Xièxiè Nǐ China – It was a pleasure to meet you

It was quite difficult to pack six months China in two suitcases. Just as difficult for me to find the right words for this turbulent time. I’ve seen a lot, experienced a lot and stood in front of problems we so don´t know in my home country. It’s a different world in which I dipped for half a year. That sounds once not that long on, but it is far more complex than a simple tourist visit, and the standard range of attractions and ancient art. China is more than the country we form in our minds and even more than a nightly television show we pay attention for when times reported back on traditional Chinese temples or the Terracotta Army. That H & M, Primark and Co. are going to produce cheap clothes in this country that our western lifestyle is able to buy a bikini or a swimsuit that says Made in China at the end, makes us not even more familiar. The result is an image that seems perfectly picturesque but in detail with a limited perspective. Not to rely on the media support, but to make ourselves an idea of that great country, our young generation has the ability to look forward and over these prejudices. A small part of us has the chance to, but do not use and others have not the means, but would like to do. The more grateful I am that I had the possibility to wander into a far country, discover a foreign culture which is new to me so far and get inspired by a lot of people in order to determine my evening program on television itself. When the summer months begin again, the baked potatoes are placed in the hot embers and depends of the club bread over the fire, then I will remind me of the great Chinese Wall and the Summer Palace, which inspires me to this day. Even Qingdao, the little Italy in China’s west coast and Wuhan, which became my second home. So I’m going to sit there and then I will catch up with the feeling that a change has taken place. A conversion, which I would not have expected before. It is as if I had looked a few years through a dirty glasses, in which I had lost the cloth again and again. The problems we are surrounded in my home country aren´t exist in real. At least, no serious once – there are luxury problems. Late ICE’s, the never-ending work of the Elbe Philharmonic Hall or the aging, but still not opened, Capital Airport of Berlin. In China I´m going to drive every night, now with a thick scarf, a hat and thick warm gloves on a small street over and look around. There is a small, shattered man under a staircase that offers him protection. His body lies on a foam mattress. The warming blanket over him. Besides his walker, a metal cup and a cardboard sign. This man has a problem because he doesn´t know whether he will survive the night in these freezing temperatures. This scenario is widely used in the world, but we are doing here in Europe actually quite good, right? This is my revue show. Gritty and true. There are both – just like anywhere in the world. We determine what we want to see and what we hear. And if one day someone asks me how China has been to me, I would ask him if he has brought some time with him, because this response is now complex from different perspectives. The time is at the end a good term to think about. William Somerset Maugham once said that the future is something that most people love only when it has become past. To live every moment, to have time for important issues and being able to fully concentrate on one thing, this is what I´ve learned, namely to appreciated the time. More Controversial and pointed my meetings in the last few month can´t be. I have met people who sit in the sweatshops of the sewing machines and only their wage is the reason why we can buy a T-Shirt for 9.90 euros. Just as I have met people who have already achieved everything in her life. Ultimately, Beijing, Qingdao, Wuhan and Shanghai have been my stations in China. On each track, I met other people, other stories, made other images. Now it’s up to me what image I keep.

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Best regards

Darius

 

 

Auf zu neuen Perspektiven

Es fiel mir ganz schön schwer, sechs Monate in zwei Koffer zu packen. Genau so schwer fällt es mir jetzt, die richtigen Worte für diese bewegte Zeit zu finden. Ich habe viel gesehen, viel erlebt und vor Problemen gestanden, die wir hierzulande so nicht kennen. Es ist eine andere Welt, in die ich für ein halbes Jahr eintauchen durfte. Das hört sich erst einmal nicht so lang an, doch ist es weitaus komplexer als nur ein einfacher Touristenbesuch, der das Standardprogramm von Sehenswürdigkeiten, antiker Kunst und Zeitgeschichte aufweist. China ist mehr als das Land, das wir in unseren Köpfen formen und dem wir abendlich im Fernsehen auf Arte und 3sat unsere Aufmerksamkeit schenken, wenn mal wieder über traditionelle chinesische Tempelanlagen oder die Terrakotta-Armee berichtet wird. Dass H&M, Primark und Co billig in diesem Land ihre Kleidung produzieren und wir dann am Ende einen Bikini oder eine Badehose mit der Aufschrift Made in China kaufen, macht es uns auch nicht vertrauter. So entsteht ein Bild, das malerisch vollendet doch perspektivisch eingeschränkt scheint. Nicht auf die mediale Unterstützung zu vertrauen, sondern sich selbst ein Bild davon zu machen, dazu haben einige junge Leute die Chance, nutzen diese jedoch nicht und andere haben nicht die Mittel, würden es aber gerne tun. Umso dankbarer bin ich, dass ich in ein fernes Land schweifen, eine mir bisher fremde Kultur entdecken und neue inspirierende Menschen kennenlernen durfte, um mein Abendprogramm im Fernsehen selbst zu bestimmen. Wenn die Sommermonate wieder anbrechen, die Folienkartoffeln in die heiße Glut gelegt werden und der Knüppelteig über dem Feuer hängt, dann werde ich mich zurückerinnern an die großartige chinesische Mauer und den Sommerpalast, der mich bis heute begeistert. Aber auch an Qingdao, das kleine Italien an Chinas Westküste und an Wuhan, dass wohl zu meiner zweiten Heimat geworden ist. So werde ich dort sitzen und dann wird mich das Gefühl einholen, dass eine Wandlung stattgefunden hat. Eine Wandlung, mit der ich so vorher nicht gerechnet hätte. Es ist, als hätte ich jahrelang durch eine schmutzige Brille geschaut, bei der mir das Putztuch immer wieder abhanden gekommen war. Die Probleme, mit denen wir uns hierzulande manchmal umgeben, sind keine. Zumindest keine schwerwiegenden – es sind Luxusprobleme. Verspätete ICE´s, das nie endende Werk der Elbphilharmonie oder der immer älter werdende, aber trotzdem nicht eröffnete, Hauptstadtflughafen BER. In China fahre ich jeden Abend, inzwischen mit einem dicken Schal, einer dicken Mütze und wärmenden Handschuhen, an einer kleinen Straße vorbei und schaue um mich. Es liegt ein kleiner, zerrütteter Mann unter einer Treppe, die ihm Schutz bietet. Sein Körper liegt auf einer Schaumstoffmatratze. Die wärmende Decke über ihm. Daneben seine Gehhilfe, ein Metallbecher und ein Pappschild. Dieser Mann hat ein Problem, denn er weiß nicht, ob er die Nacht bei diesen eisigen Temperaturen überstehen wird. Dieses Szenario ist weit in der Welt verbreitet, doch geht es uns hier in Europa eigentlich ganz gut, oder? Das ist meine Revuevorstellung. Ungeschönt und wahr. Es gibt hier beides – genau so wie überall in der Welt. Wir bestimmen, was wir sehen wollen und was wir überhören. Und wenn mich dann eines Tages doch jemand danach fragt, wie China für mich eigentlich war, dann würde ich ihn fragen, ob er etwas Zeit mitgebracht hat, denn diese Antwort ist nun aus unterschiedlichen Perspektiven komplex. Die Zeit ist abschließend auch noch einmal ein gutes Stichwort. William Somerset Maugham hat einmal gesagt, dass die Zukunft etwas ist, das die meisten Menschen erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist. Jeden Moment zu leben, für etwas Zeit zu haben und sich auf eine Sache vollständig konzentrieren zu können, dass habe ich während dieser Zeit auch schätzen gelernt. Kontroverser und überspitzer hätte der Kontrast zwischen meinen Begegnungen in den letzten paar Monaten nicht sein können. Ich habe die Menschen getroffen, die in den Sweatshops an den Nähmaschinen sitzen und deren Lohn der Grund dafür ist, weshalb wir uns für 9,90 Euro ein T-Shirt kaufen können. Genau so sind mir Menschen begegnet, die schon alles in ihrem Leben erreicht haben. Letztlich sind Beijing, Qingdao, Wuhan und Shanghai meine Stationen im Reich der Mitte gewesen. An jedem Gleis traf ich andere Leute, andere Geschichten, machte andere Bilder. Jetzt liegt es an mir, welches Bild ich behalte.

