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Endspurt mit Projekten

Liebe Leute, ich wünsche frohe Ostern gehabt zu haben!

Hier verlief uskrs/vaskrs eher nicht so ereignisreich, wir besuchten eine Messe in der Kathedrale (auf Englisch), allerdings ohne Musik und Gesang wie gewohnt ein wenig enttäuschend. Nun ist es in einer größteinteils muslimischen Stadt ja eh kein sonderlich wichtiges Fest, und so hatten wir auch nur den Karfreitag frei und keine richtigen Ferien. Dafür hatten wir netten Besuch von dreien unserer Lieblingsfreiwilligen und verbrachten nette Tage zusammen, außerdem planen wir jetzt viel für unser Freiwilligenprojekt, das, seit Oktober geplant, in zwei Wochen nun endlich stattfinden wird!
Dabei wird es um eine Begegnung von Jugendlichen aus Mostar, Banja Luka, Bosanska Krupa und Sarajevo gehen. In einem viertätigen Seminar wollen wir alle zusammen eine Aktion auf die Beine stellen, die von den Jugendlichen selbst geplant wird, und eine Art Flashmob in der Stadt sein wird.

Vorher allerdings mache ich mit meinen Schülern einen Austausch nach Berlin, zu dem wir diesen Freitag losfahren werden. Nach einem Zwischenstopp in Wien treffen sich dann die Schüler mit ihren Austauschschülern aus der Heinrich-von-Stephan Reformpädagogischen Gemeinschaftsschule. Ich habe mich bisher in der Organisation und Programmgestaltung eingebracht und werde dann auch vor Ort als Betreuer da sein. Neben Stadtführungen und Museen sind ein gemeinsames Sportfest, Theaterbesuch und Grillen geplant. Auf dem Rückweg fahren wir dann noch durch Dresden und machen Halt in Prag für eine Nacht.

Nur zwei Wochen später werden dann die bosnischen Schüler die Berliner in Sarajevo empfangen.

 

Letzte Woche hatte ich Besuch von meiner Familie aus Deutschland. Nach 7 Monaten war die Wiedersehensfreude natürlich groß, und ich habe mich gefreut, ihnen „mein“ Bosnien zeigen zu können – außerdem konnte ich zwei meiner weiteren Ziele abhaken, Počitelj und Jajce:

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Leider war das Wetter nicht immer so toll, schließlich schneite es sogar! Verrücktes bosnisches Wetter, im Winter fällt das skifahren aus, und jetzt schneit’s.

Letzten Samstag war der „dan otvorenih vrata“ am dritten Gymnasium, der Tag der offenen Tür. Zum Programm trug ich mit meiner Deutschgruppe mit einem deutschen Lied bei, das ganze war etwas unglücklich ausgesucht und schließlich wurde es ein bisschen albern – leider, das hätte auch anders laufen können. Insgesamt war die Stimmung aber gut.

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Bei dieser Gelegenheit stellten wir auch unser Projekt „Fußballfieber – Comics auf Deutsch“ vor. Mit den ersten Klassen von vier Schulen hatten wir im Deutschunterricht Einheiten zum Thema Comics gemacht, dabei ging es um Kreativität, Textproduktion, Steckbriefe und Charaktere beschreiben, und schließlich malten die Schüler selbst einen Comic. Alle zusammen werden nun in einer Wanderaustellung ringsum an allen Schulen ausgestellt. Einige Ergebnisse können sich durchaus sehen lassen und können dann auch zum Comic-Wettbewerb des Goethe-Instituts eingeschickt werden.

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Der Vorlesewettbewerb fand nun auch an fast allen Schulen statt, nur der Kantonalwettbewerb steht noch aus und wird vermutlich Mitte Mai gemacht.

Vorlesewettbewerb am 5. Gymnasium

Vorlesewettbewerb am 5. Gymnasium

Auch sonst ist der Mai voll mit Seminaren und Projekten, die wir nun alle zuende führen, denn die Schule geht auch nur noch 6 Wochen lang! Sogar unsere Nachfolger haben sich schon gemeldet, das fühlt sich seltsam an und erinnert daran, dass unsere Zeit hier schon bald vorbei ist. Nun also noch Endspurt für die verbleibenden Wochen, in denen wir hoffentlich einiges schaffen werden!

 

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Pjesme, Oaza, schifoan!

Wieder sind 6 Wochen seit Schulbeginn vergangen, Zeit für ein Update diverser Aktivitäten an den Schulen – es ist nämlich einiges los momentan!

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zum Beispiel das Projekt, bei dem mit einer Abschlussklasse ein bosnischer Gedichtband auf Deutsch übersetzt wurde: über 60 Gedichte! Die wurden, in zum Teil noch nicht ganz publizierungsreifem Zustand, bei mir zum Korrigieren abgegeben. Dann mussten einige davon ausgewählt und zum Vortrag eingeübt werden, Freitag Abend war dann schließlich die Vorstellung des Projekts, bei dem getanzt, gesungen und gelesen wurde. Man konnte natürlich auch das Endprodukt bestaunen:

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Die Autorin des Gedichtbandes ist die Frau des Schulleiters am Gymnasium, sie schreibt in ihren Gedichten hauptsächlich über den Krieg und ihre Erfahrungen, ganz interessant! Ich bin ja jetzt nun im Besitz aller deutschen Versionen der Gedichte, wer daran interessiert ist, mal eines zu lesen, kann mir gerne eine Mail schicken!

