Archiv des Autors: Ajke Encijan

Sarajevo in Oberflächlich

Hier also die Bilder aus der ersten Woche. Viel Spaß!

 

Schulmarathon

Es gibt ja vieles doppelt aber Zeit gibt es irgendwie nie genug.

Montag ging es los. Erstes Treffen: 10 Uhr. Human, verträglich. Mit zwei akzentfrei Deutsch sprechenden supergenialen Deutschlehrerinnen vom 3. Gimnazija wird erstmal ausgiebig geratscht und beschlossen, dass wir ganz viele tolle Dinge dieses Jahr tun werden (…). Nein wirklich, das wird was. Von der stellvertretenden Schulleiterin empfangen und samt Bio-Apfel als Willkommensgruß wieder verabschiedet geht der Sprint nach einer (eigentlich als 3 Stunden eingegeplanten) Pause weiter Richtung Sportgymnasium. Wit fahren in die falsche Richtung. Wir steigen irgendwo in der Innenstadt aus, falsche Wegangabe. Schließlich zeigt man hier ganz gerne mal mit dem Finger in nicht ganz die richtigen Richtungen (In der Innenstadt fragten wir neulich Mutter und Tochter nach dem Weg, spontan zeigten beide in komplett unterschiedliche Richtungen. Mit todernster Miene). Also raus. Jemanden gefragt, die unerstaunlicher Weise deutsch kann (gefühlt jeder 2. hier spricht deutsch). Sie bringt uns zum richtigen Bus und wir düsen zurück, stadtauswärts. Empfangen werden wir von einem brandneuen Gebäude, das 5. Gimazija.  Mit meiner Ranzschule in Hamburg nicht zu vergleichen. Wir kommen zu Mirela in eine DSD 2 Klasse (Gymnasium beinhaltet die Klassen 1 bis 4, also 10 bis 13 bei uns). Man trägt hier am 5. Schuluniformen. Sonst nirgendwo. Wir stellen uns vor, es wird viel gelacht, wir lachen viel und nach nicht allzuviel Detail und einem neuen Termin gehts weiter über den Schulleiter zum 4. Gymnasium nach Ilidza. Hier treffen wir uns mit einem deutschen Lehrer. Martin. Martin wohnt bei uns um die Ecke samt Familie und wird voraussichtlich zwei Jahre (soweit ich das im richtigen Hals verschluckt hab – die Masse an diesem Info-Montag) in Ilidza arbeiten.

Das Gehetze zieht sich eigentlich durch die ganze Woche. Wir haben immer mal Termine, jedoch haben wir es bisher nicht geschafft mal alle Lehrer einer Schule an einen Tisch zu bekommen, die Stunden aufzuschreiben, in denen diese unterrichten, um für uns einen Plan zu machen. Hier herrscht Schichtunterricht, dank Platzmangel. Somit wechselt jede Woche auchnoch der Stundenplan, was unsere Planung nicht unbedingt einfacher macht.

Auch die Vorstellungen der Lehrer, was wir eigentlich bei ihnen tun sollen, sind doch recht different. Hier zwei Kontroverse.

 

Wir haben bei Mirela einen Termin um 11:35. (Was heißt Termin, die Stunde fängt dann an…) Um 11:30 stehen wir immer noch in der Eingangshalle mit glänzendem Steinfußboden. Drei Schüler stehen um uns herum, eine bietet uns des Spaßes halber Shopping-Touren, ihren Facebooknamen sowie einen Sprachkurs an. Mirela kommt, gehätzt. “Bei mir ist das immer so knapp alles!“ Sie sprintet ins Lehrerzimmer, erzählt, grinst, atmet auch ab und zu mal. Im Vorbeigehen fliegt das Kaugummi aus ihrem Mundwinkel in den Mülleimer. “Wenn der Schulleiter mich mit Kaugummi im Mund sieht ist das immer so… naja ihr wisst schon.“

Wir sind in der Klasse. “Also ich habe mir gedacht wir machen heute Spiele, hatten wir ja schon gesagt, dann lernen die euch ein bisschen kennen und alles…“. Hatten wir alles schon besprochen. Unser cooles Programm wird zur Hälfte durch Mirelas ersetzt – perfekt. Wie lachen ungefähr die ganze Zeit. Auf eine top Zusammenarbeit.