 

Jetzt gilt es in Deutschland anzukommen, die Perspektive zu wechseln und nach vorn zu blicken. Ich freue mich auf das Kommende, blicke aber auch mit voller Freude auf das letzte Jahr zurück.

Dieser Blog wird erhalten bleiben und vielleicht auch eines Tages fortgesetzt, wenn ich dahin zurückkehre wo alles angefangen hat.

 

Ein letztes Mal liebe Freunde,

 

gehabt euch wohl und bis bald!

 

Euer Darius

 

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Die schönste Zeit in einer sich verändernden Welt

Liebe Freunde, Blogleserinnen und Blogleser,

es hat mir die vergangen Monate große Freude bereit für euch zu schreiben und zusammen mit euch dieses Land und seine Menschen zu erleben. Ich bedanke mich für fast 10.000 Klicks, Followers – wie auch immer! Es soll nicht der letzte Eintrag gewesen sein, denn auf eine letzte spannende Etappe geht es noch zu.

Bevor jedoch alles dem Ende zugeht, melde ich mich heute mit meinem Freiwilligenprojekt zurück. Es ist ein Film/Musikprojekt, das die Menschen in China genauer hervorheben soll, die trotz schwerer Entscheidungen und täglicher harter Arbeit die schönen Dinge des Lebens schätzen und glücklich sind. Das primäre Ziel bestand darin herauszufinden, ob wir die schönen Dinge des Lebens in unserer mit Schnelligkeit und Neuerungen überhäuften Welt überhaupt noch wahrnehmen. Zusammen mit Schülern einer chinesischen Mittelschule ist dazu separat ein kleines Musikprojekt entstanden, das sich inhaltlich ebenfalls mit dem Thema Glück und der schönsten Zeit im Leben auseinandersetzt.

Dieses Video ist im Rahmen des Freiwilligendienstes KULTURWEIT entstanden und sieht sich als eigenständiges Freiwilligenprojekt ohne Förderung/Kooperation der DUK und des Auswärtigen Amts! Falls dies wegen der Bauchbinden im Opener zu Verwirrungen führen sollte, bitten wir es zu entschuldigen! KULTURWEIT ist ein internationaler Freiwilligendienst in Kooperation mit der Deutschen UNESCO Kommission und wird gefördert durch das Auswärtige Amt!Am besten ihr schaut es euch direkt bei YouTube an, weil einige Inhalte des Videos auf dieser Website nicht funktionieren. Stellt die HD Qualität ein, um keine ollen, schwammigen Bilder zu haben! Ich würde mich sehr über das teilen und kommentieren freuen und wenn es gefällt natürlich umso mehr!

Unten seht ihr noch die entstanden Fotos von der Vorstellung meines Filmprojektes!

 

Ihr Lieben – bis nächste Woche und viel Spaß beim anschauen!

 

Euer Darius

 

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Gestrichene Flüge und ganz andere Lappalien

Wenn in einigen Haushalten zum Staubsauger gegriffen wird, um die überschüssigen Nadeln, die man immer so schlecht aus dem Teppich herausbekommt, aufzusagen und die Shoppingcenter ihre verkaufsoffenen Sonntage von drei auf einmal im Monat reduzieren, dann müssen wir uns wohl im neuen Jahr befinden. Was bei den Einen in riesigen Umtauschaktionen mündet, endet bei den Anderen im Anmeldeformular für einen Weight-Watchers-Kurs, um einerseits die Vorsätze für das neue Jahr geltend zu machen und andererseits die überschüssigen Kilos der Festtagsente zu verbrennen.

„Buchungsfehler und ganz andere Lappalien“

Als ich pünktlich um 0:00 Uhr chinesischer Zeit mein Glas auf das neue Jahr erhob rechnete ich nicht damit, dass mein Pekingaufenthalt auf eine unbestimmte Zeit verlängert werden würde. Mein Flug, der mich eigentlich pünktlich um 20:00 Uhr in meine Heimatstadt Wuhan zurückbringen sollte, meinte es an diesem Tag nicht so gut mit mir. Hatte ich doch extra einen späten Checkout aus dem Hotel reserviert, um direkt mit dem Taxi zum Flughafen zu gelangen, wartete dort schon das helle Erwachen auf mich. Wie immer gab ich zuerst meinen Reisepass und erst dann meine Flugbuchung zu dem fachkundigen Personal am Schalter der China Southern Airlines. Für die Zukunft habe ich mir folgendes gemerkt: Sollte das Fachpersonal, mit den rot geschminkten Lippen, adretten Hüten und linksgelegten Zöpfen länger als zwei Minuten für die Bearbeitung meiner Buchung brauchen, dann ist dort entweder ein Buchungsfehler aufgetreten oder der Flug gestrichen worden. Mit schrillen Handzeichen versuchte die Dame vom Schalter mir klar zu machen, dass für mich hier heute nichts mehr eingescannt, überprüft oder auf die Startbahn gerollt wird.

„Flugzeuge verschwinden unter kuriosen Umständen“

Da stand ich dann nun – mit meinem roten Pulli, den wertlosen Papieren und meinem kaputten Hartschalenkoffer, der die letzte Landung hier in Peking nicht so ganz überstanden hatte. Schließlich war diese auch gar nicht so einfach. Nein ehrlich, sie erforderte höchste Balance, Konzentration und Flugvermögen des Piloten, oder wer auch immer in diesem Moment den Airbus A320 auf die 3200 x 50 m lange und breite Landebahn klatschte. Mit der Landung ist diese Geschichte aber auch schon zu Ende, so lasst sie mich vom Beginn erzählen.

Die ganze Welt war in Aufruhe – wieder war eine Maschine unter kuriosen Umständen zuerst vom Radar verschwunden und dann, so schien es zumindest am Anfang, unauffindbar gewesen. Ich fliege gerne und viel, doch in diesen Tagen hatte ich ein anderes Gefühl, als ich die lange Gangway ins Flugzeug hinunterlief.

„Turbulenzen und panische Sitznachbarn“

Da rollte doch tatsächlich in diesem Moment eine AirAsia Maschine an den Augen eines beunruhigten Passagiers vorbei. Meine Augen – die sofort meine Synapsen auf Hochtouren laufen ließen und mir ständig sagen wollten, dass diese Maschine doch vielleicht die Vermisste sei und zufällig von ihrer geplanten Reiseroute abgewichen ist, um noch zufälliger hier auf dem beschaulichen Flughafen Wuhan zu landen. Ihr wisst doch wie das ist. In diesen Momenten und unter diesen Umständen projizieren wir gleich das Schlimmste auch auf uns selber. So nahm ich schnell Abstand von diesen Horrorszenarien und stieg entspannt in den Flieger. Knapp 60 Minuten später holten mich diese Gedanken wieder ein, als wir völlig unerwartet in heftige Turbulenzen gekommen waren. Diese waren so derart stark, dass meine Nachbarin, die eigentlich aus Pakistan kommt und zurück zu ihrer Familie fliegen wollte, anfing zu beten. Zuvor hatten wir uns nett über alles mögliche unterhalten, auch darüber, dass ich in Deutschland selber ab und zu fliege.

