Xièxiè Nǐ China – It was a pleasure to meet you

It was quite difficult to pack six months China in two suitcases. Just as difficult for me to find the right words for this turbulent time. I’ve seen a lot, experienced a lot and stood in front of problems we so don´t know in my home country. It’s a different world in which I dipped for half a year. That sounds once not that long on, but it is far more complex than a simple tourist visit, and the standard range of attractions and ancient art. China is more than the country we form in our minds and even more than a nightly television show we pay attention for when times reported back on traditional Chinese temples or the Terracotta Army. That H & M, Primark and Co. are going to produce cheap clothes in this country that our western lifestyle is able to buy a bikini or a swimsuit that says Made in China at the end, makes us not even more familiar. The result is an image that seems perfectly picturesque but in detail with a limited perspective. Not to rely on the media support, but to make ourselves an idea of that great country, our young generation has the ability to look forward and over these prejudices. A small part of us has the chance to, but do not use and others have not the means, but would like to do. The more grateful I am that I had the possibility to wander into a far country, discover a foreign culture which is new to me so far and get inspired by a lot of people in order to determine my evening program on television itself. When the summer months begin again, the baked potatoes are placed in the hot embers and depends of the club bread over the fire, then I will remind me of the great Chinese Wall and the Summer Palace, which inspires me to this day. Even Qingdao, the little Italy in China’s west coast and Wuhan, which became my second home. So I’m going to sit there and then I will catch up with the feeling that a change has taken place. A conversion, which I would not have expected before. It is as if I had looked a few years through a dirty glasses, in which I had lost the cloth again and again. The problems we are surrounded in my home country aren´t exist in real. At least, no serious once – there are luxury problems. Late ICE’s, the never-ending work of the Elbe Philharmonic Hall or the aging, but still not opened, Capital Airport of Berlin. In China I´m going to drive every night, now with a thick scarf, a hat and thick warm gloves on a small street over and look around. There is a small, shattered man under a staircase that offers him protection. His body lies on a foam mattress. The warming blanket over him. Besides his walker, a metal cup and a cardboard sign. This man has a problem because he doesn´t know whether he will survive the night in these freezing temperatures. This scenario is widely used in the world, but we are doing here in Europe actually quite good, right? This is my revue show. Gritty and true. There are both – just like anywhere in the world. We determine what we want to see and what we hear. And if one day someone asks me how China has been to me, I would ask him if he has brought some time with him, because this response is now complex from different perspectives. The time is at the end a good term to think about. William Somerset Maugham once said that the future is something that most people love only when it has become past. To live every moment, to have time for important issues and being able to fully concentrate on one thing, this is what I´ve learned, namely to appreciated the time. More Controversial and pointed my meetings in the last few month can´t be. I have met people who sit in the sweatshops of the sewing machines and only their wage is the reason why we can buy a T-Shirt for 9.90 euros. Just as I have met people who have already achieved everything in her life. Ultimately, Beijing, Qingdao, Wuhan and Shanghai have been my stations in China. On each track, I met other people, other stories, made other images. Now it’s up to me what image I keep.

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Best regards

Darius

 

 

