14 Millionen Einwohner. Platz drei auf der Randliste der weltgrößten Städte. Die urbane Fläche, die man als durchschnittlicher Europäer neben Sonne und Meer mit der Türkei assoziiert. Das, was man vor einem Besuch mit Unglaublichem, Bombastischem und irgendwie doch Orientalisch-Utopischem verbindet…
Dass hier ganz normale Menschen wohnen, auch hier ein Gebäude nicht länger hält als anderswo und somit gewisse Altersspuren aufweist bzw. ersetzt werden muss, dass die 14 Millionen auf riesigen, brüllenden, stinkenden Hauptverkehrsachsen herummobilisieren und nicht auf dem fliegenden Teppich zur Arbeit fliegen oder dass man nicht mal eben von der einen Moschee zur nächsten kommt, weil man mit drei mal Bus wechseln anderthalb Stunden für zwölf Kilometer braucht (was auch nur ein Bruchteil der Distanz ist, die man in Istanbul so von Wichtigkeit zu Wichtigkeit zurücklegen kann); all das gehört nicht in das schöne Istanbulbild, gehörte zumindest nicht zu meinem.
Fakt ist, dass vorortigen Tage gerade einmal defür gereicht haben, einen groben Überblick zu bekommen. So viel Umfeld kann man irgendwie einfach doch nicht aufnehmen. In acht Tagen.
Am ersten Tag stehen wir beispielsweise auf dem großen Bazaar, im Fressparadies. Generell ist Istanbul das Schlaraffenland, was Nahrung betrifft. Überall werden Touristen anhand ihrer Grundbedürfnisse herangelockt, sabbernd blättert der eine oder andere überteuerte Feigen in die Hände von extrem gut ausgebildeten Marketing-Überzeugern. Uns Balkangewöhnten ist der Fressspaß oftmals zu teuer.
Da, das Restaurant sah doch ganz gut aus. Hier, diesen Stand merk ich mir für die Gewürz-Shopperei. Und das wars dann auch an diesen Ecken. Zurück kommt man nämlich nicht so einfach. Das muss man planen. Und wenn man noch etwas anderes sehen will, ist das eigentlich unmöglich. Alles, was einen von dort her noch begleitet, sind die Gedanken an die genialen Gewürze und Anmachen wie: „Ey du, haben wir uns nicht schonmal getroffen? In den schönsten aller Träume? Auf unseren Teppichen werden Träume wahr!“ Oder ob man den „best fish in town“ essen will, den es interessanterweise die gesamte Stadt über gibt.
Mal weg von der Fresserei hin zum Stadtbild. In Istanbul stehen Moscheen riseige Brunnen und anderer riesiger Kram. Eine Querstraße weiter steht eine halbsogroße Moschee, echt klein und unwichtig, denkt man sich. In jeder anderen Stadt könnte das hier links liegen gelassene Kulturgut einfach zur nationalen Hauptatraktion werden. Nur konzentrieren sich nunmal alle Bauten in diese urbane Fläche am Bosporus hinein, wodurch aus der Masse heraus eben mal wieder nur der Stärkste gewinnt. Diese Masse ist einfach gewaltig. Zu gewaltig. Erschlägt einen nach einiger Zeit. Man läuft taub durch die Stadt, zugedröhnt von unaufnehmbarer Kulturmasse, Autos, hupenden Taxis, klapperndem Geschirr, schreienden Gewürzhändlern und angebotenen Fressalien…
So konfus wie dieser Gedankengang, so wirr war die Zeit doch irgendwie in dieser Monsterstadt. So toll gewisse Ecken in Istanbul auch sind, die muss man erstmal finden. Und dann auchnoch wiederfinden. Wenn man dann nicht schon vollkommen von der Enormität dieser Stadt zernommen wurde.
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