 

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Das war vielleicht der Fehler. Denn mit steigenden Turbulenzen und abnehmender Höhe, weil wir kurioser Weise eine halbe Stunde früher in den geplanten Landeanflug auf Peking gingen, fragte sie mich nun alle paar Minuten, ob diese Geräusche, Bewegungen und Auf und Ab´s normal wären.

 

„Unwissenheit ist dann vielleicht doch manchmal ein Segen“

Das Fahrwerk wurde ausgefahren und die Landeklappen in die richtige Position gebracht – alles war nun für die Landung vorbereitet. Da gab es nur ein kleines Problem, das eigentlich gar kein Problem sein sollte. Wir schwankten unheimlich stark, weil draußen anscheinend ein kräftiger Wind toben musste. Etwa auf der Mitte der Landebahn schaute ich aus dem Fenster und konnte klar und deutlich die Beschriftung des Pekinger Flughafens erkennen. Das Problem war nur, dass wir immer noch in der Luft schwebten und selbst nach der Hälfte der Landebahn noch nicht aufgesetzt hatten.

Manchmal ist Unwissenheit dann vielleicht doch ein Segen, denn jetzt war mir klar – in diesem ersten Anlauf schaffen wir es auf jeden Fall nicht mehr runter zukommen! Ich sollte recht behalten und binnen von Sekunden mein erstes Durchstartemanöver mit einem Airbus A320 erleben.

Während meiner Flugausbildung hat man mir immer gesagt, dass man lieber Durchstarten solle, bevor die Landung zu knapp und der Bremsweg zu kurz werden würde. So zumindest für ein Ultraleichtflugzeug, aber wie das für einen Airbus aussieht, dass hat mir nie jemand gesagt.

„Tropfende Stauräume und Flugübungen“

So starteten wir das erste Mal durch und auch das zweite Mal. So langsam holten mich meine Erinnerungen über Flugzeugunglücke und misslungene Landungen wieder ein. Meine Nachbarin verabschiedete sich inzwischen gedanklich von ihren Kindern und ich musste eigentlich dringend auf die Toilette. So hatte ich eigentlich gar kein Problem damit, dass der Chef dort vorne seine Flugübungen bei starkem Wind vervollständigte, aber bei diesem Steigungswinkel wäre ich eher in der Sächsischen Schweiz einen Berg hochgeklettert, als dass ich es geschafft hätte nach vorn zu laufen und wie bei Karlsson vom Dach schräg auf der Toilette zu sitzen. Dann fing es plötzlich an aus einem der Stauräume vor mir nass auf die haarlose Kopfhaut eines in die Jahre gekommenen Chinesen zu tropfen.

Tropf – Tropf – Tropf und ich musste immer noch  auf die Toilette. Es schien, als hätte der Fluglehrer die Flugstunden für den heutigen Piloten erstmal beendet und ihm nun die Erlaubnis zur Landung erteilt.

Wie schön – dann konnte ich ja endlich auf die Toilette gehen!

Wäre das ein schönes Ende, doch leider hatte mir die gleiche Airline, drei Tage später den Flug gestrichen und weil sie so besonders zuvorkommend sind, ein Raucherzimmer in einer schlechten Kopie von einem schlechten chinesischen Hostel gegeben, welches meinen sowieso schon gereizten Mandel- und Rachenraum wieder an den Anfang stellte.

Das, so sollte man meinen, war mein Neujahr und mein vorletztes Mal Peking, denn nächste Woche ist er auch schon da – der Tag, an dem ich dahin zurückkehren werde wo alles angefangen hat.

Ihr Lieben, dass soll es für dieses Jahr noch nicht gewesen sein, denn ein Artikel kommt bestimmt noch.

Bis ganz bald und wie immer:

Beste Grüße aus China

Euer Darius

P.S. Heute mit etwas weniger Bildern, aber dafür nächstes Mal mit vielen mehr und wahrscheinlich auch mit meinem Freiwilligenprojekt.

 

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Weihnachten und kein Schwarzpulver im Geburtsland des Feuerwerks

Es riecht nach frischem Waffelduft, nach gebrannten Mandeln und Zuckerwatte. Dampfende Straßenstände entlang der Gehwege weisen den Weg zu den zahlreichen Fahrgeschäften und Spielmannshäuschen. Heißer Glühwein wird in schönen Tassen serviert, darauf eine Scheibe Zitrone. Weihnachtsmusik ertönt vereinzelt aus den Schmuckläden und hell erleuchtet dreht sich die Weihnachtspyramide immer wieder im Kreis. Es ist die Zeit des Jahres angebrochen, in der Besinnlichkeit und Nächstenliebe durch die kalten Wintermonate führen sollten: Es ist die Weihnachtszeit!

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Tatsächlich würde ich so das bunte Treiben auf dem Dresdner Strietzel- oder Nürnberger Christkindelsmarkt beschreiben. Aber vielleicht schaffe ich es auch aus China, ein wenig Weihnachtsatmosphäre zu vermitteln. Gefeiert wird Weihnachten hier eigentlich gar nicht und erst recht nicht am 24. Dezember, an dem bei uns so heiligen Abend.

„In jeder Provinz wird Weihnachten unterschiedlich zelebriert!“

Da China aber immer mehr westliche Strukturen und Gebräuche annimmt, holen die Chinesen dieses Fest während der Frühjahrsferien im Februar nach. Das ganze Land ist dann auf Reisen und auch auf dem Land kommen die Familien zusammen, um kleine Geschenke und Zärtlichkeiten im engsten Kreise auszutauschen. Dass in jeder Provinz Weihnachten unterschiedlich zelebriert und vorbereitet wird, kann ich durch meine Reisen belegen. So ist in Shanghai eine absolut ausgeglichenere Weihnachtsstimmung zu spüren, als in Wuhan.

„Gebrannte Mandeln durch Fleischspieße und Stinketofu ersetzt!“

Das mag wohl an der Internationalität dieser Stadt liegen. Denn dort gibt es sie vereinzelt wirklich, diese bunt geschmückten Weihnachtsmärkte, wie ich sie aus meiner Heimat kenne. Zwar werden dort anstatt gebrannter Mandeln gebratene Fleischspieße in die Hand gegeben oder Lebkuchenherzen durch „Stinketofu“ ersetzt, welches die hiesige Bevölkerung übrigens sehr liebt, doch wissen sie auch hier ganz genau, dass die Weihnachtszeit begonnen hat. So wollte auch ich meine Wohnung dekorieren und hatte außer einem Weihnachtsbaum alles vorrätig, um in die richtige Stimmung zu kommen. Die kleine Weihnachtstanne, die mir mein Papa aus Deutschland mitgebracht hatte ist zwar seit seinem Besuch um einiges gewachsen, doch hält sie dem Gewicht der schweren Kugeln noch nicht stand.

„IKEA-Weihnachtsbaumverkauf selbst in China!“

Ich erinnerte mich an den Knut-Weihnachtsbaumverkauf von IKEA. Passend dazu hatte erst vor einigen Wochen ein neues Warenhaus der schwedischen Möbelhauskette in Wuhan die Neueröffnung gefeiert. Hier habe ich ihn also gefunden, den Weihnachtsbaum, der meinen Freunden und mir zu Heiligabend eine vertraute Stimmung von zu Hause vermitteln soll. Gewundert hat mich nur eins, nämlich dass in dem so hell erleuchteten China, mit seinen ganzen blinkenden Fassaden, keine Lichterkette mehr für meinen Weihnachtsbaum vorhanden war.

