1 Jahr am Goethe-Institut Bangalore, Indien

Klarstellung – Ich bin nicht in Indien, um mich selbst zu finden.

So, jetzt ist es raus. Dass diese banale Tatsache viele überrascht oder sogar enttäuscht, ärgert mich. Es ärgert mich deshalb, weil diese Reaktionen, die ich zuhauf mitbekommen habe und immer noch mitbekomme, beweisen wie tief verankert eine exotische Sichtweise auf viele Länder in Asien und Afrika noch ist. Scheinbar stellt Indien ein Flaggschiff für diese Sichtweise dar. Scheinbar ist für viele der einzige Grund hierher zu kommen, nichts sinnvolles zu tun, gaaaaaanz tief in sich hineinzuhören und urplötzlich den Sinn des Lebens zu verstehen, ausschließlich des eigenen Lebens natürlich. Scheinbar schafft man dies am besten, wenn man von Hostel zu Hostel springt, in denen man eh nur Westeuropäer oder Nordamerikaner trifft, die natürlich auch auf einer spirituellen Reise zu sich selbst sind. So schlagen es zumindest unzählige Indien-Travel-Blogs vor.

Kann ja alles sein, kann man alles machen, macht ja auch wirklich Spaß, man sollte dabei jedoch mindestens im Hinterkopf behalten, dass man auf diese Weise während seines gesamten Aufenthalts weder dem Land, den Leuten oder dem alltäglichem Leben dort einen Deut näher kommen kann, es ansatzweise verstehen kann, obwohl man beispielsweise 6 Monate dort verbringt. Wenn dies nicht das erklärte Ziel der Reise ist, dann freie Fahrt, jedoch sollte man dann danach seine Backpacker-Erlebnisse nicht als einen ganzheitlichen Indien-Überblick ausgeben, wie es leider viel zu viele tun. Es wird dem Land bzw. auch den anderen Ländern einfach nicht gerecht. Und genau das wird von mir in meiner Zeit hier in Indien scheinbar auch erwartet, mich stört das, denn ich bin aber aus einem ganz anderen Grund hier:

Ich wohne und arbeite hier in Bangalore seit 2 Monaten, 10 weitere werden folgen, mindestens 40 Stunden die Woche und habe dazu ein paar gesetzlich geregelte Urlaubstage. Durch meine Arbeit am Goethe-Institut Bangalore bekomme ich einen großartigen Einblick in die aktuelle Sprach-, Kunst- und Kulturszene dieser 9-Millionen-Stadt. Ich bekomme durch meine indischen Arbeitskollegen und durch das Zusammentreffen mit indischen Künstlern glücklicherweise manchmal mit, was die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Themenfelder der Stadt Bangalore, des Bundeslandes Karnataka oder auch des ganzen Landes aktuell sind, also worüber gesprochen wird, was in diesem und jenem Projekt verarbeitet werden soll usw. Manchmal betreffen mich manche Umstände in meiner Zeit hier auch selbst. Das ist alles sehr interessant, vieles macht Spaß, manches ist schwierig, dies macht meinen Alltag hier aus. Nur darüber werde ich berichten können. Ich werde also auch keinen ganzheitlicher Indien-Überblick geben können, natürlich nicht. So möchte ich ihn daher aber auch nicht verkaufen.

Und ja, ich werde auch mal Urlaub machen, und ja, ich werde auch mal zum Strand fahren und ein paar Tage nichts machen, hab ich sogar schon, nur werde ich versuchen zumindest im Hinterkopf zu behalten, dass Strände, gutes Wetter und leckeres Essen natürlich nicht alles hier in Indien darstellt und deshalb auch nicht so dargestellt werden sollte. Trotzdem muss natürlich jeder selber entscheiden, warum, wie und was er in einem anderen Land so macht, aber im Nachhinein auch so ehrlich zu sich selbst sein und reflektieren, was er gesehen hat, wen er gesehen hat, mit wem er hauptsächlich gesprochen hat, was die Umstände waren usw.

ps.: mir ist bewusst, dass ich damit sicherlich einigen Asien- oder Afrikareisenden etwas radikal vor den Kopf stoße, inklusive mich selbst vor 1,5 Jahren, damals war ich zwar nicht auf der Suche nach mir selbst, jedoch dachte ich nach jeweils 1-2 Woche in Laos, Kambodscha und auf den Philippinen eine gewisse Kenntnis von diesen Länder erlangt zu haben, hatte ich natürlich nicht…

pps.: ich werde sicherlich auch wieder backpacken, weil man viel erlebt und es spaß macht, es danach aber als dieses ausgeben und nicht als mehr, diese kleine klarstellung sollte lediglich eine erinnerung daran sein, dass man in Asien und Afrika wie überall auf der Welt auch was anderes machen kann :)

 

 

Wie aus Bangladesch Bangalore wurde…

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Long story short:
Es geht ab September für 1 Jahr ans Goethe-Institut Bangalore, Indien und nicht ans Goethe-Institut Dhaka, Bangladesch.