Dieses Projekt hat sich seit dem Jahresanfang über einige Monate hingezogen und ist nun zu seinem erfolgreichen Abschluss gebracht worden. Damit entfällt der Deutschunterricht nun auch hauptsächlich für diese Abschlussklasse, und damit gibt es auch weniger zu tun für mich….

Mein zweites momentanes Projekt ist das an einem Verein für Behinderte, Oaza Sarajevo. Dort gibt eine dritte Klasse nun Deutschunterricht für diejenigen, die möchten, woran sich eine Fahrt nach Bern in eine Sonderschule anschließen soll.
Letzte Woche hat die erste Stunde dort stattgefunden, mit einigem Erfolg. In kleinen Gruppen, immer zu dritt, bereiten die Schüler (relativ) selbstständig die Stunden vor, mit viel Spiel und Spaß, und zweimal die Woche finden sie dann statt, wobei sie entweder von ihrer Lehrerin oder von mir begleitet werden.
Die Reaktion der „Schüler“ ist bis jetzt sehr positiv, sie freuen sich immer, uns zu sehen und sind begeistert bei der Sache.

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Andere, kleinere Projekte sind noch am Laufen, und ich werde bei Gelegenheit (bei Abschluss) darüber berichten, außerdem übernehme ich nun regelmäßig den Unterricht der Hälfte einer ersten Klasse komplett alleine, um die Lehrerin zu entlasten; auch eine interessante Erfahrung und gar nicht so einfach, alleine für alles verantwortlich zu sein!

Ich bin nun also relativ ausgelastet, bei alledem kommt natürlich auch die Freizeit nicht zu kurz, jedenfalls gehe ich jetzt regelmäßig schwimmen, vor zwei Wochen waren wir in einem netten Städtchen namens Travnik, wo wir mit 20 Erasmus-Studenten in einer Hütte übernachtet haben,

und dieses Wochenende waren wir doch tatsächlich noch skifahren! Wer hätte noch daran geglaubt, dass es doch nochmal Winter wird.

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Liebe Grüße!

 

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… konačno smo na Balkanu! (copyright by den Suboticanern)

Samo kuliraj.. konačno smo na Balkanu! (.. schließlich sind wir auf dem Balkan!)
Dieses Motto bekamen wir von den Freiwilligen aus Subotica zu Weihnachten mit auf unsere große, 5-wöchige Reise, und haben es uns zu Herzen genommen, während wir erkundeten, was es auf dem Balkan alles so gibt.

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Das war unsere Reiseroute: 6 Länder in 5 Wochen!
Wir hatten natürlich ein wahnsinniges Glück mit diesen ewig langen Winterferien hier und konnten deshalb wirklich viel sehen. Dabei stellten wir fest, dass es doch auch große Unterschiede auf dem Balkan gibt, was Mentalität, Wohlstand, Wetter, Architektur usw. angeht.
Wir haben viele verschiedene Menschen kennengelernt, konnten Freiwillige aus Osteuropa besuchen, stiefelten im Schnee auf Berge und saßen im T-shirt am Meer…
Weil ein ausführlicher Reisebericht meinen Zeitrahmen sprengen würde, werde ich hier eine Galerie von Bildern erstellen, damit ihr einen Eindruck bekommt, und zu den einzelnen Ländern eine kurze Einleitung schreiben. Wer mehr hören möchte, schreibe mich gerne an! Und lese sich natürlich noch ergänzend Eickes Reisebericht durch.

1. Station: Subotica (Serbien)

Nachdem wir am letzten Abend nochmal die Kneipenkultur Sarajevos gründlich ausgereizt hatten, kamen wir am Morgen nicht ganz so früh aus den Federn wie geplant, und standen dadurch erst am späten Vormittag auf der Straße, voll bepackt mit Rucksack und Proviant. Dann begann das Abenteuer erstmal gemächlich bei unseren Freunden in Subotica, ganz im Norden Serbiens, wo wir die Weihnachtstage verbrachten. Mein zweites Weihnachten ohne die Familie, aber diesmal wurde es ganz anders und schöner als das letzte mal: mit unserer „Ersatzfamilie“, den beiden anderen Freiwilligen, die wir – kaum zu glauben – eigentlich auch erst seit kurzem kennen, verfolgten wir typisch deutsche Weihnachtstraditionen in serbischem Stil. Dies ging alles ganz ruhig zu, aber wir hatten definitiv unseren Spaß. Insgesamt waren das gemütliche, lustige und schöne Tage zu viert, als zwei „Städtepärchen“ zusammen passte das auch sehr gut.
Vielen Dank an Lisa und Johanna für diese unvergesslichen Tage!
Eventuell aufkommendes Heimweh wird von der Vorfreude verdrängt, dass Familie und Freunde mittlerweile ihren Besuch in Bosnien angekündigt haben.