„Deutsches Restaurant mit Schubecks Allerlei!“

So muss ich mir auch dieses Jahr keine quälenden Gedanken während des Festessen´s machen, ob ich zuerst den Kartoffelsalat, die Götterspeise, die Ente mit Rotkohl und dieser leckeren, braunen Soß über den Klößen, die Gans, den Fisch, die Bouletten, die Würstchen,  oder das Tiramisu essen sollte. Aber wie es der Zufall wollte, habe ich auch hier in meiner kleinen, beschaulichen zehn Millionen Stadt ein Restaurant gefunden, das germanischer nicht sein könnte und eben auch so klingt: „Brotzeit“.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass es mir nicht schwer fällt neue Kontakte zu erschließen. Dass hört sich zwar wie ein neues Rohstoffressource an, doch habe ich den Küchenchef kennengelernt und alle Erkundigungen über einen Festtagsbraten zu Heiligabend für meine Freunde und mich eingeholt. Nun haben wir also die Qual der Wahl uns zwischen einem typisch chinesischen oder eben deutschen Abendessen entscheiden zu müssen. Ja, so ist das eben mit der Vielfalt. Manchmal ist weniger dann doch einfach mehr und außerdem kann ich freien Herzens behaupten, dass ich dieses Weihnachten absolut keine Probleme damit hätte, einfach mal nur Kartoffelsalat zu essen, denn den gab es jetzt schon seit sechs Monaten nicht mehr.

„Wo sind die Knallkörper, Silvesterraketen und Feuerringe in China?“

China – Böller! Werden diese bei uns in Deutschland doch so oft in die kreisrunden Gullideckelöffnungen, oder Briefkästen der angrenzenden Nachbarn geschmissen, um alle Repressalien des letzten Jahres in die Luft gehen zu lassen, ist die Nachfrage für diese posttraumatischen Knallkörper im Ursprungsland eher gering. Wenn bei Lidl, Aldi, Kaufland und Co. die TNT-Äquivalentszahl auf den Ladentischen drastisch ansteigt, ist es für mich immer ein Zeichen dafür gewesen, dass der Jahreswechsel kurz bevor stehen muss. Was die Deutschen in Feuerwerkskörper jedes Jahr an Geld investieren ist immens. „Doch angefangen hat alles vor mehr als 1000 Jahren mit der Erfindung des Schwarzpulvers im alten China!“ So Google zu meinen Fragen der Böllerei.

Nun bin ich hier, am Entstehungsort und finde keine Silvesterraketen, Knallerbsen oder eben China – Böller. Da ist Deutschland dann doch einmal mehr chinesisch, als Frankreich französisch.

Ihr Lieben, ich verbringe den Jahreswechsel in Peking und bin sehr gespannt, ob sich mir dort das eine oder andere Feuerwerk bieten wird.

So wünsche ich euch allen ein frohes Fest, viele, gemeinsame Stunden im Kreis der Familie oder auf den Weihnachtsmärkten und natürlich einen beschaulichen Jahreswechsel. Vielen Dank für mehr als 5000 Aufrufe dieser Seite im November und Dezember – dass ist wohl die größte Anerkennung, die ich erhalten kann. Dass das was geschrieben auch gelesen wird, ist oft nicht selbstverständlich.

 

Euer Darius

 

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Dr. Wang und meine Bronchitis

Wer mich und mein ausdauerndes Immunsystem kennt, der weiß, dass dieses gar nicht so ausdauernd ist und immer wieder für einen Abstecher in das örtliche Krankenhaus zur Verfügung steht.

 

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So habe ich schon viele „Ospedale“ in Italien und einige „Sairaala“ in Finnland kennengelernt und von innen gesehen und kann nun auch von mir behaupten in einem chinesischen Krankenhaus Fuß gefasst zu haben. Von allen großen ambulanten Schauplätzen hat mich dieses wohl am meisten umgehauen. Es ist wie, als würden hier drei große öffentliche Einrichtungen an nur einem Ort zusammenfließen. Das Getümmel der vielen, vielen Menschen von einem chinesischen Bahnhof, die Anzeigetafeln mit wechselndem Ziffernblatt eines Flughafens und das lautstarke Gebrülle eines Marktschreiers vom Wochenmarkt. Vielleicht hat mein fiebriger Körper diese Empfindungen einfach nur drastisch überspitzt wahrgenommen. Doch bevor ich diesen davon befreien konnte, sollte es noch eine ganze Weile dauern. Vergebens sucht man hier die Anmeldung, Rezeption, oder den Information Point. Ganz davon abgesehen, dass hier wohl jeder Fremde ohne eine fachkundige Person an seiner Seite aufgeschmissen wäre, weil alle Beschriftungen durch chinesische Zeichen ersetzt sind, ist der Ablauf von der Anmeldung bis zur Sprechstunde beim Arzt gleichzusetzen mit der Aufladung einer Call-Now-Karte von Vodafone, um endlich den Call-Now-Vorschuss abzubezahlen und wieder erreichbar zu sein.

„Prepaid-Karten als Bezahlmethode“

Die Anmeldung hatte mich tatsächlich an meine Jugendzeit mit jenen Prepaid-Handys erinnert! Damals war es mein Handy, das die dringende Aufladung benötigt hat, nachdem ich wieder mal über meine 100-FreiSMS gekommen war und sich nach und nach das Guthaben leerte. Heute ist es eine kleine Chipkarte, die ich aufladen muss, um meinen Arzt bezahlen zu können. So können sich die Zeiten ändern.

 

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Ein richtiges Wartezimmer, oder einen mit Prospekten ausgelegten Aufenthaltsraum gibt es allerdings nicht. Die Türen zu den jeweiligen Behandlungszimmern sind auch nicht geschlossen, so dass jede Art der Diskretion strikt in der Masse untergeht. Auf diese Weise ist es auch erst dazu gekommen, dass ein paar eifrige Chinesen von meiner eigenen Behandlung Fotos machten und ich diese nun auch hier verwenden kann. Einen Wàiguó rén, mit offenem Mund und herausgestreckter Zunge, sieht eben auch ein Chefarzt nicht so häufig. Neben der Tatsache, dass ich auf jeden Fall anders aussehe als die hiesigen Chinesen, gibt es meistens immer noch eine Auffälligkeit, weshalb ich oft in das Visier einiger ungeschönter Schnappschüsse gerate. Meine hohe Stirn, hinterer Haaransatz und vor allem die Form meines Gesichts müssen wohl so viel mit dem Erscheinungsbild Wladimir Putins gemein haben, so dass ich manchmal als schlechtes Double des russischen Präsidenten durchgehe. Darauf angesprochen wurde ich hier zwar schon oft, aber noch nie so direkt, wie von meinem heutigen behandelnden Facharzt.

 

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Rücken an Rücken saß ich dann dort mit meinem chinesischen Mitpatienten, der genau so wie ich unter starken Halsschmerzen, Husten und Fieber litt. Wie am Fließband bin ich dann auch schon abgefertigt und bereit für die nächste Station gewesen, die allerdings eine erneute Kartenaufladung voraussetzte. Verschrieben bekommen habe ich einen traditionellen, chinesischen Saft, der in kleinen Ampullen mundgerecht abgefüllt ist und eine Packung Tabletten, die von außen aussieht wie die Pille für Frauen. Hoffentlich hat der Facharzt sich da nicht in der Diagnose geirrt, wir werden sehen.

„Ausgehend von diesen Erfahrungen sind deutsche Krankenhäuser eines – luxuriös.“

Um diesen Blick dafür zu bekommen, muss man wahrscheinlich erst hier in einem gewesen sein, um die deutschen Virenhäuser so in den Himmel zu loben und als fast heroisch zu betrachten. Ich möchte dieses Mal keine Vergleiche anstellen, da es sicherlich auch in Deutschland so die eine oder andere Ausnahme gibt, doch möchte ich euch darauf hinweisen, dass ich dieses Krankenhaus hier nur im allernötigsten Notfall wieder aufsuchen würde.

