Weihnachten und kein Schwarzpulver im Geburtsland des Feuerwerks

Es riecht nach frischem Waffelduft, nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. Dampfende Straßenstände entlang der Gehwege weisen den Weg zu den zahlreichen Fahrgeschäften und Spielmannshäuschen. Heißer Glühwein wird in schönen Tassen serviert, darauf eine Scheibe Zitrone. Weihnachtsmusik ertönt vereinzelt aus den Schmuckläden und hell erleuchtet dreht sich die Weihnachtspyramide immer wieder im Kreis. Es ist die Zeit des Jahres angebrochen, in der Besinnlichkeit und Nächstenliebe durch die kalten Wintermonate führen sollten: Es ist die Weihnachtszeit!

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Tatsächlich würde ich so das bunte Treiben auf dem Dresdner Strietzel- oder Nürnberger Christkindelsmarkt beschreiben. Aber vielleicht schaffe ich es auch aus China, ein wenig Weihnachtsatmosphäre zu vermitteln. Gefeiert wird Weihnachten hier eigentlich gar nicht und erst recht nicht am 24. Dezember, an dem bei uns so heiligen Abend.

„In jeder Provinz wird Weihnachten unterschiedlich zelebriert!“

Da China aber immer mehr westliche Strukturen und Gebräuche annimmt, holen die Chinesen dieses Fest während der Frühjahrsferien im Februar nach. Das ganze Land ist dann auf Reisen und auch auf dem Land kommen die Familien zusammen, um kleine Geschenke und Zärtlichkeiten im engsten Kreise auszutauschen. Dass in jeder Provinz Weihnachten unterschiedlich zelebriert und vorbereitet wird, kann ich durch meine Reisen belegen. So ist in Shanghai eine absolut ausgeglichenere Weihnachtsstimmung zu spüren, als in Wuhan.

„Gebrannte Mandeln durch Fleischspieße und Stinketofu ersetzt!“

Das mag wohl an der Internationalität dieser Stadt liegen. Denn dort gibt es sie vereinzelt wirklich, diese bunt geschmückten Weihnachtsmärkte, wie ich sie aus meiner Heimat kenne. Zwar werden dort anstatt gebrannter Mandeln gebratene Fleischspieße in die Hand gegeben oder Lebkuchenherzen durch „Stinketofu“ ersetzt, welches die hiesige Bevölkerung übrigens sehr liebt, doch wissen sie auch hier ganz genau, dass die Weihnachtszeit begonnen hat. So wollte auch ich meine Wohnung dekorieren und hatte außer einem Weihnachtsbaum alles vorrätig, um in die richtige Stimmung zu kommen. Die kleine Weihnachtstanne, die mir mein Papa aus Deutschland mitgebracht hatte ist zwar seit seinem Besuch um einiges gewachsen, doch hält sie dem Gewicht der schweren Kugeln noch nicht stand.

„IKEA-Weihnachtsbaumverkauf selbst in China!“

Ich erinnerte mich an den Knut-Weihnachtsbaumverkauf von IKEA. Passend dazu hatte erst vor einigen Wochen ein neues Warenhaus der schwedischen Möbelhauskette in Wuhan die Neueröffnung gefeiert. Hier habe ich ihn also gefunden, den Weihnachtsbaum, der meinen Freunden und mir zu Heiligabend eine vertraute Stimmung von zu Hause vermitteln soll. Gewundert hat mich nur eins, nämlich dass in dem so hell erleuchteten China, mit seinen ganzen blinkenden Fassaden, keine Lichterkette mehr für meinen Weihnachtsbaum vorhanden war.