2. Station: Sofia

Nun ging es also tiefer Richtung Osten, und dass wir die weite Strecke von Subotica nach Sofia schafften, war nur unserem unverschämten Glück und dem Mitleid eines bulgarischen Pärchens zu verdanken.
3 Tage blieben wir in der bulgarischen Hauptstadt, und schafften alles, was wir uns vorgenommen hatten: Besichtigung der sehr hübschen und beschaulichen Stadt, so anders als Sarajevo mit Parks, Spielplätzen, wir kamen aus dem Staunen kaum raus! Sofia hat sogar eine U-Bahn, funktionierende Infrastruktur, weitläufige Plätze. Ist das vielleicht eine mögliche Perspektive für Sarajevo?, fragten wir uns, „kann diese Stadt auch irgendwann mal so aussehen?“ Und natürlich veranschaulicht gerade das Beispiel U-Bahn, was mit dem EU-Eintritt und entsprechenden Fördergeldern so alles möglich ist.
Förderlich war natürlich auch das super tolle Wetter, das uns die drei Tage lang begleitete.

Unterkunft fanden wir bei einem waschechten bulgarischen „Couchsurfer“, der uns seine Couch in der Küche anbot. Das war wirklich super, er hatte viel Zeit und verbrachte das ganze Wochenende mit uns, nahm uns sogar mit auf den Berg Vitosha! Wir bekamen auch lokale Spezialitäten zum Frühstück serviert und unsere private Stadtführung, hörten  bulgarische Livemusik… hierzu meine Empfehlung: Bulgara

Außerdem trafen wir schließlich doch noch die in Bulgarien stationierten Freiwilligen, die wir dann auch in Istanbul wiedertreffen sollten.

Hier die Eindrücke aus einer unserer Meinung nach deutlich unterschätzten Hauptstadt:

 

3. Station: Istanbul

Die Fahrt von Sofia nach Istanbul war erneut abenteuerlich; wir liefen zu Fuß über die türkische Grenze und ließen uns von Grenzpolizisten und allen anderen als Exoten bestaunen und auslachen. Gegen Mitternacht kamen wir in der ca. 13-Millionen-Menschen-Riesenstadt an und liefen dann noch ca. 2 Stunden durch die Nacht, bis wir schließlich vollkommen erschöpft zu den anderen Freiwilligen im Hostel stießen.

Die nächsten Tage verbrachten wir als Gruppe von 8 Leuten, die Istanbul unsicher machte. Ab dem 2. Januar dann blieben wir 3 Bosnier zu dritt übrig und blieben noch einige Tage länger, was uns Gelegenheit gab, viiieele Moscheen zu besichtigen, auf die Prinzeninseln zu fahren, die asiatische Seite zu betreten (1. Mal in Asien!), Museen zu besuchen und die Stadt mit allen Sinnen auf uns einwirken zu lassen. Jeden Tag legten wir eine beträchtliche Strecke hinter uns, meist zu Fuß, und zogen am Ende die Bilanz, dass uns Istanbul, obwohl super interessant und aufregend, einfach zu groß und etwas zu anstrengend ist.
Nur Hönönö zu trinken, schafften wir nicht (dieses Getränk wurde uns besonders empfohlen und war eigentlich unser erklärtes Ziel zu probieren) – Grund genug, nochmal wiederzukommen!

to be continued…
es folgen: Bulgarien Teil 2, Rumänien, Budapest, Zagreb!

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Wir waren außerdem im historischen Museum, das sich ausschließlich mit der Zeit beschäftigt, in der Sarajevo belagert wurde. Dort bekommt man einen guten Überblick über die Geschehnisse und es gibt eindrucksvolle Beispiele, an denen dargestellt wird, wie das Leben dort aussah. Einen Artikel der Frankfurter Rundschau fand ich interessant, der einen Anschlag auf einen Sarajevoer Markt behandelte. Es wurde behauptet, man könne nicht feststellen, von welcher Seite aus dieser Anschlag gekommen war und könne deshalb nicht eingreifen. Merkwürdig angesichts der Tatsache, dass die Serben seit Jahren die Stadt umlagern und Attacken starten…
Auch der Besuch der Srebrenica-Gallerie war aufschlussreich, vor allem die Rolle der UN im Ganzen war mir vorher noch nicht so klar. Es ist mir zwar klar, dass es nicht ganz so einfach gewesen ist wie die dortige Mitarbeiterin behauptet: „Ein Anruf hätte gereicht und die internationale Gemeinschaft hätte diesen Krieg beenden können“. Einmischung in fremde Konflikte ist immer kompliziert, aber dass die Geschichte von damals heute immer noch teilweise auch von der holländischen Regierung vertuscht wird, ist kaum zu fassen. Anscheinend wurde noch vor wenigen Jahren eine Ausstellung zensiert, die Bilder von Schmierereien der damaligen Soldaten beinhaltete, in denen sie bosnische Frauen beleidigten…
Schöne Demokratien sind das.
Wie unsere Museumsführerin sagte, der Frieden in diesem Land kann nur gelingen, wenn man die Vergangenheit vernünftig aufarbeitet, und nicht jeder seine Version der Geschichte hat. Damit hat sie, glaube ich, recht. Eine vernünftige Forschung sollte auch bei uns stattfinden.