Auf zu neuen Perspektiven

Es fiel mir ganz schön schwer, sechs Monate in zwei Koffer zu packen. Genau so schwer fällt es mir jetzt, die richtigen Worte für diese bewegte Zeit zu finden. Ich habe viel gesehen, viel erlebt und vor Problemen gestanden, die wir hierzulande so nicht kennen. Es ist eine andere Welt, in die ich für ein halbes Jahr eintauchen durfte. Das hört sich erst einmal nicht so lang an, doch ist es weitaus komplexer als nur ein einfacher Touristenbesuch, der das Standardprogramm von Sehenswürdigkeiten, antiker Kunst und Zeitgeschichte aufweist. China ist mehr als das Land, das wir in unseren Köpfen formen und dem wir abendlich im Fernsehen auf Arte und 3sat unsere Aufmerksamkeit schenken, wenn mal wieder über traditionelle chinesische Tempelanlagen oder die Terrakotta-Armee berichtet wird. Dass H&M, Primark und Co billig in diesem Land ihre Kleidung produzieren und wir dann am Ende einen Bikini oder eine Badehose mit der Aufschrift Made in China kaufen, macht es uns auch nicht vertrauter. So entsteht ein Bild, das malerisch vollendet doch perspektivisch eingeschränkt scheint. Nicht auf die mediale Unterstützung zu vertrauen, sondern sich selbst ein Bild davon zu machen, dazu haben einige junge Leute die Chance, nutzen diese jedoch nicht und andere haben nicht die Mittel, würden es aber gerne tun. Umso dankbarer bin ich, dass ich in ein fernes Land schweifen, eine mir bisher fremde Kultur entdecken und neue inspirierende Menschen kennenlernen durfte, um mein Abendprogramm im Fernsehen selbst zu bestimmen. Wenn die Sommermonate wieder anbrechen, die Folienkartoffeln in die heiße Glut gelegt werden und der Knüppelteig über dem Feuer hängt, dann werde ich mich zurückerinnern an die großartige chinesische Mauer und den Sommerpalast, der mich bis heute begeistert. Aber auch an Qingdao, das kleine Italien an Chinas Westküste und an Wuhan, dass wohl zu meiner zweiten Heimat geworden ist. So werde ich dort sitzen und dann wird mich das Gefühl einholen, dass eine Wandlung stattgefunden hat. Eine Wandlung, mit der ich so vorher nicht gerechnet hätte. Es ist, als hätte ich jahrelang durch eine schmutzige Brille geschaut, bei der mir das Putztuch immer wieder abhanden gekommen war. Die Probleme, mit denen wir uns hierzulande manchmal umgeben, sind keine. Zumindest keine schwerwiegenden – es sind Luxusprobleme. Verspätete ICE´s, das nie endende Werk der Elbphilharmonie oder der immer älter werdende, aber trotzdem nicht eröffnete, Hauptstadtflughafen BER. In China fahre ich jeden Abend, inzwischen mit einem dicken Schal, einer dicken Mütze und wärmenden Handschuhen, an einer kleinen Straße vorbei und schaue um mich. Es liegt ein kleiner, zerrütteter Mann unter einer Treppe, die ihm Schutz bietet. Sein Körper liegt auf einer Schaumstoffmatratze. Die wärmende Decke über ihm. Daneben seine Gehhilfe, ein Metallbecher und ein Pappschild. Dieser Mann hat ein Problem, denn er weiß nicht, ob er die Nacht bei diesen eisigen Temperaturen überstehen wird. Dieses Szenario ist weit in der Welt verbreitet, doch geht es uns hier in Europa eigentlich ganz gut, oder? Das ist meine Revuevorstellung. Ungeschönt und wahr. Es gibt hier beides – genau so wie überall in der Welt. Wir bestimmen, was wir sehen wollen und was wir überhören. Und wenn mich dann eines Tages doch jemand danach fragt, wie China für mich eigentlich war, dann würde ich ihn fragen, ob er etwas Zeit mitgebracht hat, denn diese Antwort ist nun aus unterschiedlichen Perspektiven komplex. Die Zeit ist abschließend auch noch einmal ein gutes Stichwort. William Somerset Maugham hat einmal gesagt, dass die Zukunft etwas ist, das die meisten Menschen erst lieben, wenn es Vergangenheit geworden ist. Jeden Moment zu leben, für etwas Zeit zu haben und sich auf eine Sache vollständig konzentrieren zu können, dass habe ich während dieser Zeit auch schätzen gelernt. Kontroverser und überspitzer hätte der Kontrast zwischen meinen Begegnungen in den letzten paar Monaten nicht sein können. Ich habe die Menschen getroffen, die in den Sweatshops an den Nähmaschinen sitzen und deren Lohn der Grund dafür ist, weshalb wir uns für 9,90 Euro ein T-Shirt kaufen können. Genau so sind mir Menschen begegnet, die schon alles in ihrem Leben erreicht haben. Letztlich sind Beijing, Qingdao, Wuhan und Shanghai meine Stationen im Reich der Mitte gewesen. An jedem Gleis traf ich andere Leute, andere Geschichten, machte andere Bilder. Jetzt liegt es an mir, welches Bild ich behalte.

 

Jetzt gilt es in Deutschland anzukommen, die Perspektive zu wechseln und nach vorn zu blicken. Ich freue mich auf das Kommende, blicke aber auch mit voller Freude auf das letzte Jahr zurück.

Dieser Blog wird erhalten bleiben und vielleicht auch eines Tages fortgesetzt, wenn ich dahin zurückkehre wo alles angefangen hat.

