nun um 20:02 den Hauptbahnhof erreichen, aber der Nachtzug nach Rom fuhr doch schon um 20:10 los. Ahhhh! Verständliche Ungewissheit breitete sich unter uns auf. Acht Minuten Umsteigezeit mit schwerem Koffer und Handgepäck ist… ja ist sportlich? Abenteuerlich? Nicht zu schaffen? Doch na klar. Wir beschrieben, wo das Gleis ist und eine kam ihr entgegen um zu helfen. Die anderen stiegen währenddessen ein und hofften. Glücklicherweise waren alle fünf Freiwilligen um 20:08 im Zug. Puuhh! Was dieser Zug noch für Erlebnisse mit sich bringen würde, wussten wir bis dahin auch noch nicht.
Als wir alle in unserem Abteil saßen und auf die Abfahrt warteten, herrschte auf dem Gang ein Gewusel. Wie sich herausstellte fehlten drei Waggons! Der Nightjet fuhr mit einer halben Verspätung aus München in Richtung österreichische Grenze nach Salzburg und hielt hier geschlagene 187 Minuten. Ja, richtig gelesen, wir hatten drei Stunden Verspätung. Glasklare Sache, dass unser Anschlusszug in Rom nicht mehr zu erreichen war. Aber nun hieß es erst mal durch die Night zu jetten. Ich konnte überhaupt nicht schlafen. Einerseits kann ich eh nicht in Sitzposition zu Ruhe kommen und andererseits gab es nicht genug Platz für die großen Koffer, welche dann im Fußraum vor uns standen und wenig Platz zum Ausstrecken boten. Na ja, ich bin schon immer mal eingenickt, aber erholsam war es nicht. Sei es drum. Die Alpen in der Nacht und einen Sonnenaufgang in Italien waren Entschädigung genug. Am frühen Morgen hieß es dann Planen und Überlegen, wie wir weiter fahren sollten. Aufgrund der großen Verspätung endete der Zug in Bologna. Nun gab es zwei Optionen: Mit einem anderen Zug weiter nach Rom und dann nach Bari oder den Direktzug von Bologna nach Bari nehmen, hierbei wussten wir aber nicht, ob die Fahrkarten noch gelten. Also schnell ins Reisezentrum, denn der Direktzug, welcher natürlich sehr entspannt für uns wäre, fuhr schon in 45 Minuten ab. Hier machten wir Kontakt mit einem italienischen Bahnangestellten, der trotz meines Zweifels die Fahrscheine nicht umbuchen zu können, nur kurz mit den Schultern zuckte und druckte uns ohne Murren und Knurren kostenlos Billetts nach Bari. Glücklich und zufrieden stiegen wir in ein – meines Erachtens – wirklich modernen Zug, der uns sechs Stunden an der Adriaküste immer in den Süden tuckerte. Viel Zeit zum Schlafen, Kaffee trinken, griechisch lernen, die Umgebung anschauen und einfach mal nichts tun.
Italien, das bedeutet Pizza, Pasta, verwinkelte Altstädte und Siesta. All das hat Bari zu bieten. Zum Glück kamen wir mit genug Puffer am Hafen an und da noch Zeit war, schauten sich einige auf der Suche nach einer Pizzeria die kleinen Gassen und Häuschen dicht auf dicht an und fühlten sich schon wie im Urlaub. Um auf die Fähre zu gelangen wurde die Gruppe etwas unverständlich angewiesen zum Gate zu gelangen und wir liefen auf einmal zwischen den riesigen LKW-Anhängern über den Asphalt. Sicher kamen wir bei der Wachpolizei an, zeigten Personalausweis und Ticket vor, bekamen das Angebot die Koffer auf dem Autodeck abzulegen, holten die Schlüsselkarten bei der Rezeption ab und ehe man es sich versieht, ist man 28h unterwegs und schaut bei Sonnenuntergang die Küste Italiens kleiner werden und die Dunkelheit das Schiff einnehmen.
Die Nacht auf der Fähre konnte ich hervorragend schlafen und morgens sah man bereits die Berge Hellas. Patras war gar nicht mehr weit entfernt und zu meiner Überraschung kamen wir eine Stunde eher an, als geplant. Ein Geschenk des Poseidons? Meinen Birnengriebsch als Opfergabe warf ich aber nicht ins Meer. Das nächste Abenteuer hieß nun griechischer Taxifahrer. Er konnte nur wenig englisch und wir kein griechisch, also wechselte die Sprache zu Gestik und Zeigen aufs Handy, um die gewünschte Adresse zu erreichen. Während der Planung suchte ich über Google Maps den Bahnhof von Patras heraus und pinnte es mir an. Wie sich im Nachhinein herausstellte ist dieser Bahnhof nicht mehr in Betrieb. Also bläuten wir dem Fahrer die Fahrt über ein, wir wollen zu dieser Adresse. „Please to the train station“ „Where to go?“, fragte er und wir antworteten: „Kiato and then Athens“. In Kiato mussten wir nämlich umsteigen. Da der ansässige Taxifahrer natürlich seine Stadt kennt und auch weiß, – im Gegensatz zu uns – dass von Patras nach Kiato nur ein Bus fahre, sagte er „Nai, nai (ja,ja) bus station“. Wir darauf: „Oxi, train to kiato“. Da wir so auf unseren Zug bestanden, bot er schon an uns für 30€ pro Person in die nächste Stadt zu fahren, da von dort aus ein Zug nach Kiato fährt. Nach langem Hin-und Her machte es Klick und wir verstanden, dass wir zum Busbahnhof mussten. Nun ja, ein erstes Gespräch auf halb griechisch halte ich für einen guten Start in das Jahr. Der Rest der Reise verlief einwandfrei. Pünktliche Abfahrt des Busses und Zuges und dann standen wir da, in Athen, am Hauptbahnhof und waren mittendrin.
Wenn du wissen möchtest, wie ich diese Reise einschätze, lies hier gerne weiter.