 

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So gibt es heute anstatt panoramahafter Bilder einen kleinen Eindruck von der ambulanten Versorgung Chinas und weihnachtliche Grüße aus Wuhan. Der nächste und dann auch letzte Blogeintrag für dieses Jahr gehört selbstverständlich der Weihnachtszeit und dem Neujahr.

Ihr Lieben – bleibt gesund und munter!

Euer Darius

 

 

Sechs Monate – Ein Menschenleben

Etwas aufregendes tun. In ferne Länder schweifen und einen Prozess anschieben, der in vielerlei Hinsicht von Nutzen sein kann. Eine bisher fremde Kultur entdecken. Neue inspirierende Menschen und ihre Geschichten kennenlernen oder einfach mal das wagen, was nicht jeder macht.

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So ziemlich genau das hätte ich von mir gegeben, wenn mich jemand vor sechs Monaten gefragt hätte, was ich so am liebsten machen würde. Ich wurde nicht gefragt. Ich habe mich einfach beworben und gelandet bin ich hier, in China. Ein Land, das weit aus mehr ist als nur ein Google-Ergebnis, welches es als Großmacht bezeichnet. Gesehen und erlebt habe ich inzwischen einiges, so dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Erlebnisse im Reich der Mitte Revue passieren zu lassen.

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Ihr erinnert euch sicher noch an Peking. An meine Erfahrungen in der U-Bahn, die mit einer finnischen Sauna gleichzusetzen war.  An die großartige, chinesische Mauer und den Sommerpalast, der mich bis heute begeistert hat. Peking hat mich geformt und auf das vorbereitet, was mich in den kommenden Monaten erwarten sollte.

So könnte ich nun jeden einzelnen Punkt anführen, der hier in meiner Historie liegt. Doch steht das alles schon ausführlich auf dieser Seite.

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Es hat eine Wandlung stattgefunden. Eine Wandlung, mit der ich so vorher nie gerechnet hätte. Ich habe ehrlich gesagt nichts erwartet, als ich in dieses Land gekommen bin. Dass es hier chinesische Tempel, Nudeln und Reis gibt, dass war mir klar. Damit hatte ich gerechnet. Darauf war ich vorbereitet, aber dass ich mich in meiner Person auch ändern könnte, dass war mir vorher nicht bewusst. Es ist, als ob ich jahrelang durch eine schmutzige Brille geschaut hätte, bei der mir das Putztuch immer wieder abhanden gekommen ist.

 

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Ich habe eingesehen, dass die Probleme, die ich in Deutschland hatte, Luxusprobleme waren. Nicht nur mir geht es so. Ich höre sie jeden Tag! Mal beklagt sich der Eine über den fehlenden Senf auf seinem Brötchen und ein andermal beklagt sich der Andere über die Verspätung seines ICE´s.

 

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Hier fahre ich jeden Abend, inzwischen mit einem dicken Schal, einer dicken Mütze und wärmenden Handschuhen, an einer kleinen Straßen vorbei und schaue um mich. Es liegt ein kleiner, zerrütteter Mann unter einer Treppe, die ihm Schutz bietet. Sein Körper liegt auf einer Schaumstoffmatratze. Die wärmende Decke über ihm. Daneben seine Gehhilfe, ein Metallbecher und ein Pappschild.

 

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Die wohl eindrucksvollste Woche liegt hinter mir. Ich hatte die Gelegenheit eine Stadt zu sehen, die viele nur aus Erzählungen oder dem Fernsehen kennen. Die beleuchtete Skyline vor dem Fluss. Die wunderschönen Wolkenkratzer in ihren unterschiedlichsten Formen und eben diese Stadt: Shanghai!  Allen Chinareisenden empfehle ich einen Ausflug dorthin. Es wird ein Kontrastprogramm sein. Ein Programm, das gar nicht so ist, wie man sich China vielleicht ausmalt. International, lebendig und abwechslungsreich – Shanghai. Vielleicht vermisst der Ein oder Andere die typischen, chinesischen Straßen, wo es aus kleinen Lokalen dampft. Vereinzelt wird man sie finden, aber sollte man sich hier auf die Moderne beschränken. Erst einmal am BUND angekommen, eröffnet sich ein weiter Blick über den Fluss. Dahinter türmen sich Gebäude, die bis in den späten Abend in hellen Lichtern bis auf die Mitte des Flusses glänzen. So hat man jeden Abend die Möglichkeit bis 10:00 PM dieses Spektakel zu bestaunen, denn danach werden die Lichter abgestellt und der Glanz erlischt. Das man mir das Fliegen hier in China nicht ersetzen kann war mir klar. Aber als ich im 98. Stock des Hyatt Park Hotels stand und auf die beleuchtete Stadt schaute, wie sie dort im Miniaturformat unter mir lag, war es fast wieder das alte Gefühl vom Fliegen, das in mir aufflammte.

 

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Dass ist doch toll, oder? Und nun werde ich gefragt, wie die Chinesen Weihnachten feiern! In Shanghai ganz sicher westlich pompös. In Wuhan eher schlicht und einfach, oder vielleicht auch gar nicht, weil es an Internationalität fehlt und das Fest der Liebe meistens in den chinesischen Frühjahrsferien im Februar nachgeholt wird. Oder fragen wir den kleinen, alten Mann, der schutzsuchend unter der Treppe die Wintermonate überstehen muss.

 

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Kontroverser und überspitzer hätte der Kontrast zwischen meinen Begegnungen in den letzten paar Monaten nicht sein können. Beijing, Qingdao, Wuhan, Shanghai und letztlich China sind meine Stationen gewesen. An jedem Gleis traf ich andere Leute, andere Geschichten und machte andere Bilder. Jetzt liegt es an mir, welches Bild ich behalte.

Das ist meine Revuevorstellung. Ungeschönt und wahr. Es gibt hier beides – genau so wie überall in der Welt. Wir bestimmen was wir sehen wollen und was wir überhören. Ich wollte es jahrelang nicht sehen und habe lieber Musik gehört.

 

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Trotzdem werde ich das nächste Mal noch einmal ausführlich auf das Weihnachtsprogramm, Shanghai und das Zwischenseminar eingehen, die eine oder andere Erfahrung präsentieren und natürlich wie gewohnt euch mit vielen Bildern auf dem laufenden halten.

Ihr Lieben – Ich wünsche euch eine schöne Vorweihnachtszeit! Bleibt gesund und munter!

Mit den besten Grüßen aus China – Euer Darius

 

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Neun Tage Für Eine Neun Millionen Stadt

Heute fällt es mir besonders schwer einen geeigneten Einstieg zu finden. Ich überlege so oft hin und her welcher einleitende Satz wohl der passendste sein könnte. Vielleicht muss ich erst die richtige Musik finden, um in den optimalen Schreibfluss zu kommen. Aber bleiben wir doch bei dem Stichwort Musik, welche den Höhepunkt meiner letzten Woche darstellte. Doch beginnen sollte ich am Anfang.

