Xièxiè Nǐ China – It was a pleasure to meet you

It was quite difficult to pack six months China in two suitcases. Just as difficult for me to find the right words for this turbulent time. I’ve seen a lot, experienced a lot and stood in front of problems we so don´t know in my home country. It’s a different world in which I dipped for half a year. That sounds once not that long on, but it is far more complex than a simple tourist visit, and the standard range of attractions and ancient art. China is more than the country we form in our minds and even more than a nightly television show we pay attention for when times reported back on traditional Chinese temples or the Terracotta Army. That H & M, Primark and Co. are going to produce cheap clothes in this country that our western lifestyle is able to buy a bikini or a swimsuit that says Made in China at the end, makes us not even more familiar. The result is an image that seems perfectly picturesque but in detail with a limited perspective. Not to rely on the media support, but to make ourselves an idea of that great country, our young generation has the ability to look forward and over these prejudices. A small part of us has the chance to, but do not use and others have not the means, but would like to do. The more grateful I am that I had the possibility to wander into a far country, discover a foreign culture which is new to me so far and get inspired by a lot of people in order to determine my evening program on television itself. When the summer months begin again, the baked potatoes are placed in the hot embers and depends of the club bread over the fire, then I will remind me of the great Chinese Wall and the Summer Palace, which inspires me to this day. Even Qingdao, the little Italy in China’s west coast and Wuhan, which became my second home. So I’m going to sit there and then I will catch up with the feeling that a change has taken place. A conversion, which I would not have expected before. It is as if I had looked a few years through a dirty glasses, in which I had lost the cloth again and again. The problems we are surrounded in my home country aren´t exist in real. At least, no serious once – there are luxury problems. Late ICE’s, the never-ending work of the Elbe Philharmonic Hall or the aging, but still not opened, Capital Airport of Berlin. In China I´m going to drive every night, now with a thick scarf, a hat and thick warm gloves on a small street over and look around. There is a small, shattered man under a staircase that offers him protection. His body lies on a foam mattress. The warming blanket over him. Besides his walker, a metal cup and a cardboard sign. This man has a problem because he doesn´t know whether he will survive the night in these freezing temperatures. This scenario is widely used in the world, but we are doing here in Europe actually quite good, right? This is my revue show. Gritty and true. There are both – just like anywhere in the world. We determine what we want to see and what we hear. And if one day someone asks me how China has been to me, I would ask him if he has brought some time with him, because this response is now complex from different perspectives. The time is at the end a good term to think about. William Somerset Maugham once said that the future is something that most people love only when it has become past. To live every moment, to have time for important issues and being able to fully concentrate on one thing, this is what I´ve learned, namely to appreciated the time. More Controversial and pointed my meetings in the last few month can´t be. I have met people who sit in the sweatshops of the sewing machines and only their wage is the reason why we can buy a T-Shirt for 9.90 euros. Just as I have met people who have already achieved everything in her life. Ultimately, Beijing, Qingdao, Wuhan and Shanghai have been my stations in China. On each track, I met other people, other stories, made other images. Now it’s up to me what image I keep.

A very warm thanks to http://15-degrees-east.com for the first publishment you can discover here http://15-degrees-east.com/xiexie-ni-china-it-was-a-pleasure-to-meet-you.html

Best regards

Darius

 

 

Die schönste Zeit in einer sich verändernden Welt

Liebe Freunde, Blogleserinnen und Blogleser,

es hat mir die vergangen Monate große Freude bereit für euch zu schreiben und zusammen mit euch dieses Land und seine Menschen zu erleben. Ich bedanke mich für fast 10.000 Klicks, Followers – wie auch immer! Es soll nicht der letzte Eintrag gewesen sein, denn auf eine letzte spannende Etappe geht es noch zu.

Bevor jedoch alles dem Ende zugeht, melde ich mich heute mit meinem Freiwilligenprojekt zurück. Es ist ein Film/Musikprojekt, das die Menschen in China genauer hervorheben soll, die trotz schwerer Entscheidungen und täglicher harter Arbeit die schönen Dinge des Lebens schätzen und glücklich sind. Das primäre Ziel bestand darin herauszufinden, ob wir die schönen Dinge des Lebens in unserer mit Schnelligkeit und Neuerungen überhäuften Welt überhaupt noch wahrnehmen. Zusammen mit Schülern einer chinesischen Mittelschule ist dazu separat ein kleines Musikprojekt entstanden, das sich inhaltlich ebenfalls mit dem Thema Glück und der schönsten Zeit im Leben auseinandersetzt.

https://www.youtube.com/watch?v=TgGQKeVAoPc

Dieses Video ist im Rahmen des Freiwilligendienstes KULTURWEIT entstanden und sieht sich als eigenständiges Freiwilligenprojekt ohne Förderung/Kooperation der DUK und des Auswärtigen Amts! Falls dies wegen der Bauchbinden im Opener zu Verwirrungen führen sollte, bitten wir es zu entschuldigen! KULTURWEIT ist ein internationaler Freiwilligendienst in Kooperation mit der Deutschen UNESCO Kommission und wird gefördert durch das Auswärtige Amt!Am besten ihr schaut es euch direkt bei YouTube an, weil einige Inhalte des Videos auf dieser Website nicht funktionieren. Stellt die HD Qualität ein, um keine ollen, schwammigen Bilder zu haben! Ich würde mich sehr über das teilen und kommentieren freuen und wenn es gefällt natürlich umso mehr!