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Dezembertage

So wird man seit einigen Wochen jeden Morgen beim Blick aus dem Fenster begrüßt – nachts wird es gar nicht richtig dunkel, morgens und manchmal auch tagsüber bleibt es diesig und grau. Nicht gerade ein Stimmungsaufheller.
Auch das trägt dazu bei, dass ich Ferienreif bin – Zeit, mal hier rauszukommen, was Neues zu sehen! Die Weihnachtsferien stehen vor der Tür, 5 freie Wochen, und es fühlt sich fast schon so an wie Halbzeit. In diesen fast vier Monaten haben wir schon einiges gesehen und erlebt, und doch fühle ich mich so, als hätte ich mich jetzt erst eingelebt. Zum Glück bin ich ein ganzes Jahr hier! Erst jetzt kenne ich Schüler und Lehrer, weiß, wie der Alltag hier aussieht, wie man sich hier zurechtfindet, erst jetzt habe ich Ideen für eigene Projekte nächstes Halbjahr.

Der Dezember wurde hauptsächlich von den Vorbereitungen fürs DSD-Diplom geprägt, in insgesamt 6 Prüfungstagen wurden die mündlichen Sprachkenntnisse der Schüler abgefragt. Bei den allermeisten lief das ganz erfolgreich, und ich denke, wir können zufrieden sein.

Außerdem gibt es aber noch ein Kosmetikprojekt (von einer Lehrerin angezettelt, ich war nur das ausführende Organ), bei dem Schüler in unserer Wohnung mit Seife und Ölen hantieren

hier mit fertigen Produkten

hier mit fertigen Produkten

dazu entstanden auch Bilder, Videos und ein Rezeptebuch soll geschrieben werden,
es gab eine Weihnachtsplätzchen-Backaktion, deren Produkte am Freitag noch in der Schule verteilt werden sollen, mit Weihnachtsmusik und -baum, um für weihnachtliche Stimmung zu sorgen,

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am Donnerstag schließlich bekamen wir Besuch von zwei Couchsurfern aus Australien (um einen Vorschuss für unsere Reise zu leisten, während derer wir auch auf diese Art unterzukommen gedenken) und tags darauf von unserer Mit-Freiwilligen Tereza aus Mostar. Wir alle zusammen gingen zum großen Dubioza-Kolektiv-Konzert am Freitag, was in der ehemals olympischen Halle Skenderija stattfand und wirklich super war:

Dubioza Kolektiv „Kazu“

Außerdem gibt es hier in Sarajevo auch einen kleinen „Holiday Market“, um keine der Religionen besonders zu vernachlässigen, mitsamt Ständen, an denen bosnische Fußball-Fanartikel oder traditionelle muslimische Gefäße verkauft werden

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Heute haben wir nun also die letzte Prüfung erfolgreich hinter uns gebracht und sind schon in Aufbruchsstimmung. Ich bin gerade dabei, die Fotos aus den letzten Wochen einzukleben, und muss wirklich sagen: es hat sich bis jetzt wirklich gelohnt! Sarajevo ist eine sehr interessante Einsatzstelle, wir haben viele sehr gute und auch nette Schüler und mit vielen unterschiedlichen Lehrern abwechslungsreiche Möglichkeiten, uns einzusetzen. Fürs nächste Halbjahr haben wir noch viel vor und freuen uns auch schon, Ende Januar wieder anzufangen, aber jetzt heißt es erstmal reisen, reisen, reisen. Der Momentane Plan: Subotica (Serbien) – Sofia (Bulgarien) – Istanbul – Shuman (Bulgarien) – Bukarest (Ru) – Sibiu (Ru) – Cluj/Brasov (Ru) – evtl. Budapest (Ungarn)/Zagreb (Kroatien) und zurück
Ich werde euch berichten, und wünsche allen schöne Feiertage, eine besinnliche Zeit im Familienkreis und einen guten Rutsch – ihr werdet mir fehlen!

Beste Grüße aus Sarajevo

 

 

 

 

 

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Kürbisse und Laternen

An dieser Stelle möchte ich mal über die neuesten Entwicklungen an den Schulen berichten.
Am dritten Gymnasium konnte ich mit zweien meiner Lehrerinnen an Projekten arbeiten, einmal ist das das bereits erwähnte Herbstprojekt, dass an diesem Montag Abend den Eltern und anderen Schülern vorgestellt wurde, und das andere war eine kleine Halloweenparty, die im Deutschen Leseraum stattfand.
Die Zusammenarbeit mit den beiden Lehrerinnen klappt wirklich super und die Aktionen haben sowohl mir als auch den Schülern viel Spaß gemacht.

Außerdem fand am Herbsttag noch eine kleine Modenschau statt, ich würde ich euch auch gerne das Video dazu hochladen, aber leider ist die Datei zu groß 🙁

Auch sonst hat sich das Arbeitsvolumen in den Schulen etwas vergrößert, wir haben etwas mehr zu tun. Das ist ja gut so!
Zum Beispiel waren wir die ersten zwei Wochenenden im November an der DSD-Vorbereitung der Schüler beteiligt, die am 3. Dezember ihre schriftliche Prüfung schreiben. Da haben wir dann geholfen, die Struktur dieses Aufsatzes zu vermitteln, Fragen zu klären und schließlich wurde ein Testaufsatz geschrieben, den wir zu mit den Lehrern zusammen korrigierten.