 

Am 3. (wir sollten eigentlich eine Stunde eher da sein, sind jedoch dank der Spielfreudigkeit von vorher etwas verspätet…) kommen wir in eine DSD 3 Klasse. Wir schieben den Kopf durch die Tür in eine totenstimme Klasse. 10 Schüler. Teilweise akzentfreies Deutsch. Hier agiert man eher als Funktionskörper der Lehrkraft, man ist Arbeitsmethode. Gefühlt. Das hat natürlich ganz andere Seiten, Vor- und Nachteile. Es ist eben einfach anders. Der Unterricht ist leise, diszipliniert. Wir bewerten Vorträge über Österreich. Am Freitag sollen wir in der DSD 3 vertreten. Die machen Stationenlernen, wir sollen das aufbauen, helfen und unterstützen. Unterricht eben. Sie gibt uns den Schlüssel für Freitag.

Auch hier ist also Unterricht und Zusammenarbeit Lehrersache.

Juliane und ich werden uns dieses Wochenende mal zusammensetzen und aufteilen. Aus den zwei Gymnasien sind mittlerweile vier geworden. Da ein offizielles Treffen pro Schule kaum möglich ist, klingelt man die Lehrer auf dem Handy an, und hofft, beim vereinbarten Termin gleich zwei zu treffen. Klappt meistens. Dann sammelt man die Unterrichtszeiten pro Woche und hofft, dass Unterrichtsbeistand und/oder Projekt- bzw. AG-Zeiten irgendwann mal ein systematischen Klang bekommen… irgendwo ist man ja dann doch recht deutsch.

Ein Stadtrundgang

Sarajevo im Portrait – Zusammengefasst aus der ersten Woche Observation

Das ist alles verdammt viel geworden, Absätze überspringen geht bestimmt auch…

 

Es war kalt heute Nacht. Es ist Mitte September und der Himmel ist strahlend blau, die Luft sehr kalt, die Sonne jedoch schon recht warm. Bergklima. Wir warten auf die Tram Richtung Innenstadt. Sarajevo hat sieben verschiedene Linien, massenhaft Busse. Fahrpläne gibt es nur auf dem Touri-Info Stadtplan,  Abfahrtszeiten gibt es scheinbar, nur für uns noch nicht zugänglich. Die Haltestellen haben Namen, sind jedoch nicht beschriftet.

Die Tram ruckelt von uns aus Richtung Stadt. Aus unserer Plattenbausiedlung heraus, führt die Strecke bald am Fluss Miljacka entlang, ein in Bosnien eher unbedeutsamer Fuss. Die Sonne spiegelt sich im Wasser, sodass man die eigentliche Bräune nicht sieht. Die Miljacka ist entlang der Stadt kanalisiert. Außerdem wurde der Strom durch ein terrassenartiges Anlegen des Flussbettes gehemmt, die Fließgeschwindigkeit reduziert. An jedem dieser Stufen befindet sich ein Strudel, durch das herabfallende Wasser. Hier kann man bunte Plastikteile und -flaschen beobachten, die durch den Strudel gegen die Stufe der jeweils höheren Terrasse gedrückt werden…

Insgesamt ist die maximal 50 Zentimeter tiefe und im Durchschnitt etwa 5 bis 10 Meter breite Miljacka von Bäumen gesäumt und besitzt zumeist eine Promenade, Richtung Stadtkern sogar Bänke, die sich später mit Cafés abwechseln. Egal wie dreckig oder sauber – ein Fluss ist und bleibt irgendwie Naturressource und Lebensquelle einer Stadt und sollte deshalb auf keinen Fall fehlen.