Unten seht ihr noch die entstanden Fotos von der Vorstellung meines Filmprojektes!

 

Ihr Lieben – bis nächste Woche und viel Spaß beim anschauen!

 

Euer Darius

 

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Neun Tage Für Eine Neun Millionen Stadt

Heute fällt es mir besonders schwer einen geeigneten Einstieg zu finden. Ich überlege so oft hin und her welcher einleitende Satz wohl der passendste sein könnte. Vielleicht muss ich erst die richtige Musik finden, um in den optimalen Schreibfluss zu kommen. Aber bleiben wir doch bei dem Stichwort Musik, welche den Höhepunkt meiner letzten Woche darstellte. Doch beginnen sollte ich am Anfang.

 

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Wie immer liegt eine aufregende Woche hinter mir. Eine Woche voller neuer Erfahrungen. Dieses Mal nicht für mich, sondern für meine Familie, die mich hier im turbulenten China besucht hat. Neun Tage um eine neun Millionen Stadt zu erkunden. Ich glaube, dass diese drei sich jetzt wohl am Besten vorstellen können wie es sein muss, in einer vollkommen fremden Welt alleine Fuß zu fassen. Staunten sie am ersten Tag noch über die gehetzte Taxifahrt ohne den so sicheren Dreipunktgurt, so war diese für sie am Letzten so normal wie das Essen in einer der vielen Straßenrestaurants. So besuchten wir neben dem East Lake zahlreiche Stadtviertel Wuhans, die wohl bekannteste FoodStreet, die die Stadt zu bieten hat, den Yellow Crane Tower, die Yangtsee-Bridge, den Han-Fluss und als krönenden Abschluss die Wuhan Concert Hall, um an einem wunderschönen, klaren Abend dem Kölner Ensemble unser Gehör zu schenken. Schon die Taxifahrt zu diesem musikalischen Ereignis stellte ein Problem dar. Stellt euch vor, ihr habt Karten für den Friedrichstadtpalast. 20:00 Uhr Vorstellung, es ist also auf jeden Fall dunkel. Geht man in Deutschland davon aus, dass das Konzerthaus in voller Pracht beleuchtet ist, so ist dem so. Hier in Wuhan ist alles andere beleuchtet und strahlt in den schönsten Farben, aber nicht dieses Konzerthaus, das man in der Dunkelheit finden soll. So hatte also auch unser ortskundiger Taxifahrer seine Probleme die richtige Lokalität ausfindig zu machen. Tatsächlich wurde erst eine Stunde vor Beginn der Vorstellung der Hauptschalter betätigt, um den noch fehlenden Gästen den rechten Weg zu weisen. Ein absolut gigantischer Bau erstreckte sich nun auf einmal entlang des Yangtse Kiang. Und auch von innen zeigte sich das Qintai Konzerthaus von seiner schönsten Seite. Das Verwunderliche war, dass ausschließlich deutsche Künstler auf großen Plakaten in der Eingangshalle ausgestellt waren, um ihren kommenden Besuch anzukündigen. Skulpturen von Beethoven, Mozart und Bach standen entlang der großen Panoramafenster, die einen Blick auf den Fluss zuließen. Die Bühne und der Zuschauerraum selbst waren gigantisch groß. Die Semperoper erscheint dagegen als sehr klein, aber weist eine viel größere Gemütlichkeit und Historie mit ihrem Charm und den vergoldeten Rängen auf, als es dieses neue, moderne Veranstaltungshaus tun kann.

 

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Auf den ersten Blick wirkt es wunderbar, nicht wahr? Doch fühlte man sich neben diesen gigantischen Ausmaßen irgendwie verloren. Die Eingangshalle hatte mehr etwas von einem Flughafenterminal mit einem Wartegate für gestrichene Flüge zu tun, als mit einem gemütlichen, wärmenden Eingangsbereich in einem der deutschen Opernhäuser.

 

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Ihr kennt das doch. Schon allein wenn man vor diesen alten, traditionsreichen Gebäuden mit den roten Teppichen steht, die einen den Weg nach drinnen weisen. Die gelben, wärmenden Lichter, meist in verschnörkelten Lampen und mit Gold verzierten Formen vorzufinden, dass zieht doch jeden in diesen Bann, in dieses besondere Gefühl an dem Abend etwas tolles, außergewöhnliches zu erleben, wovon man bei der Autofahrt nach Hause noch sprechen wird. Diese netten Bediensteten, die mit Frack und Hütchen die anströmenden Gäste begrüßen und Karten abreißen. Die Geräuschkulisse von klirrenden Gläsern, Kamerageknipse und lachenden Gästen. Der Geruch von frischen Brezeln an den schön hergerichteten Bars mit den weißen Stehtischen davor, die jeden Gast zu einem kühlen Getränk mit einem kleinen Snack einladen. Das ist es doch, was Wohlbefinden, Gemütlichkeit und eine schöne Atmosphäre auslöst, oder?