Zur weiteren Vorbereitung auf das Diplom dienten auch die Pilotprüfungen, die ebenfalls im November an zwei verschiedenen Schulen stattfanden. Dabei ging es darum, den mündlichen Teil der Prüfung durchzuproben. Als „Versuchskaninchen“ wurden Schüler der dritten Klasse (also unserer 12.) ausgewählt und mussten dann ein Präsentationsthema vorstellen und dann noch spontan über ein Thema sprechen.
Dabei können dann die Viertklässler sehen, was auf sie zukommt, und vielleicht bekommen sie ja dadurch ein bisschen Motivation, für ihre Prüfung noch was zu tun. Immerhin drei von ihnen sind schon auf mich zugekommen, um mit mir für den mündlichen Teil zu üben. Wir veranstalten dann eine Art „privates Coaching“ mit ihnen in unserer Wohnung – und trinken Kaffee.

Vorletzte Woche hat sich dann auch noch ein weiteres Gymnasium gemeldet, das zweite, und sie haben auch Interesse daran, dass wir Freiwilligen ihren Schülern bei der Prüfungsvorbereitung helfen. So haben wir dann insgesamt 5 Schulen in unserem Stundenplan.

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Viel los im Moment! Schöne, etwas chaotische Tage in Mostar (durch Ausgesperrtsein und Krankheitsfälle), heute Besuch aus Mostar und Banja Luka zum Abendessen mit Meisterfeld, unserm Boss, und schon Mittwoch gehts wahrscheinlich wieder los zur Deutschlehrerkonferenz nach Banja Luka. In der Zwischenzeit bleibt nur kurz Luft, um euch zu berichten…

Mostar

Ganz ungewohnterweise standen wir mal früh auf am Samstag und fuhren mit dem Zug gen Süden. Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, hatten wir auch eine sehr gute Sicht auf die tolle bosnische/herzegowinische Landschaft… das Wasser der Neretva sieht doch deutlich verlockender aus als die Miljacka-Brühe hier in Sarajevo!

Wir blieben bis Dienstag Abend, da wir dank Bajram, dem muslimischen Feiertag, ein paar Tage frei hatten. Leider verpassten wir dadurch Dienstag abend die Qualifikation Bosniens für die WM 2014 – ein historischer Moment, wie mir hier alle versicherten. 50.000 feierten in Sarajevo auf den Straßen! „Whole of Bosnia is finally united in celebrating the qualifying for the World Cup in Brazil next year!“, schreibt eine meiner Schülerinnen auf Facebook. Die Wahrheit sieht wohl doch nicht ganz so aus – leider. Die Republika Srpska, ohnehin mit starkem Unabhängigkeitsstreben, freut sich nur sehr verhalten, die Party steigt hauptsächlich in Sarajevo. Besagte Republik (als Teil des bosnischen Staates) möchte sogar ihre eigene Mannschaft aufstellen…

Nach unserer Rückkehr hingen wir krankheitsbedingt ein wenig in den Seilen, aber es blieben ja nur 2 Arbeitstage bis zum Wochenende und Freitag waren wir so weit wieder hergestellt, dass wir unser Sozialleben pflegen konnten und mit einer Gruppe von Leuten ausgehen.

 

dieses interessante Bild entstand in einer Bar... dabei sind Theresa & Freund aus Deutschland, Yeree aus Hawaii und Amedea aus Slowenien. Nicht zu sehen auf dem Bild aber mit von der Partie waren noch ein Welsher, Griechen und - kaum zu glauben - sogar echte Bosnier

dieses interessante Bild entstand in einer Bar… dabei sind Theresa & Freund aus Deutschland, Yeree aus Hawaii und Amedea aus Slowenien. Nicht zu sehen auf dem Bild aber mit von der Partie waren noch ein Welsher, Griechen und – kaum zu glauben – sogar echte Bosnier

 

Am Samstag vormittag gab es ein erneutes Treffen mit meiner Herbstprojekt- Klasse, die Ausstellung wird am 11.11. stattfinden. Danach gingen wir noch mit 2 älteren Schülern Kaffee trinken und schlenderten anschließend durch die Stadt heimwärts – der Ausdruck „goldener Herbst“ findet hier wirklich Anwendung! Die am Fluss gelegene Allee ist am Wochenende für Autos gesperrt und von Joggern, Inlineskatern und Fahrradfahrern bevölkert, die Blätter sind bunt und die Temperaturen steigen nachmittags auf 25 Grad.

Dies nutzten wir auch am Sonntag aus; nach einem erfolgreichen Shoppingtrip zum Flohmarkt, bei dem wir folgendes erstanden:

nach diesem Shoppingtrip also trafen wir uns mit der Gruppe von Freitagabend, um auf einen Berg zu steigen, auf dem sich die alte olympische Bobbahn befindet. Nunmehr verlassen, vom Krieg zerstört und mit Graffiti besprüht, ist es ein eher trauriger Ort. Einst der Stolz der bosnischen Nation, ist diese Anlage nun ein Denkmal der damaligen Schrecken.