 

Ein letztes Mal liebe Freunde,

 

gehabt euch wohl und bis bald!

 

Euer Darius

 

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Die schönste Zeit in einer sich verändernden Welt

Liebe Freunde, Blogleserinnen und Blogleser,

es hat mir die vergangen Monate große Freude bereit für euch zu schreiben und zusammen mit euch dieses Land und seine Menschen zu erleben. Ich bedanke mich für fast 10.000 Klicks, Followers – wie auch immer! Es soll nicht der letzte Eintrag gewesen sein, denn auf eine letzte spannende Etappe geht es noch zu.

Bevor jedoch alles dem Ende zugeht, melde ich mich heute mit meinem Freiwilligenprojekt zurück. Es ist ein Film/Musikprojekt, das die Menschen in China genauer hervorheben soll, die trotz schwerer Entscheidungen und täglicher harter Arbeit die schönen Dinge des Lebens schätzen und glücklich sind. Das primäre Ziel bestand darin herauszufinden, ob wir die schönen Dinge des Lebens in unserer mit Schnelligkeit und Neuerungen überhäuften Welt überhaupt noch wahrnehmen. Zusammen mit Schülern einer chinesischen Mittelschule ist dazu separat ein kleines Musikprojekt entstanden, das sich inhaltlich ebenfalls mit dem Thema Glück und der schönsten Zeit im Leben auseinandersetzt.

https://www.youtube.com/watch?v=TgGQKeVAoPc

Dieses Video ist im Rahmen des Freiwilligendienstes KULTURWEIT entstanden und sieht sich als eigenständiges Freiwilligenprojekt ohne Förderung/Kooperation der DUK und des Auswärtigen Amts! Falls dies wegen der Bauchbinden im Opener zu Verwirrungen führen sollte, bitten wir es zu entschuldigen! KULTURWEIT ist ein internationaler Freiwilligendienst in Kooperation mit der Deutschen UNESCO Kommission und wird gefördert durch das Auswärtige Amt!Am besten ihr schaut es euch direkt bei YouTube an, weil einige Inhalte des Videos auf dieser Website nicht funktionieren. Stellt die HD Qualität ein, um keine ollen, schwammigen Bilder zu haben! Ich würde mich sehr über das teilen und kommentieren freuen und wenn es gefällt natürlich umso mehr!

Unten seht ihr noch die entstanden Fotos von der Vorstellung meines Filmprojektes!

 

Ihr Lieben – bis nächste Woche und viel Spaß beim anschauen!

 

Euer Darius

 

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Sechs Monate – Ein Menschenleben

Etwas aufregendes tun. In ferne Länder schweifen und einen Prozess anschieben, der in vielerlei Hinsicht von Nutzen sein kann. Eine bisher fremde Kultur entdecken. Neue inspirierende Menschen und ihre Geschichten kennenlernen oder einfach mal das wagen, was nicht jeder macht.

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So ziemlich genau das hätte ich von mir gegeben, wenn mich jemand vor sechs Monaten gefragt hätte, was ich so am liebsten machen würde. Ich wurde nicht gefragt. Ich habe mich einfach beworben und gelandet bin ich hier, in China. Ein Land, das weit aus mehr ist als nur ein Google-Ergebnis, welches es als Großmacht bezeichnet. Gesehen und erlebt habe ich inzwischen einiges, so dass jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um meine Erlebnisse im Reich der Mitte Revue passieren zu lassen.

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Ihr erinnert euch sicher noch an Peking. An meine Erfahrungen in der U-Bahn, die mit einer finnischen Sauna gleichzusetzen war.  An die großartige, chinesische Mauer und den Sommerpalast, der mich bis heute begeistert hat. Peking hat mich geformt und auf das vorbereitet, was mich in den kommenden Monaten erwarten sollte.

So könnte ich nun jeden einzelnen Punkt anführen, der hier in meiner Historie liegt. Doch steht das alles schon ausführlich auf dieser Seite.

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Es hat eine Wandlung stattgefunden. Eine Wandlung, mit der ich so vorher nie gerechnet hätte. Ich habe ehrlich gesagt nichts erwartet, als ich in dieses Land gekommen bin. Dass es hier chinesische Tempel, Nudeln und Reis gibt, dass war mir klar. Damit hatte ich gerechnet. Darauf war ich vorbereitet, aber dass ich mich in meiner Person auch ändern könnte, dass war mir vorher nicht bewusst. Es ist, als ob ich jahrelang durch eine schmutzige Brille geschaut hätte, bei der mir das Putztuch immer wieder abhanden gekommen ist.