 

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Doch davon lässt sich hier nicht viel finden. Kein Garderobe, in der man seine sieben Sachen abgibt oder den wärmenden Mantel in der Winterzeit. Den muss man auch nicht abgeben, sondern sollte man lieber anbehalten. Denn zu dieser Jahreszeit ist es hier in den öffentlichen Einrichtungen oftmals genau so kalt wie draußen. Es gibt keine Heizungen, die ein schön molliges Gefühl hervorrufen. Neben den Schanieren der Türen und der stützenden Wand ist noch ein halber Centimer Platz, was bedeutet, dass es fürchterlich durch diesen Schlitz zieht und auch der am besten geheizte Raum so viel Energie nach außen verlieren würde, dass es sich vermutlich nicht lohnt, diesen warm zu halten. Das Bauwerk kann noch so edel und groß sein, ein Schloss zum abschließen wird man vergeblich suchen. Hinter den Türen befinden sich lediglich Vorhängeschlösser, wie ich sie auch an meinem Fahrrad habe.

 

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Bevor wir nun in den Genuss gekommen sind dem Kölner Ensemble zuzuhören, hatten wir eine Einführung von Sachen, die wir während der Vorstellung nicht machen durften. Natürlich macht man keine Bilder, oder redet laut mit seinem Sitznachbar, aber ich darf tatsächlich nicht klatschen? Wie sonst soll ich dem Musiker meine Anerkennung ausdrücken? „Don´t applaud during the movement!“ Dieses Schild haben die, ich nenne sie mal vorsichtig Aufpasser, immer wieder hochgehalten, um anerkennendes Klatschen zu vermeiden. Aufpasser deshalb, weil sie während der kompletten Vorstellung in den Gängen gestanden haben, um auf das Publikum aufzupassen. Natürlich nicht, um jedes Mal nach dem Wohlbefinden zu fragen, sondern um sofort eingreifen zu können, falls jener sein Handy zückte um einen Schnappschuss zu landen. So ist es auch ganz normal, dass sowohl von unten, als auch von oben der Saal kontrolliert wird. Da kann es schon mal vorkommen, dass man plötzlich einen roten Punkt auf seinem Handy oder seiner Hand hat, der sich schnell hin und her bewegt. Dass ist dann der Laserpointer von den obrigen Aufpassern, der dich davon abhalten soll, ein Foto zu machen.

 

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Sehen wir von diesen Rahmenbedingungen ab und konzentrieren uns auf die Musik, die ich am Anfang angesprochen habe, so war es das wunderbarste Konzert, das wir hier in China bisher erleben durften. Ein grandioses Ensemble und ein toller, deutschstammiger Übersetzer, der den Chinesen in einer sehr unterhaltsamen Art und Weise immer die nächsten Programmpunkte angekündigt hat, als wäre er der Moderator der Show. Und zu guter Letzt zufällig den Pianisten des Ensembles kennenzulernen und ein paar Worte miteinander zu tauschen, gehört eben auch zu jenen schönen Erfahrungen, die mich hier in Wuhan strahlen lassen.

 

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In keinster Weise war dieser Abend befremdlich oder ungemütlich. Er war interessant. Interessant, weil wir wieder ein Stück Kultur von China kennengelernt haben. Die Art und Weise wie hier die Konzerte organisiert und durchgeführt werden ist erstaunlich und in jeder Hinsicht komplett anders, dass macht aber nichts.

 

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Doch wenn ich eins sagen kann, dann dass auf jeden Fall die Chinesen ein großes Interesse an der deutschen Musik und Kultur haben, denn dass zeigt mir die Teilnahme der vielen Chinesen an diesem Konzert, aber auch der feste Platz der Skulpturen von Mozart, Bach und Beethoven in den hiesigen Konzerthäusern, oder habt ihr schon mal traditionsreiche Skulpturen von chinesischen Künstlern in unseren deutschen Konzertsälen gesehen?

 

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Lasst mich zum Schluss noch einmal festhalten, dass China jeden Tag ein Abenteuer ist, das nun auch meine Familie kennenlernen durfte. So schwer Abschiede auch immer fallen, so mehr freut man sich auf ein Wiedersehen. Ein Wiedersehen auf das es sich lohnt zu warten.

Die Besten Grüße aus China!

Euer Darius

 

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Die Schönste Zeit

Die Vernunft sieht jeden Unsinn. Der Verstand rät einiges davon zu übersehen.

Liebe Freunde, meine Vernunft hat in den letzten Wochen viel gesehen, erlebt und mitgemacht. Mein Verstand hängt mir schon die ganzen, letzten Tage in den Ohren und erinnert mich daran, euch von meinen Erlebnissen zu erzählen. So entschuldige ich mich in aller Form für diesen verspäteten Eintrag.

 

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Wenn sich bei mir zu Hause Freunde zum Besuch anmelden, dann möchte ich mich immer von der besten Seite zeigen. Alles sollte aufgeräumt, ordentlich und vor allem sauber sein, so dass sich meine Gäste eben wie zu Hause fühlen. Heute ist so ein Tag! Doch sind die Gäste keine Freunde, sondern Schulinspektoren, die in einer jährlichen Visitation die Schule auf Herz und Nieren untersuchen. Das Phänomen gibt es in Deutschland auch. Der Flur wird geputzt, die Scheiben gereinigt, der mit Kaugummi beklebte Teppich gesaugt und ein paar neue Bilder des letzten Kunst Leistungskurses angebracht. So, das Prozedere in Deutschland. Hier an der Wuhan Changqing Mittelschule sind das lediglich Lappalien. Eine ganze Arbeiterschaft versammelt sich, um die Schule auf Hochglanz zu polieren. Die Wände werden in einem frischen Pink gestrichen und im Anschluss mit Bildern versehen, die dann maximal bis nach der Visitation hängen bleiben. Der Sportplatz bekommt eine neue Tartanbahn, neuen Kunstrasen und um ihn herum lauter grüner und blauer Sitzgelegenheiten. Ja, selbst neue Bäume werden herangetragen und eingepflanzt. Um die schon vorhandenen werden Bänke gebaut, die durch einen braunen Anstrich echt vornehm aussehen. Kleine Skulpturen, in Form von Büchern und Buchstaben werden mit lauter Ach und Krach zusammengeschweißt und angestrichen. Aus meinem Büro, dass vorher das „German Teacher´s Office“ war, wurde nun auf einmal das „International Department“.