Trotzdem hatten wir einen schönen Nachmittag, als wir bei tollem Wetter die bunte Bobbahn hinuntergelaufen sind:

 

heute Abend findet also das „Geschäftsessen“ statt, bei dem wir eine spezielle Förderungsmöglichkeit für Projekte besprechen werden…
Da machen wir uns gerne mal Gedanken, denn langsam wird es Zeit, außer dem Hospitieren sich mehr einzubringen und auch selbst etwas auf die Beine zu stellen. Nur im Unterricht mitzumachen, ist auf Dauer nicht ganz zufriedenstellend, wir müssen also mal aktiv werden. Wir haben viele Ideen, nur an der konkreten Umsetzung hapert es noch… Ich finde es auch schwierig, an den Schulen etwas zu organisieren, obwohl man neu ist und sich noch so schlecht mit allem auskennt und die Möglichkeiten noch gar nicht kennt. Nächste Woche Mittwoch werde ich immerhin wohl anfangen, an einer meiner beiden Schulen eine Deutsch-AG für interessierte Schüler anzubieten. Am 5. Gymnasium ist das DSD erst seit 2 Jahren im Gange und noch keine Klasse hat bisher die Prüfung abgelegt, daher brauchen sie dort besonders meine Hilfe.
Was wir genau machen werden, weiß ich noch nicht, anfangs wohl ein paar Gruppenspielchen, ein bisschen Konversation usw., vielleicht ein paar Elemente aus unserem Impro-Theater-Workshop, und dann sehen wir mal, wohin das führt…

 

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neue Neuigkeiten iz Bosne

So meine Lieben,

eigentlich wollte ich schon längst ein paar Postkarten an euch rausschicken, aber ich finde einfach keine schönen! Und es ist ja eine Schande, hässliche Motive von Sarajevo zu verteilen… das ist nicht die Art Werbung, die ich machen möchte! Deshalb begnügt euch vorerst mit den digitalen Nachrichten und hoffentlich finde ich bald schönere Postkarten. Vielleicht ja in Mostar, dort werden wir nämlich das nächste Wochenende verbringen.

Aber zuerst erzähle ich mal von der letzten Woche:

Mittlerweile haben wir uns also etwas in den Schulbetrieb eingefunden. Die Unterrichtweise der Lehrer ist natürlich sehr unterschiedlich und so können wir uns auch auf verschiedene Weise einbringen – manchmal ist es eher wie eine Hospitation, manchmal halten wir ganze Stunden – diese Woche habe ich zum Beispiel eine Klasse in eine neue Lektüre eingeführt und Eike hat seinen Schülern beigebracht, wie man an das Schreiben eines Aufsatzes herangeht, bzw. wie man einen Einleitungssatz schreibt – und bei manchen Lehrern ist es etwas dazwischen. Meistens bleibt uns aber Raum für unsere eigenen Ideen, wir können kleine Spiele machen usw; damit sind wir also bisher recht zufrieden. Bei den Schülern scheinen wir auch besser anzukommen als gedacht, nun ja, wir sind nun mal eine Abwechslung vom normalen Trott. Für „mein“ Herbstprojekt mit Sanelas 1. Klasse treffen wir uns sogar Samstags und die Schüler machen das (fast) ohne Murren und mit viel Motivation mit.IMG_20131005_132100DSC_0382

 

Ansonsten waren wir am 2.10. zum „Reinfeiern“ in den Nationalfeiertag in die deutsche Botschaft eingeladen (nun ja, ohne richtige Einladung, eher so spontan per Mail) und da wir sonst nichts zu tun hatten, sind wir da mal aufgetaucht. Wie zu erwarten war das Programm nicht so spannend (Rede, wichtige Leute in Anzug), aber wir haben dort eine Improvisations-Theater-Truppe getroffen, die sehr lustig drauf waren. Aus diesem Kontakt heraus entstand dann auch die Möglichkeit, am Freitag am Impro-Theater-Workshop im Goethe-Institut teilzunehmen und außerdem bekamen wir noch Karten für die Aufführung ihres Stückes am Sonntagabend (eigentlich Samstag, aber aufgrund technischer Probleme wurde das verschoben – typisch Bosnien eben). Also hat sich das doch gelohnt, dort zu erscheinen, und pivo und vino gab es schließlich auch.
Mit dem Kulturbeauftragten der dt. Botschaft, Schlaghosenträger Jens, haben wir dort Bekanntschaft gemacht und seitdem auch schon an diversen Gelegenheiten wiedergesehen, außerdem treffen wir einige dieser Leute wohl Ende des Monats in Banja Luka (Hauptstadt der Republika Srpska) bei einer Deutschlehrerkonferenz wieder, zu der wir auch eingeladen sind. Das Programm klingt spannend, spannend, aber zumindest treffen wir dort Leonie und Alina, zwei andere Freiwillige und werden dort sicher unseren Spaß haben 😉

Am Freitag fand dann besagter Impro-Theater-Workshop statt und dort bekamen wir wirklich gute Anregungen für den Unterricht in Form von Gruppenpädagogik-Spielchen, neuen Kennenlernspielen und auch einigen Elementen aus dem Impro-Theater. Das war sehr lustig und lässt sich bestimmt gut mit Schülern ausprobieren.

Außerdem bekamen wir am Wochenende Besuch von Sofia, einer Freiwilligen aus Osjek, Kroatien.

