Rirareisereflektionen

Und da sitzt man wieder am Schreibtisch, wo man vor fünf Wochen schon saß. Diesmal entspannt, vorher im Packstress. Wie das doch so oft ist. Was einem gestern im Zug noch wie eine Ewigkeit entfernt vorkommt, ist nun wieder Alltagsrealität. Aus dem Reisenden wird wieder Sesshafter, aus der Reiserealität wird Erinnerung und irgendwann wahrscheinlich wieder Fernweh.

Fünf Wochen sind eine lange Zeit. Eine tolle Zeit. Fünf Wochen waren möglich, weil vier davon Schulfrei waren. Fünf Wochen waren möglich, weil der Schnee bis genau gestern auf sich hat warten lassen und einen somit unbeschwert entlang der Breitengrade schländern, laufen oder fahren ließ.

Was man generell in diesen fünf Wochen gemerkt hat ist ersteinmal, dass kein Plan oft der bessere Plan ist. Pläne gehen schief, Enttäuschungspotential ist somit vorhanden. Ohne Plan kann auch kein Plan misslingen, das gerade genannte Potential sinkt somit auf eine unglaubliche Null.

Was noch deutlich geworden ist: Es geht uns verdammt gut. So gut, dass man Dinge tut, die das menschliche Umfeld schon garnichtmehr versteht. Warum hält ein Deutscher den Daumen raus? Warum nimmt man nicht den Bus? Warum wollen die an der nächsten Straßenecke rausgelassen werden und nicht am Busbahnhof?

Ja warum tun wir das eigentlich? Warum nimmt man nicht den Bus?

Das gleiche Beispiel kann man wunderbar an Budapest und Sarajevo feststellen: Ungarnhauptstadt mit Pariser Struktur und Flair, brummende Metropole und Zentrum für alles. Neben den schicksten, schnöseligsten Läden und neuesten Cafés findet man neu-alte Cafés. Alter Charme neu kreiert, gewolltes Retrotum in neu gestrichenen Gebäuden. Sesseldesign von vor 40 Jahren, Produkt von Gestern in neu. Ungarn, in der seit 2004. Sarajevo, Hauptstadt eines vergleichsweise winzigen Staats, möglicher Anwärter auf die EU. 19 Jahre über den Krieg hinweg. Hier findet man das ähnliche Café jedoch noch im alten, ranzigen (ein Deutscher würde sagen: renovierungsbedürftigen) Gebäude. Vom Staatsgeld wird der neue Glasturm nebenan finanziert, mit neuen Shoppingcentern für aktuellstes Konsumgut. In Budapest steht ein Veganerrestaurant neben dem anderen.

Interpretation: Alles was man in Deutschland und anderswo gewollt wiederherstellt, weg von der H&M-Hose hin zum Flohmarkt, gab es schonmal. Damals. Irgendwann. Weit vor meiner Zeit, weshalb ich eigentlich solcher Thesenaufstellung garnicht befugt bin. Alte Sofas, Urlaub mit dem Daumen raus – der Trend, es sich schlechter gehen zu lassen als man eigentlich müsste, um es sich besser gehen zu lassen.

Das mal so als kleine Urlaubsphilosophie vom Samstagabend. Nun zum Detail:

 

Suboticanische Weihnachten

Bulgaristan 1

Von der Istanbuler Unbeschreiblichkeit

Bulgaristan 2

Was alles nicht Rumänien ist

Buda mit Pest und Zagreb