Ihr merkt also, dass hier ganz schön viel auf die Beine gestellt wird, um die Schule in einem besonders guten Licht dastehen zu lassen, um vielleicht noch eine größere Förderung bzw. Unterstützung zu bekommen. Das ist es eben was ich zu Anfang meinte. Wir wollen uns doch immer alle von der besten Seite präsentieren. Oftmals ist dann aber doch Weniger – Mehr.

 

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Ein Blick der sich nicht verfälschen lässt, ist der von meiner Dachterasse. Um dem ganzen Alltagsstress und Aufwendungen zu entgehen, suche ich sie vor allem an klaren Abenden auf. Nun, ihr wisst sicher genau so wie ich, dass ich oftmals auf diese „klaren“ Abende sehr lange warten muss. So freut es mich jedes Mal umso mehr, hier oben zu sitzen, ein kühles Bier zu trinken und die Aussicht zu genießen und auch das Blinken der Flugzeuglichter genau zu erkennen. Hierhin ziehe ich mich zurück, wenn es mir dort unten zu laut und vor allem zu schnell wird. Doch jedes Mal, wenn ich die Stufen nach oben steige, denke ich darüber nach, wie ich euch am Besten diesen Eindruck beschreiben kann. Inzwischen habe ich den Punkt erreicht, an dem ich mir sage, dass ich diese Momente hier leben muss, weil ich sie wahrscheinlich in der Form nie wieder haben werde und deshalb euch dazu anregen möchte, diese genauso zu genießen und für einen kleinen Moment abzuschalten.

 

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Neben vielen, neuen Erfahrungen, die ich hier sammle, stehen auch immer wieder kleine Herausforderungen für die Zukunft an. Eine dieser Herausforderungen ist mein Freiwilligenprojekt, welches mir die Chance eröffnet, ein eigenes Vorhaben während meines Aufenthaltes in China zu realisieren. Hierbei ist, beginnend von Fotografie und Schauspiel, bis hin zur Poesie und Musik alles möglich. Ich habe mich für einen sehr aufregenden Part entschieden, der Musik. Ihr erinnert euch noch an den Sechstklässler, der in höchster Perfektion Vivaldi, Mozart und Beethoven spielen konnte? Er hat mich durch seine Musik so inspiriert und mitgerissen, so dass ich jetzt, einen Monat später, am Anfang der Erarbeitung des Stückes „Die Schönste Zeit“ von Bosse stehe. Drei sehr junge Pianisten, ein Gitarrist und eine Handvoll junger Chinesen werden am Ende dieses Lied nicht neu interpretieren, aber auf jeden Fall mit mir selber singen und ein Teil deutscher Kultur und Musik dadurch kennenlernen. Um dieses Projekt gelingen zu lassen und in einem Kurzfilm am Ende des Freiwilligendienstes zu präsentieren, gehe ich mit den Schülern jede einzelne Textzeile durch, erkläre ihnen den Inhalt und dessen Bedeutung und übe, übe und übe mit ihnen nicht als ein Lehrer, sondern als ein Freund. Dabei stellen wir uns z.B. vor einen Spiegel, sprechen und schreien schwierige Wörter so oft, dass sie am Ende eine deutliche Mundbewegung haben und das deutsche Wort sehr klar sprechen können. Dass Alles erfordert eine Menge Energie, Durchhaltevermögen und gute Laune. Stellt euch einfach vor, ihr müsstet ein Lied auf der jeweiligen Landessprache sprechen und danach noch singen können. Das ist für einige in der Muttersprache schon ein Problem, so habe ich sehr großen Respekt vor der Leistung dieser chinesischen Schüler. Natürlich haben sie auch viele Fragen, die ich dann meistens auf Englisch beantworten kann. Doch eine ihrer vielen Fragen ist leider offen geblieben. Auch die Antwort unseres Wissensorakels Google hat ihnen nicht gereicht. So habe ich mich direkt an den Autor des Textes gewandt, Axel Bosse. Dessen Antwort hat ihnen gereicht, uns wieder einen Schritt nach vorn gebracht und vor allem mir gezeigt, wie wissbegierig und hartnäckig die Jungs und Mädels sind, um genaue Informationen über bestimmte Hintergründe zu erhalten.

Ich bin sehr gespannt und auch ihr dürft gespannt sein, in welche Richtung sich dieses Vorhaben entwickeln wird.

 

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Mein Credo für die nächsten Wochen und auch Monate ist simpel, aber oft nicht leicht: Ein einzelner Zweig bricht, aber ein Bündel Zweige bleibt stark.

So sende ich euch die allerbesten Grüße aus China. Bleibt gesund und habt schöne Herbstferien.