 

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Ich habe eingesehen, dass die Probleme, die ich in Deutschland hatte, Luxusprobleme waren. Nicht nur mir geht es so. Ich höre sie jeden Tag! Mal beklagt sich der Eine über den fehlenden Senf auf seinem Brötchen und ein andermal beklagt sich der Andere über die Verspätung seines ICE´s.

 

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Hier fahre ich jeden Abend, inzwischen mit einem dicken Schal, einer dicken Mütze und wärmenden Handschuhen, an einer kleinen Straßen vorbei und schaue um mich. Es liegt ein kleiner, zerrütteter Mann unter einer Treppe, die ihm Schutz bietet. Sein Körper liegt auf einer Schaumstoffmatratze. Die wärmende Decke über ihm. Daneben seine Gehhilfe, ein Metallbecher und ein Pappschild.

 

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Die wohl eindrucksvollste Woche liegt hinter mir. Ich hatte die Gelegenheit eine Stadt zu sehen, die viele nur aus Erzählungen oder dem Fernsehen kennen. Die beleuchtete Skyline vor dem Fluss. Die wunderschönen Wolkenkratzer in ihren unterschiedlichsten Formen und eben diese Stadt: Shanghai!  Allen Chinareisenden empfehle ich einen Ausflug dorthin. Es wird ein Kontrastprogramm sein. Ein Programm, das gar nicht so ist, wie man sich China vielleicht ausmalt. International, lebendig und abwechslungsreich – Shanghai. Vielleicht vermisst der Ein oder Andere die typischen, chinesischen Straßen, wo es aus kleinen Lokalen dampft. Vereinzelt wird man sie finden, aber sollte man sich hier auf die Moderne beschränken. Erst einmal am BUND angekommen, eröffnet sich ein weiter Blick über den Fluss. Dahinter türmen sich Gebäude, die bis in den späten Abend in hellen Lichtern bis auf die Mitte des Flusses glänzen. So hat man jeden Abend die Möglichkeit bis 10:00 PM dieses Spektakel zu bestaunen, denn danach werden die Lichter abgestellt und der Glanz erlischt. Das man mir das Fliegen hier in China nicht ersetzen kann war mir klar. Aber als ich im 98. Stock des Hyatt Park Hotels stand und auf die beleuchtete Stadt schaute, wie sie dort im Miniaturformat unter mir lag, war es fast wieder das alte Gefühl vom Fliegen, das in mir aufflammte.

 

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Dass ist doch toll, oder? Und nun werde ich gefragt, wie die Chinesen Weihnachten feiern! In Shanghai ganz sicher westlich pompös. In Wuhan eher schlicht und einfach, oder vielleicht auch gar nicht, weil es an Internationalität fehlt und das Fest der Liebe meistens in den chinesischen Frühjahrsferien im Februar nachgeholt wird. Oder fragen wir den kleinen, alten Mann, der schutzsuchend unter der Treppe die Wintermonate überstehen muss.

 

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Kontroverser und überspitzer hätte der Kontrast zwischen meinen Begegnungen in den letzten paar Monaten nicht sein können. Beijing, Qingdao, Wuhan, Shanghai und letztlich China sind meine Stationen gewesen. An jedem Gleis traf ich andere Leute, andere Geschichten und machte andere Bilder. Jetzt liegt es an mir, welches Bild ich behalte.

Das ist meine Revuevorstellung. Ungeschönt und wahr. Es gibt hier beides – genau so wie überall in der Welt. Wir bestimmen was wir sehen wollen und was wir überhören. Ich wollte es jahrelang nicht sehen und habe lieber Musik gehört.

 

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Trotzdem werde ich das nächste Mal noch einmal ausführlich auf das Weihnachtsprogramm, Shanghai und das Zwischenseminar eingehen, die eine oder andere Erfahrung präsentieren und natürlich wie gewohnt euch mit vielen Bildern auf dem laufenden halten.

Ihr Lieben – Ich wünsche euch eine schöne Vorweihnachtszeit! Bleibt gesund und munter!

Mit den besten Grüßen aus China – Euer Darius

 

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Die Schönste Zeit

Die Vernunft sieht jeden Unsinn. Der Verstand rät einiges davon zu übersehen.