„Deutsches Restaurant mit Schubecks Allerlei!“

So muss ich mir auch dieses Jahr keine quälenden Gedanken während des Festessen´s machen, ob ich zuerst den Kartoffelsalat, die Götterspeise, die Ente mit Rotkohl und dieser leckeren, braunen Soß über den Klößen, die Gans, den Fisch, die Bouletten, die Würstchen,  oder das Tiramisu essen sollte. Aber wie es der Zufall wollte, habe ich auch hier in meiner kleinen, beschaulichen zehn Millionen Stadt ein Restaurant gefunden, das germanischer nicht sein könnte und eben auch so klingt: „Brotzeit“.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir nicht schwer fällt neue Kontakte zu erschließen. Dass hört sich zwar wie ein neues Rohstoffressource an, doch habe ich den Küchenchef kennengelernt und alle Erkundigungen über einen Festtagsbraten zu Heiligabend für meine Freunde und mich eingeholt. Nun haben wir also die Qual der Wahl uns zwischen einem typisch chinesischen oder eben deutschen Abendessen entscheiden zu müssen. Ja, so ist das eben mit der Vielfalt. Manchmal ist weniger dann doch einfach mehr und außerdem kann ich freien Herzens behaupten, dass ich dieses Weihnachten absolut keine Probleme damit hätte, einfach mal nur Kartoffelsalat zu essen, denn den gab es jetzt schon seit sechs Monaten nicht mehr.

„Wo sind die Knallkörper, Silvesterraketen und Feuerringe in China?“

China – Böller! Werden diese bei uns in Deutschland doch so oft in die kreisrunden Gullideckelöffnungen, oder Briefkästen der angrenzenden Nachbarn geschmissen, um alle Repressalien des letzten Jahres in die Luft gehen zu lassen, ist die Nachfrage für diese posttraumatischen Knallkörper im Ursprungsland eher gering. Wenn bei Lidl, Aldi, Kaufland und Co. die TNT-Äquivalentszahl auf den Ladentischen drastisch ansteigt, ist es für mich immer ein Zeichen dafür gewesen, dass der Jahreswechsel kurz bevor stehen muss. Was die Deutschen in Feuerwerkskörper jedes Jahr an Geld investieren ist immens. „Doch angefangen hat alles vor mehr als 1000 Jahren mit der Erfindung des Schwarzpulvers im alten China!“ So Google zu meinen Fragen der Böllerei.

Nun bin ich hier, am Entstehungsort und finde keine Silvesterraketen, Knallerbsen oder eben China – Böller. Da ist Deutschland dann doch einmal mehr chinesisch, als Frankreich französisch.

Ihr Lieben, ich verbringe den Jahreswechsel in Peking und bin sehr gespannt, ob sich mir dort das eine oder andere Feuerwerk bieten wird.

So wünsche ich euch allen ein frohes Fest, viele, gemeinsame Stunden im Kreis der Familie oder auf den Weihnachtsmärkten und natürlich einen beschaulichen Jahreswechsel. Vielen Dank für mehr als 5000 Aufrufe dieser Seite im November und Dezember – dass ist wohl die größte Anerkennung, die ich erhalten kann. Dass das was geschrieben auch gelesen wird, ist oft nicht selbstverständlich.

 

Euer Darius

 

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Sechs Monate – Ein Menschenleben

Etwas aufregendes tun. In ferne Länder schweifen und einen Prozess anschieben, der in vielerlei Hinsicht von Nutzen sein kann. Eine bisher fremde Kultur entdecken. Neue inspirierende Menschen und ihre Geschichten kennenlernen oder einfach mal das wagen, was nicht jeder macht.

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So ziemlich genau das hätte ich von mir gegeben, wenn mich jemand vor sechs Monaten gefragt hätte, was ich so am liebsten machen würde. Ich wurde nicht gefragt. Ich habe mich einfach beworben und gelandet bin ich hier, in China. Ein Land, das weit aus mehr ist als nur ein Google-Ergebnis, welches es als Großmacht bezeichnet. Gesehen und erlebt habe ich inzwischen einiges, so dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Erlebnisse im Reich der Mitte Revue passieren zu lassen.

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Ihr erinnert euch sicher noch an Peking. An meine Erfahrungen in der U-Bahn, die mit einer finnischen Sauna gleichzusetzen war.  An die großartige, chinesische Mauer und den Sommerpalast, der mich bis heute begeistert hat. Peking hat mich geformt und auf das vorbereitet, was mich in den kommenden Monaten erwarten sollte.

So könnte ich nun jeden einzelnen Punkt anführen, der hier in meiner Historie liegt. Doch steht das alles schon ausführlich auf dieser Seite.

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Es hat eine Wandlung stattgefunden. Eine Wandlung, mit der ich so vorher nie gerechnet hätte. Ich habe ehrlich gesagt nichts erwartet, als ich in dieses Land gekommen bin. Dass es hier chinesische Tempel, Nudeln und Reis gibt, dass war mir klar. Damit hatte ich gerechnet. Darauf war ich vorbereitet, aber dass ich mich in meiner Person auch ändern könnte, dass war mir vorher nicht bewusst. Es ist, als ob ich jahrelang durch eine schmutzige Brille geschaut hätte, bei der mir das Putztuch immer wieder abhanden gekommen ist.