Euer Darius!

P.S.: Auf jeden Fall wird einen kleinen Kurzfilm geben und vielleicht auch schon vorher ein paar Mitschnitte.

 

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Vom Musik-Trio zu Beethoven, Bach und Mozart

Manchmal weiß man gar nicht so recht, wie man den nächsten Eintrag anfangen soll zu schreiben. Dabei erweist es sich immer als gute Alternative, die letzten Tage im Kopf durchzugehen und das bewegendste Ereignis aufzuschnappen und hier festzuhalten. Als ich gestern bei tropischen 32 Grad in mein Wohnviertel abgebogen bin, habe ich mich sehr darüber gewundert, weshalb so viele bunte Kränze und gebastelte Sachen auf der Straße vor meinem Apartment lagen. Heute, exakt um 04:30 Uhr, sollte ich dann die Antwort auf diese Frage bekommen. Erst dachte ich, es sei ein schlechter Scherz, dass jemand zu dieser unmenschlichen Zeit anfängt lautstark Trompete zu spielen. Als dieser Einzelne dann noch von einem Saxophon und einem kleinen Schlagzeug begleitet wurde, war es vorbei mit der Nachtruhe, denn das Trio hatte sich nun eingespielt. Das was sie da spielten, hatte nichts mit Mozarts „Kleiner Nachtmusik“ zu tun, sondern erinnerte eher an eine freie Interpretation, der sonst so typischen chinesischen Klänge, die traditionell auf einem Gu Zheng gespielt werden. Sie erweisen den Verstorbenen die letzte Ehre und begleiten sie auf ihrem weiteren Weg. In Deutschland würde man nun vermutlich die angeklappten Fenster zu machen und auf den Schallschutz, der mehrfach ausgezeichneten Velux-Fenster, vertrauen. Das sind die deutschen Fenster, mit denen man auch Nächte neben vielbefahrenenen Straßen aushalten könnte. Doch bei den Chinesischen macht es keinen Unterschied, ob diese geschlossen oder geöffnet sind, es ist gleich laut. So war also die Nacht für mich um 04:30 Uhr zu Ende und deshalb beschloss ich, mir das Ganze mal aus nächster Nähe anzuschauen. Für gelungene Fotoaufnahmen war es leider dennoch zu dunkel. Trotzdem habe ich ein paar schöne Audiomitschnitte einfangen können, die ich euch nicht vorenthalten will.

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So schnell wie das Trio angefangen hatte zu spielen, so schnell ist der Tag dann auch angebrochen. Vielleicht kennt ihr das. Ihr seid so stark in eurem Alltagsrhythmus involviert, so dass ihr bestimmte Sachen ganz automatisch macht und erst Sekunden später realisiert, dass diese gar nicht funktionieren. Ich gehe also ins Bad, mache den Lichtschalter an, daraufhin wird es nicht heller, ich stelle mich vor den Spiegel und will so eben zur Zahnbürste greifen, doch irgendwas ist hier zu dunkel. In meinem Automatismus habe ich nicht gemerkt, dass das Licht gar nicht angegangen ist. Richtig, dass ist ein chinesischer Stromausfall! So ist es also ganz normal, dass man sich morgens mit chinesischen Elektrikern kurzschließen muss, die kein Wort Englisch sprechen, es aber auf irgendeine Art und Weise dennoch alles funktioniert und ich es pünktlich zu meinem Unterricht schaffe.

 

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Beim Lesen hört sich das vielleicht alles gar nicht so dramatisch an, aber oftmals ist es so, dass mich solche Momente, bei denen ich zuvor eine kurze Nacht hatte, ich unter enormem Zeitdruck stehe, oder der Strom mal wieder nicht funktioniert und die nicht deutschsprachigen Elektriker kontaktiert werden müssen, enorm mitnehmen. Man fragt sich dann auf einmal was man hier eigentlich macht und warum einem niemand direkt hilft. Aber für all diese Fragen gibt es dann immer eine ziemlich schnelle und plausible Antwort: „Es ist China!“ Und mit diesem kurzen Satz kann man sich oftmals nicht abfinden. Geht es mir in diesem Moment gerade noch schlecht, so kommt schon der Nächste und nimmt mich wie eine Thermikblase ganz weit nach oben. So war es gestern das erste Mal, dass mich die Musik mit einer mir fremden Kultur und deren Menschen verbunden hat. Obwohl ich in Deutschland jahrelang Klavier gespielt habe, einige Sachen im Orchester mit vielen jungen Leuten zusammen ausprobieren konnte und alle immer davon gesprochen haben, dass die Musik verbindet, habe ich persönlich diese Verbindung in meiner Heimat nie gespürt. Doch hier reicht ein Tag aus. Ein einzelner Tag, an dem ich wie gewohnt in die Schule komme und von dem feinsten Klavierkonzert begrüßt werde, dass sich mir vorher so noch nie geboten hat. Doch sitzt dort kein Beethoven, oder Bach am Flügel in der großen Eingangshalle, sondern ein Sechstklässler, der mit den Tasten so vertraut ist, als hätte er sein ganzes Leben lang nichts anderes getan. Dieser Junge, der hier in China aufgewachsen ist, für den Mozart, Vivaldi oder Bach weit entfernte Größen sind, vermittelt mir in seinen jungen Jahren mehr Klassik und Musikgeschichte, als sie mir jemals in meiner Heimat nahegelegt werden konnten. Das ich diesen Moment als so herausragend empfand und gleichermaßen hier jetzt so beschreibe, liegt wohl ganz einfach daran, dass ich erst durch ihn gelernt habe, dass Musik wirklich verbindet. Und zwar jeden einzelnen von uns! Egal welcher Nationalität, Sprache oder Hautfarbe. In diesem einen Moment haben wir uns ohne Worte verstanden, weil die Musik für uns auf einer gleichen Ebene gesprochen hat. Für diesen kurzen Augenblick habe ich mich nicht mehr als ein Fremder gefühlt, der das Land nicht kennt und die Sprache nicht spricht. Im Gegenteil, jetzt konnte ich einer von ihnen sein und zusammen mit ihnen musizieren.