Liebe Freunde, meine Vernunft hat in den letzten Wochen viel gesehen, erlebt und mitgemacht. Mein Verstand hängt mir schon die ganzen, letzten Tage in den Ohren und erinnert mich daran, euch von meinen Erlebnissen zu erzählen. So entschuldige ich mich in aller Form für diesen verspäteten Eintrag.

 

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Wenn sich bei mir zu Hause Freunde zum Besuch anmelden, dann möchte ich mich immer von der besten Seite zeigen. Alles sollte aufgeräumt, ordentlich und vor allem sauber sein, so dass sich meine Gäste eben wie zu Hause fühlen. Heute ist so ein Tag! Doch sind die Gäste keine Freunde, sondern Schulinspektoren, die in einer jährlichen Visitation die Schule auf Herz und Nieren untersuchen. Das Phänomen gibt es in Deutschland auch. Der Flur wird geputzt, die Scheiben gereinigt, der mit Kaugummi beklebte Teppich gesaugt und ein paar neue Bilder des letzten Kunst Leistungskurses angebracht. So, das Prozedere in Deutschland. Hier an der Wuhan Changqing Mittelschule sind das lediglich Lappalien. Eine ganze Arbeiterschaft versammelt sich, um die Schule auf Hochglanz zu polieren. Die Wände werden in einem frischen Pink gestrichen und im Anschluss mit Bildern versehen, die dann maximal bis nach der Visitation hängen bleiben. Der Sportplatz bekommt eine neue Tartanbahn, neuen Kunstrasen und um ihn herum lauter grüner und blauer Sitzgelegenheiten. Ja, selbst neue Bäume werden herangetragen und eingepflanzt. Um die schon vorhandenen werden Bänke gebaut, die durch einen braunen Anstrich echt vornehm aussehen. Kleine Skulpturen, in Form von Büchern und Buchstaben werden mit lauter Ach und Krach zusammengeschweißt und angestrichen. Aus meinem Büro, dass vorher das „German Teacher´s Office“ war, wurde nun auf einmal das „International Department“.

Ihr merkt also, dass hier ganz schön viel auf die Beine gestellt wird, um die Schule in einem besonders guten Licht dastehen zu lassen, um vielleicht noch eine größere Förderung bzw. Unterstützung zu bekommen. Das ist es eben was ich zu Anfang meinte. Wir wollen uns doch immer alle von der besten Seite präsentieren. Oftmals ist dann aber doch Weniger – Mehr.

 

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Ein Blick der sich nicht verfälschen lässt, ist der von meiner Dachterasse. Um dem ganzen Alltagsstress und Aufwendungen zu entgehen, suche ich sie vor allem an klaren Abenden auf. Nun, ihr wisst sicher genau so wie ich, dass ich oftmals auf diese „klaren“ Abende sehr lange warten muss. So freut es mich jedes Mal umso mehr, hier oben zu sitzen, ein kühles Bier zu trinken und die Aussicht zu genießen und auch das Blinken der Flugzeuglichter genau zu erkennen. Hierhin ziehe ich mich zurück, wenn es mir dort unten zu laut und vor allem zu schnell wird. Doch jedes Mal, wenn ich die Stufen nach oben steige, denke ich darüber nach, wie ich euch am Besten diesen Eindruck beschreiben kann. Inzwischen habe ich den Punkt erreicht, an dem ich mir sage, dass ich diese Momente hier leben muss, weil ich sie wahrscheinlich in der Form nie wieder haben werde und deshalb euch dazu anregen möchte, diese genauso zu genießen und für einen kleinen Moment abzuschalten.

 