 

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Ich habe eingesehen, dass die Probleme, die ich in Deutschland hatte, Luxusprobleme waren. Nicht nur mir geht es so. Ich höre sie jeden Tag! Mal beklagt sich der Eine über den fehlenden Senf auf seinem Brötchen und ein andermal beklagt sich der Andere über die Verspätung seines ICE´s.

 

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Hier fahre ich jeden Abend, inzwischen mit einem dicken Schal, einer dicken Mütze und wärmenden Handschuhen, an einer kleinen Straßen vorbei und schaue um mich. Es liegt ein kleiner, zerrütteter Mann unter einer Treppe, die ihm Schutz bietet. Sein Körper liegt auf einer Schaumstoffmatratze. Die wärmende Decke über ihm. Daneben seine Gehhilfe, ein Metallbecher und ein Pappschild.

 

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Die wohl eindrucksvollste Woche liegt hinter mir. Ich hatte die Gelegenheit eine Stadt zu sehen, die viele nur aus Erzählungen oder dem Fernsehen kennen. Die beleuchtete Skyline vor dem Fluss. Die wunderschönen Wolkenkratzer in ihren unterschiedlichsten Formen und eben diese Stadt: Shanghai!  Allen Chinareisenden empfehle ich einen Ausflug dorthin. Es wird ein Kontrastprogramm sein. Ein Programm, das gar nicht so ist, wie man sich China vielleicht ausmalt. International, lebendig und abwechslungsreich – Shanghai. Vielleicht vermisst der Ein oder Andere die typischen, chinesischen Straßen, wo es aus kleinen Lokalen dampft. Vereinzelt wird man sie finden, aber sollte man sich hier auf die Moderne beschränken. Erst einmal am BUND angekommen, eröffnet sich ein weiter Blick über den Fluss. Dahinter türmen sich Gebäude, die bis in den späten Abend in hellen Lichtern bis auf die Mitte des Flusses glänzen. So hat man jeden Abend die Möglichkeit bis 10:00 PM dieses Spektakel zu bestaunen, denn danach werden die Lichter abgestellt und der Glanz erlischt. Das man mir das Fliegen hier in China nicht ersetzen kann war mir klar. Aber als ich im 98. Stock des Hyatt Park Hotels stand und auf die beleuchtete Stadt schaute, wie sie dort im Miniaturformat unter mir lag, war es fast wieder das alte Gefühl vom Fliegen, das in mir aufflammte.

 

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Dass ist doch toll, oder? Und nun werde ich gefragt, wie die Chinesen Weihnachten feiern! In Shanghai ganz sicher westlich pompös. In Wuhan eher schlicht und einfach, oder vielleicht auch gar nicht, weil es an Internationalität fehlt und das Fest der Liebe meistens in den chinesischen Frühjahrsferien im Februar nachgeholt wird. Oder fragen wir den kleinen, alten Mann, der schutzsuchend unter der Treppe die Wintermonate überstehen muss.

 

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Kontroverser und überspitzer hätte der Kontrast zwischen meinen Begegnungen in den letzten paar Monaten nicht sein können. Beijing, Qingdao, Wuhan, Shanghai und letztlich China sind meine Stationen gewesen. An jedem Gleis traf ich andere Leute, andere Geschichten und machte andere Bilder. Jetzt liegt es an mir, welches Bild ich behalte.

Das ist meine Revuevorstellung. Ungeschönt und wahr. Es gibt hier beides – genau so wie überall in der Welt. Wir bestimmen was wir sehen wollen und was wir überhören. Ich wollte es jahrelang nicht sehen und habe lieber Musik gehört.

 

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Trotzdem werde ich das nächste Mal noch einmal ausführlich auf das Weihnachtsprogramm, Shanghai und das Zwischenseminar eingehen, die eine oder andere Erfahrung präsentieren und natürlich wie gewohnt euch mit vielen Bildern auf dem laufenden halten.

Ihr Lieben – Ich wünsche euch eine schöne Vorweihnachtszeit! Bleibt gesund und munter!

Mit den besten Grüßen aus China – Euer Darius

 

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