So sende ich euch jetzt die allerbesten Grüße aus Wuhan!

Euer Darius

P.S. Das erste Unterrichtsvideo ist online! Ihr findet es hier: https://www.youtube.com/watch?v=e5Bd8XVCKWs&feature=youtu.be

 

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Ja, jetzt bin ich tatsächlich ein Lehrer!

Wie kann man am Besten eine Stadt beschreiben, die aus drei großen Stadtteilen besteht, von der man aber selber nur einen zur Hälfte kennt. Das würde ich jetzt so bei Google eingeben. Schade, denn „Googlen“ kann ich hier nicht. Doch ich kann mir sehr gut vorstellen, welche Antworten die Jungs und Mädels von Google aus den riesigen Bibliotheken dieser Welt heraussuchen würden, um sie mir kurz und knapp zu präsentieren:

  • Wuhan, liegt in günstiger Mittelchinalage am Zusammenfluss des Jangtsekiang und des Han Flusses.
  • Stadt in China
  • Wetter: 24 *C, Wind aus NO mit 11 km/h, 83 % Luftfeuchtigkeit.

Genau genommen zählt Wuhan mit neun Millionen Einwohnern zu Chinas größten Metropolen und ist eine der dynamischsten Städte der Volksrepublik China. Ich lebe und arbeite im Stadtteil Hankou. Damals war dieser Teil einer der bedeutendsten Finanz- und Handelszentren Chinas, der sogar über ein eigenes deutsches Viertel verfügte. Als ich das erste Mal vom Flughafen zu meiner Wohnung gefahren bin ist mir aufgefallen, dass es hier viel grüner und menschenleerer ist als in Peking. Nur wenige Fußminuten entfernt eröffnen sich kleine Gassen, die das zu Hause vieler beschaulicher Läden sind. So findet man schon allein dort sechs Friseure, die eine ganze Palette an Frisurenvielfalt auffahren. Naja, sofern ich ihnen überhaupt noch genug Haar bieten kann, an denen sie ihre chinesischen Frisuren geschickt umsetzen können. Typische chinesische Friseure erkennt man übrigens an dem Aussehen von deutschen Bänkern. Sie sind adrett und akkurat gekleidet. Tragen Lackschuhe, Hemden und Anzugwesten, also das volle Programm. Der Unterschied liegt im Detail: Hier möchtest du dir die Haare schneiden lassen und in Deutschland einen Kredit aufnehmen. Des Weiteren findet man zahlreiche kleine Boutiquen mit ihren ganz eigenen Fashionkreationen. Ja, das alles liegt im Umkreis meines kleinen Apartments, welches ich mir mit einem Mitbewohner teile. Also eine Art WG-Leben, denn es ist wirklich eine sehr komfortable und großzügig geschnittene Wohnung im westlich gehaltenem Stil. Mein Zimmerfenster ist auf einen kleinen Park gerichtet, in dem die älteren Damen und Herren, eher überwiegend Damen, zu lautstarker Musik akrobatisch tanzen. Der Sound hat dabei weniger was mit Helene Fischer, oder Rammstein zu tun, sondern erinnert mich eher an Entspannungsmusik in kleinen, gutbürgerlichen Massagestudios. Ich mag es, eigentlich! Denn jeden Morgen und jeden Abend vernehme ich das gleiche Lied und ertappe mich immer öfter dabei, dass ich, vor allem abends, beim Einschlafen im Takt mitsumme. Auf die Dauer gesehen kann sich dieser eine Song in den Charts und vor allem als mein „Einschlaflied“ nicht durchsetzen. Wer weiß, vielleicht höre ich schon bald „Atemlos durch die Nacht“, kommt ganz darauf an, wann ich mich zu den musikbegeisterten Athleten begebe und die CD wechsle.

 

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Wenn ich mich morgens auf den Weg zur Arbeit in die Schule begebe, dann ist meist die ganze Stadt in Aufruhe. Motorräder, Roller, Rikschas, Autos und unzählige Passanten kommen mir entgegen. Wenn ich gut in Form bin, dann beträgt meine Ankunftszeit nach dem Geschwindigkeit-Zeit-Gesetz ungefähr zehn Minuten. Und dann stehe ich hier, vor dem Tor der Schule, das eigentlich gar kein richtiges Tor ist, sondern sich eher wie eine Ziehharmonika auseinander- und zusammenzieht! Und der Mann, der die ganze Macht über dieses edle Gerät besitzt, befindet sich in einem kleinen Empfangshäuschen dahinter. Ich nicke ihn immer freundlich an wenn er mir das Tor aufmacht, so dass ich sicher gehen kann, dass er es auch beim nächsten Mal so schnell öffnet. Denn manchmal macht er Siesta und dann bleibt einem der Weg in die Schule vorerst versperrt. Hier endet dann auch das humoristische Getue vor dem Unterricht, denn ab hier bin ich Lehrer. Ich fühle mich zwar nicht wie einer, habe auch nicht einmal ansatzweise die pädagogische Ausbildung genossen, werde aber dennoch ganz klar als einer angesehen. Hier habe ich mein eigenes Büro, das International Department, das vorher wie die Besenkammer von Harry Potter aussah und jetzt, durch die tatkräftige Unterstützung des Einsatz-in-vier-Wänden-Team´s, in neuem Glanz erstrahlt.