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Neben vielen, neuen Erfahrungen, die ich hier sammle, stehen auch immer wieder kleine Herausforderungen für die Zukunft an. Eine dieser Herausforderungen ist mein Freiwilligenprojekt, welches mir die Chance eröffnet, ein eigenes Vorhaben während meines Aufenthaltes in China zu realisieren. Hierbei ist, beginnend von Fotografie und Schauspiel, bis hin zur Poesie und Musik alles möglich. Ich habe mich für einen sehr aufregenden Part entschieden, der Musik. Ihr erinnert euch noch an den Sechstklässler, der in höchster Perfektion Vivaldi, Mozart und Beethoven spielen konnte? Er hat mich durch seine Musik so inspiriert und mitgerissen, so dass ich jetzt, einen Monat später, am Anfang der Erarbeitung des Stückes „Die Schönste Zeit“ von Bosse stehe. Drei sehr junge Pianisten, ein Gitarrist und eine Handvoll junger Chinesen werden am Ende dieses Lied nicht neu interpretieren, aber auf jeden Fall mit mir selber singen und ein Teil deutscher Kultur und Musik dadurch kennenlernen. Um dieses Projekt gelingen zu lassen und in einem Kurzfilm am Ende des Freiwilligendienstes zu präsentieren, gehe ich mit den Schülern jede einzelne Textzeile durch, erkläre ihnen den Inhalt und dessen Bedeutung und übe, übe und übe mit ihnen nicht als ein Lehrer, sondern als ein Freund. Dabei stellen wir uns z.B. vor einen Spiegel, sprechen und schreien schwierige Wörter so oft, dass sie am Ende eine deutliche Mundbewegung haben und das deutsche Wort sehr klar sprechen können. Dass Alles erfordert eine Menge Energie, Durchhaltevermögen und gute Laune. Stellt euch einfach vor, ihr müsstet ein Lied auf der jeweiligen Landessprache sprechen und danach noch singen können. Das ist für einige in der Muttersprache schon ein Problem, so habe ich sehr großen Respekt vor der Leistung dieser chinesischen Schüler. Natürlich haben sie auch viele Fragen, die ich dann meistens auf Englisch beantworten kann. Doch eine ihrer vielen Fragen ist leider offen geblieben. Auch die Antwort unseres Wissensorakels Google hat ihnen nicht gereicht. So habe ich mich direkt an den Autor des Textes gewandt, Axel Bosse. Dessen Antwort hat ihnen gereicht, uns wieder einen Schritt nach vorn gebracht und vor allem mir gezeigt, wie wissbegierig und hartnäckig die Jungs und Mädels sind, um genaue Informationen über bestimmte Hintergründe zu erhalten.

Ich bin sehr gespannt und auch ihr dürft gespannt sein, in welche Richtung sich dieses Vorhaben entwickeln wird.

 

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Mein Credo für die nächsten Wochen und auch Monate ist simpel, aber oft nicht leicht: Ein einzelner Zweig bricht, aber ein Bündel Zweige bleibt stark.

So sende ich euch die allerbesten Grüße aus China. Bleibt gesund und habt schöne Herbstferien.

Euer Darius!

P.S.: Auf jeden Fall wird einen kleinen Kurzfilm geben und vielleicht auch schon vorher ein paar Mitschnitte.

 

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Vom Musik-Trio zu Beethoven, Bach und Mozart

Manchmal weiß man gar nicht so recht, wie man den nächsten Eintrag anfangen soll zu schreiben. Dabei erweist es sich immer als gute Alternative, die letzten Tage im Kopf durchzugehen und das bewegendste Ereignis aufzuschnappen und hier festzuhalten. Als ich gestern bei tropischen 32 Grad in mein Wohnviertel abgebogen bin, habe ich mich sehr darüber gewundert, weshalb so viele bunte Kränze und gebastelte Sachen auf der Straße vor meinem Apartment lagen. Heute, exakt um 04:30 Uhr, sollte ich dann die Antwort auf diese Frage bekommen. Erst dachte ich, es sei ein schlechter Scherz, dass jemand zu dieser unmenschlichen Zeit anfängt lautstark Trompete zu spielen. Als dieser Einzelne dann noch von einem Saxophon und einem kleinen Schlagzeug begleitet wurde, war es vorbei mit der Nachtruhe, denn das Trio hatte sich nun eingespielt. Das was sie da spielten, hatte nichts mit Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ zu tun, sondern erinnerte eher an eine freie Interpretation, der sonst so typischen chinesischen Klänge, die traditionell auf einem Gu Zheng gespielt werden. Sie erweisen den Verstorbenen die letzte Ehre und begleiten sie auf ihrem weiteren Weg. In Deutschland würde man nun vermutlich die angeklappten Fenster zu machen und auf den Schallschutz, der mehrfach ausgezeichneten Velux-Fenster, vertrauen. Das sind die deutschen Fenster, mit denen man auch Nächte neben vielbefahrenenen Straßen aushalten könnte. Doch bei den Chinesischen macht es keinen Unterschied, ob diese geschlossen oder geöffnet sind, es ist gleich laut. So war also die Nacht für mich um 04:30 Uhr zu Ende und deshalb beschloss ich, mir das Ganze mal aus nächster Nähe anzuschauen. Für gelungene Fotoaufnahmen war es leider dennoch zu dunkel. Trotzdem habe ich ein paar schöne Audiomitschnitte einfangen können, die ich euch nicht vorenthalten will.

