Die Luftfeuchtigkeit…

…ist hier in den Bergen zwar nicht so hoch wie unten am Meer, reicht aber definitiv aus, einem die Frisur zu ruinieren und die letzten Illusionen bezueglich sportlicher Fitness zu rauben.

So mueht sich mein armer Foehn regelmaessig ueber eine Stunde lang ab, mit der wenigen Energie, die er der chronisch schwaechelnden Steckdose abringen kann, eine annaehernde Trockenheit auf meinem Kopf herzustellen. Ein eigentlich sinnloses Unterfangen, denn spaetestens am Nachmittag wird der naechste Regenschauer seine Arbeit wieder zunichte machen. Ich werde den vom Wind schon ein wenig zerfledderten Regenschirm auspacken, ihn zurechtbiegen und mich auf meinen 20-minuetigen Heimweg ueber die Landstrasse machen. Eltern, die sich bisweilen erbarmen und mir eine Mitfahrgelegenheit anbieten, beglueckwuenschen mich, ein aus meiner Perspektive gutes Jahr getroffen zu haben, da es so wenig regnet. Auf mich wirkt diese Bezeichnung immer noch recht befremdlich, da es taeglich mindestens einmal regnet – meist am Nachmittag und meist ziemlich stark.
Der Boden ist eingentlich durchgehend feucht bis nass und in den ca 60cm tiefen Strassengraeben fliesst immer Wasser. Kaum zu glauben, aber Costa Rica leidet gerade unter einer Trockenheit, die, wenn es nicht noch diesen Monat „richtig“ regnet, Ernten, Strom- und Wasserversorgung sowie die Natur bedroht.

Eine Massnahme des Staates (oder der Konzerne?) ist dann in solchen Situationen die, einfach ab und zu Wasser und Strom fuer einige Stunden, Tage oder auch Wochen abzustellen. Das Wasser, was bei uns im Valle Central dann eingespart wird, wird ins Tiefland und in die Kuestenregionen geleitet, wo es weniger Quellen gibt. Das heisst, je weiter oben man in den Bergen lebt, desto oefter wird einem das Wasser abgestellt, waehrend ironischerweise die Menschen in den trockeneren Gebieten immer Wasser im Haus zur Verfuegung haben (natuerlich nur, wenn sie einen Anschluss besitzen).
Momentan faellt das Wasser in der Schule ungefaehr taeglich fuer ein paar Stunden aus und meinen laengsten Stromausfall hatte ich eines Abends in meiner Spanischstunde im Nachbarort (seit drei Wochen nehme ich Einzelstunden in einer sehr netten kleinen Sprachschule, die meistens extra fuer mich oeffet). Uns blieb nichts anderes uebrig, als uns ca 40 Minuten lang Geschichten zu erzaehlen, was aber auch sehr nett und interessant war.
Die Menschen setzen in solchen Momenten ihre Taetigkeiten ganz normal fort oder warten einfach ab, bis Wasser und Strom wieder gehen. Niemand wundert oder aergert sich, diese Dinge sind wie das Wetter – uvorherseh- und unbeeinflussbar.
Die Meisten Haushalte haben fuer solche Faelle Kerzen gelagert und zum Haendewaschen kann man so genanntes „Alcohel“ nehmen, ein mit Alkohol versetztes desinfizierendes Gel, was die meisten Menschen sowieso mit sich herumtragen (ich mittlerweile auch).

Spaetestens seit der Schweingrippe wird es auch an oeffentlichen Orten neben graphischen Hinweisen zum richtigen Umgang damit ausgelegt. Im Normalfall waescht man sich erst die Haende gruendlich (!) mit Seife und Wasser, verlaesst dann den Raum und wenn man nichts mehr anfassen muss, desinfiziert man sie sich mit dem Gel – mich hat das allerdings auch nicht vor meiner ersten Grippe bewahrt, die ich gerade auskuriere.
Laut meinem Umfeld ist es aber voellig normal, in der Regenzeit krank zu werden, wenn man – wie ich – viel mit kleinen Kindern arbeitet. Die Kindergaertnerinnen meinen sogar, es sei normal, ein paar Jahre lang staendig krank zu sein, bevor der Koerper alle Erreger einmal durch hat. Na da freu ich mich doch auf die naechsten Monate 😉

Uebrigens habe ich auf meine alten Tage noch mit dem Fussball Spielen begonnen, wer haette das gedacht? Einmal die Woche trifft sich eine gemischte Truppe bestehend aus meinem Spanischlehrer, seiner Frau und ein paar Costaricanern bzw. US-Amerikanern fuer ein Stuendchen in einer halb offenen Halle, um sich ein wenig sportlich zu betaetigen. Natuerlich verliere ich so ungefaehr jeden Ball, den ich bekomme, aber die Stimmung ist nett und auch an die Blicke der zuschauenden Einheimischen, fuer die es natuerlich sehr amuesant ist, wenn da ein Grueppchen blonder „Gringas“ recht planlos einem Ball hinterher rennt, gewoehnt man sich. Dafuer gibts dann extra starken Applaus, wenn man mal was geschafft hat.

Naechstes Wochenende werde ich uebrigens mit diesen Leuten in die Karibik nach Limon fahren (ihr erinnert euch an meine ersten Infos ueber das Land –> dort lebt eine ganz andere Kultur, aehnlich der auf Jamaika). Momentan ist dort ein grosser Karnevall, fuer den wir aber kein Hotel mehr gefunden haben, also fahren wir direkt im Anschluss daran.
Ich freue mich schon sehr und bin unheimlich gespannt, wie die Realitaet in Limon aussieht. Denn hier hoert man sehr unterschiedliche Dinge darueber.
Auf der einen Seite schwaermen alle von der Gegend, den Straenden, den Farben, der Musik etc., auf der anderen Seite aber wird es einem auch oft wie der Suendenpfuhl des Landes beschrieben.
Die Leute seien gefaehrlich, gewalttaetig, faul, Diebe, handelten mit Drogen statt ordentlich zu arbeiten etc… wenn man bei Leuten, die solche Ausserungen von sich geben, genauer hinhoert, stoesst man aber oft auch auf generelle Vorurteile gegenueber Schwarzen. Und da die negativsten Aeusserungen von Leuten kommen, die nie dort gewesen sind und nie dort hin wollen, ziehe ich es vor, mir mal ein eigenes Bild zu machen.
Immerhin ist die Stadt ein beliebtes Touristenziel, was bedeutet, dass der ein oder andere Tourist auch noch lebend wieder heraus kam.

So sieht es momentan aus, ich freue mich uebrigens ueber jede Mail oder auch Kommentare eurerseits!

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