 

 

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Ihr könnt euch das wahrscheinlich jetzt schwer vorstellen, aber ich unterrichte tatsächlich Deutsch in der achten und neunten Klasse der Wuhan Changqing Nummer 1 Mittelschule. Ich trete also sieben Mal in der Woche vor eine 56-Mann starke Klasse und erkläre Sachen wie Präpositionen, Artikel und anderen üblichen fachspezifischen Kram. Dabei muss ich sehr viel auf das Englische Vokabular zurückgreifen und vor allem sehr langsam sprechen. Vielleicht zahlt es sich auch gerade hier aus, dass ich während der Gymnasialzeit den Unterricht des Darstellenden Spiels besucht habe. Denn im Grunde muss man ein kleiner Schauspieler sein, der keine Scheu davor haben darf, pantomimisch und mit sehr viel Einsatz von Mimik und Gestik den Schülern das nahe zu bringen, was sie am Ende des Tages erlernen sollen. Es kommt vor allem darauf an, dass ich es da vorn schaffe in den Köpfen der Schüler ein Bild zu konstruieren, welches sie mit dem theoretischen Material verknüpfen können, um sich bestimmte deutsche Wörter einzuprägen. So habe ich zum Beispiel bei der Einführung der Präpositionen einen Stuhl verwendet um zum Beispiel „an“, „über“ und „unter“ vorzustellen!

Die Klassenräume sind übrigens sehr klein und besitzen nur das Nötigste. Ich würde schon fast von Luxus sprechen, wenn ich an die Tische und Stühle denke, welche unsere deutschen Schüler zur Verfügung gestellt bekommen. Denn die Tische und Stühle hier sind aus einfachem Holz und so langsam in die Jahre gekommen. Ist in Deutschland ein Schüler von der Körperkonstitution seinen Mitschülern schon etwas voraus, so bekommt er zum Beispiel einen kleineren Stuhl oder größeren Tisch. Hier ist das nicht so. Die chinesischen Schüler wechseln auch nie ihren Klassenraum, denn das ist die Aufgabe des Lehrers. Er kommt zur Klasse und nicht andersherum. So könnt ihr euch sicher vorstellen wie wichtig es ist, einen angenehmen Platz in der Klasse zu haben, auf dem man einen langen Schultag, der machmal von 07:40 Uhr bis 20:00 Uhr andauert, aushalten kann.

 

 

 

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Ich kann an dieser Stelle nur immer wieder betonen, dass wir Schüler in Deutschland mit dem was wir haben, sehr zufrieden sein können. Deshalb hört auf unter die Bänke Kaugummis zu kleben oder in langweiligen Stunden diese zu bemalen. Denn wenn ihr euch umschaut, dann lernt ihr euren Arbeits- und Schulplatz zu schätzen. Gleichermaßen bedeutet das nicht, dass die chinesischen Schüler in ihren Schulen keinen hohen Standard haben, oder mit ihren Klassenräumen, Schulzeiten oder Pausen unzufrieden sind. Im Gegenteil! Ich habe noch nie zuvor so viele Schüler gesehen, die trotz eines so straffen Zeitplans und Leistungsdrucks immer ein Lächeln auf den Lippen haben!

Die stärkste Gruppe ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied! Und genau darauf kommt es hier in China, als auch in Deutschland an. Nämlich das man untereinander zusammenhält und zusammen stärker wird.

Mit diesen neuen Eindrücken verabschiede ich mich für heute und sende Euch die besten Grüße aus Wuhan!

Euer Darius

P.S. Ich werde in den nächsten Wochen einige Ausschnitte aus dem Unterricht auf YouTube vorstellen, so dass ihr euch ein besseres Bild davon machen könnt!

 

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Von der Weinverkostung zum Fahnenappell

Es ist jetzt 06:45 Uhr! Eigentlich eine humane Zeit um aufzustehen, alle Befindlichkeiten, die im Bad anstehen, zu erledigen, einen Caro-Kaffee aufzukochen und die Tagesschau-App in voller Funktion zu nutzen, um das aktuelle Weltgeschehen zu verfolgen. Wie ich schon sagte: Eigentlich! Denn gestern Abend war ich zum Essen bei einer Englisch-Lehrerin meiner Schule eingeladen.  Eigentlich sah der Plan für die Abendgestaltung vorher ganz anders aus. Wir wollten kochen und nicht zum Kochen eingeladen werden. So kam es also dazu, dass wir selbst gemachte, chinesische Gerichte mit einem guten Tropfen Wein genießen durften. Auf den Wein werde ich gleich noch einmal zu sprechen kommen, denn in allem Überfluss ist er wohl der Auslöser, weshalb das vermeintliche frühe Aufstehen auf einmal gar nicht mehr so leicht war.