 

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Wie immer liegt eine aufregende Woche hinter mir. Eine Woche voller neuer Erfahrungen. Dieses Mal nicht für mich, sondern für meine Familie, die mich hier im turbulenten China besucht hat. Neun Tage um eine neun Millionen Stadt zu erkunden. Ich glaube, dass diese drei sich jetzt wohl am Besten vorstellen können wie es sein muss, in einer vollkommen fremden Welt alleine Fuß zu fassen. Staunten sie am ersten Tag noch über die gehetzte Taxifahrt ohne den so sicheren Dreipunktgurt, so war diese für sie am Letzten so normal wie das Essen in einer der vielen Straßenrestaurants. So besuchten wir neben dem East Lake zahlreiche Stadtviertel Wuhans, die wohl bekannteste FoodStreet, die die Stadt zu bieten hat, den Yellow Crane Tower, die Yangtsee-Bridge, den Han-Fluss und als krönenden Abschluss die Wuhan Concert Hall, um an einem wunderschönen, klaren Abend dem Kölner Ensemble unser Gehör zu schenken. Schon die Taxifahrt zu diesem musikalischen Ereignis stellte ein Problem dar. Stellt euch vor, ihr habt Karten für den Friedrichstadtpalast. 20:00 Uhr Vorstellung, es ist also auf jeden Fall dunkel. Geht man in Deutschland davon aus, dass das Konzerthaus in voller Pracht beleuchtet ist, so ist dem so. Hier in Wuhan ist alles andere beleuchtet und strahlt in den schönsten Farben, aber nicht dieses Konzerthaus, das man in der Dunkelheit finden soll. So hatte also auch unser ortskundiger Taxifahrer seine Probleme die richtige Lokalität ausfindig zu machen. Tatsächlich wurde erst eine Stunde vor Beginn der Vorstellung der Hauptschalter betätigt, um den noch fehlenden Gästen den rechten Weg zu weisen. Ein absolut gigantischer Bau erstreckte sich nun auf einmal entlang des Yangtse Kiang. Und auch von innen zeigte sich das Qintai Konzerthaus von seiner schönsten Seite. Das Verwunderliche war, dass ausschließlich deutsche Künstler auf großen Plakaten in der Eingangshalle ausgestellt waren, um ihren kommenden Besuch anzukündigen. Skulpturen von Beethoven, Mozart und Bach standen entlang der großen Panoramafenster, die einen Blick auf den Fluss zuließen. Die Bühne und der Zuschauerraum selbst waren gigantisch groß. Die Semperoper erscheint dagegen als sehr klein, aber weist eine viel größere Gemütlichkeit und Historie mit ihrem Charm und den vergoldeten Rängen auf, als es dieses neue, moderne Veranstaltungshaus tun kann.

 

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Auf den ersten Blick wirkt es wunderbar, nicht wahr? Doch fühlte man sich neben diesen gigantischen Ausmaßen irgendwie verloren. Die Eingangshalle hatte mehr etwas von einem Flughafenterminal mit einem Wartegate für gestrichene Flüge zu tun, als mit einem gemütlichen, wärmenden Eingangsbereich in einem der deutschen Opernhäuser.

 

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Ihr kennt das doch. Schon allein wenn man vor diesen alten, traditionsreichen Gebäuden mit den roten Teppichen steht, die einen den Weg nach drinnen weisen. Die gelben, wärmenden Lichter, meist in verschnörkelten Lampen und mit Gold verzierten Formen vorzufinden, dass zieht doch jeden in diesen Bann, in dieses besondere Gefühl an dem Abend etwas tolles, außergewöhnliches zu erleben, wovon man bei der Autofahrt nach Hause noch sprechen wird. Diese netten Bediensteten, die mit Frack und Hütchen die anströmenden Gäste begrüßen und Karten abreißen. Die Geräuschkulisse von klirrenden Gläsern, Kamerageknipse und lachenden Gästen. Der Geruch von frischen Brezeln an den schön hergerichteten Bars mit den weißen Stehtischen davor, die jeden Gast zu einem kühlen Getränk mit einem kleinen Snack einladen. Das ist es doch, was Wohlbefinden, Gemütlichkeit und eine schöne Atmosphäre auslöst, oder?

 

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Doch davon lässt sich hier nicht viel finden. Kein Garderobe, in der man seine sieben Sachen abgibt oder den wärmenden Mantel in der Winterzeit. Den muss man auch nicht abgeben, sondern sollte man lieber anbehalten. Denn zu dieser Jahreszeit ist es hier in den öffentlichen Einrichtungen oftmals genau so kalt wie draußen. Es gibt keine Heizungen, die ein schön molliges Gefühl hervorrufen. Neben den Schanieren der Türen und der stützenden Wand ist noch ein halber Centimer Platz, was bedeutet, dass es fürchterlich durch diesen Schlitz zieht und auch der am besten geheizte Raum so viel Energie nach außen verlieren würde, dass es sich vermutlich nicht lohnt, diesen warm zu halten. Das Bauwerk kann noch so edel und groß sein, ein Schloss zum abschließen wird man vergeblich suchen. Hinter den Türen befinden sich lediglich Vorhängeschlösser, wie ich sie auch an meinem Fahrrad habe.

 

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Bevor wir nun in den Genuss gekommen sind dem Kölner Ensemble zuzuhören, hatten wir eine Einführung von Sachen, die wir während der Vorstellung nicht machen durften. Natürlich macht man keine Bilder, oder redet laut mit seinem Sitznachbar, aber ich darf tatsächlich nicht klatschen? Wie sonst soll ich dem Musiker meine Anerkennung ausdrücken? „Don´t applaud during the movement!“ Dieses Schild haben die, ich nenne sie mal vorsichtig Aufpasser, immer wieder hochgehalten, um anerkennendes Klatschen zu vermeiden. Aufpasser deshalb, weil sie während der kompletten Vorstellung in den Gängen gestanden haben, um auf das Publikum aufzupassen. Natürlich nicht, um jedes Mal nach dem Wohlbefinden zu fragen, sondern um sofort eingreifen zu können, falls jener sein Handy zückte um einen Schnappschuss zu landen. So ist es auch ganz normal, dass sowohl von unten, als auch von oben der Saal kontrolliert wird. Da kann es schon mal vorkommen, dass man plötzlich einen roten Punkt auf seinem Handy oder seiner Hand hat, der sich schnell hin und her bewegt. Dass ist dann der Laserpointer von den obrigen Aufpassern, der dich davon abhalten soll, ein Foto zu machen.

 

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Sehen wir von diesen Rahmenbedingungen ab und konzentrieren uns auf die Musik, die ich am Anfang angesprochen habe, so war es das wunderbarste Konzert, das wir hier in China bisher erleben durften. Ein grandioses Ensemble und ein toller, deutschstammiger Übersetzer, der den Chinesen in einer sehr unterhaltsamen Art und Weise immer die nächsten Programmpunkte angekündigt hat, als wäre er der Moderator der Show. Und zu guter Letzt zufällig den Pianisten des Ensembles kennenzulernen und ein paar Worte miteinander zu tauschen, gehört eben auch zu jenen schönen Erfahrungen, die mich hier in Wuhan strahlen lassen.

 

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In keinster Weise war dieser Abend befremdlich oder ungemütlich. Er war interessant. Interessant, weil wir wieder ein Stück Kultur von China kennengelernt haben. Die Art und Weise wie hier die Konzerte organisiert und durchgeführt werden ist erstaunlich und in jeder Hinsicht komplett anders, dass macht aber nichts.

 

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Doch wenn ich eins sagen kann, dann dass auf jeden Fall die Chinesen ein großes Interesse an der deutschen Musik und Kultur haben, denn dass zeigt mir die Teilnahme der vielen Chinesen an diesem Konzert, aber auch der feste Platz der Skulpturen von Mozart, Bach und Beethoven in den hiesigen Konzerthäusern, oder habt ihr schon mal traditionsreiche Skulpturen von chinesischen Künstlern in unseren deutschen Konzertsälen gesehen?

