Archiv für den Monat: Dezember 2013

IDEMO PUTOVATI

 

So sieht die fünfwöchige Zukunft aus. Der Boden ist noch nass vom Wischen, der Rucksack halb gepackt, die noch waschnassen Klamotten hängen über der Heizung…

„L“ steht auf folgender Karte für „Los geht’s“

Nein wirklich. Nach den DSD-Prüfungen, sämtlichen Weihnachtsschulaktionen und sonstigem werden wir uns morgen auf die Socken machen, die Schulferien vergönnen uns vier, unsere Religion die zusätzliche fünfte Woche um den Balkan, klutlrweit-Freiwillige und einfach Urlaub zu genießen!

Die Weihnachtsentspurtigen

Hier feiert kaum einer Weihnachten. Und wenn, dann meistens erst am 6. Dezember. Orthodox eben. Also kommt der nur zu gut bekannte Weihnachtsstress wohl nicht aus den hiesigen Menschen heraus, etwa in Atemwolken aus käuchenden Wintermündern… Irgendwo bleibt man eben immer etwas deutsch.

Nein, auch dieser Advent stellt sich soweit nicht als stressfrei heraus.

 

3. Dezember Schriftliche DSD-Prüfung

Neun Uhr dreißig. Vertretung für die aufsichtführende Lehrkraft war der Plan. Aufsicht hat sich jedoch in der Schicht vertan (schon etwas Übles, dieser Schichtunterricht) also zwei Stunden zu früh da. Renne zur Post, in die Stadt, zur Bank und wieder aus der Stadt heraus, dreimal um die Schule – bis zu meinem sowieso geplanten Unterricht. Überschneidung mit den Vertretungsstunden. Ehne-mehne-Miste, Vertretungsstunde. Schade nur, dass nicht alle ersten Gymnasialklassen so gut deutsch sprechen wie meine DSD-Küken. Beziehungsweise toll, dass genau drei Prozent überhaupt Hallo sagen können. Tausche dann mit einer Lehrerin, weil mein bosnisch dann (doch noch nicht) durchsetzungsfähig genug ist.

Da geht also mal wieder die Kommunikation in die Hose, wenn man eigentlich ganz wo anders sein sollte. Der Schelm namens  Prüfungsstress ist eben jedermanns Freund.

 

Seit letzter Woche wagen dann auch endlich mal die Schüler, ihre Präsentationen für die mündliche Prüfung vorzustellen, hier ein kurzer inhaltlicher Abriss der Prüfung insgesamt:

Schriftliche Prüfung: Schriftlicher Aufsatz, Hör- und Leseverstehen                                                     Mündliche Prüfung: 20 Minuten Vorbereitung auf ein Thema, zehn Minuten Vorstellung und Besprechung (vergleichbar mit dem klassischen Abitur). Dann Vorstellung einer eigenen Präsentation zu einem eigenständig gewählten Thema, ebenfalls zehn Minuten Vorstellung und Besprechung (vergleichbar mit dem mordernen hamburgischen Abitur).

Das Thema der mündlichen Präsentation soll eigentlich aus einem Projekt resultieren, dass man im vorigen Schuljahr durchgeführt hat. Macht natürlich niemand. Steht ja auch nirgendwo als ein Muss. Fristen und Regeln sind was tolles, doch wenn es für den Mai heißt: THEMA EINTRAGEN, heißt dies ja nicht gleich, dass man das ganze Projekt schon durchgeführt haben muss, beziehungsweise ebenso wenig, dass man ein Projekt braucht.

Themem werden also eingetragen. Die stehen dann da. In Listen, fein säuberlich. Es folgen Themen wie: Kindheit – besser früher als heute?, Studierem im Ausland – sinnvoll?, facebook – Fluch oder Segen? Bearbeitet werden die Themen genau wie in Deutschland auch – am Abend vor der Probepräsentation. Und man merkt die Unvorbereitung aus der Nichtschülerperspektive weitaus deutlicher, als ich jemals gedacht hätte… Ganz schön erschrekend, so im Rückblick.

Die Präsenstruktur ist immer sehr schön auswendig verlernt und erarbeitet: Titel vorlesen, definieren, drei Pro-Argumente, drei Contra-Argumente und die eigene Meinung. Fünf Minuten darf das sein, da geht ja auch nicht viel mehr.

Top. Solange man nicht auf die Argumentenfolien Pro-Argumente schreibt und mit der Meinung „ICH BIN PRO!“ fazitiert. Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten Tagen gesagt habe, dass „Ich bin pro“ kein deutsch ist. Aber ich hab meine Mundwinkel noch tapfer bis zum 21. mal bis zu den ohren gezogen, meine Prüfung ist das ja schließlich nicht.

Samstag, 14. Dezember. Es geht los! Meine Schützlinge vom 4. und 5. Gymnasium haben Mündliche, Gospodin Encijanić schmeißt den Vorbereitungsraum. Es resultiert: Ein Durchfall, zwei B2ler und der Rest hat doch tatsächlich die C1 geknackt. Da schwebt glatt gute Laune wie der Sarajevoer Smog über einem, und zieht die Mundwinkel mit Leichtigkeit nach oben.

Nur dass der Smog sich nicht so schnell auflöst, wie der ganze Stress. Dieses Wochenende ist Skisaison-Eröffnung, am Montag und Dienstag werden Europas Sprachniveaus am Gymnasium Obala verteilt. Dann wir die Woche nurnoch geweihnächtigt und backig geschlemmt!

Fotografije od Sirbijom

Novi Sad

 

Sremski Karlovci

 

Beograd und Zemun (Dorf in der Stadt, etwas donauaufwärts)