Der Tag, an dem ich den ungekrönten König Georgiens kennenlernte

Ge-money-lari-20Lehrerausflug der Deutschlehrerinnen. Let’s fetz. Der Aufbruch verlief genau so wenig lehrerlike wie gewöhnt: 10 Uhr Treffpunkt, 11 Uhr Abfahrt. Und dann haben wir erstmal spontan entschieden, wo es hingehen soll. Unser erstes Ziel: das Ilia Chabchavadze Museum. Als ich den Schülern später von meinem Sonntag erzähle, wird mir erklärt, dass es keinen Georgier gibt, der dort noch nicht gewesen ist. Alle zukünftigen Besucher sollten sich diesen Namen also merken. (;

Ilia Chabchavadze gilt als der ungekrönte König Georgiens, der Vater des Vaterlandes, der Nationalheld schlechthin. Er wurde sogar von der Kirche heiliggesprochen und erhielt den Ehrennamen „Ilia der Rechtschaffende“. Als Jurist, Schriftsteller, Dichter und inspiriert von der modernen liberalen Bewegung in Europa, leitete er die georgische Nationalbewegung an.  Außerdem setzte er sich für die Abschaffung der Todesstrafe ein, kämpfte für die Unabhängigkeit seines Heimatlandes, gründete viele Kultur- und Bildungseinrichtungen in Georgien (z.B. die Gesellschaft zur Verbreitung der Lese- und Schreibkunde) und war zu guter Letzt ein treuer Beschützer der georgischen Sprache und Kultur von der Russifizierung. 1907 wurde Chabchavadze im Alter von 69 Jahren auf einer Reise ermordet. Es gilt heute als sicher, dass es sich dabei um ein politisches Attentat handelte.

Gewohnt hat der Gründungsvater des modernen Georgiens, der den 20-Lari-Schein ziert, jedenfalls wunderschön. Nach einem Spaziergang im umliegenden Garten ging es samt allen Deutschlehrerinnen dann noch zur Zedazeni Kirche. Eigentlich wollten wir hochlaufen, doch nach 10 Minuten kam einfach unsere Maschrutka hinter uns her, die uns die letzten Meter hoch kutschierte. Für die Lehrerin in Pumps war das wahrscheinlich auch das Beste… Oben hatte man zwar nicht den wunderbarsten Blick auf Tbilisi, aber dafür konnte man den Nebel anfassen. (;

Beim gemeinsamen Picknick im Herbstwald mit zwei Omas, die unsere Maschrutka als Mitfahrgelegenheit nutzten, ist mir nochmal klar geworden, wie unglaublich wohl und willkommen ich mich in diesem vielseitigen Kollegium fühle. Ich weiß, ich kann es nicht oft genug sagen, aber wenn der Tamada schon auf einen trinkt, kann man sich echt glücklich schätzen. (:

3 Gedanken zu „Der Tag, an dem ich den ungekrönten König Georgiens kennenlernte“

  1. Ein Tamada soll ein guter Trinker und Genießer sein, über einen unerschöpflichen Fundus an Trinksprüchen und das nötige Pathos verfügen…….
    Na, da würde mir spontan schon mal Thomas einfallen !

  2. Hallo Mara,
    es ist Freitag abend, der Schreibtisch geräumt (Juppheidi!!), da dachte ich, doch mal schauen, ob es was neues von M. gibt! Na, perfekt – eine kurzweilige Kurzgeschichte mit Lerneffekt.
    Einen „Tamada“ habe ich vorher nicht gekannt (evtl. hast Du das schon mal erwähnt – naja manchmal liest Frau quer).

    PS.: Bin am Überlegen, ob man das nicht auch mal hier bei einer Fete einführen soll! Wer könnte sich eignen?

  3. Hallo Mara,
    was hast du aber auch für eine spannende Lebensphase – und machst immer das beste daraus!

    Und du kannst so anschaulich erzählen, so dass in meinem Kopf-Kino viel los ist: Da gibt es Mara inmitten der Pumps tragenden Kolleginnen und in der Woche davor Mara im neuen „Partisaninnen“-Look.
    Wir freuen uns für dich, dass du jetzt komfortabler und entspannter wohnst – für den kommenden Winter ist es ja nicht zu unterschätzen, mal schnell noch einen Shop um die Ecke zu haben (ich denke so an Lissabon.., ist ja nicht zu vergleichen…..) .
    Christopher und ich haben uns übrigens im nördlichen Baskenland, in der Region Urdaibai, beim Wandern im Herbst auch mal so fürchterlich verlaufen, dass der Abstieg über eine Schlucht, in der es vor Spinnen aller Größen nur so wimmelte, irgendwie gelingen musste. Ging doch und geht irgendwie immer wieder.
    Da bist du also vom selben Schlag. Glückwunsch!

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