Die Architektur ändert sich bis hin zur Altstadt überraschenderweise wenig. Im Tal entlang der Miljacka stehen Platten wie die unsere, neuere moderne Glaspaläste welche unerwartet viele Kaufhäuser beherbergen. Man kann verschiedene Fakultäten aus den Fenstern sehen, sofern der seltene Fall auftritt, einen freien Sitzplatz gefunden bekommen zu haben. Man passiert das Parlamentsgebäude (Glas-Beton-Kombination der 80er) das alte Museum (Habsburger Stil) sowie das Neue. Auf der Südseite des Flusses erahnt man die Skenderija, die Olympische Halle von 1984, welche man unter den ganzen Werbeplakaten kaum noch sieht.

Einschusslöcher nimmt man schon kaum noch wahr. Große, kleine, Durchschüsse oder nur abgeplatzter Putz. Selbst wieder verputzte Schäden sind noch zu erkennen. Ruinen nehmen stadteinwärts potentiell ab.

Trotz dieser groß- und smogstadtähnlichen Atmosphäre ist die Luft erstaunlich frisch. Man reicht jedes Auto. In Hamburg ist die Luft so dreckig, dass man kein einziges Auto individuell “erriecht“. Sarajevo hat abgesehen vom Altstadtkern erstaunlich viel Grün. Finde ich. Der Erholungscharakter wird außerdem durch die allgegenwärtigen Bergketten gestärkt. Vom mittigen Miljacka-Tal ziehen sich die Berge hoch, die naheliegenden Skiberge erreichen eine Höhe von circa 1600 Metern (Sarajevo selbst liegt auf 500 Metern), das nächste Massiv 30 Kilometer südlich der Stadt ragt über 2000 Meter in den Himmel. Vom Tal hinauf ziehen sich teils schmucke, teils ärmliche Einfamilienhäuser entlang enger Gassen und dicht gepackt die Hänge hinauf. Was man von fast überall sieht, sind bewaldete Bergkuppen, schließlich zieht sich die Babauung einer 500.000 Einwohner Stadt nicht bis in die Gipfel.

Wir steigen nahe der Altstadt aus. Obwohl wir mitten in der Stadt wohnen (Geographisch) dauert es mit der Tram doch seine 15 bis 20 Minuten bis zur Baščaršija (viel Spaß beim aussprechen). Diese liegt nämlich am östlichen Ende der Stadt. Die muffige Parfumluft der doch schon recht extrem aufgetakelten Bosnierinnen hinter sich lassend, wird man nicht selten vom Chor der Muazzins begrüßt. Wie wir gerade gestern gelernt haben, ist der fünf Mal am Tag zu hörende Gesang eigentlich kein Gesang, sondern ein Aufruf zum Gebet. Frauen haben in der Moschee separate Gebetszonen hinter den Männern nur, damit sich die Kerle aufs Gebet konzentrieren, nicht wegen der gesellschaftlichen Stellung. Als wir gestern die Kaisermoschee besuchten kamen wir gerade pünktlich zur moslimischen Hochzeit. Kurz danach führte uns der hiesige Muazzin in seinem Gebetshaus herum. Sehr lieblich und herzlich versucht er, uns vom Koran zu überzeugen, erzählt Geschichten und lacht unglaublich viel. Der Islam sei ein friedlicher Glaube, die fünf Gebete sind, um den inneren Frieden zu finden und sich von kleinen Sünden reinzuwaschen. Damit man später ins Paradies kommt. Es gibt nur einen Gott, und das ist Allah.

Juliane wickelt sich ihren Schal vom Kopf und wir machen uns auf zur Baščaršija. Heraus aus den Habsburger Bauten und den halb vergammelten Platten findet man sich in einem Gassenlabyrinth wieder. Die vielen Minarette sind zur Wiedererkennung nicht förderlich, insofern erfüllen die Berggipfel ihren Orientierungssoll. Es riecht nach Nüssen, gegrillten Čevapčići und Burek sowie dem supergenialen bosnischen Kaffee. Alles ist voll mit kleinen Läden, die die Gassen säumen. Ein altes Handwerksviertel.