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So schnell wie das Trio angefangen hatte zu spielen, so schnell ist der Tag dann auch angebrochen. Vielleicht kennt ihr das. Ihr seid so stark in eurem Alltagsrhythmus involviert, so dass ihr bestimmte Sachen ganz automatisch macht und erst Sekunden später realisiert, dass diese gar nicht funktionieren. Ich gehe also ins Bad, mache den Lichtschalter an, daraufhin wird es nicht heller, ich stelle mich vor den Spiegel und will so eben zur Zahnbürste greifen, doch irgendwas ist hier zu dunkel. In meinem Automatismus habe ich nicht gemerkt, dass das Licht gar nicht angegangen ist. Richtig, dass ist ein chinesischer Stromausfall! So ist es also ganz normal, dass man sich morgens mit chinesischen Elektrikern kurzschließen muss, die kein Wort Englisch sprechen, es aber auf irgendeine Art und Weise dennoch alles funktioniert und ich es pünktlich zu meinem Unterricht schaffe.

 

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Beim Lesen hört sich das vielleicht alles gar nicht so dramatisch an, aber oftmals ist es so, dass mich solche Momente, bei denen ich zuvor eine kurze Nacht hatte, ich unter enormem Zeitdruck stehe, oder der Strom mal wieder nicht funktioniert und die nicht deutschsprachigen Elektriker kontaktiert werden müssen, enorm mitnehmen. Man fragt sich dann auf einmal was man hier eigentlich macht und warum einem niemand direkt hilft. Aber für all diese Fragen gibt es dann immer eine ziemlich schnelle und plausible Antwort: „Es ist China!“ Und mit diesem kurzen Satz kann man sich oftmals nicht abfinden. Geht es mir in diesem Moment gerade noch schlecht, so kommt schon der Nächste und nimmt mich wie eine Thermikblase ganz weit nach oben. So war es gestern das erste Mal, dass mich die Musik mit einer mir fremden Kultur und deren Menschen verbunden hat. Obwohl ich in Deutschland jahrelang Klavier gespielt habe, einige Sachen im Orchester mit vielen jungen Leuten zusammen ausprobieren konnte und alle immer davon gesprochen haben, dass die Musik verbindet, habe ich persönlich diese Verbindung in meiner Heimat nie gespürt. Doch hier reicht ein Tag aus. Ein einzelner Tag, an dem ich wie gewohnt in die Schule komme und von dem feinsten Klavierkonzert begrüßt werde, dass sich mir vorher so noch nie geboten hat. Doch sitzt dort kein Beethoven, oder Bach am Flügel in der großen Eingangshalle, sondern ein Sechstklässler, der mit den Tasten so vertraut ist, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Dieser Junge, der hier in China aufgewachsen ist, für den Mozart, Vivaldi oder Bach weit entfernte Größen sind, vermittelt mir in seinen jungen Jahren mehr Klassik und Musikgeschichte, als sie mir jemals in meiner Heimat nahegelegt werden konnten. Das ich diesen Moment als so herausragend empfand und gleichermaßen hier jetzt so beschreibe, liegt wohl ganz einfach daran, dass ich erst durch ihn gelernt habe, dass Musik wirklich verbindet. Und zwar jeden einzelnen von uns! Egal welcher Nationalität, Sprache oder Hautfarbe. In diesem einen Moment haben wir uns ohne Worte verstanden, weil die Musik für uns auf einer gleichen Ebene gesprochen hat. Für diesen kurzen Augenblick habe ich mich nicht mehr als ein Fremder gefühlt, der das Land nicht kennt und die Sprache nicht spricht. Im Gegenteil, jetzt konnte ich einer von ihnen sein und zusammen mit ihnen musizieren.

So sende ich euch jetzt die allerbesten Grüße aus Wuhan!

Euer Darius

P.S. Das erste Unterrichtsvideo ist online! Ihr findet es hier: https://www.youtube.com/watch?v=e5Bd8XVCKWs&feature=youtu.be

 

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