Es gibt ja vieles doppelt aber Zeit gibt es irgendwie nie genug.
Montag ging es los. Erstes Treffen: 10 Uhr. Human, verträglich. Mit zwei akzentfrei Deutsch sprechenden supergenialen Deutschlehrerinnen vom 3. Gimnazija wird erstmal ausgiebig geratscht und beschlossen, dass wir ganz viele tolle Dinge dieses Jahr tun werden (…). Nein wirklich, das wird was. Von der stellvertretenden Schulleiterin empfangen und samt Bio-Apfel als Willkommensgruß wieder verabschiedet geht der Sprint nach einer (eigentlich als 3 Stunden eingegeplanten) Pause weiter Richtung Sportgymnasium. Wit fahren in die falsche Richtung. Wir steigen irgendwo in der Innenstadt aus, falsche Wegangabe. Schließlich zeigt man hier ganz gerne mal mit dem Finger in nicht ganz die richtigen Richtungen (In der Innenstadt fragten wir neulich Mutter und Tochter nach dem Weg, spontan zeigten beide in komplett unterschiedliche Richtungen. Mit todernster Miene). Also raus. Jemanden gefragt, die unerstaunlicher Weise deutsch kann (gefühlt jeder 2. hier spricht deutsch). Sie bringt uns zum richtigen Bus und wir düsen zurück, stadtauswärts. Empfangen werden wir von einem brandneuen Gebäude, das 5. Gimazija. Mit meiner Ranzschule in Hamburg nicht zu vergleichen. Wir kommen zu Mirela in eine DSD 2 Klasse (Gymnasium beinhaltet die Klassen 1 bis 4, also 10 bis 13 bei uns). Man trägt hier am 5. Schuluniformen. Sonst nirgendwo. Wir stellen uns vor, es wird viel gelacht, wir lachen viel und nach nicht allzuviel Detail und einem neuen Termin gehts weiter über den Schulleiter zum 4. Gymnasium nach Ilidza. Hier treffen wir uns mit einem deutschen Lehrer. Martin. Martin wohnt bei uns um die Ecke samt Familie und wird voraussichtlich zwei Jahre (soweit ich das im richtigen Hals verschluckt hab – die Masse an diesem Info-Montag) in Ilidza arbeiten.
Das Gehetze zieht sich eigentlich durch die ganze Woche. Wir haben immer mal Termine, jedoch haben wir es bisher nicht geschafft mal alle Lehrer einer Schule an einen Tisch zu bekommen, die Stunden aufzuschreiben, in denen diese unterrichten, um für uns einen Plan zu machen. Hier herrscht Schichtunterricht, dank Platzmangel. Somit wechselt jede Woche auchnoch der Stundenplan, was unsere Planung nicht unbedingt einfacher macht.
Auch die Vorstellungen der Lehrer, was wir eigentlich bei ihnen tun sollen, sind doch recht different. Hier zwei Kontroverse.
Wir haben bei Mirela einen Termin um 11:35. (Was heißt Termin, die Stunde fängt dann an…) Um 11:30 stehen wir immer noch in der Eingangshalle mit glänzendem Steinfußboden. Drei Schüler stehen um uns herum, eine bietet uns des Spaßes halber Shopping-Touren, ihren Facebooknamen sowie einen Sprachkurs an. Mirela kommt, gehätzt. “Bei mir ist das immer so knapp alles!“ Sie sprintet ins Lehrerzimmer, erzählt, grinst, atmet auch ab und zu mal. Im Vorbeigehen fliegt das Kaugummi aus ihrem Mundwinkel in den Mülleimer. “Wenn der Schulleiter mich mit Kaugummi im Mund sieht ist das immer so… naja ihr wisst schon.“
Wir sind in der Klasse. “Also ich habe mir gedacht wir machen heute Spiele, hatten wir ja schon gesagt, dann lernen die euch ein bisschen kennen und alles…“. Hatten wir alles schon besprochen. Unser cooles Programm wird zur Hälfte durch Mirelas ersetzt – perfekt. Wie lachen ungefähr die ganze Zeit. Auf eine top Zusammenarbeit.
Am 3. (wir sollten eigentlich eine Stunde eher da sein, sind jedoch dank der Spielfreudigkeit von vorher etwas verspätet…) kommen wir in eine DSD 3 Klasse. Wir schieben den Kopf durch die Tür in eine totenstimme Klasse. 10 Schüler. Teilweise akzentfreies Deutsch. Hier agiert man eher als Funktionskörper der Lehrkraft, man ist Arbeitsmethode. Gefühlt. Das hat natürlich ganz andere Seiten, Vor- und Nachteile. Es ist eben einfach anders. Der Unterricht ist leise, diszipliniert. Wir bewerten Vorträge über Österreich. Am Freitag sollen wir in der DSD 3 vertreten. Die machen Stationenlernen, wir sollen das aufbauen, helfen und unterstützen. Unterricht eben. Sie gibt uns den Schlüssel für Freitag.
Auch hier ist also Unterricht und Zusammenarbeit Lehrersache.
Juliane und ich werden uns dieses Wochenende mal zusammensetzen und aufteilen. Aus den zwei Gymnasien sind mittlerweile vier geworden. Da ein offizielles Treffen pro Schule kaum möglich ist, klingelt man die Lehrer auf dem Handy an, und hofft, beim vereinbarten Termin gleich zwei zu treffen. Klappt meistens. Dann sammelt man die Unterrichtszeiten pro Woche und hofft, dass Unterrichtsbeistand und/oder Projekt- bzw. AG-Zeiten irgendwann mal ein systematischen Klang bekommen… irgendwo ist man ja dann doch recht deutsch.
Hallo Eicke,
Susanne hatte Frederik bei der Arm-KG Deinen Blog aufgeschrieben. Klingt ja alles ganz gut und spannend!
Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfolg und natürlich auch viel Spaß bei der Arbeit.
Grüße von zu Hause
Familie Lücking