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Leider hatten wir gleich nach ihrer Ankunft ein Problem mit unserer Toilette, dessen nähere Details ich euch hier ersparen möchte – jedenfalls hätten wir ohne die Hilfe unserer superlieben Nachbarin nicht gewusst, wie wir das Problem lösen und mit sämtlichen bosnischen Hausmeistern etc. hätten kommunizieren sollen.
Aber am Ende hat alles geklappt und wir konnten losziehen, denn wir waren für den Abend mit einer Amerikanerin aus unserem Sprachkurs verabredet (und noch anderen Menschen, die wir dann trafen). Das war also sozusagen unsere Einführung ins Sarajevoer Nachtleben, denn vorher waren wir dazu noch nicht wirklich gekommen, und so ging es dann auch gleich Sonntag und Montag weiter. Kneipen, Bier und Zigaretten sind hier ja sehr günstig – …
So sieht also unser Freiwilligenleben aus.
Aber wir bilden uns natürlich auch kulturell weiter, und so waren wir Montag auf einer Lesung von einem deutsch-iranischen sowie einem bosnischen Autoren.

Wie immer hänge ich unten ein paar Fotos an, die sind nun größtenteils Sonntag entstanden. Wir haben uns die Festung angesehen, die hoch über Sarajevo thront, den Ausblick auf Stadt und Wälder genossen und sind dann noch einige Kilometer den Fluss hochgelaufen bis zur alten „Eselsbrücke“. Zwischendurch war das etwas anstrengend, weil wir natürlich nicht die normalen Wege nehmen können (wo bleibt da das Abenteuer?) sondern uns durch Wald und Wiesen kämpfen müssen und dem Tod durch Erdrosseln mittels Stromleitung oder einem Genickbruch nur knapp entgehen…

Details über die Volksbefragung, sowie andere Anekdoten entnehmt ihr bitte Eickes Blog (den man jetzt auch oben in meiner Menüleiste findet).

Viele Grüße, eure Juli

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Vodopac und Vorstellungsrunden

Soo ich melde mich mal wieder, denn heute wurde unser Internet endlich repariert und somit können wir wieder Kontakt zur Außenwelt aufnehmen! Das ist sehr praktisch, denn es war etwas anstrengend, jedes mal ins Wlan-Café rennen zu müssen, um seine Mails zu checken.
Und das ist lebenswichtig für uns, denn momentan sind wir immer noch damit beschäftigt, Termine und alles mögliche mit den ganzen verschiedenen Lehrern auszumachen und zu koordinieren. Heute stellen wir uns – endlich! – in der letzten der 4 Schulen vor, an denen wir mittlerweile eingesetzt werden.

Die Arbeit in den Schulen

Aber es sortiert sich so langsam, ich habe jetzt 2 Schulen, an denen ich fest eingesetzt bin: Das 3. Gymnasium, das ganz bei uns um die Ecke ist, und das 5., das Sportgymnasium. An letzterem gab es bisher keine Freiwilligen, das heißt, dass ich viele Freiheiten dabei haben werde, wie ich meine Arbeit gestalte. Das trifft sich vor allem in Verbindung damit gut, dass es im 3. Gymnasium drei sehr engagierte und erfahrene Lehrerinnen gibt, die mich ein bisschen mehr an die Hand nehmen können. So bin ich dort bereits in die Vorbereitung eines „Herbstprojektes“ einer Klasse eingebunden.
Die Gymnasien hier umfassen die Stufen 1-4, das entspricht unserer 10.-13. Klasse. Daher sind die Schüler zum Teil sogar in unserem Alter und es fällt nicht schwer, den Kontakt aufzubauen.

Mittlerweile haben wir uns in gefühlt hundert verschiedenen Klassen vorgestellt, Namen gelernt und ebenso viele wieder vergessen. Der erste Eindruck: größtenteils herrscht ein sehr hohes Sprachniveau. Kein Wunder, sind doch über die Hälfte der im Jahrgang 1996 geborenen Kinder in Deutschland geboren.
In den vierten Klassen steht im Dezember die DSD (Deutsches Sprachdiplom) Prüfung an, die im Niveau C1 abgelegt wird – also ganz schön anspruchsvoll! Ich habe in französisch zum Beispiel nur das Niveau B2 erreicht.
Dafür müssen die Schüler, wie in diesen Prüfungen üblich, einen Aufsatz schreiben, ihr Hörverstehen testen sowie auch eine kleine Präsentation erstellen. Dabei können wir gut mithelfen, die Präsentationen zu üben und Themen zu finden. 

Andersrum versuchen wir uns auch an der bosnischen Sprache. Wir haben jetzt eine Sprachschule gefunden, die direkt gegenüber von unserem Haus liegt, und da haben wir jeden Dienstag und Donnerstag Unterricht. Zumindest ein fester Termin in unserem Stundenplan! Wir hoffen wirklich, dass wir damit schnell vorankommen und uns dann besser verständigen zu können.

Außerdem hat sich am Horizont schon ein größeres Projekt aufgetan: ein deutscher Lehrer am 4. Gymnasium, an Eickes Schule, möchte zusammen mit seiner Schule in der Nähe von Hannover eine Orchesterreise organisieren, sodass die deutschen Schüler zusammen mit den bosnischen Schülern hier in Sarajevo, in Mostar und in Banja Luka auftreten können. Das wird vermutlich erst im nächsten Juni stattfinden, aber höchstwahrscheinlich können wir daran mitwirken. Ich werde also berichten!