Nun denn! Die Variationen des Essens reichten von Barsch in feuriger Soja-Soße bis zu Rind mit würzigem Gemüse. Alles in allem sehr lecker, oder wie der Fachmann sagen würde: „Ausgesprochen delikat!“ Für einen Michelin-Stern hätte es vielleicht nicht ganz gereicht, das lag aber weniger an dem tollen Essen, sondern viel mehr daran, dass mit jedem neuen „Cheers“, „Salute“, „Prost“ oder auch „Sui Yi“ die Geschmacksknospen mehr und mehr betäubt wurden. Vielleicht sollte ich an dieser Stelle erwähnen, dass ich den Wein ausgesucht hatte. Ich machte mir sogar noch Sorgen, dass der Wein nicht reichen würde. Diese Sorgen warf ich dann allerdings schleunigst über Bord, als mir die Gastgeberin erzählte, dass sie eine leidenschaftliche Winzerin sei und selbstverständlich die verschiedensten Variationen an Weinen vorrätig hätte. Ich rechnete mit einem Korb voller Wein, doch anstatt eines Korbes brachte sie zwei neue Weinflaschen. Daraufhin sah ich mich schon Salsa tanzen, oder vielmehr am Klavier sitzen, um sie beim Tanzen zu begleiten. Die Wohnung hatte nämlich neben einer kleinen Küche, einem Wohnzimmer und Schlafzimmer auch ein kleines Klavier vorzuweisen. Um aus dieser Nummer also wieder raus zu kommen, sollte man sich nicht beirren lassen, sondern einfach darauf verweisen, dass man schon genug getrunken habe.

Ja, so einfach ist das manchmal, aber meistens, ihr kennt das wahrscheinlich auch,  hat man viel zu sehr Angst oder Scheu davor, den Anderen zurückzuweisen, weil man eben nicht unhöflich wirken will und genau weiß, wie viel Mühe sich der Gegenüber damit gemacht hat. Solltet ihr also mal hier in China zu einem selbstgemachten Essen eingeladen werden, so scheut euch nicht davor nein zu sagen, denn auch hier werden sie es verstehen. Nachdem der letzte Tropfen Wein getrunken, das letzte Rind gegessen und die letzte Gräte des Fisches gezupft worden war, neigte sich der Abend dem Ende zu. Natürlich haben wir auch Bilder gemacht, dieses hier zum Beispiel.


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Jetzt ist es schon 07:00 Uhr und ich muss mich so langsam beeilen. Normalerweise beginnt mein Unterricht gegen 08:15 Uhr oder 9:00 Uhr, aber heute ist Fahnenappell. Ungefähr 6000 Schüler versammeln sich in weißer Schuluniform und rotem Halstuch pünktlich um 07:40 Uhr auf dem Sportplatz, direkt vor dem Podium und dem Fahnenmast. Die Lehrer sind von diesem militärisch anmutenden Ereignis übrigens nicht ausgeschlossen. Sie stehen genauso in Reihe und Glied wie es die versammelte Schülerschaft tun muss. Viele Reden werden gehalten, währenddessen im Hintergrund Lang Lang, so hört es sich zumindest an, Klavieretüden in Dauerschleife vorspielt. Ein Redner wechselt den Anderen ab, so geht es gefühlte drei Stunden mit dem immer wiederkehrenden Thema. Doch plötzlich stehen alle Schüler kerzengerade und halten ihre rechte Hand ausgestreckt vor das Gesicht. Das ist das Signal. Jetzt kann die Flagge langsam und in vorsichtigen Zügen gehisst werden.

 

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Das alles mag vielleicht fremd und streng militärisch klingen, doch ist es ein ganz normaler Wochenanfang in vielen Schulen Chinas. Es ist nicht befremdlich. Im Gegenteil, durch die Einheitlichkeit und das Stehen in der Truppe, Pardon Gruppe, fühlt man sich zugehörig und als Teil von etwas Großem. Auf den ersten Blick kann man sich nicht richtig damit identifizieren, doch probiert man es, so wird man es vielleicht auch mögen lernen.

Ich trete dem Ganzen jeden Tag aufgeschlossen gegenüber, freue mich auf die Schüler und meine Kollegen. Im Grunde ist Deutschland und speziell das deutsche Schulsystem komplett anders, wie ihr euch vielleicht schon gedacht habt.

Doch die Menschen sind nicht grundverschieden, denn Menschen sind keine Bäume. Bäume haben Wurzeln und Menschen haben Beine!

In diesem Sinne verabschiede ich mich für heute von euch! Das nächste Mal geht es um meine Wohnung, die schöne Stadt Wuhan und über mein Lehrerdasein! Ihr dürft euch freuen. Und Bilder folgen natürlich!

 

Die Besten Grüße aus Wuhan

 

Darius

P.S. Ich mache oft kleine Filmsequenzen, um später mit meinen Schülern ein Filmprojekt zu starten und evtl. künftigen Freiwilligen die Sicht auf China schmackhafter zu machen. Ein kleines Promotion-Video zu China habe ich schon erstellt! Vielleicht schaut ihr euch mal den Link bei YouTube an: https://www.youtube.com/watch?v=FLeuWv_4a9g&feature=youtu.be

The Moving-Kids

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