Genauso schnell wie man drin ist, findet man den Ausgang aus dem Herzen Sarajevos. Läuft man Richtung Osten kommt man am Rathaus vorbei, ein unglaublich beeindruckender osmanischer Bau, welcher momentan renoviert wird. Nördlich liegt der sogenannte Taubenbrunnen, bekanntes Fotomotiv. Weiter Stadteinwärts kommt man zu einer recht westlichen Shoppingmeile, wo sich Klamottengeschäfte jedoch glücklicherweise mit Moscheen, Shishabars und Kaffeestuben ablösen.

Ich schreibe hier viel von Moscheen. In Sarajevo gibt es eine Synagoge, katholische sowie serbisch-orthodoxe Kirchen. Dennoch besteht die Bevölkerung wohl zu 80 Prozent aus Bosniaken (bosnische Muslime) und das merkt man auch. Kopftücher sind recht präsent, selbst auf Fahrrädern kamen uns schon einige entgegen. Heute habe ich zum ersten Mal Glockenleuten gehört, es ist Sonntag.

Mit der Dämmerung (hier schon um 19:30h) begeben wir uns in eine Čevapdjinica, essen gehen ohne Fleisch ist hier undenkbar. Egal was man bestellt, man braucht keine Angst haben nicht satt zu werden. Selbst wenn der bestellte Teller nur 4 KM (2 Euro) kostet. Generell scheint man mit 5 Euro inklusive Trinkjoghurt in Sarajevo gut durchzukommen.

In den Shishabars trifft sich Samstagabends das typische Clientée. Studenten und Schüler mit den gleichen Smartphones wie wir. Aufgemotzt wir für die dickste Party läuft man hier abends rum, sodass nocheinmal mehr auffällt, dass wir nicht bosnisch sind. Der Blondheit wegen wird man schon angeguckt.

Wir nehmen die Tram zurück nach Hause. Das Abstempelsystem funktioniert wie in Kassel, Ticket beim Fahrer kaufen und in der Tram selbst abstempeln. Einfache Fahrt: 1,80 KM. Zehnerkarte: 12, 80 KM. Eine Monatskarte gibts per Antrag und massenhaft Schreibarbeit für 52 KM.

Der Fahrstuhl fliegt 27 Sekunden in den 12 Stock zu unserer Heimatoase. Den rauchenden Nachbarn im Treppenhaus wünscht man eine gute Nacht mit den paar Brocken bosnisch die man schon kann. Lichtermeer unterhalb unserer 2-Zimmer-Wohnung. Nachts macht man alle Fenster zu, sonst ist es zu laut zum Schlafen. Ein letzter Zug pfeift Tiere und Menschen von den Gleisen, Straßenhunde heulen. Von oben betrachtet gleicht das ganze nurnoch Miniaturwunderland.

Erste Informationen…

Gestern gab es ein erstes Treffen mit dem Fachberater. Es ist wohl so, dass die 4 bis 5 Gymnasien, an welchen Juliane und ich arbeiten sollten, sich ersteinmal auf 2 reduziert haben. Außerdem werden wir unserer Arbeit von der Zentralstelle her eher selbst überlassen, wir haben somit alle Freiheiten an den Schulen. Wir hoffen natürlich, dass sich das Interesse der anderen beiden Gymnasien, bzw. auch des Sportgymnasiums noch wecken lässt, sonst heißt es eben intensivere Arbeit am 2. und 3. Gymnasium für uns…

Und die sieht ersteinmal folgendermaßen aus:

Der wesentliche Bestandteil unserer Aufgaben ist die Vorbereitung der Abiturienten auf ihr DSD (das Deutsche Sprachdiplom). Dieses wird wohl in Allgemeinen auf dem Europaniveau B2 und C1 abgenommen, also schon sehr anschaulich. Wir sollen relativ eigenständig den Fachlehrern beistehen, uns Workshops und Projekte ausdenken, die (zumindest bis zum Dezember, also bis zu den Prüfungen) in irgendeiner Weise hilfreich für den deutschen Sprachumfang der Schüler sind. Zeit für weiterreichende Projekte ist dann nach der Weihnachtspause…

Außerdem gibt es hier noch das Goethe-Institut, wo wir uns heute vorgestellt haben, sowie eine Vertreterin des DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst). Kooperation mit dem GI wird erbeten. Heute bei der spontanen Vorstellung wurden wir herzlich empfangen, herumgeführt und auf einen Improvisationstheater-Workshop aufmerksam gemacht, an dem “unsere“ Schüler durchaus teilnehmen könnten.