 

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Lasst mich zum Schluss noch einmal festhalten, dass China jeden Tag ein Abenteuer ist, das nun auch meine Familie kennenlernen durfte. So schwer Abschiede auch immer fallen, so mehr freut man sich auf ein Wiedersehen. Ein Wiedersehen auf das es sich lohnt zu warten.

Die Besten Grüße aus China!

Euer Darius

 

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Die Schönste Zeit

Die Vernunft sieht jeden Unsinn. Der Verstand rät einiges davon zu übersehen.

Liebe Freunde, meine Vernunft hat in den letzten Wochen viel gesehen, erlebt und mitgemacht. Mein Verstand hängt mir schon die ganzen, letzten Tage in den Ohren und erinnert mich daran, euch von meinen Erlebnissen zu erzählen. So entschuldige ich mich in aller Form für diesen verspäteten Eintrag.

 

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Wenn sich bei mir zu Hause Freunde zum Besuch anmelden, dann möchte ich mich immer von der besten Seite zeigen. Alles sollte aufgeräumt, ordentlich und vor allem sauber sein, so dass sich meine Gäste eben wie zu Hause fühlen. Heute ist so ein Tag! Doch sind die Gäste keine Freunde, sondern Schulinspektoren, die in einer jährlichen Visitation die Schule auf Herz und Nieren untersuchen. Das Phänomen gibt es in Deutschland auch. Der Flur wird geputzt, die Scheiben gereinigt, der mit Kaugummi beklebte Teppich gesaugt und ein paar neue Bilder des letzten Kunst Leistungskurses angebracht. So, das Prozedere in Deutschland. Hier an der Wuhan Changqing Mittelschule sind das lediglich Lappalien. Eine ganze Arbeiterschaft versammelt sich, um die Schule auf Hochglanz zu polieren. Die Wände werden in einem frischen Pink gestrichen und im Anschluss mit Bildern versehen, die dann maximal bis nach der Visitation hängen bleiben. Der Sportplatz bekommt eine neue Tartanbahn, neuen Kunstrasen und um ihn herum lauter grüner und blauer Sitzgelegenheiten. Ja, selbst neue Bäume werden herangetragen und eingepflanzt. Um die schon vorhandenen werden Bänke gebaut, die durch einen braunen Anstrich echt vornehm aussehen. Kleine Skulpturen, in Form von Büchern und Buchstaben werden mit lauter Ach und Krach zusammengeschweißt und angestrichen. Aus meinem Büro, dass vorher das „German Teacher´s Office“ war, wurde nun auf einmal das „International Department“.

Ihr merkt also, dass hier ganz schön viel auf die Beine gestellt wird, um die Schule in einem besonders guten Licht dastehen zu lassen, um vielleicht noch eine größere Förderung bzw. Unterstützung zu bekommen. Das ist es eben was ich zu Anfang meinte. Wir wollen uns doch immer alle von der besten Seite präsentieren. Oftmals ist dann aber doch Weniger – Mehr.

 

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Ein Blick der sich nicht verfälschen lässt, ist der von meiner Dachterasse. Um dem ganzen Alltagsstress und Aufwendungen zu entgehen, suche ich sie vor allem an klaren Abenden auf. Nun, ihr wisst sicher genau so wie ich, dass ich oftmals auf diese „klaren“ Abende sehr lange warten muss. So freut es mich jedes Mal umso mehr, hier oben zu sitzen, ein kühles Bier zu trinken und die Aussicht zu genießen und auch das Blinken der Flugzeuglichter genau zu erkennen. Hierhin ziehe ich mich zurück, wenn es mir dort unten zu laut und vor allem zu schnell wird. Doch jedes Mal, wenn ich die Stufen nach oben steige, denke ich darüber nach, wie ich euch am Besten diesen Eindruck beschreiben kann. Inzwischen habe ich den Punkt erreicht, an dem ich mir sage, dass ich diese Momente hier leben muss, weil ich sie wahrscheinlich in der Form nie wieder haben werde und deshalb euch dazu anregen möchte, diese genauso zu genießen und für einen kleinen Moment abzuschalten.

 

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Neben vielen, neuen Erfahrungen, die ich hier sammle, stehen auch immer wieder kleine Herausforderungen für die Zukunft an. Eine dieser Herausforderungen ist mein Freiwilligenprojekt, welches mir die Chance eröffnet, ein eigenes Vorhaben während meines Aufenthaltes in China zu realisieren. Hierbei ist, beginnend von Fotografie und Schauspiel, bis hin zur Poesie und Musik alles möglich. Ich habe mich für einen sehr aufregenden Part entschieden, der Musik. Ihr erinnert euch noch an den Sechstklässler, der in höchster Perfektion Vivaldi, Mozart und Beethoven spielen konnte? Er hat mich durch seine Musik so inspiriert und mitgerissen, so dass ich jetzt, einen Monat später, am Anfang der Erarbeitung des Stückes „Die Schönste Zeit“ von Bosse stehe. Drei sehr junge Pianisten, ein Gitarrist und eine Handvoll junger Chinesen werden am Ende dieses Lied nicht neu interpretieren, aber auf jeden Fall mit mir selber singen und ein Teil deutscher Kultur und Musik dadurch kennenlernen. Um dieses Projekt gelingen zu lassen und in einem Kurzfilm am Ende des Freiwilligendienstes zu präsentieren, gehe ich mit den Schülern jede einzelne Textzeile durch, erkläre ihnen den Inhalt und dessen Bedeutung und übe, übe und übe mit ihnen nicht als ein Lehrer, sondern als ein Freund. Dabei stellen wir uns z.B. vor einen Spiegel, sprechen und schreien schwierige Wörter so oft, dass sie am Ende eine deutliche Mundbewegung haben und das deutsche Wort sehr klar sprechen können. Dass Alles erfordert eine Menge Energie, Durchhaltevermögen und gute Laune. Stellt euch einfach vor, ihr müsstet ein Lied auf der jeweiligen Landessprache sprechen und danach noch singen können. Das ist für einige in der Muttersprache schon ein Problem, so habe ich sehr großen Respekt vor der Leistung dieser chinesischen Schüler. Natürlich haben sie auch viele Fragen, die ich dann meistens auf Englisch beantworten kann. Doch eine ihrer vielen Fragen ist leider offen geblieben. Auch die Antwort unseres Wissensorakels Google hat ihnen nicht gereicht. So habe ich mich direkt an den Autor des Textes gewandt, Axel Bosse. Dessen Antwort hat ihnen gereicht, uns wieder einen Schritt nach vorn gebracht und vor allem mir gezeigt, wie wissbegierig und hartnäckig die Jungs und Mädels sind, um genaue Informationen über bestimmte Hintergründe zu erhalten.

Ich bin sehr gespannt und auch ihr dürft gespannt sein, in welche Richtung sich dieses Vorhaben entwickeln wird.

 

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Mein Credo für die nächsten Wochen und auch Monate ist simpel, aber oft nicht leicht: Ein einzelner Zweig bricht, aber ein Bündel Zweige bleibt stark.

So sende ich euch die allerbesten Grüße aus China. Bleibt gesund und habt schöne Herbstferien.

Euer Darius!

P.S.: Auf jeden Fall wird einen kleinen Kurzfilm geben und vielleicht auch schon vorher ein paar Mitschnitte.