Short story long:
Man möchte ja meinen, dass ein solcher Auslandsaufenthaltsblog, wenn überhaupt, erst im jeweiligen Ausland einigermaßen interessante Informationen präsentiert, denn Geschichten aus Deutschland über Deutschland von Deutschen gibt es genügend. Versuch eines Gegenbeispiels:
Wie in meinem ersten Beitrag erläutert, sollte ich planmäßig 1 Jahr am Goethe-Institut in Dhaka, Bangladesch (und nicht im Senegal), verbringen. So der Stand bis zum 30.06.16. Was seit dem 1.07.16 passierte, möchte ich äußerst verkürzt in der folgenden, überaus innovativen Grafik darstellen:

Islamistischer Terroranschlag im Diplomatenviertel Dhakas, 28 Tote, hauptsächlich Ausländer – erster großer Anschlag in Bangladesch seit Bestehen, der sich gezielt gegen Ausländer richtete —>  Neueinschätzung der Sicherheitslage durch Deutsche Botschaft Vorort und Auswärtiges Amt – alle deutschen Praktikanten, Freiwilligen und Referenten sind aufgefordert, Bangladesch umgehen zu verlassen —> Dhakas Institutsleiter übermittelt mir, dass ich meinen Dienst ab September dort nicht antreten kann bzw. darf , während ich Wohnungs-, WG-, Arbeits- und Handykündigung in den Briefkasten schmeiße —> denke mir, scheiße, kacke, blöd und ungünstig… —> nach 3 Tagen mit gefühlt 1000 Telefonaten mit dem Goethe-Koordinator und unzähligen Zwischenstufen, wohin und ob ich überhaupt an ein anderes Institut vermittelt werden kann, Skype-Interview mit Institutsleiter des Goethe-Instituts in Bangalore, Indien —> 40 min später, Zusage aus Bangalore —> 1 min später, Internet an: Flüge, Visum, Unterkunft stornieren und umbuchen —> Quintessenz: aus Bangladesch wurde Bangalore…

Joa so ungefähr liefen die letzten 3 Wochen ab, also plötzlich war wieder alles auf null. Ich wusste seit der Zusage für Bangladesch über die Sicherheitslage vor Ort Bescheid, hätte meine Reise dorthin aber trotzdem angetreten. Die Entscheidung, ob ich nach dem Anschlag vom 1.07.16 im September ins Flugzeug nach Dhaka gestiegen wäre, hat mir das Auswärtige Amt abgenommen. Wie ich sie selbst getroffen hätte, weiß ich nicht genau.

Zu guter Letzt: Ab September gilt dann also: Hallo Indien! oder besser Namaskara India! :)

ps.: die hier dargestellten Turbulenzen sind Luxus-Turbulenzen eines westeuropäischen Jünglings und natürlich überhaupt nicht mit den Umständen der Menschen in Dhaka rund um die unfassbar schlimmen Ereignisse dort zu vergleichen

pps.: somit werden aber auch jegliche Fragen über die Rallye-Dakar und alles was damit zutun hat, nichtmehr beantwortet…

ppps.: für alle, die aufgrund meines Nuschelns fälschlicherweise schon immer „Bangalore“ verstanden haben, ändert sich im Grunde genommen überhaupt nichts #wasistdasfür1life

Hallo!!!!11!!elf

Wir sollen uns also kurz vorstellen und die potentiellen Leserinnen und Leser in unseren kommenden Blog einführen…

Ich mach das mal ganz klassisch: Ich bin der Elias, komme aus Berlin und bin 24 einhalb Jahre alt. Meine Hobbys sind Bingospielen, Fahrradfahren und lange verträumte Dorfspaziergänge. Achso und ich würde gerne noch meinen Schwippschwager dritten Grades Joachim Beitzheimer aus Premnitz an der Havel grüßen: „Joachim, du bist echt nen klasse Typ.“

Nee, nunmal im Ernst: Ab September heißt es mal wieder E-Exit, raus aus der EU und ab ins Ungewisse. Das Referendum ist vorbei, das Volk hat gesprochen, die alles entscheidende Stimme wurde ausgezählt und das Ergebnis ist sowohl eindeutig als auch einstimmig: Es geht für 12 Monate ans Goethe-Institut Bangladesch nach Dhaka. „Dakar? Da kommt man doch auch gut mit dem Auto hin.“ Kann sein, nur habe ich mich nun doch dazu entschlossen meine Rennfahrerkarriere an den Nagel zu hängen und dieses Jahr nicht an der Rallye-Dakar teilzunehmen. Nein, es geht vielmehr nach Dhaka, der Hauptstadt Bangladeschs und nicht nach Dakar, der Hauptstadt des Senegal. Joa, soweit erstmal. Ich freue mich wie Bolle, kann es kaum erwarten und werde versuchen hier dann die ein oder andere Anekdote zum Besten zu geben. Wenn euch davon irgendetwas interessieren sollte, sei es Dhaka selbst, Goethes Faust oder dann doch die Rallye, dann schaut doch ab und zu vorbei, ich würde mich sehr freuen. Ab September gehts los…

Grüße, Elias

ps. der ungezügelten Selbstdarstellung ist durch einen Blog natürlich Tür und Tor geöffnet, ich versuche das selbstverständlich kleinzuhaltend ;)

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