Jetzt heißt es also erstmal einarbeiten in die DSD-Kriterien und sich schöne Lernideen einfallen lassen. Nachdem wir uns mal die Schulen angeguckt haben.

Mit Eurojoker Richtung Süd-Osten

Ich befinde mich in einem blau-weiß bemalten Nachtzug, hinter mir klappt München schon die Bürgersteige hoch. Nach drei Anläufen passt mein Rucksack ins Abteil, nach 4 dann auch der Koffer. Der vordere Teil des Zuges fährt nach Budapest, der hintere (hoffentlich) nach Zagreb.Im Abteil befinden sich abgesehen von meinen Schleppankern zwei Amerikanerinnen, Mutter und Tochter auf dem Weg nach Slowenien, sowie Ivan, ein Kroate aus Split mit Arbeit in Freiburg. Die zwei restlichen, unbesetzten Betten gehen für mein Gepäck drauf.

Kurz bevor meine Augen zufallen kommt der Schaffner und sammelt die Tickets ein. Ob ich das Meine denn wiederbekomme, frage ich auf Englisch. Schließlich brauche ich das als brav-strukturierter „kulturweit“-Freiwilliger für die spätere Abrechnung. Ivan übersetzt. Der gute Schaffner guckt mich großväterlich an, klopft mir auf die Schulter und gibt mir über Ivan zu verstehen, dass die Fahrt ja noch nicht vorbei sei… Auf deutsch: Das Ticket wird es wohl beim Ausstieg zurückgeben.

Die Passkontrolle am folgenden Morgen. Der Schaffner verteilt Wasserflaschen, an Ivan und mich (die Amerikanerinnen sind bereits ausgestiegen) während der Zug durch die im Morgennebel versteckten Berge bummelt. An der „Grenzka“. Grenzbeamtin eins dreht meinen Pass einmal um die eigenen Achse, schielt auf das EU-Siegel und gibt ihn mir wortlos zurück. Ivan darf seinen kleinen Rucksack komplett ausleeren. Als er seine Unterwäsche wieder zusammenfaltet sagt er, dies würde ihm jedes Mal passieren. Eine zweite Kontrolle kommt und diesmal mit Verstärkung. Ivan scheint klarzustellen, dass der folgende Akt eher überflüssig sei. Beamtin eins kommt und nach fünf Minuten Konversation scheint sie seine These zu bestätigen. Ich gebe der zweiten Beamtin meinen Pass. Sie spielt ein wenig mit den Seiten,  schielt mir kurz in die Augen und geht daraufhin mit einem Grußwort. Ich betrachte meinen Gepäckhaufen und überlege, wieviel Illegales ich drain jetzt hätte verstecken können, und das anscheinend nur, weil mein Pass rot ist. Ich gucke beschämt in die Ecke, weiß nicht, wie ich mich dem guten Ivan gegenüber verhalten soll. Es sei seit dem EU-Beitritt wohl nicht anders als vorher, meint dieser.

Ich frage den Schaffner, ob er mir sagen kann wo und wann mein Zug nach Sarajevo fährt. Er grinst mich breit an und bestätigt. Kurz darauf kommt er mit einer weiteren Wasserflasche an, und gibt sie mir. Drei andere Mitfahrer stehen um mich herum. Wieder der Eurojoker oder weil sich meine Erkältungsnase echt beschissen anhört? Oder weil ich ja noch weiter nach Sarajevo muss und die anderen nicht?

Angekommen in Zagreb verabschiede ich mich von Ivan, der steigt jetzt in den Bus um seine Familie im Süden zu besuchen. Der Schaffner nimmt mich quasi an die Hand, und bringt mich einmal über den Bahnsteig auf die andere Seite, von wo aus mein Zug nach Sarajevo fährt…