 

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Qingdao – Das kleine Italien an China´s Ostküste

Für gewöhnlich würde ich eine Postkarte schreiben, mit der ich die schönsten Urlaubsgrüße an meine Lieben in der ganzen Welt sende. Ich würde von meinem Urlaub erzählen, den sonnengebräunten Italienern, Spaniern oder Portugiesen. Den kulinarischen Restaurants und dem feinen Sandstrand, der jeden Abend von atemberaubenden Sonnenuntergängen in die Nacht begleitet wird. Doch sitze ich nicht wie gewöhnlich in einem kleinen Kaffee neben dem Strand und schreibe dort diese Urlaubserinnerungen auf kleine Postkarten. Nein, heute ist es ein kleines Kaffee im Flughafen von Qingdao, welches mich dazu einlädt, hinter einem Panoramafenster die letzten Urlaubsstrahlen mit einem kühlen Orangensaft zu genießen, um die letzten Tag auf diesem Blog Revue passieren zu lassen.

 

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Tatsächlich könnte ich diese Einleitung verwenden, um auf die Begegnung mit der wunderbaren Stadt an der Ostküste Chinas hinzuführen, denn es gibt sie hier wirklich, die kleinen Straßenkaffees mit Meeresrauschen, die großen Sandstrände, kulinarischen Restaurants und natürlich sonnengebräunten Menschen, die nicht immer knackige Italiener oder Spanier sein müssen. Mein erster Eindruck hatte absolut nichts mit der Volksrepublik China zu tun. Ich hatte das Gefühl, in einem der Urlaube mit meinen Eltern zurückgekehrt zu sein, die mich oft nach Italien, oder Frankreich brachten. Ihr kennt das bestimmt, schon allein die frische, klare Seeluft erinnert einen oft an den letzten Urlaub am Meer. Ich stellte also sehr früh fest, dass Qingdao mit den übrigen chinesischen Riesenmetropolen wenig gemein hatte. Die hügelige Landschaft, auf denen meist Häuser mit roten Dächern gebaut sind, die kleinen Seafoodrestaurants in jeder Straße, aber auch einfach die Mentalität der hier lebenden Menschen vermittelten mir einen ganz anderen Eindruck über dieses Land, als ich ihn durch Peking und Wuhan kannte. So begrüßte mich an jedem Morgen die Sonne mit ihren wunderbaren, warmen Strahlen und gab mir den den besten Start in den Tag. Vor allem hier in China merke ich, wie sehr mein Gemütszustand doch vom Wetter abhängt. Wenn ich doch gerade von Sonne und Sonneneinstrahlung rede, dann muss ich auf jeden Fall auf das chinesische Ideal der Haut zu sprechen kommen. Ihr wisst sicher, dass viele der hier lebenden Chinesen am liebsten ganz weiße Haut haben würden. Das ist für sie in gewisser Weise ein Schönheitsideal und eine Form der Reinheit. So kann man hier viele Frauen beobachten, die kleine Masken im Gesicht tragen, um dieses vor der Sonneneinstrahlung zu schützen. Spiderman-Fans hätten hier ihre wahre Freude, denn bis auf den Anzug und der spinnentypischen Funktionen, ähneln sie dem Action-Hero in jeglicher Form.

 

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Von kleinen, chinesischen Tempeln in denen Zeremonien abgehalten werden, über wunderbare Berge mit tollen Wandermöglichkeiten, bis hin zu kleinen Straßenlokalen, in denen ich während dieser Woche mit vielen neuen Chinesen zu Abend essen durfte, war alles dabei. Doch der Höhepunkt bestand wohl aus einem kleinen Segelabenteuer. Wenn mich jemand fragt, ob ich mit ihm segeln gehen möchte, dann stelle ich mich auf einen Segelturn ein, bei dem es mindestens einen erfahrenen Kapitän gibt, der vorzugsweise eine erfahrene Crew hat und hoffentlich genug Wind in den Segeln besitzt. Nun ja, den Wind hatten wir, den Rest allerdings nicht. Es war tatsächlich so, dass wir zum Segeln eigeladen worden waren, dass sich dann aber zum Do-It-Your-Self-Segeln entpuppte. Das sich niemand von unser traute, bei diesem derart kräftigen Wellengang selbst segeln zu gehen, stellte keine große Überraschung dar. Das ich dann aber, in meinem Übereifer unbedingt auf´s Wasser zu wollen, ein kleines Motorboot entdeckte und es „Klarschiff“ machen wollte, überraschte mich dann doch. Bevor ich das Boot dann jedoch zu Wasser lassen konnte, musste ich ausführlich dem kleinen, netten, in die Jahre gekommenen Chinesen erklären, wie so ein Motor in seiner Hülle und Fülle funktioniert. Das dieser übrigens sehr alt war und mir möglicherweise den Dienst auf offener See versagen könnte, erwähnte er dann erst zum Schluss. Der Wind und dadurch auch der Wellengang, hatte während der letzten halben Stunde so sehr zugenommen, so dass das Motorboot beim zu Wasser lassen fast vor der kleinen, schmalen Bucht zerschellt wäre. Das war dann also unser Segelabenteuer. Und ich hatte zuvor noch überlegt, ob es angebracht sei keine Schuhe mit schwarzer Sole anzuziehen, um Schmierereien auf dem weißen Lack des Vordecks, der mir in Gedanken vorschwebenden Abramowitch Yacht, zu vermeiden. Im Nachhinein musste ich über diesen Gedanken übrigens sehr schmunzeln. Dennoch hatte mich die Möglichkeit, einfach so ein Motorboot, ohne großen bürokratischen HickHack auszuleihen, sehr fasziniert. Das sind wohl jene Sachen, die ich hier in China so sehr mag, nämlich die Dinge direkt anzupacken, ohne sie vorher tausend Mal absichern zu müssen. Neben dieser fast humoristischen Segelpanne hatte diese Reise dann jedoch trotzdem seinen kleinen Haken. Ich befand mich in den chinesischen Ferien, den sogenannten National Holidays zu Ehren der Gründung der Volksrepublik China von 1949. Das bedeutet im Klartext, dass das ganze Land in Bewegung ist und Qingdao eines der attraktivsten Reiseziele darstellt. Die Strände, Straßen und vor allem öffentlichen Verkehrsmittel sind zu dieser Zeit also brechen voll. Vergleichbar mit dem Touristenaufkommen in Zeiten einer Hauptsaison auf Mallorca, vielleicht auch schlimmer. So freut es einen ausgehungerten, nicht chinesisch-sprachigen „Touristen“ umso mehr, wenn er ein nettes Lokal zur Mittagszeit bekommt, um seinem Hunger in aller Form entgegenzuwirken. Schade ist es nur, wenn auch nach einer Stunde der erste Kellnerkontakt, um die Bestellung entgegenzunehmen, noch nicht hergestellt werden konnte. Ausgehungert, unter neun Millionen Chinesen, im näheren Umfeld lauter hupender Autos und Verkehrsstau: Das sind Momente, die mich in der Menge untergehen lassen. An diese werde ich mich wohl nie so richtig gewöhnen können.

Was nehme ich also mit von dieser Zeit in Qingdao und den hier lebenden Menschen?

In erster Linie eine ganz neue und andere Mentalität, die mir die Menschen hier auf eine schöne Art und Weise näher gebracht hat. Die chinesische Gastfreundlichkeit, die ich in dieser Woche mehr als nur einmal verspüren durfte. Das chinesische Essen, das sich ebenfalls von Provinz zu Provinz unterscheidet.

Und natürlich das kleine Italien von China, dass es in meinen Erinnerungen jetzt für immer sein wird.

Ungeachtet aller Erfahrungen und Ereignisse die ich hier in China sammle, bin ich sehr traurig über die jüngsten Vorkommnisse in unserer Region. Ich hoffe, dass ihr schon bald wieder auf dem Weg der Besserung seid, denn manchmal ist Heilung ein langer Prozess, bei dem ich euch viel Energie und Kraft wünsche. So sende ich euch jetzt die allerbesten Genesungsgrüße aus Wuhan!

Euer Darius

 

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