Leben in Sarajevo

Außer den Problemen mit dem Internet gibt es noch andere Dinge, die in Bosnien einfach nicht so laufen wie man das aus Deutschland gewöhnt ist. Zum Beispiel haben wir letzte Woche einen ganz schönen Schreck bekommen, als für ein paar Minuten das Wasser nicht mehr lief. Aber dann ging es wieder, und so was kommt hier wohl öfter vor. Daran gewöhnt man sich auch, wir mussten über unsere eigene kurze Panik angesichts der Vorstellung, kein Wasser zu haben, ziemlich lachen.
Dasselbe bei der Tram: Die Straßenbahnen haben wohl ihre Rechnungen nicht bezahlt, jetzt ist der Strom weg und wir können zu den Schulen laufen… Das hat uns gestern einen Heimweg von fast 2 Stunden beschert! Da wir natürlich auch zu geizig waren, ein Taxi zu nehmen.

Andere Dinge gefallen uns aber immer noch ziemlich gut hier:

Wie ein Schüler letzte Woche gesagt hat, Sarajevo hat seinen ganz eigenen Charme, ist anders als andere Städte. Damit hat er Recht, die ganzen Gegensätze machen Sarajevo wirklich zu etwas Besonderem. Ich staune immer noch, wenn es mit der Tram innerhalb von wenigen Minuten aus dem Plattenbauviertel herausgeht, durch die habsburgischen Prachtbauten, die italienisch-europäisch anmutende Einkaufsstraße und dann mitten herein in den Orient, das türkische Handwerksviertel mit den vielen Moscheen.
Es gäbe viele junge Menschen, die wollten einfach nur raus, sagt Benjamin, raus aus Sarajevo, raus aus Bosnien. Er will zwar auch in Deutschland studieren, aber nicht für lange, er will wieder zurück. Das ist auch gut so, denn dies ist eine Kehrseite des sehr engagierten Deutschunterrichts und des Goethe-Instituts hier: die jungen, gut qualifizierten Menschen werden abgeworben und verlassen das Land, weil sie hier kaum ein Viertel des Gehalts bekommen, was ihnen in Deutschland angeboten wird. Wie soll Bosnien dann vorankommen? Lehrer und Schüler sind sich einig, Politiker sind alle schlecht, im Land wird sowieso alles bleiben, wie es ist. Dieselbe Einstellung kenne ich schon aus Rumänien, nur ist die Situation hier noch komplizierter. Die Parteien sind alle nationalistisch, gewählt werden nur Kandidaten der eigenen Volksgruppe, d.h. Serben, Kroaten oder Bosniaken. Zusammen arbeitet keiner, Fördergelder verfallen, weil man sich nicht einigen kann, wofür sie verwendet werden.
Gerade bei dem Potential, was man in den Menschen hier sieht, die Schüler, die so gute Kenntnisse haben, ist es sehr schade, dass der Staat selbst nichts auf die Reihe bekommt.

Denn insgesamt ist das Land ja wohl doch auf dem aufsteigenden Ast. Man sei jetzt auf den Bio-Trip, erzählt uns die Direktorin des 3. Gymnasiums, als wir uns bei ihr vorstellen. Das ist ja schon ein Zeichen des Luxus, auch wenn die ökologische Schiene hier sonst noch nicht so ausgeprägt ist.

 

Die zwei Wochenenden, die wir jetzt schon hier sind, haben wir ausgiebig genutzt, um Sarajevo und Umgebung zu erkunden. So waren wir letzte Woche an den Bosna-Quellen in Ilidza, die man über eine lange, schöne Allee erreicht und an denen ein hübscher Park angelegt ist. Für Fotos verweise ich auf Eickes auch sonst sehr sehenswerten Blog:https://kulturweit.blog/eickeubosnu/2013/10/01/sarajevo-in-oberflaechlich/.
Diesen Samstag wollten wir uns eigentlich einen chilligen Tag machen und sind dann eher spontan zu einem, wie wir glaubten, entspannten Spaziergang zu einem Wasserfall in der Nähe aufgebrochen. Wir nahmen also den Bus, der uns ganz an den Rand der Stadt brachte, und liefen von dort aus weiter, ausgerüstet mit Büchern und anderen Dingen, um sich entspannt auf die Wiese zu setzen. Allerdings hatten wir nicht damit gerechnet, dass der Wasserfall in Wirklichkeit 11 km weit weg war, und nicht wie angekündigt 4, und der Weg zu einer Wanderung die Berge hoch wurde. Trotz etwas unangemessener Kleidung war es sehr schön, das Wetter super, und am Ende konnten wir uns sogar unter den Wasserfall stellen! Der ist angeblich der höchste in Europa.

Die Landschaft dort ist aber wirklich wunderschön und so war es gar nicht schlimm, dass wir uns zwischendurch ein paarmal im Weg irrten und abends ziemlich erschöpft nach Hause kamen… Zum Glück wird einem hier immer von freundlichen Menschen weitergeholfen, auch wenn man sich manchmal nur schwierig verständigen kann. So stiegen wir auf dem Hinweg irgendwann zu zwei Jungs ins Auto, du uns gleich auch noch Bier und Zigaretten anboten, und rückzu wurden wir von einer Familie mitgenommen, sodass wir uns den Bus sparten.
Diesmal habe ich sogar ein paar Fotos gemacht:

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