Die Karibik
…hat mich total fasziniert! Schon die Busfahrt ging durch atemberaubend schoenen Regenwald ueber tiefe Schluchten mit Wasserfaellen, vorbei an grottenartig wasserberieselten Felswaenden, ueber steile Bergkaemme und durch gruene Tunnel aus Urwaldgewaechsen.
Nachts um drei war ich aufgestanden, hatte den letzten Rest gepackt, den Rucksack geschultert und den ersten Bus in den Nachbarort San Isidro genommen. Dort eine knappe Stunde auf der Durchgebogenen Bank an der Bushaltestelle gewartet, die sonst immer von chronisch wartenden Maennern des Ortes bevoelkert ist und dem Verkehr beim Erwachen zugeschaut. Irgendwann oeffnete die Baeckerei gegenueber ihre Gitter und ich fruehstueckte eine art Kaesegebaeck, bevor ich den naechsten Bus in die Hauptstadt San Jose nahm. Zum Glueck hatte ich den richtigen Bus genommen, in den meine Leute dann nach und nach einstiegen, denn ich hatte eigentlich keine Ahnung, wo und wann ich aussteigen musste (zum Busfahren spaeter mehr).
In San Jose fanden wir auch problemlos den Busbahnhof nach Limon und die Fahrt konnte wie oben beschrieben mitten durch den Parque Nacional Braulio Carrillo beginnen.
Irgendwann kamen wir dann aus dem vulkanischen Nationalpark in die karibische Tiefebene. Hier bestimmten wieder kleine Ortschaften aus vornehmlich kleinen Holzhuetten, Felder und Palmen das Bild (der erste Ort auf diesem Weg heisst uebrigens Santa Clara). Je naeher wir der Kueste kamen, desto bunter wurden die Haeuschen, desto wetterzerfressener Mauern, Holz und Wellblech und desto dunkler die Hautfarbe der Menschen auf den Strassen.
In Puerto Limon verbrachten wir dann einen ausserordentlich ruhigen Tag – und an diesem Punkt nehme ich alles zurueck, was ich ueber die Luftfeuchtigkeit im Valle Central gesagt habe, das Valle Central hat eine Luft wie Trockeneis im Vergleich zu Limon! Hier Schimmelt sogar der Parkboden in grossen weissen Flecken…
Wir liefen ein wenig an der Kaimauer entlang, kauften eine spezielle Eiszubereitung der Gegend von einem Haendler, verbrachten viel Zeit in verschiedenen Parks, schlenderten ueber den Markt und beobachteten ein Faultier, dass sich langsam durch die Aeste bewegte. Spaeter assen wir in einem Strassencafe das typische Gericht Limons, „Rice and Beans“ (der Unterschied zum sonst ueblichen „Gayo Pinto“, dem Gemisch aus Bohnen und Reis, besteht darin, dass hier zusaetzlich mit Kokos und etwas Chilli gewuerzt wird) und warteten darauf, dass die Umzuege begannen. Mit dreieinhalb Stunden Verspaetung kamen sie dann auch und die Stimmung in den Strassen stieg.
Ueberhaupt verlief der Tag sehr friedlich, nicht einmal versuchten die moerderischen Banden der Stadt uns zu ueberfallen und auszurauben, obwohl zu sehen war, dass wir Kameras etc. dabei hatten. Die Menschen schienen mir im Gegenteil fast freundlicher und offener als im Valle Central. Und was mich besonders freute: hier war ich keine Riesin mehr! Schon das allein ist ein Grund fuer mich, so bald wie moeglich wieder dort hin zu fahren 😉
Abends ging es dann wieder fuer eine Stunde in einem weiteren Bus nach Cahuita, wo wir endlich unsere Sachen in einem sehr netten rustikalen Hotelchen lassen konnten. Waschbecken und Kochplatte befanden sich vor der Tuer und in den Bodenloechern darum herum lebten grosse blaugelbe Krabben.
Zunaechst wunderte ich mich ueber das Schild mit den Hotelregeln, die beinhalteten, dass Einheimische zu keiner Zeit auf dem Gelaende erlaubt sind, spaeter verstand ich aber vielleicht ein bisschen, warum – obwohl ich so eine Regel immer noch schwierig finde.
Nach einer Pause und einem Einkauf im oertlichen Supermarkt beschlossen wir, in eine wunderschoen gechillte Bar im Ort zu gehen, in der wir auch die einzigen nicht-Einheimischen waren. Wir tanzten ein bisschen zu karibischer Musik, tranken ein paar wirklich leckere Cocktails und ich begann gerade, mich mit Leuten von dort zu unterhalten, als die Situation an anderer Stelle leider eskalierte und wir das Lokal mehr oder weniger fluchtartig verlassen mussten.
Waehrend wir Maedchen die Anweisung bekamen, einfach nur zu laufen, versuchten die Jungs, die Situation zu entschaerfen. Als sie uns dann vor dem Holztor des Hotels erreichten, sahen sie z. T. aber doch ein wenig mitgenommen aus. Da die Polizei uns nicht helfen wollte, obwohl die Wache nur wenige Meter entfernt war, blieb uns nichts anderes uebrig, als uns zu freuen, dass keine Messer und Schusswaffen im Spiel gewesen waren, was wir natuerlich auch ausgiebig taten…
Der naechste Tag begann dann fuer einige von uns auf der Polizeiwache mit einer Beschwerde gegen den diensthabenden Polizisten vom Vorabend, generell aber wurde es ein wunderschoener Tag an einem paradiesischen Strand zwischen Regenwald und karibischem Meer. Ich sah meine ersten freilebenden Affen, ass wieder einmal „Rice and Beans con Pescado“ (der Name zeigt uebrigens perfekt den Sprachenmix in dieser Gegend an) und unterhielt mich sogar mit einem dreisprachigen Papagei. Auch einige aus der Bar vom Vorabend waren da und ploetzlich bog Anke, eine andere „kulturweit“-Freiwillige, um die Ecke. Nachdem wir in Puerto Limon schon Cornelia und Max von „kulturweit“ getroffen hatten, ein ziemlich lustiger Zufall, denn wir sind hier lediglich zu fuenft im Land. Aber Costa Rica ist eben noch kleiner als die Welt!
Generell hat mich die Stimmung in Cahuita fasziniert, die Ruhe und Freundlichkeit der Menschen und natuerlich der Mix aus Reggae, Calypso, Cumbia und Salsa, der einem hier und da entgegeweht. Vorallem aber die Unspektakularitaet des Ganzen. Die Menschen leben einfach hier und auch wenn der Tourismus eine wichtige Einnahmequelle ist, gibt es in diesem Teil des Landes noch keine grossen Hotels und die Gegend scheint noch nicht zur puren Tourismuskulisse verkommen, wie das in anderen Teilen Costa Ricas der Fall ist.
Aber welche Rolle spielt mein Besuch auf dem Weg dorthin?
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